Scheitern einer Prophetie
Vor mehr als fünf Jahren, im Mai 2008, erschien factum mit der Titelgeschichte «Die überhitzte Prognose – Fakten und Meinungen rund um den Klimawandel». Die Interviews und Berichte waren eine kritische Bestandsaufnahme der damaligen Berichterstattungin den Medien: Inwieweit entsprach die Behandlung des Themas der journalistischen Verpflichtung zur Wahrhaftigkeit?
Die Bilanz fiel ernüchternd aus. Wissenschaftliche Fakten und Ereignisse, die gegen einen anthropogenen (von Menschen verursachten) Klimawandel sprechen, wurden ausgeblendet.
Sie wurden schlicht nicht berichtet. Fast alle Medien, auch die Politik, vermittelten den Eindruck, in der Wissenschaft bestünde Einigkeit darüber, dass es eine dramatische Klimaerwärmung gäbe – ja, dass eine globale Katastrophe schier unausweichlich sei.
Die erste Aussage erwies sich damals (wie auch heute) als falsch. Die Medienwissenschaftler Prof. Mathias Kepplinger und Senja Post hatten im Rahmen einer Studie alle 239 professionellen Klimaforscher Deutschlands im Range eines Professors befragt, wie sie zu dem Thema stehen. Ergebnis: Nur eine Minderheit der Klimaforscher glaubte 2008 an einen von Menschen verursachten Klimawandel [1]. Als Mediennutzer musste man zu einem anderen, einem ganz falschen Eindruck kommen. Die Meinung der Mehrheit der Forscherfand in den Medien keinen Widerhall. 2008 gab es praktisch keine Berichterstattung über Aussagen von Wissenschaftlern, darunter viele Nobelpreisträger, die dem Mainstream widersprachen.
Das hat sich inzwischen geändert, seit der Klimarat einräumen musste, dass die Temperatur der Erde seit 15 Jahren unverändert ist. Und doch herrscht in der Öffentlichkeit noch immer ein falsches Bild von vielen Fakten, vor allem, weil Medien auf Übertreibung und Katastrophismus getrimmt sind. So glauben heute wie damals die meisten, dass es ein dramatisches globales Abschmelzen von Gletschern gäbe.
Für diese Behauptung fehlt aber jede wissenschaftliche Grundlage: Nur ein winziger Bruchteil der Gletscher, im Promillebereich, wird überhaupt untersucht. Von weltweit 160 000 Gletschern liegen gerade einmal von 120 Daten vor, berichtet der Gletscherforscher Jonathan Bember. Und keinesfalls alle Gletscher, über die Informationen vorliegen, schmelzen. Manche wachsen, manche werden kleiner.
Ebenso sind die meisten Menschen der Meinung, es bestehe ein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem Rückgang von Gletschern und der postulierten Erwärmung durch menschliche Einflüsse. Tatsache ist aber, dass es auch in früherer Zeit starke Gletscherschmelzen (und auch erneutes Wachstum) gab. Vor allem ist zu bedenken, dass der gegenwärtige Rückgang von Alpengletschern bereits 1860 begann, zu einer Zeit also, als menschliches Verhalten schwerlich der Grund gewesen sein konnte.
Medien sind süchtig nach der Katastrophe und dem Skandal, weil ihre Nutzer genau dies nachfragen. Dass der Nordpol aktuell einen Zuwachs von 1,6 Millionen Quadratkilometern Eisfläche hat (60 Prozent mehr als im Spätsommer 2012) stand in kaum einer Zeitung. Auch wurde kaum vermeldet, dass der Südpol 2012 so viel Eisfläche hatte wie noch nie seit Beginn der Messungen. Hingegen stand die Rekordschmelze des Nordpols von 2012 auf jedem Titel.
Die Einstellung der Bevölkerung wird von veröffentlichter Meinung geprägt, nicht von Tatsachen.
Aus wissenschaftlicher Sicht kann man sich auch fragen, welchen Sinn es hat, CO2 zu einer Art Grunderkrankung des Erdballs zu erklären. Ohne CO2 gäbe es kein Leben auf der Erde. Steigende Werte bewirken eine Vitalisierung alles Lebendigen. Pflanzen wachsen schneller, sind robuster und ertragreicher. Schweizer Forscher stellten fest, dass höhere CO2-Werte die Biodiversität im Alpenraum erhöhen. Schwankende CO2-Werte sind kein Phänomen unserer Zeit. Es gab sie immer. Wie es dazu kam, dass der industrielle Ausstoss von CO2 zum wichtigsten klimarelevanten Stoff deklariert wurde, hat der ehemalige Greenpeace-Aktivist Jeremy Leggett in dem Buch «The Carbon War» in erstaunlicher Offenheit geschildert. Es war eine politische Entscheidung, keine wissenschaftliche.
In der Februar-Ausgabe der «Prodeecings of the National Academy of Sciences», einem der weltweit angesehensten wissenschaftlichen Magazine, kommen Forscher der Universität von Washington in Seattle zu dem Ergebnis, dass der anthropogene Anteil an der globalen Erwärmung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts masslos überschätzt werde. Kollegen der Universität Oslo kommen in einer aktuellen Studie zu einem ähnlichen Ergebnis. Sogar eine Verdopplung des CO2-Ausstosses hätte demnach bei Weitem nicht die behauptete dramatischen Auswirkung.
Darauf, dass die Wirkung von CO2 auf die Erdtemperatur überschätzt wird, weist sogar dessen aktueller Bericht hin: Trotz einem Anstieg von CO2 blieb die Erwärmung aus. Der postulierte Zusammenhang fehlt offenbar. Auch im vergangenen Jahrhundert verlief das Auf und Ab der CO2-Werte nicht synchron mit dem Temperaturverlauf. Ungeachtet der Fakten hält der Klimarat nicht nur an der Erwärmung fest, sondern behauptet zudem, jetzt stehe «mit 95-prozentiger Sicherheit» fest, dass der Mensch schuld sei. Aufgrund welcher Fakten, an welcher Erwärmung?
Nüchtern betrachtet wirken auch die Daten von 1951 bis 1998 wenig dramatisch, geschweige denn katastrophal: 0,12 Grad Erwärmung in einer Dekade. Seither der Stillstand mit 0,05 Grad. Dabei muss man noch wissen, dass eine solche Temperaturmessung eine Wissenschaft für sich ist und dass es sich beim Klima der Erde um ein gigantisches und unendlich komplexes System handelt, welches zudem zu annähernd 100 Prozent von kosmischen Faktoren bestimmt wird, vor allem von der Sonne. Die Vorstellung, die Erdtemperatur sei nur bei 0,000 Grad Veränderung «gesund», 0,05 Grad Veränderung sei katastrophal, ist unsinnig. Ist überhaupt vorstellbar, dass die Parameter eines so gigantischen, interdependenten und komplexen, quasi lebendigen Systems sich statisch verhalten, unverändert bleiben?
Die gegenwärtige Entwicklung ist keine Erwärmung. Das war von 950 bis 1250 n. Chr., als die Wikinger ins grüne Grönland zogen und Ackerbau betrieben – und erst recht beim Klimaoptimum in biblischer Zeit – anders. Klimaerwärmung und -Abkühlung sind normale Phänomene. Höhere Temperaturen waren immer zum Wohl der Menschen wie der ökologischen Systeme. Klima ist Wandel.
Auf Messergebnisse kann der Weltklimarat seine Bedeutung nicht gründen – weil die Wirklichkeit diese Daten nicht hergibt. Er versucht, durch möglichst erschreckende, ja apokalyptische Aussagen die Menschen zu einer Folgsamkeit aus Furcht zu führen. Sein politisches Gewicht, seine Macht gründet auf seinen Zukunftsvorhersagen, nicht auf objektiven Messungen. Völlig zu Unrecht erweckt er den Anschein, einwissenschaftliches Gremium zu sein.
Aber ebenso wie der Weltklimarat kein wissenschaftliches, sondern ein politisches Gremium ist, so ist auch dessen Bericht kein wissenschaftliches, sondern ein politisches Dokument. Politiker und Verbandsvertreter feilschen um die Formulierungen. So versuchten deutsche Politiker die ausbleibende Erwärmung der vergangenen anderthalb Jahrzehnte in der Zusammenfassung des Berichts unter den Tisch fallen zu lassen.
Mit dem Klimarat ist die Wissenschaft in die Hände der Politik geraten. Es entstand eine Art bürokratisch-politischer Komplex, der Zugang zu den Geldtöpfen nationaler und internationaler Behörden und Institutionen und zu den Medien gefunden hat. Seine Haupttätigkeit besteht darin, Öffentlichkeitsarbeit für seine eigene Existenzberechtigung zu machen. Die Aussagen des IPPC widersprechen empirischen Erkenntnissen. Das scheitert jetzt und das musste auch scheitern. Langsam dreht sich der Wind.
Kein Mensch kann die Zukunft vorhersagen und es gibt auch keine wissenschaftliche Methode, die dies leisten könnte. Eine aktuelle, in der Fachzeitschrift «Nature Climate Change» publizierte Studie hat 117 der Prognosen zur Entwicklung der Welttemperatur überprüft. Die Trefferquote ist praktisch bei Null. Die Prophetien lagen fast alle (114) falsch und überschätzten die Temperatur. Prophetische Aussagen taugen nur zur Verifizierung einer Theorie und stärken nur dann die Autorität des Propheten, wenn sie eintreffen. Das ist hier nicht der Fall.
Am Beginn des Medienereignisses Klimawandel stand zuerst die Festlegung, dass es einen solchen (menschengemacht und katastrophal) unzweifelhaft gibt und danach begann die «wissenschaftliche» Arbeit: Bestehende und neue Daten wurden anschliessend in das bestehende, nicht mehr hinterfragte Paradigma eingebaut. Das ist vergleichbar mit dem Paradigma von den «geologischen Zeiträumen», die unzweifelhaft Millionen Jahre alt seien.
Zuerst wurde diese Feststellung getroffen, anschliessend wurden die gesammelten Daten in dieses Modell integriert. Den Wissenschaftlern macht das zunehmend Mühe. Früher ging man davon aus, dass es hunderte von Millionen Jahre dauert, bis eine auch nur millimeterdünne Gesteinsschicht entsteht. Heute weiss man, weil es vielfach bei Naturkatastrophen beobachtet wurde, dass sogar dicke Schichtfolgen in kürzester Zeit entstehen können. Da dies mit dem Paradigma von den unendlich langen Zeiträumen kollidiert, postulieren Geologen jetzt, die langen Zeiträume lägen nicht in den sichtbaren Schichten, sondern sie lägen zwischen den Schichten.
So ist es mit dem Klimawandel, hier postuliert schon das Wort die Unanzweifelbarkeit des Sachverhaltes. Dabei ist es absolut unwissenschaftlich, von der Unanzweifelbarkeit auszugehen. Es kann sich, aus wissenschaftlicher Sicht, nur um eine Theorie handeln. Darauf weist auch der Physik-Nobelpreisträger Prof. Ivar Giaver hin: «Die Aussage, ein menschen-gemachter Klimawandel sei ‹unwiderlegbar›, ist unwissenschaftlich und unhaltbar.»
Der ehemalige britische Finanzminister Lord Nigel Lawson hat dazu bemerkt: «Der Glaube an einen menschengemachten Klimawandel trägt religiöse Züge: Dies erklärt auch, warum er in Europa, wo sich die Kirchen leeren, wesentlich stärker ist als etwa in den USA.»
Mit dem postulierten direkten Zusammenhang von CO2 und Erdtemperatur verliert die Klimapolitik ihre Grundlage. Wer übernimmt dafür die Verantwortung? Die wirtschaftlichen Folgen dieser Verschwendung öffentlicher Gelder sind immens. Die Folgen tragen vor allem die ärmeren Bevölkerungsschichten.
Die ökologischen Folgen der Klimapolitik sind schwerwiegend: Dazu zählen, neben vielem anderen, die Brandrodung riesiger Urwälder in Indonesien, um aus Nahrungsmitteln «Biosprit» zu machen. Kaum eine Zeitung interessiert sich für diese Naturzerstörung oder für die Klagen von Ornithologen und Vogelschützern über die Tausende Vögel und Fledermäuse, die durch Windräder jämmerlich verenden. Eine im Wildlife Society Bulletin veröffentlichte Studie nennt die Zahl von 573 000 Vögeln, die jedes Jahr getötet werden, davon 83 000 Greifvögel.
Das christliche Hilfswerk «Brot für die Welt» beklagt die verheerenden Folgen der buchstäblich menschenverachtenden, ja menschenopfernden Energiewende: Nur noch knapp die Hälfte (47 Prozent) der weltweiten Getreideernte dient der menschlichen Ernährung.
Der Anteil, der zu Sprit verarbeitet wird, steigt ständig. Praktisch die ganze amerikanische Maisernte wird verflüssigt. Auch in Europa werden die Flächen zum Anbau von Getreide, aus dem Sprit gemacht wird, ständig ausgedehnt. Gewaltige Mengen, ein Drittel der benötigten Energiepflanzen, wird importiert, um die halbe Welt transportiert, vor allem aus Südamerika und Indonesien, wo Bauern von ihrem Land vertrieben werden und für Hungerlöhne arbeiten müssen. Der Ernährungsexperte von «Brot für die Welt», Bernhard Walter, sagt: «Hunger und Armut sind die Folgen.» Weder aus ökologischer noch aus christlicher Sicht ist es zu vertreten, aus Nahrungsmitteln Treibstoff herzustellen.
Die Theorie vom Klimawandel ist längst milliardenschwere Politik geworden. Sie wird nicht so schnell vergehen wie jene zur Bewahrung vor dem in den 90er-Jahren prophezeiten Waldsterben. Zu sehr konnte sie sich schon global in den Institutionen implementieren. Sie ist Teil eines Systems geworden, welches mit der Notwendigkeit, die Welt zu retten, eine alternativlose «Weltinnenpolitik», eine Weltregierung, anstrebt. Und doch: Mit der Glaubwürdigkeit verliert die Klimatheorie auch als Angstszenario an Kraft.
Viel Geld wurde verschwendet, um das prophezeite Waldsterben abzuwenden. Unimogs quälten sich durch das Unterholz und sprühten hunderttausende Tonnen Kalk in den Wald. Förster, die den Unsinn nicht mitmachen wollten, konnten froh sein, wenn sie nicht strafversetzt wurden. Viele Menschen waren verunsichert, geängstigt durch die schrecklichen Aussichten. Die Schriftstellerin Zoë Jenny erinnert sich an ihre Schulzeit: «Monatelang stand das Thema Waldsterben auf der Tagesordnung. Mit neun Jahren war ich überzeugt, dass es irgendwann, wenn ich gross bin, auf dieser Welt keine Bäume mehr geben wird. Warum konnte man uns nicht auf die Schönheiten der Natur hinweisen und uns auf diese Weise Respekt vor der Umwelt beibringen?»
Mit dem Alarmruf «Waldsterben» war die für die Medien bis dato wenig interessante Forstwissenschaft plötzlich en vogue. «Kritische» Forstwissenschaftler wurden zu gefragten Gästen von Sondersendungen. Deren Modellrechnungen über den Gesundheitszustand von Bäumen waren der «Beweis» für eine katastrophale Entwicklung. Die Meinungen besonnener Forstwirte konnte kein Journalist für seine Story brauchen – allenfalls als Beleg dafür, dass auch im aufgeklärten Zeitalter im Dunkel des sterbenden Waldes noch immer Hinterwäldler hausen. Kein Politiker hätte es sich leisten können, nicht auf den Zug aufzuspringen, Betroffenheit zu zeigen und Gelder zu bewilligen. Heute geht es dem Wald bestens, der Flächenzuwachs in Deutschland, der Schweiz und Österreich ist enorm und der Wald wird immer naturnaher.
Andere Drohgebäude werden den Klimawandel ersetzen. Es wird, und muss, wieder ein globales Bedrohungsszenario sein. Die Theorie von der angeblichen Versauerung der Meere bietet sich als Projektionsfläche an. Das ist dann die Neuauflage der Theorie von der Versauerung der Wälder – diesmal im globalen Massstab.
Schneller kann man kein gutes Gewissen bekommen als durch den Glauben an derlei Katastrophismus. Die Handlungen, die er einem abverlangt, sind leicht zu erfüllen. Der postmoderne Vorteil dieses Glaubens ist, dass er durch solche religiösen Ersatzhandlungen von der Notwendigkeit zu befreien scheint, tatsächlich auf sein Gewissen zu hören. Denn ein Merkmal haben alle Untergangsszenarien gemeinsam: Sie kollektivieren die Schuld und sie begründen eine starke politische, (welt-)zentrale Macht, die entschlossen, notfalls undemokratisch handeln muss, weil ja «Gefahr im Verzuge» ist. Sie verlagern also politische Macht nach oben und gewähren dafür dem zustimmungswilligen Fussvolk die Absolution des guten Gewissens.
Aber: Schuld ist immer persönlich, jeder trägt allein an seiner Schuld und muss – seinem echten Gewissen folgend, das Richtige tun. Das gilt für ein tatsächlich ökologisch verantwortetes Handeln (welches die Natur schützt) genauso wie für die Fragen nach persönlicher Schuld und Erlösung.
[1] Senja Post: «Klimakatastrophe oder Katastrophenklima? Die Berichterstattung über den Klimawandel aus Sicht der Klimaforscher». Medien Skripten, Bd. 51, Verlag Reinhard Fischer, 2008.
EIKE Redaktion zum Artikel:
Der vorstehende Artikel ist erschienen in „factum“, 8 (2013), S. 24-26; Monatszeitschrift mit aktuellen Themen aus den Bereichen Wissenschaft und Natur, Gesellschaft, Glaube, Literatur und Politik.
EIKE dankt der factum-Redaktion für die Genehmigung des ungekürzten Nachdrucks.
(1) Link zu factum (hier)