„Energiewende ins Nichts“, Teil 1: Anmerkungen zum Vortrag von Prof. Hans-Werner Sinn
Zuerst die gute Nachricht
Ein Kompliment an H-W. Sinn für seinen Mut an politischer Inkorrektheit. Er sprach in seinem Vortrag die praktisch unlösbaren Probleme der Energiewende klar aus und legte ihren ökonomisch-technischen Irrsinn schonungslos offen. Was diese Seite seines Vortrags angeht, war sie – mit Ausnahme eines einzigen gravierenden Fehlers – makellos. Die von ihm genannten Zahlen sind nachprüfbar. Der Inhalt seines Vortrags, der die Kosten und den technischen Aberwitz der Energiewende betrifft, ist im Übrigen praktisch identisch mit den schon seit Beginn der Energiewende-Aktion erschienenen und inzwischen kaum noch zu zählenden EIKE-News in der Rubrik "Energie"
Video des Vortrags von Prof. H-W-Sinn über die naturgesetzlichen Beschränkungen der "Energiewende" und deren unvermeidbare Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland
Allerdings: Jedesmal, wenn der Vortrag von H-W. Sinn andere Fachgebiete streifte, wurde es schwammig, aber keineswegs ganz falsch. So sollte, um ein stellvertretendes Beispiel zu nennen, ein Physiker, den es vermutlich auch im IFO gibt, Herrn Sinn die permanente Verwechslung von Atomkraftwerken mit Kernkraftwerken ausreden. Kernkraftwerke beziehen ihre Energie aus Umwandlungen der Atom-KERNE, Atomkraftwerke aus Umwandlungsvorgängen der Elektronenhülle des Atoms (meist Verbrennungsvorgänge). Insofern sind die klassischen Kohle- und Gaskraftwerke „Atomkraftwerke“. Nur die grüne Anti-Kernkraft-Lobby hat die Bezeichnung „Atomkraft“ in den deutschen Sprachgebrauch eingepflanzt, weil sie das Wort „Kernkraft“ für ihre Agenda als unerwünscht positiv besetzt beurteilte. Diesen physikalisch unsinnigen Sprachgebrauch sollte man nicht mitmachen.
Auch H-W. Sinns Anmerkungen zu schnellen Brütern, Uran aus dem Meer, Uranreichweite von 3000 Jahren etc. waren sämtlich in etwa richtig, könnten aber Korrekturen und Ergänzungen gut vertragen. Es wäre schön gewesen, H-W. Sinn hätte zu seiner korrekten Schilderung über die Einwirkung der radioaktiven Strahlung auf den Menschen auch das Phänomen der Hormesis erwähnt, d.i. die bei geringeren Dosen gesundheitsfördernder Wirkung von radioaktiver Strahlung (hier). Er hätte die Reichweite von Uran mit schnellen Brütern und Urangewinnung aus dem Meer korrekt mit vielen Millionen Jahren und nicht mit 3000 Jahren angeben sollen [1]. Seine Schilderung des Speicherproblems erschien uns ferner etwas zu kompliziert-umständlich, ob hier die Zuhörer noch folgen konnten? Es geht auch einfacher und anschaulicher.
Und schließlich das Elektroauto: H-W. Sinn vergaß zu erläutern, wie die Glättung des Zappelstroms aus Wind und Sonne mit Hilfe von 1 Mio. Elektroautos denn nun praktisch ablaufen soll. Diese von grünen Hirnen ausgebrütete "Idee" ist nämlich nur eine weitere unter vielen anderen unsinnigen der Energiewende. Das Umweltproblem der permanenten Entsorgung von Millionen Batterien voll giftiger Metallverbindungen wäre ebenfalls einer Erwähnung wert gewesen. Und schließlich: Wie soll das „Tanken“ von 1 Mio. Elektroautos eigentlich erfolgen? Unser 220 Volt Netz wäre damit hoffnungslos überfordert. Man müsste separate Hochspannungsleitungen zu den "Tankstellen" legen, man müsste die Spannung heruntertransformieren (denn man kann Elektroautos nicht mit Hochspannung laden), man müsste die Transformatoren kühlen …. ein weiterer technischer Abersinn.
Schade, leider doch ein kapitaler Fehler im Vortrag
Neben den vorbeschriebenen Korrekturen und Verbesserungen enthielt der Energiewendeteil aber auch einen kapitalen Fehler, den Prof. Helmut Alt (FH Aachen) in seinem uns zur Verfügung gestellten Schreiben an Herrn H-W. Sinn spezifiziert und kommentiert hat. Wir zitieren aus dem Schreiben von H. Alt wörtlich wie folgt:
"Sie erklärten bei 99 prozentiger Sicherheit 1 GW der Windleistung als gesicherte Leistung. Da ich bereits im Jahr 1968 unter Prof. Mandel als Diplomarbeitsthema die Thematik: „Berechnung der Reserveleistung im Verbundbetrieb der Kraftwerke“ in Deutschland behandeln durfte, möchte ich Ihnen zu der gesicherten Leistung folgendes darlegen: Der Erwartungswert für die gesicherte Leistung für die Stromerzeugung von 99 %, wie auch von Herrn Kohler in der dena-Netzstudie I genannt, ist für die Praxis der Energieversorgung vollkommen unzureichend: In der elektrischen Energieversorgung in Deutschland wurde bisher die notwendige Reserveleistung bei einer Versorgungssicherheit aus dem Kraftwerksmix von 10.000 Jahre/Tag, entsprechend einer Versorgungssicherheit von 99,9999 % ermittelt, also noch vier Neunen hinter dem Komma.
Wenn die Lufthansa z.B. mit 99 % iger Sicherheit fliegen würde, wäre im Mittel jeder hundertste Flug der letzte Flug. Eine sehr missliche Situation, keiner würde mehr fliegen. Daher erwartet man dort auch eine Sicherheit (Erwartungswert) in der Größenordnung von 99,9999 %. Damit ist jeder Millionste Flug rein statistisch der Letzte, darüber lässt sich so langsam reden, da kaum einer mehr als 30.000 Flüge in seinem Leben absolviert, also noch 970.000 weitere Flüge ebenso unfallfrei zu erwarten wären.
Ebenso misslich wäre dies für die Stromversorgung; von 365 Tagen wäre bei 99 % Sicherheit im Mittel an 3,65 Tagen im Jahr die Stromversorgung ausgefallen, für eine Industrienation eine unzumutbare Situation. Bereits aus den Leistungsganglinien kann man ersehen, dass es bei ¼ h iger Leistungsauflösung der zeitgleichen Leistung aller Wind- und Sonnenanlagen in Deutschland von derzeit rd. 32 GW Windleistung und 34 GW Sonnenleistung fast in jedem Monat einige Stunden gibt, in denen die Summenleistung nahezu Null ist d.h. bei 99,9999 %iger Sicherheit die verfügbare gesicherte Leistung sogar deutlich unter 1GW = 1000 MW liegt.(Sehen Sie den ganzen Brief von H. Alt an H-W.Sinn als pdf im Anhang)
Der von H. Alt kommentierte Fehler sieht zunächst "harmlos" aus. Er ist es aber nicht. 99% Verfügbarkeit, die definitiv nicht ausreichen, erzeugen nämlich in den Köpfen der Energiewende-Enthusiasten die irrationale Hoffnung, mit "smart grids" und ähnlichem Unsinn ihr ideologisches Ziel doch erreichen zu können. Dagegen steht fest: Ihr Ziel zu erreichen ist technisch und unter einigermaßen vertretbaren Kosten UNMÖGLICH!
Ein Fazit zum Energiewende-Treil des Vortrags
Der realitätsferne Aberwitz der "Energiewende" wurde von H-W. Sinn den Zuhörern nahezu mustergültig und sachlich zutreffend vermittelt – mit Ausnahme des o.g. kapitalen Fehlers.
Nun die schlechte Nachricht
Um es vorwegzunehmen: Die Autoren nehmen die nachfolgend erläuterte "CO2-Klima-Katastrophen-Überzeugung" einem Wissenschaftler wie H-W. Sinn, der mit Zahlen umgehen kann und zu recherchieren versteht, einfach nicht ab. Die Autoren sind vielmehr der Überzeugung, dass H-W. Sinn hier nicht seine wahre Auffassung schilderte. Er benötigt vermutlich die CO2-Problematik als entscheidendes "Zusatzargument" für seine bezüglich der "Energiewende" sachlich absolut korrekte Propagierung der Kernenergie. Eine andere Erklärung ist für einen Wissenschaftler vom Format eines H-W. Sinn nicht denkbar.
H-W. Sinn bzw. seinem mithelfenden Stab kann unmöglich unbekannt sein, dass das CO2 in der von ihm gezeigten Vostok-Eisbohrkern-Kurve der Temperatur-Kurve um etwa 800 Jahre nachfolgt. Dies ist etwa die Zeit, die ein Weltmeer zur vollkommenen Umwälzung benötigt. CO2 für die Temperaturschwankungen zwischen Warm- und Eiszeiten verantwortlich zu machen, entspricht dem bekannten Irrtum, Korrelation mit Kausalität gleichzusetzen. Die Löslichkeit von CO2 in Wasser hängt von der Temperatur ab, das Meer "atmet" CO2 bei kalten Temperaturen ein und bei warmen aus, ein ganz normaler und bestens bekannter Vorgang. H-W. Sinn müsste auch die Düngewirkung des CO2 bekannt sein, die nach 20-jährigen Auswertungen von NASA-Satelliten bereits aktuell die Ernten weltweit verbessert hat und unseren Planeten ergrünen ließ [2] und hier, hier. Er und seine IFO-Mitarbeitern müssten auch die beiden Physik-Nobelpreisträger R. Laughlin und Ivar Glaever kennen sowie etwas von den in viele Tausende gehenden Meteorologen und Klimaexperten gehört haben, die der IPCC-Hypothse von der anthropogenen Erwärmung in Fachpublikationen, Manifesten und öffentlichen Deklarationen widersprechen (hier). Er müsste auch etwas von den folgenden Verlautbarungen des wissenschaftlichen Beirats für globale Umweltveränderungen (WBGU) im Sondergutachten "Klimaschutz" auf S. 8, Abschnitt 2.1, letzter Absatz vernommen haben: „Wegen der hohen natürlichen Klimavariabilität ist es sehr schwierig nachzuweisen, ob der Mensch die beobachtete Klimaänderung mitverursacht hat“ (hier). Diese Aussage des WBGU erfolgte 1997, also praktisch zum Scheitelzeitpunkt der Erwärmung des 20. Jahrhunderts und zu einer Zeit als der WBGU noch mit Fachexperten und nicht, wie heute, mit grün-roten Glaubenskriegern besetzt war.
Bis zum heutigen Tage konnte ein anthropogener Einfluss auf Erdtemperaturen aus dem natürlichen Temperaturrauschen des Klimas nicht herausgefiltert werden. Es gibt keinen wissenschaftlichen Fachartikel, der dies belegen würde. H-W. Sinn müßte auch wissen, dass die globale Mitteltemperatur seit gut 15 Jahren leicht abnimmt oder zumindest stagniert und diese Stagnation, ebenso wie die lange Abkühlungsperiode ab 1935 bis 1975, nicht mit dem stetig zunehmenden atmosphärischen CO2-Gehalt zusammenpasst.
Die Autoren schätzen H-W. Sinn als einen sorgfältig recherchierenden Wissenschaftler und nehmen ihm deshalb, wie bereits betont, seine Aussagen zur CO2-Gefahr nicht ab. Diese Annahme wird unterlegt dadurch, daß Sinn in seinem Vortrag mehrfach die Hockey-Stick-Diskussion der Lächerlichkeit preisgab. Ein solch dreister Betrug, wie er vom US-Klimaforscher M. Mann mit seinem "Hockey-Stick" vorgenommen wurde, hat tatsächlich etwas Lächerliches an sich.
Kurzum: Wenn es hilft, die Kernenergie dem Volk durch ihre völlige CO2-Emissionsfreiheit wieder akzeptabel zu machen, so mag das einen politischen Sinn haben. Es sei an dieser Stelle aber betont, dass dieses Argument – wenn man sich der wissenschaftlichen Wahrheit verpflichtet fühlt – nicht zur Propagierung der Kernenergie verwendet werden sollte. Solche "Hilfestellung" hat die Kernenergie ihrer technisch-ökonomischen Vorteile wegen nicht nötig.
Die Diskussion nach dem Vortrag
Hier möchte man laut fragen: Gibt es in ganz München – dort befinden sich immerhin die LMU, die TU, Fachhochschulen und Unternehmen mit technisch kundigen Mitarbeitern – keine Experten, die mit Wortmeldungen zu einer interessanten Diskussion nach dem Vortrag hätten beitragen können? Über die Qualität der gestellten Fragen kann dagegen nur der Mantel höflichen Schweigens gebreitet werden, denn es war meist schrecklich. Die Fragenden hatten in der Regel anscheinend beim Vortrag nicht richtig hingehört. H-W. Sinn konterte dementsprechend alle Einwände souverain und erschien bei einigen Fragen zu recht etwas genervt.
Den Vogel schoss zweifellos der ehemalige Energieminister Bayerns, Martin Zeil, mit seiner Anmerkung zur Kernenergie ab. Er halte einen "Ausstieg aus dem Ausstieg" der Kernenergie hierzulande politisch und DAHER REAL für absolut unmöglich. Na, dann brauchen wir uns ja nicht mehr zu wundern! So ist das also: Eine grün-rote Clique von Ökofaschisten hat es in Jahre langer Wühlarbeit, mit gewaltsamen, rechtsbrechenden Castortransport-Blockaden, mit Gleiszerstörungen, mit tätlichen Angriffen auf Polizisten und mit willfähriger Unterstützung der grün-rot majorisierten deutschen Medien zuwege gebracht, die deutschen Hirne mit Öko-Unsinn zu vermüllen und irrationale Ängste vor allem, was mit "Atom" oder "Kern" anfing, einzupflanzen. So etwas ist zwar gerade hierzulande, wie es die deutsche Geschichte belegt, nicht allzu schwierig. Es belegt aber den niedrigen naturwissenschaftlich-technischen Bildungsstand unserer Bevölkerung (gemittelt, denn wir haben an der Spitze ausgezeichnete Fachleute). Wer sich am politisch unkorrekten Begriff "Ökofaschismus" stört, möge sich vielleicht die Indoktrinationen von Schülern an deutschen Schulen ansehen (hier, hier, hier). Wir leben in der heutigen Bundesrepublik inzwischen in einer Ökodiktatur mit all den bekannten Begleiterscheinungen, wie Schulerziehung, beruflichen Nachteilen für Kritiker sowie Seilschaften von Profiteuren. Der letzte Schritt, das Einsperren der Kritiker, fehlt glücklicherweise noch.
Nun, da sich die öffentliche Meinung von der Nutzung der Kernenergie abgewandt hat, muss man es gemäß Energieminister A.D. Martin Zeil also dabei bewenden lassen. Da kann man eben nichts machen. Änderungen sind politisch und daher gemäß messerscharfer Logik von M. Zeil auch REAL unmöglich. Bei uns steuert der "Zeitgeist" die Realität, und wahrscheinlich können nur noch infolgedessen eintretende Pannen und Katastrophen für eine – dann wohl meist zu späte – Korrektur sorgen. Warum in aller Welt sind eigentlich nur wir Deutschen so dumm und entfernen die grünen Rattenfänger und solche Politiker, die diese Rattenfänger gewähren lassen, nicht früher aus unserem Hause?
Hierzulande wird nicht einmal thematisiert – wie es H-W. Sinn unüberhörbar betonte – dass uns definitiv niemand auf der Welt bei unserem Energiewende-Irrsinn und so gut wie niemand in unserer irrationalen Aufgabe der Kernenergie folgen will und wird. Im Gegenteil, 85% emotionale Zustimmung für die Energiewende in der Bevölkerung! Wir sind wieder einmal die Schlauesten auf der ganzen Welt. Spricht man mit Windrad-Anrainern, die gegen diese Monster zu Felde ziehen, hört man: "Wir sind ja für die Energiewende, bloß nicht für diese Ungetüme vor unserer Haustüre". Kommentar dazu überflüssig, das Mitleid verflüchtigt sich, und man denkt still bei sich: "…diese Dummköpfe, sind selber schuld und verdienen es nicht besser".
Zurück zu dem w.o. zitierten ehemaligen Energieminister Bayerns: "Vielen Dank für Ihre aufschlussreiche politische Aufklärung, sehr geehrter Herr Zeil. Wir wissen nun Bescheid. Vielleicht kommt aber doch einmal irgend einem Politiker die leise Ahnung, warum ‚Ihre Kaste‘ so beliebt ist". Uns bleibt nur die Hoffnung, die niemals aufgegeben werden darf. Außerdem könnte man das nächste Mal vielleicht irgend eine vernünftige Alternative für Deutschland wählen. Aber vielleicht liegt es ja auch in den deutschen Genen, in denen offensichtlich die Furcht fest verankert ist, sich als falsch erkannten Entwicklungen entgegenzustellen; Entwicklungen, von denen man im Grunde sehr gut weiß, dass sie verhängnisvoll sind. Konsens hat das Primat bei uns und wenn dabei alles in die Brüche geht. In anderen Ländern gehen die Leute auf die Straße oder leisten wenigstens passiven Widerstand. Nicht so hierzulande. Wir halten bis zur buchstäblichen, letzten Patrone durch. Nur die Älteren wissen noch, dass heimkehrende deutsche Soldaten nur wenige Tage vor Kriegsende noch wegen Fahnenflucht erschossen wurden. Und auch im Energiewende-Desaster werden wir wieder bis zur ökonomischen Katastrophe oder einem Black-Out durchhalten.
Es gibt aber auch Amüsantes zu berichten: die Medien der ganzen Welt lachen über die grünen Aktivisten in der Antarktis, welche die globale Erwärmung belegen wollten und dabei mit ihrem Schiff in einem mindest 40jährigen Eis-Maximum stecken blieben. Die Ausdehnung des antarktischen Eises nimmt nämlich schon seit Jahrzehnten stetig zu und hat dieses Jahr ein wahrscheinlich sogar säkulares Maximum erreicht. Dies war den australischen ‚AGW-Wissenschaftlern‘ der "Akademik Shokalski" zu ihrem Schaden unbekannt. Über die klimatischen Gründe dieser Schiffs-Havarie ist freilich in den deutschen Medien nichts zu vernehmen.
[1] H.-J. Lüdecke, Energie und Klima, Chancen, Risiken, Mythen (hier)
[2] M.L. Parry et al.: Effects of climate change on global food production under SRES emissions and socio-economic scenarios, Global Environ. Change 14, 53, 2004