Das Rätsel der Eiszeiten – Teil IV – Umlaufbahnen, Jahreszeiten und mehr

In Teil III haben wir einen kurzen Blick auf die orbitalen Faktoren geworfen, die die Sonneneinstrahlung beeinflussen. Hier nun wollen wir diese Faktoren detaillierter betrachten. Wir beginnen mit der derzeitigen Lage.

Jahreszeitliche Verteilung der einfallenden Sonnenstrahlung

Die Erdachse ist relativ zur Ebene der Umlaufbahn geneigt, so dass im Juli der Nordpol und im Januar der Südpol von der Sonne beschienen wird. In Bild 1 sind die Graphiken der einfallenden Sonnenstrahlen an der Obergrenze der Atmosphäre (TOA), monatlich und auf verschiedenen geographischen Breiten gezeigt:

From Vardavas & Taylor (2007)

Abbildung 1: Langzeitliche (1984 bis 1997) zonal-jahreszeitliche Variation der einfallenden TOA-Solarstrahlung (W/m²) der Nordhemisphäre (gepunktete Linie) und der Südhemisphäre (durchgezogene Linie).

Und jetzt die Mittelwerte, zuerst nach Breite für das Jahr, dann Monat für Monat in der Nord-, der Südhemisphäre und des gesamten Globus’:


Figure 2

Fig. 2 (5.17): Langzeitliche (1984 bis 1997) mittlere jährliche breitenabhängige Variation der berechneten einfallenden kurzwelligen Strahlung (W/m²) an der TOA (Hatzianatassiou et al. 2004)

Fig. 2 (5.18): Langzeitliche (1984 bis 1997) mittlere jährliche jahreszeitliche Variation der berechneten einfallenden kurzwelligen Strahlung (W/m²) an der TOA (Hatzianatassiou et al. 2004)

Man erkennt, dass die Südhemisphäre einen höheren Spitzenwert aufweist – dies liegt daran, dass die Erde am 3. Januar der Sonne am nächsten ist (Perihel), also während des Sommers der Südhemisphäre. Es spiegelt sich auch im globalen Wert wieder, der zwischen 330 W/m² im Aphel und 352 W/m² im Perihel schwankt.

Exzentrizität

Es gibt eine gute Einführung über planetare Orbits bei Wikipedia. Ich wurde von der langweiligen Aufgabe befreit auszuarbeiten, wie man einen elliptischen Orbit mit der Zeit vermittels Matlab implementiert, hat dies doch freundlicherweise schon Jonathan Levine getan. Er lieferte auch die Lösung des viel schwierigeren Problems der Einstrahlung mit der Breite an irgendeinem Tag während der Quarternary-Periode, auf die wir später schauen werden. In Bild 3 ist die Einstrahlung an der TOA pro Tag des Jahres als Funktion der Exzentrizität des Orbits gezeigt:


Abbildung 3 – aktualisiert

Der Erdorbit weist gegenwärtig eine Exzentrizität von 0,0167 auf. Dies bedeutet, dass die maximale Variation der Solarstrahlung 6,9% beträgt. Im Perihel ist die Erde 147,1 Millionen km von der Sonne entfernt, im Aphel 152,1 Millionen km. Die Menge der Solarstrahlung, die wir empfangen, folgt dem „Umgekehrtes-Quadrat-Gesetz“ – soll heißen, wenn man sich zweimal so weit entfernt, reduziert sich die Sonnenstrahlung um den Faktor vier. Damit kann man die Differenz zwischen Minimum und Maximum sehr einfach berechnen: (152.1/147.1)² = 1.069 oder eine Änderung um 6,9%. Während der letzten Million Jahre oder mehr hat der Erdorbit seine Exzentrizität verändert, und zwar von einem Tiefstwert nahe Null bis zum einem Maximum von etwa 0,055. Die Periode eines jeden Zyklus‘ beträgt etwa 100.000 Jahre.

Hier folgt meine eigene Berechnung der Änderung der Gesamtsolarstrahlung an der TOA in Abhängigkeit von der Exzentrizität:


Figure 4

Schaut man auf Abbildung 1 von Imbrie & Imbrie (1980), zeigt sich über den Daumen gepeilt, dass sich die Exzentrizität über einen Zeitraum von 50.000 Jahren von 0,05 auf 0,02 geändert hat (von vor etwa 220.000 Jahren bis vor 170.000 Jahren). Dies bedeutet, dass die solare jährliche Einstrahlung über 50.000 Jahre um 0,1% oder 3 mW/m² pro Jahrhundert zurückgegangen ist. (Dieser Wert ist eine Überschätzung, weil es sich um den Spitzenwert der Sonne senkrecht über uns handelt. Falls wir stattdessen die Sommermonate in höheren Breiten betrachten, ergibt sich eine Änderung von 0,8 mW/m² pro Jahrhundert).

Das ist ein erstaunlicher Rückgang, und da ist es kein Wunder, dass es so schwierig ist, den starken 100.000-Jahres-Zyklus in der Klimahistorie mit den Milankovitch eccentricity cycles in Einklang zu bringen.

Neigung & Präzession

Um die Grundlagen dieser Änderungen zu verstehen, schaue man auf den Milankovitch-Artikel. Keiner dieser beiden Effekte, Neigung und Präzession, ändert die gesamte jährliche Solarstrahlung an der TOA. Sie ändern lediglich deren Verteilung. Die folgende Abbildung 5 zeigt die letzten 250.000 Jahre der solaren Einstrahlungen am 1. Juli – für einige Breiten:


Figure 5

Man beachte, dass im Mittsommer die äquatoriale Einstrahlung natürlich geringer ist als die polare Einstrahlung. In Bild 6 folgt der gleiche Plot für den 1. Oktober. Jetzt ist der äquatoriale Wert höher:


Figure 6

In Bild 7 wollen wir die Werte bei 65°N betrachten, die oft bei Studien zum Thema Eiszeit eine Rolle spielen, dieses Mal jedoch für den Anfang jeden Monats. Das heißt für die Legende: 1 = 1. Januar, 2 = 1. Februar und so fort:


Figure 7

Nur interessehalber habe ich ein Datum der letzten Zwischeneiszeit markiert – die Eemian-Zwischeneiszeit, soweit sie bekannt ist.

Man bilde eine Theorie aus den folgenden Daten:

● Spitzenwert der Einstrahlung bei 65°N

● Höchste Änderungsrate

● minimale Einstrahlung

● Mittelwert der Sommermonate

● Mittelwert des Winterhalbjahres

● Mittelwert der 3 Herbstmonate

Dann gehe man damit in die Graphik. Schwierigkeiten? Man wähle eine andere Breite. Oder Südhemisphäre – auch kein Problem. Wie wir sehen werden, gibt es eine Menge Theorien, die sich alle „Milankovitch“ nennen, aber jede einzelne ist offensichtlich nicht kompatibel mit anderen Theorien gleichen Namens „Milankovitch“.

Endlich haben wir ein Tool, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Jonathan Levine, das es uns erlaubt, jedweden Wert zu berechnen. Wenn also irgend ein Leser einen Wunsch nach anderem output hat, einfach nachfragen. Aber: Warnung an aufstrebende Theoretiker hinsichtlich Eiszeiten (hoffentlich gibt es solche schon) von Kukla et al (2002):

Das marine Isotop wird normalerweise an die astronomische Chronologie angepasst, repräsentiert durch die TAA-Einstrahlung im Juni auf einer Breite von 60° oder 65°N. Das war ausreichend gerechtfertigt, weil die Frequenz der globalen Klimazustände im Pleistozän zu den Frequenzen orbitaler Variationen passt.

Der Mechanismus der Reaktion des Klimas auf die Einstrahlung bleibt unklar, und die Rolle der Einstrahlung in den hohen Breiten im Gegensatz zu derjenigen in niedrigen Breiten ist immer noch Gegenstand von Diskussionen.

In jedem Falle scheint die Verbindung zwischen den globalen Klimata und orbitalen Variationen kompliziert zu sein und ist nicht direkt abhängig von der Einstrahlung im Juni bei 65°N. Wir raten dringend davon ab, lokale Klimaproxys mit Hilfe von unbegründeten astronomischen Variationen vorzunehmen.

Ich bin hinsichtlich historischer Aufzeichnungen und wie sie konstruiert worden sind, ein Novize. Aber ich verstehe, dass SPECMAP zu einer Milankovitch-Theorie gemacht worden ist, das heißt, die Höhepunkte der Eis- und Zwischeneiszeiten wurden zeitlich durch astronomische Werte bestimmt.

Link: http://scienceofdoom.com/2013/10/14/ghosts-of-climates-past-part-four-understanding-orbits-seasons-and-stuff/

Die bisherigen Teile:

Teil I und II: http://www.eike-klima-energie.eu/climategate-anzeige/das-raetsel-der-eiszeiten-teil-i-und-ii/

Teil III: http://www.eike-klima-energie.eu/climategate-anzeige/das-raetsel-der-eiszeiten-teil-iii-hays-imbrie-shackleton/




Sonnenfleckenzyklus 24 der schwächste seit 1828

In diesem Beitrag von Frank Bosse und mir (http://www.kaltesonne.de/?p=17194) berichten wir über eine kürzlich erschienene Publikation von Wissenschaftlern um Paola Moffa-Sanchez von der Universität Cardiff, wonach die Veränderung der Sonnenaktivität zu natürlichen Klimaveränderungen in Europa führt. Untersuchungen des Meeresbodens des Nordatlantiks erlaubten eine Rekonstruktion der Ozeantemperaturen und des Salzgehaltes über 1000 Jahre. Dabei passten kalte Ozeankonditionen zu Zeiten geringer solarer Aktivität. Andere Forscher ( u.a. Lockwood) hatten bereits herausgefunden, dass während solarer Minima Hochdruckzonen westl. der britischen Inseln entstehen, die die Westwinde blockieren, so dass kalte Luft von der Arktis und Eurasien nach Europa fließen kann.

Nach Moffa-Sanchez folgt die thermohaline Zirkulation AMOC – der Wärmestrom des Nordatlantiks – der solaren Schwäche mit einem Verzug von 10 -15 Jahren.

Wir hatten auf die Abschwächung der AMOC und den Rückgang des Wärmeinhalts des Nordatlantiks bereits im Januar (http://www.kaltesonne.de/?p=15893) in unserem Beitrag "Neues vom Nordatlantik: Das natürliche “Day after Tomorrow“- Szenario?" hingewiesen.

Dies bedeutet aber auch, dass die außerordentliche Schwäche des aktuellen Sonnenzyklus sich erst in den nächsten Jahren in einer weiteren Abkühlung des Wärmestroms niederschlagen wird. 

Welche Auswirkungen eine solche Abschwächung bei weiterer solarer Schwäche auf die klimatischen Bedingungen Europas haben wird, beschreibt Paola Moffa-Sanchez in der historischen Rückschau :

"Indeed we propose that this combined ocean-atmospheric response to solar output minima may help explain the notoriously severe winters experienced across Europe between the 16th and 18th centuries, so vividly depicted in many paintings, including those of the famous London Frost Fairs on the River Thames, but also leading to extensive crop failures and famine as corroborated in the record of wheat prices during these periods.”

in Deutsch

"Tatsächlich schlagen wir vor, dass diese kombinierte Ozean-Atmosphären Reaktion auf das Solarleistung-Minimum helfen kann, die notorisch strengen Wintern zu erklären, die Europa zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert erlebt hat. Und die so lebhaft in vielen Bildern dargestellt wurden, darunter die der berühmten Londoner Frost Fairs an der Themse , aber auch zu umfangreichen Missernten und Hungersnöten führten, wie in der Aufzeichnung der Weizenpreise während dieser Zeit bestätigt wird."

Vollständiger Bericht als pdf Anhang

Related Files




Neue Gallup-Umfrage: Klimaänderung ganz unten auf der Besorgnis-Liste

Bjørn Lomborg schreibt auf seiner Facebook-Site: Eine neue Umfrage von Gallup zeigt, dass sich die Amerikaner überhaupt keine Sorgen hinsichtlich der globalen Erwärmung machen (Siehe Bild rechts, linke Seite; Quelle: http://www.gallup.com/poll/167843/climate-change-not-top-worry.aspx)

Dies ähnelt stark dem Ergebnis einer Umfrage in Europa, die zeigt, dass sich die Europäer um sehr vieles sehr viel mehr Sorgen machen als um die globale Erwärmung (Bild rechts, rechte Seite; Quelle: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10152349665523968).

[Bemerkungen des Übersetzers zu diesen Abbildungen: Sie sind nämlich nicht direkt vergleichbar. In der US-Umfrage waren die Fragen zu Klima und Energie getrennt, und es zeigt sich, dass sich die Amerikaner um die Energieversorgung deutlich mehr Sorgen machen als um Klima. Bei der Umfrage in Europa hat man beide Themenkomplexe in einer Frage zusammengefasst. In beiden Fällen sind den Menschen aber andere Dinge als Klima und/oder Energie viel wichtiger.

Beim Anklicken der Quellen-Links sieht man die Darstellungen deutlicher.]

Das bedeutet nicht, dass die globale Erwärmung kein Problem ist oder etwas, um das man sich nicht zu kümmern braucht. Aber das Ergebnis zeigt, dass die Politiker die Diskussion zu diesem Thema viel zu sehr aufgebauscht haben, und wahrscheinlich tun sie uns einen großen Missfallen, wenn sie sich auf kurzfristige Dinge konzentrieren wie Solar- und Windenergie, die riesige Kosten verursachen und kaum Nutzen bringen.

Beruhigend ist auch, dass Rassenprobleme inzwischen die geringste Sorge der US-Amerikaner geworden sind.

——————————————-

Inzwischen wirft der Senat mit Schimpfwörtern um sich, während ihre Argumente vom Winde verblasen werden. Bei Forbes erschien kürzlich ein guter Artikel [von James Taylor, Heartland Institute], worin es heißt, dass Alex Sink seinen Sitz aus allen möglichen Gründen verloren hat, darunter vielleicht auch Klimaänderung. Dieser Verlust repräsentiert einen echten Leithammel,da Demokraten und Republikaner gleichermaßen nur für das Wettrennen zu diesem einen Thema über 12 Millionen Dollar ausgegeben haben.

Und von Stephen Rasey stammt ein Kommentar aus dem Protokoll der All-Night-Sitzung des Senats.

——————————————-

Hier folgt eine Schnellübersicht des Gebrauchs des Wortes „denier“ [Anklicken empfohlen!] in der  Sitzung des Senats in der Nacht vom 10. zum 11. März [muss man das eigentlich übersetzen? Ich denke nein! A. d. Übers.]:

CR_Page , CR_Speaker _, CR_Text
S1378 __, REID ________, climate change deniers still exist.
S1378 __, REID ________, the deniers.
S1379 __, SCHUMER _____, deniers like to claim there are competing
S1379 __, SCHUMER _____, Climate change deniers need to wake
S1379 __, BOXER _______, The deniers have given in to the
S1381 __, BLUMENTHAL _, deniers, who are as much a part of the
S1381 __, KING ________, I would not call myself a denier, but
S1387 __, BOXER _______, but who I think is a dangerous denier,
S1387 __, BOXER _______, a dangerous denier in the face of 97 percent
S1387 __, SCHATZ ______, our climate deniers tend to use. I will
S1387 __, SCHATZ ______, This was a prominent climate denier
S1387 __, SCHATZ ______, in Antarctica. More and more deniers
S1387 __, SCHATZ ______, Some deniers also like to use responsible
S1387 __, SCHATZ ______, So deniers cannot in good conscience
S1387 __, SCHATZ ______, deal. Maybe it is even good. As deniers
S1388 __, SCHATZ ______, This category of deniers accepts the reality,
S1390 __, FEINSTEIN __, change deniers, reported to Congress in
S1392 __, WHITEHOUSE _, which the climate denier community
S1392 __, WHITEHOUSE _, That is how much fuss the deniers
S1393 __, BOXER _______, deniers are standing with 3 percent of
S1393 __, BOXER _______, we have proven the point that deniers
S1395 __, FRANKEN _____, deniers have taken this as a sign that
S1400 __, KAINE _______, science deniers and leadership deniers,
S1400 __, KAINE _______, To science deniers, I am happy to say
S1401 __, KAINE _______, It is the skeptics and the deniers who
S1401 __, KAINE _______, variety, climate denier or leadership
S1401 __, KAINE _______, denier, don’t underestimate American

Link: http://wattsupwiththat.com/2014/03/12/new-gallup-poll-shows-climate-change-near-the-bottom-of-things-worth-worrying-about/

Übersetzt und bearbeitet von Chris Frey EIKE




Europas grüner Selbstmord – INEOS-Boss: EU-Industrie könnte in einem Jahrzehnt ausgelöscht sein

[*Was damit gemeint ist, siehe hier]

Seinen Worten zufolge wird eine giftige Mischung hoher Energiekosten – weiter aufgeblasen durch grüne Steuern – und Rohstoffpreise, die verglichen mit Amerika und dem Nahen Osten in einer ‚anderen Liga‘ spielen, sowie nicht wettbewerbsfähige Arbeit zur rapiden Schließung der Chemiewerke in Europa führen.

Das gilt, bevor Europa von einer Exportwelle aus Amerika getroffen wird – das Ergebnis von 71 Milliarden Dollar, die die chemische Industrie in den USA bis zum Jahr 2020 ausgeben wird, um die Schiefergasrevolution zu finanzieren, die die Energiepreise inzwischen auf ein Drittel des Niveaus in Europa gedrückt hat.

Mr. Ratcliffe schreibt in seinem Brief: „Ich erinnere an das Aussterben der europäischen Textilindustrie vor meinen Augen, als ich noch Student bei Courtaulds in den achtziger Jahren war. Jetzt könnte sehr gut ein weiterer europäischer Dinosaurier das Weite suchen“.

Er verweist darauf, dass die chemische Industrie, die mit der Autoindustrie im Wettbewerb um den größten Hersteller in Europa steht, „ein deutlich größerer Brocken ist“ als die Textilindustrie, mit Umsätzen von 1 Billion Dollar pro Jahr und verantwortlich für 1 Million direkter und 5 Millionen indirekter Arbeitsplätze.

Chemikalien sind als Zusätze „omnipräsent”, egal ob „in unseren Uhren, Deodorants, iPhones, Autos und Nike-Schuhen. Strategisch und ökonomisch sollte keine große Volkswirtschaft Hand an seine chemische Industrie legen“.

Etwa 32 der 60 Chemiewerke von Ineos befinden sich in Europa, aber deren Profite haben sich während der letzten drei Jahre halbiert, während sich die Profite der Gruppe in den USA verdreifacht haben. Die Situation wird noch verschärft durch zunehmenden Wettbewerb aus dem Nahen Osten und Asien.

Mr. Ratcliffe weist darauf hin, dass der größte Rivale von Ineos, nämlich BASF, im europäischen Markt mit etwa 200 Chemiewerken präsent ist und ebenfalls „zum ersten Mal jemals einen strategischen Rückschlag hinnehmen musste“.

Unter Verweis auf die Tatsache, dass in UK seit 2009 22 Chemiewerke geschlossen und keine neuen errichtet worden sind, sagt Mr. Ratcliffe über die europäische Misere: „Ich kann grüne Steuern sehen, ich kann kein Schiefergas sehen, ich kann die Schließung von Kernkraftwerken sehen, ich kann sehen, wie das produzierende Gewerbe davon getrieben wird. Es sieht nicht gut aus für Europa; wir sind Kaninchen, gefangen im Licht der Scheinwerfer, und wir haben unsere Hosen herunter gelassen“.

Full story (subscription required)

[Anmerkung des Übersetzers: In deutschen Zeitungen steht so etwas natürlich nicht!]

Link: http://www.thegwpf.org/europes-green-suicide-chemicals-industry-wiped-decade-ineos-boss-warns/

Übersetzt von Chris Frey EIKE




Das Schweigen der Klimaforscher

Seit siebzehn Jahren erwärmt sich weltweit das Klima nicht mehr. Das mögen die Schweizer nach einem milden Nichtwinter zwar kaum glauben. In Kairo aber fiel seit einem Jahrhundert erstmals wieder Schnee. In Amerika herrschte eine Rekordkälte. Und in der Antarktis hat sich das Eis so weit wie selten ausgedehnt. Vor allem zeigen die Messungen der ­Meteorologen: Seit 1997 ist die Durchschnittstemperatur kaum noch gestiegen – ­bei den Prognosemodellen der Klimaforscher kann also etwas nicht stimmen.

Mit diesem Problem kämpften auch die ­Wissenschaftler des Uno-Weltklimarates (IPCC). Unter dem Vorsitz des Berner Professors Thomas Stocker tagten sie im September 2013 eine Woche lang in Stockholm, um eine Zusammenfassung ihres umfangreichen Berichtes zum Klimawandel zuhanden der Politik abzusegnen. Bei allen Problemen und ­allem Disput fassten sie ihre Erkenntnisse aber in wenigen einfachen Merksätzen zusammen. Der wichtigste, der es weltweit in die Schlagzeilen brachte: Der Klimawandel sei unbestritten – und er sei mit 95-prozentiger (statt wie bisher nur mit 9o-prozentiger) Sicherheit von den Menschen verursacht.

«Eine relativ triviale Erkenntnis», höhnen jetzt der britische Klimaforscher Nicholas ­Lewis und der niederländische Wissenschaftsjournalist Marcel Crok. Das CO2 wirkt zweifelsfrei als Treibhausgas, weil es verhindert, dass die Erde alle Sonnenwärme wieder abstrahlt. Da die Menschen seit der industriellen Revolution viel Kohle, Öl und Gas verbrannt haben, stieg der CO2-Anteil in der Atmosphäre – von 280 auf 400 Teilchen pro Million. Das wirkt unbestritten erwärmend, umstritten aber bleibt: wie stark? Und wie gefährlich?

Um diese entscheidenden Fragen drückten sich die Klimaforscher in Stockholm, be­haupten Lewis und Crok in einem umfang­reichen Report, letzte Woche veröffentlicht vom britischen Think-Tank Global Warming Policy Foundation, dem namhafte Politiker und ­Wissenschaftler angehören. Ja, der Titel erhebt ­sogar einen schweren Vorwurf: «How the ­IPCC Buried Evidence Showing Good News About Global Warming». Das heisst: Die ­Wissenschaftler, die eigentlich nur den Forschungsstand beurteilen sollen, verschwiegen wichtige Erkenntnisse, weil diese ihren Katastrophenwarnungen widersprachen.

Die beiden Kritiker lassen sich nicht als «Klimaleugner» abtun. Nicholas Lewis arbeitete als freier Physiker und Mathematiker mit leitenden IPCC-Leuten zusammen an wegweisenden Studien. Und Marcel Crok überprüfte den aktuellen IPCC-Bericht im Auftrag der niederländischen Regierung. Das Vorwort stammt zudem von Professorin Judith Curry, einer führenden Atmosphärenphysikerin, die als Kritikerin der Klimaforscher in den letzten Wochen auch den US-Kongress beriet. Der ­Report erregte deshalb weltweit grosses Aufsehen, wenn auch nicht in den Medien, die ­immer noch mit Vorliebe vor Katastrophen warnen.

Weit geringere Temperaturwerte

Es geht um die zentrale Frage der Klimaforschung: Wie stark erwärmt sich das Klima, wenn sich der CO2-Anteil in der Atmosphäre verdoppelt? Die IPCC-Forscher nahmen bisher den wahrscheinlichsten Wert von 3 Grad Celsius an, ihr vierter Bericht von 2007 sprach von einer Bandbreite zwischen 2 und 4,5 Grad. In den letzten Jahren, betonen Lewis und Crok, seien aber mehrere Studien herausgekommen, die auf weit geringere Werte zwischen 1,5 und 2 Grad Celsius deuten. Mit den wahrscheinlichsten Annahmen, stellen die Autoren fest, «läge die Erwärmung selbst beim zweithöchsten Emissionsszenario des IPCC im Jahr 2100 noch beim internationalen Ziel von 2 Grad» – es gäbe also keinen Grund für Katastrophenwarnungen.

Diese gute Nachricht mochte das IPCC aber nicht vermelden, weil sie seine Szenarien in Frage stelle, behaupten die Kritiker. Die IPCC-Leute verschwiegen deshalb in ihrer Zusammenfassung für die Politiker die aktuellen Studien, verzichteten auf das Angeben des wahrscheinlichsten Werts und verbreiteten stattdessen die Botschaft, ­ihre Sicherheit sei trotz aller zunehmenden Unsicherheiten grösser denn je. Aufgrund der vorliegenden Studien hätte das IPCC den wahrscheinlichsten Wert auf 1,75 Grad senken müssen, schreiben Lewis und Crok: «Das wäre von den Weltmedien als eine der wichtigsten Erkenntnisse verbreitet worden, wenn nicht gar als die wichtigste – und dies zu Recht.»

«Papier ist geduldig», spottet Professor Thomas Stocker, von der Weltwoche um eine Stellungnahme gebeten. Er kritisiert, die ­Autoren hätten ihnen genehme Studien als Rosinen gepickt und ihren Report nicht im Peer-Review begutachten lassen: «Als politischer Entscheidungsträger möchte ich mich bei komplexen Fragen nicht auf einen von zwei Personen verfassten, nicht begutachteten Kurzbericht stützen müssen, der von einem Think-Tank publiziert wurde.»

Das ist allerdings nicht der Punkt. Denn ­Lewis und Crok machten nur, was eigentlich das IPCC tun müsste: die massgeblichen Studien sichten und die naheliegenden Schlüsse daraus ziehen. Die Lektüre ihres Reports sei Thomas Stocker empfohlen.

==================================================

Anmerkung EIKE-Redaktion:

Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in: Die WELTWOCHE Zürich, online-Ausgabe 11/2014 | Donnerstag, 13. März 2014 / http://www.weltwoche.ch

EIKE dankt dem Autor Markus Schär und der Redaktion der WELTWOCHE für die Genehmigung zum ungekürzten Nachdruck.