Europa kann grüne Ziele und Wachstum nicht unter einen Hut bringen
Bild rechts: Wind turbine image courtesy of Shutterstock
Die FT berichtet:
„Es ist ja gut und schön, sehr, sehr grün zu sein, aber nicht, wenn man an heimischer Produktion interessiert ist“, sagt Jim Ratcliffe, Direktor des Chemie-Giganten Ineos. „UK ist schon jetzt benachteiligt durch die Kosten für Energie, und dann packt die Regierung auch noch Steuern obendrauf. Jeder Energieverbraucher wird auf diese Weise irgendwann einfach verschwinden“.
Die beste Art, auf grüne Energiepolitik zu schauen, ist es, sie als einen Luxus zu betrachten. Das heißt, normalerweise zwingt man die Leute, Dinge zu tun, die sie sonst nicht tun würden, und das behindert das Wachstum. In Boomzeiten ist das nicht so problematisch, wie man in den Jahren vor Ausbruch der Finanzkrise 2008 sehen konnte. Aber heutzutage merken die „grüneren“ Länder, dass es immer schwerer wird, den grünen Hügel hinauf zu strampeln.
„Es hat eine greifbare Verschiebung in Europa gegeben”, sagt Roger Reynolds, ein Spezialist bei Exane BNP Paribas in London. „Der Schwerpunkt hat sich jetzt verschoben, und zwar von der Reduktion von Emissionen, koste es, was es wolle, hin zur Frage der Bezahlbarkeit“.
Europa hatte gehofft, beim Festlegen seiner ambitionierten Klimaziele bis zum Jahr 2020 als globaler Anführer zu fungieren. Aber seine Position, der erste Betreiber grüner Politik zu sein, hat nur dazu geführt, dass Europa bzgl. Wettbewerb relativ zur übrigen Welt ins Hintertreffen geraten ist. Grüne Energie ist viel teurer als braune Energie und muss durch Subventionen der Regierung aufgepäppelt werden, um einen signifikanten Marktanteil zu erlangen. Die Kosten dieser Subventionen werden an die Verbraucher durchgereicht. Das bedeutet, dass Haushalte und Industrie sich für Strom dumm und dämlich zahlen müssen. Wenn man ein mittlerer Hersteller von Widgets in Deutschland ist, sehen die Optionen in Entwicklungsländern oder den schieferreichen USA immer attraktiver aus.
Während die Deutschen darüber debattieren, wie deren Energiepolitik die ökonomische Stärke ihres Landes beeinflusst und auch darüber, welche Auswirkungen sie auf die Armen hat, gibt es zwei Dinge, über die wir Anderen nachdenken sollten: Erstens, alle Ausgaben in Deutschland sowie deren Schwierigkeiten mit grüner Energie werden im wesentlichen Null Auswirkungen auf das globale Klima haben. Das Wachstum in Ländern wie China und Indien – teilweise beschleunigt durch die rasche Verlagerung energieintensiver Prozesse von Deutschland in weniger durch Vorschriften behinderte Ökonomien – wird sämtliche Einsparungen Deutschlands weit überkompensieren. Zweitens, die Chance, dass das „Beispiel“ Deutschlands die Politik rund um Energie und Klima in den Entwicklungsländern ändern wird, ist minimal. Diesbezügliche Entscheidungen basieren auf heimischer Politik und dem Gleichgewicht der Kräfte vor Ort.
Das ist Politik als Ritual. Es geht mehr um Identität und Gesinnung als darum, die Welt zu verändern. Das ist ein großartiges Gefühl für diejenigen, die sich das leisten können.
Übersetzt von Chris Frey EIKE