Chinas „Erneuerbaren-Industrie“ steuert schnell dem Kollaps entgegen
Bild rechts: Die Kombination eines zu hohen Angebots aus den Jahren der Über-Expansion und zu geringe Nachfrage führten zu den niedrigen Preisen, die die meisten Hersteller in China ins Taumeln gebracht haben.
Der Solarpaneel-Hersteller Suntech, ein nationaler Champion, der dank umfangreicher Subventionen zum Weltmarktführer aufgestiegen ist, hat im März Insolvenz angemeldet, nachdem das Unternehmen nicht in der Lage gewesen war, Zahlungsverpflichtungen in Höhe von 541 Millionen Dollar zu erfüllen. Die Regierung versucht, das Durcheinander zu ordnen, indem sie allen Solarunternehmern Steuernachlässe gewährt, die ihre Konkurrenz aufkaufen oder mit dieser verschmelzen. Ein staatseigenes Unternehmen hat Suntech kürzlich eine Rettungsleine in Gestalt einer Zuwendung von 150 Millionen Dollar zukommen lassen, damit das Unternehmen durch die Insolvenz-Prozedur kommt.
Genauso war auch LDK Solar, ein anderer führender chinesischer Hersteller, in diesem Jahr gezwungen, sich sowohl an die lokale als auch die regionale Regierung zu wenden, um Schutz vor den Kreditgebern zu finden. Die Ausgeburt der lokalen kommunistischen Partei, LDK, erhielt im Jahre 2005 Millionen Dollar als staatliche Subventionen und billige Finanzierung, Landgebiete und Strom. Die lokale Regierung konzentriert ihre Geldzuwendungen in das Unternehmen, um es vor dem Sinken zu bewahren, anscheinend aber erfolglos – hat doch das Unternehmen 20.000 seiner 30.000 Beschäftigten entlassen, und seine Anteile liegen um 98% unter dem Spitzenwert vom September 2007.
Und trotzdem bleibt der Bereich Solarpaneele in China massiv überproportional. Bloomberg zufolge könnte man 49 Gigawatt an Paneelen jährlich herstellen, falls alle chinesischen Hersteller ihre Fabriken auf Höchstleistung laufen lassen würden – das ist eine Zunahme um das Zehnfache seit dem Jahr 2008 und 61% mehr als die global im vorigen Jahr installierte Kapazität. Aber die Nachfrage nach diesen Paneelen ist stark zurückgegangen, und zwar im Zuge von Subventionsbeschränkungen westlicher Regierungen.
Die chinesischen Erfahrungen mit Windenergie unterscheiden sich davon nur wenig. Sinovel – einer der größten Hersteller von Windturbinen – hat noch im Jahr 2010 zur Blütezeit der Industrie erneuerbarer Energie Millionen Dollar Profit eingestrichen. Inzwischen werden nur noch jeden Tag zunehmende Verluste eingefahren. Die Betriebseinkommen sind inzwischen auf ein Fünftel des Jahres 2010 gesunken. Das Unternehmen hat seine Büros in Übersee geschlossen und kürzlich tausende Mitarbeiter entlassen.
Alles in allem standen 17% aller Windmühlen still, weil die Einspeisung der von ihnen erzeugten Energie in das Netz zu teuer war. In einigen Regionen waren sogar 50% aller Windmühlen nicht mit dem Netz verbunden.
Der grüne Zusammenbruch in China ist ein lehrbuchhaftes Beispiel dafür, was passiert, wenn Zentral-Planwirtschaftler das System Angebot und Nachfrage eines Marktes durch ihre wirtschaftlichen Anordnungen ersetzen. Die Fehlplanungen der grünen Planer in China gingen einher mit der Annahme, dass die Liebesaffären des Westens mit grüner Energie dauerhaft wären, trotz der höheren Kosten und der größeren Unzuverlässigkeit. In dem Glauben, dass er die rasant steigende Nachfrage der Welt nach Solar- und Windenergie decken könnte, hat der chinesische Staat – von der obersten Planungsbehörde, der National Development and Reform Commission, bis hinunter zu Stadtverwaltungen und staatseigenen Banken – den chinesische Herstellern Fast-Monopole und alles erforderliche Geld zukommen lassen.
Während der heißen Phase der Expansion von Herstellungs-Kapazitäten kam es bis zum Jahr 2010 jedes Jahr zu einer Verdoppelung der Kapazität. Der China Renewable Energy Society in Peking zufolge gibt es in der Hälfte der etwa 600 Städte des Landes mindestens eine Fabrik, die photovoltaische Produkte herstellt. Die fortgesetzte Überflutung des Weltmarktes mit Windsystemen und Solarpaneelen sorgte für steil abfallende Preise hierfür und in der Folge negative Profitanteile für viele der weltgrößten Hersteller. Jene im Westen sind fast ausnahmslos gescheitert; und diejenigen, die noch stehen, wenn auch taumelnd, befinden sich in China. Der weltweite Zusammenbruch der Erneuerbaren lässt die erneuerbare Industrie Chinas nur deswegen so hervorragend aussehen, weil es die letzte Bastion ist, die fällt. Nur durch Zufall stellt China heute noch 7 von 10 Solarpaneelen weltweit her und beherbergt 8 der 10 größten Paneelhersteller, von denen viele von Unterstützungen seitens der Regierung abhängen. Die Kombination aus zu großem Angebot während der Jahre der übermäßigen Expansion und zu geringer Nachfrage führte zu den niedrigen Preisen, die die meisten Erzeuger in China ins Taumeln gebracht haben.
In naher Zukunft dürfte es sogar noch schlimmer kommen. Die Bank of China, eine der größten staatseigenen kommerziellen Banken, sagt, dass 21% seiner Solarkredite abgeschrieben werden müssen. Bloombergs Berechnungen zufolge haben die 10 größten Hersteller des Landes Schulden in Höhe von 28,8 Milliarden, wobei sie am meisten bei von der Regierung unterstützten Institutionen verschuldet sind. Die mittlere Schuldenrate dieser Unternehmen – also die Höhe der Schulden in Prozent des Gesamtkapitals – beträgt 75,8%.
In der Windindustrie sieht es nicht besser aus. Man betrachte nur die vielen Windturbinen, die nicht an das Netz angeschlossen sind. Die 12,3 Milliarden im vorigen Jahr durch Windmühlen verschwendeten Kilowatt kumulierten sich zu Einkommensverlusten in Höhe von 1,73 Milliarden Dollar – also fast doppelt so viel wie im Jahr 2011.
Viele Solarunternehmen in China suchen Zuflucht im Zurückfahren der Produktion, um zu versuchen, sich selbst wieder profitabel zu machen. Einem Bericht in der New York Times zufolge wenden sich viele Hersteller billigeren, nicht getesteten Materialien zu. Einige Solarenergie-Generatoren laufen auf Sparflamme oder fallen komplett aus.
Zur Rettung der Industrie der Erneuerbaren in China und auch, um das Gesicht zu wahren, haben die Zentralplaner das Ruder herumgerissen. Der Staat subventioniert nicht mehr die Versorger, sondern die Nachfrage, indem sie lokale Energieerzeuger zwingt, grüne Ziele im heimischen Markt einzuhalten. Bei einem Markt von der Größe Chinas und der Macht der Regierung, chinesische Verbraucher zu zwingen, Solarstrom zu kaufen, könnte diese die Lebensdauer der Industrie verlängernde Unterstützung diese Wirtschaft wiederbeleben. Die chinesischen Verbraucher werden die Auswirkungen in Gestalt höherer Preise und unzuverlässigerer Stromversorgung spüren.
Patricia Adams is executive director of Probe International. Brady Yauch is executive director of Consumer Policy Institute.
Link: http://opinion.financialpost.com/2013/12/09/why-chinas-renewables-industry-is-headed-for-collapse/
Übersetzt von Chris Frey EIKE
Ergänzung der Redaktion:
In "Die Welt" lesen wir heute:
Chinesen steigen groß bei Wüstenstrom-Projekt ein
Es ist durchaus nicht abwegig anzunehmen, dass China versucht, auf diese Weise seiner immer maroderen NIE Industrie beizeiten neue Absatzmärkte zu erschließen.