VII. EIKE-Konferenz in Mannheim: Nüchterne Bestandsaufnahme statt Angstmache

Auf der Mannheimer Tagung stand der Einfluss der kosmischen Strahlung und der Sonne auf das irdische Klima im Mittelpunkt. Dieser Einfluss wird offenbar auch im neuesten IPCC-Bericht weit unterschätzt. Die Astrophysiker Prof. Nir Shaviv (Jerusalem) und Prof. Henrik Svensmark (Kopenhagen) wiesen auf die Parallelität zwischen astronomischen beziehungsweise solaren Zyklen und der Durchschnittstemperatur der Erde hin. Die von Svensmark schon in den 1990er Jahren aufgestellte Hypothese, wonach eine Abschwächung des solaren Magnetfeldes mehr kosmische Partikel in die Erdatmosphäre eintreten lässt und diese wiederum die Wolkenbildung begünstigen, konnte inzwischen am europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf experimentell untermauert werden.

Der Geologe Sebastian Lüning, Co-Autor des Bestsellers „Die kalte Sonne“, wies darauf hin, dass der Einfluss der Sonne im gerade vorgestellten 5. IPCC-Bericht gegenüber den vorherigen Berichten sogar noch weiter herabgestuft worden ist. Das aber widerspreche auf skandalöse Weise den von Geologen gesammelten Fakten über die Entwicklung der Erde und ihrer Klimate. Man müsse davon ausgehen, dass die winzigen Schwankungen der Sonnenhelligkeit, die der IPCC allein in Betracht zieht, durch atmosphärische und ozeanische Prozesse verstärkt werden. Einer dieser Mechanismen ist höchstwahrscheinlich die von Svensmark postulierte Verstärkung der Wolkenbildung durch kosmische Partikel. (Wir haben mehrfach darüber berichtet.) Ein anderer Verstärkungsmechanismus ist die so genannte Pazifisch-Dekadische Oszillation (PDO), deren Rhythmus sich direkt in der Temperaturkurve der Erde widerspiegelt. Wie beides zusammenhängt, ist aber noch unbekannt.

Lüning verwies in diesem Zusammenhang vor allem auf die so genannten Bond-Zyklen benannt nach dem 2005 verstorbenen US-Geologen Gerard C. Bond), die rund um den Globus in ozeanischen Sedimenten feststellbar sind. Diese in Jahrtausende alten Ablagerungen sichtbaren Streifenmuster sind die Folge von Schwankungen des Meeresspiegels. Daraus geht hervor, dass diese Schwankungen dem Rhythmus der solaren Strahlungsintensität folgten. Außer in ozeanischen Sedimenten können Bond-Zyklen auch an den Stalagmiten von Tropfsteinhöhlen beobachtet werden, die von den Heidelberger Geologen Mangini und Neff untersucht wurden. Kurzlfristig folgen die Sonnenhelligkeit, die UV-Strahlung, die Stärke des solaren Magnetfeldes, die Radiowellen und die Erdtemperatur dem 11-jährigen Schwabe- und dem 22-jährigen Hale-Zyklus. Mittelfristig sind der 87-jährige Gleissberg- und der 210-jährige Suess/de Vries-Zyklus ausschlaggebend. Längerfristig folgt die Erdtemperatur dem etwa 1000-jährigen Eddy- und den etwa 2000-jährigen Hallstatt-Zyklus der Sonnenaktivität. Daraus lässt sich ableiten, dass die nunmehr seit 17 Jahren beobachtbare Stagnation der Durchschnittstemperatur über den Landmassen der Erde in den kommenden Jahrzehnten von einer spürbaren Abkühlung abgelöst werden wird. Das ist, wie auch Lüning betonte, durchaus keine gute Nachricht!

Es war nicht zu erwarten, dass auf dem Mannheimer Kongress, angesichts des Erfolges seiner sechs Vorgänger, lauter Neuigkeiten verkündet werden würden. Von daher war es umso interessanter, dass es den Veranstaltern erstmals gelang, den international führenden Klimaforscher Professor Richard Lindzen vom renommierten Massachusetts Institut of Technology (MIT) als Referenten zu gewinnen. Lindzen unterscheidet sich von vielen „Klima-Skeptikern“ dadurch, dass er die Existenz des so genannten atmosphärischen Treibhauseffekts und die Rolle des „Treibhausgases“ CO2, mit denen die alarmierenden Modellrechnungen der IPCC-Berichte begründet werden, nicht grundsätzlich in Frage stellt. Im Unterschied zu den hinter den IPCC-Berichten stehenden Wissenschaftlern stützt sich Lindzen jedoch nicht in erster Linie auf Computermodelle, sondern auf Satelliten-Messungen. Er wirft den Klima-Modellierern vor, nicht wirklich auf Erkenntnisgewinn aus zu sein, sondern nur die Möglichkeit von Katastrophen demonstrieren zu wollen – mit dem alleinigen Ziel, den Menschen Angst einzujagen. In Wirklichkeit liefere die Klimaforschung keine Rechtfertigung für die Panikmache, denn eine Verdoppelung des CO2-Gehalts der Atmosphäre könne allenfalls zu einem Temperaturanstieg von einem Grad Celsius führen und nicht von bis zu 4,5 Grad, wie der IPCC schätzt. Der Grund dafür seien negative Rückkopplungen in der Atmosphäre (zum Beispiel durch die verstärkte Bildung hoch fliegender Cirrus-Wolken, die die Erde gegenüber der Infrarotstrahlung der Sonne abschirmen, bei höheren Lufttemperaturen). Es besteht also kein Grund, Kohlenstoffdioxid und Kohlekraftwerke zu verteufeln, wie das jetzt anlässlich der Vorstellung des 5. IPCC-Berichts grüne Berufspolitiker aller Parteien wieder eifrig taten.

Die deutsche „Energiewende“ wird begründet mit heidnischen Ängsten, die den Deutschen durch Jahrzehnte währende grüne Gehirnwäsche eingetrichtert wurden: die Angst vor der Erschöpfung der Rohstoffe, die Angst vor der Klimakatastrophe und die Angst vor Radioaktivität. Nur diese inzwischen bei den Deutschen ganz tief sitzenden Ängsten erklären, warum es so wenigen auffällt, dass der gleichzeitige Ausstieg aus der Atomenergie und der Kohleverstromung dem wirtschaftlichen Selbstmord Deutschland gleichkommt. Prof. Dr. Ing. Dieter Ameling, der ehemalige Präsident der früher mächtigen Industrievereinigung Stahl, zeigte das am Beispiel seiner Branche auf. Deren Geschäft besteht nun einmal darin, dem Eisenerz den Sauerstoff zu entreißen und diesen mit Kohle beziehungsweise Koks zu Kohlenstoffdioxid zu verbinden. Würde die Stahlindustrie die von der Politik vorgegebene Drosselung des CO2-Ausstoßes um 80 Prozent bis zum Jahr 2050 und gar um 100 Prozent bis zum Ende des Jahrhunderts umsetzen, müsste sie schlicht dichtmachen. Doch daran hängen in Deutschland (einschließlich der stahlintensiven Industrien) etwa dreieinhalb Millionen Arbeitsplätze.

Deutschland leistet sich mit der massiven Subventionierung so genannter erneuerbarer Energien über garantierte Einspeisetarife nach dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) den Luxus einer doppelten Stromversorgung, von der der größere Teil nicht zuverlässig zur Verfügung steht.  Schon jetzt hat Deutschland die mit Abstand höchsten Industriestrompreise der Welt. (Nur in Tschechien und Bulgarien sind sie noch etwas höher). Die Industrie ist deshalb längst dabei, sich schleichend von Deutschland zu verabschieden. Bei Schlüsselindustrien wie Stahl und Chemie liegen die Inlandsinvestitionen bereits unter den Abschreibungen. Setzt der deutsche Wohlfahrtsstaat seine energiepolitische Geisterfahrt fort, entzieht er sich seine eigenen wirtschaftliche Grundlage.

 

Schadenfreude ist nicht die Sache von EIKE. Deshalb haben drei seiner Mitglieder, allesamt erfahrene Ingenieure, zu Beginn dieses Jahres ein „Energiepolitisches Manifest“ vorgelegt, das aufzeigt, wie jetzt noch das Schlimmste verhindert werden kann. Wir haben dieses Manifest an dieser Stelle ausführlich besprochen. Dipl. Ing. Michael Limburg, Vizepräsident von EIKE und einer der Verfasser des Manifests, stellte in Mannheim dessen wichtigste Punkte vor. Um die Kostenlawine der „Energiewende“ halbwegs in den griff zu bekommen, gehe an der ersatzlosen Streichung des EEG kein Weg vorbei, betonte Limburg. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel ist es zwar gelungen, gegenüber der EU-Kommission die teilweise Befreiung energieintensiver Betriebe von der EEG-Umlage zu verteidigen, er konnte sich mit seinem „EEG 2.0“ aber leider nicht gegen die massive Lobby der Profiteure der „Erneuerbaren“ durchsetzen. So steigt die Gefahr eines Netzzusammenbruchs infolge der Überproduktion von Ökostrom.