Energetische Sanierung rechnet sich nie

Bild rechts: Lohnt es sich, alte Häuser zu dämmen um Heizkosten zu sparen? Die Meinungen darüber gehen offenbar auseinander. Bei den Mindelheimer Passivhaustagen kann sich am Wochenende jeder ein eigenes Bild machen.

Mindelheim Fassadendämmung soll Heizenergie sparen und zum Werterhalt des Gebäudes beitragen. So die gängige Theorie, die auch Martin Sambale, Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu (eza) in einem Interview in unserer Zeitung am 14. Oktober vertreten hat. Der bundesweit bekannt gewordene Dämmkritiker Konrad Fischer, der in Hochstadt am Main ein Architektur- und Ingenieurbüro betreibt, hält im MZ-Interview dagegen.

AA: Herr Fischer, die Tageszeitung Die Welt titelte in diesem Frühjahr „Die große Lüge von der Wärmedämmung“ und auch viele andere Tageszeitungen berichteten über eine Studie, wonach sich die energetische Gebäudesanierung angeblich nicht rechnen würde. Lohnt sich das Sanieren von Gebäuden also gar nicht?

Fischer: Dazu zitiere ich eine zutreffende Aussage der SPD-Bundestagsfraktion in dem aktuellen Jahrbuch „Energieeffizienz in Gebäuden“, wonach „die Einsparungen an Energiekosten nie die nötigen Investitionen – auch nicht langfristig – amortisieren“. Doch der Satz geht natürlich politisch korrekt weiter: Da es sich leider niemals lohnt, „müssen wir die richtigen Förderinstrumente als Ausgleich und Entlastung bereitstellen.“ Den finanziellen Fehlschlag der nachträglichen Wärmedämmung – die auch vom Bundesgerichtshof bestätigte Urteilslage fordert zehn Jahre Amortisationsfrist – belegt auch die jüngste empirica-Studie „Energetische Sanierung von Ein- und Zweifamilienhäusern“ im Auftrag des Verbands der Privaten Bausparkassen.

Sie zeigt auf breiter Datengrundlage, dass auch das Wegrechnen der sogenannten Sowieso-Kosten rund um die sonstigen Instandsetzungen kein wirtschaftlich vertretbares Ergebnis liefert.

AA: Welche Schlussfolgerung kann man als Hausbesitzer daraus ziehen?

Fischer: Da energetische Sanierungsmaßnahmen zuallermeist unwirtschaftlich sind, hat der Bauherr ein Anrecht auf die Befreiung von den Anforderungen der Energieeinsparverordnung EnEV. Das muss ihm jeder Berater und Planer wahrheitsgetreu mitteilen, um nach dem Werkvertragsrecht Schadensersatzansprüche und strafrechtliche Folgen nach dem Betrugsparagraphen zu vermeiden.

AA: Neben der Wirtschaftlichkeit einer energetischen Sanierung wird in der Öffentlichkeit immer wieder bezweifelt, ob die Wärmedämmung überhaupt etwas bringt.

Fischer: Der oft bemühte Wintermantel greift hier zu kurz, denn dabei werden Äpfel mit Birnen verglichen. Eine massive Wand kann auch winters die tagsüber direkt und diffus zur Verfügung stehende Solarenergie einspeichern und verwerten. Eine Außendämmung blockiert das und kühlt sehr schnell aus. Das belegen auch alle Wärmebilder. Und deswegen zeigen die Vergleichsmessungen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik an Versuchsgebäuden, dass der Heizenergieverbrauch im gedämmten Fall höher ausfällt. Übrigens im Einklang mit den Messergebnissen des Hamburger GEWOS-Instituts an 47 gedämmten und ungedämmten Mehrfamilienwohnhäusern.

AA: Bietet die nachträgliche Fassadendämmung zumindest einen Werterhalt?

Fischer: Das Hannoversche Institut für Bauforschung hat in einer mehrjährigen Reihenuntersuchung belegt, dass die Schadensträchtigkeit der Wärmedämmfassaden mehr als neun Euro höhere Instandhaltungsrücklagen bedingt, als klassische Putzfassaden. Die Wärmedämmfassade wird am Tag extrem warm und kühlt in der Nacht oft weit und lange unter den Taupunkt ab, wobei sie Feuchte aufnimmt. Als Folge stellen sich Feuchte- und Frostschäden ein, außerdem Algen- und Schimmelpilzbefall, der dann durch umweltschädliche Vergiftung der Fassade mit auswaschbaren „Fungiziden“ und „Algiziden“ bis zum Ende der Gewährleistung überbrückt werden soll. Mit Werterhaltung hat das also nichts zu tun.

AA: Es gibt Experten, die sagen, Wärmedämmverbundsysteme könnten Schimmel in Wohnräumen verhindern.

Fischer: Das ist falsch. Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik konnte damals keine innere Temperaturerhöhung der wärmegedämmten Fassade nachweisen. Weil ja die Solareinspeicherung blockiert wird und sich jede Nacht extreme Tieftemperaturen an den Dämmschwarten einstellen, was dann alles zusammen zusätzlichen Heizbedarf erzeugt. Der energetische Fehlschlag wird aber nur selten entdeckt, da im Gesamtpaket einer „energetischen Sanierung“ meist auch die Heizung optimiert wird – und das kann dann tatsächlich zu Einsparungen führen, die die Dämmverluste überlagern.

AA: Welche Abhilfe gegen Schimmelpilzbefall empfehlen Sie?

Fischer: Ausreichende und stetige Lüftung. Das können nur die alten Fenster ohne Lippendichtung oder moderne Fenster mit teuren Zusatzeinrichtungen. Die ansonsten empfohlene Stoßlüftung liefert dagegen ein paar Minuten kalte Luft, die dann die Problemzonen der Außenwand weiter runterkühlt. Zum Trocknen der dank hermetischer Abdichtung aufgefeuchteten Bausubstanz braucht es aber Hitze! Insofern muss auch die allnächtliche Temperaturabsenkung unterbleiben. Sie wirkt außerdem wie Stop-und-Go-Stadtverkehr und erhöht so den Heizenergieverbrauch. Auch Doppel- und Dreifachgläser bieten nach einer neuen Forschungsarbeit an der TU Innsbruck kein wirtschaftlich vertretbares Energiesparpotenzial gegenüber der althergebrachten Befensterung: Ein Einfachfenster lässt tagsüber das Maximum an Solarenergie ins Gebäude, ein Fensterladen oder Rollo schützt vor den nächtlichen Verlusten. Unsere Altvorderen waren also geradezu perfekte Energiesparer.

Mein Fazit: Wir sollten uns an der jahrtausendelangen Erfahrung des energiesparenden Bauens orientieren und weniger an der Reklame der ultramodernen Passivhausbranche. Dann gelingt die Energieeinsparung wirklich – und das mit geringsten Kosten.

EIKE bedankt sich sehr herzlich für die freundliche Genehmigung der Augsburger Allgemeinen, ihr Interview mit Konrad Fischer hier ungekürzt wiedergeben zu dürfen.

Zur Konrad Fischer: Geboren 1955 in Würzburg, 1975-81 Studium der Architektur an der Technischen Universität München, Berufstätigkeit seit 1979 in Nachfolge des Architekturbüros Herbert Fischer, seit 1958 in Denkmalpflege, 1982-1984 Wiss. Volontariat am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, 1990 Aufbau der Ingenieurabteilung für Tragwerksplanung, Haustechnik und Bauphysik, Umfangreiche Lehrtätigkeit in Seminaren und Vortragsveranstaltungen, Umfangreiche Publizistik und Auftritte im TV, Seit 1979 ca. 450 kostensicher abgerechnete Baudenkmalprojekte bundesweit, Baugutachten für Sanierung und Immobilienerwerb, auch von Schloßanlagen, 1996 Berufung als Mitglied und langjähriger Vorsitzender im Beirat für Denkmalerhaltung und im Marksburg-Bauauschuß der Deutschen Burgenvereinigung e.V., 1993-97 Vorsitzender des Wirtschaftsbeirats des Vereins zur Rettung und Erhaltung der Neuenburg e.V., seit 1984 Mitglied im Internationalen Arbeitskreis für Hausforschung e.V., Webmaster der Internationalen Altbau- und Denkmalpflege. Informationen: www.konrad-fischer-info.de




Die Klima-Alarmisten haben die Debatte verloren: Es ist an der Zeit, dass wir aufhören, ihre giftige Phantasie weiter zu dulden

Bild rechts: Nicht in Gefahr! Waren sie niemals! (Photo: ALAMY)

Hier folgen ein paar Gründe dafür: IPCC-Leitautor Dr. Richard Lindzen hat dem IPCC vorgeworfen, auf „ein Niveau urkomischer Zusammenhanglosigkeit herab gesunken zu sein“ (hier). Nigel Lawson nannte das IPCC „nicht Wissenschaft, sondern Hokuspokus“ (hier, auf Deutsch beim EIKE hier). Dr. David Whitehouse von der Global Warming Policy Foundation GWPF hat das IPCC im Hinblick auf dessen Herumeiern bzgl. des seit 15 Jahren andauernden Stillstands als „ausweichend und ungenau“ beschrieben; Donna Laframboise verweist darauf, dass das IPCC entweder mit Fehlern durchsetzt oder schrecklich politisch manipuliert ist – oder beides; Paul Matthews hat eine sehr unsinnige Graphik entdeckt; Steve McIntyre hat enthüllt, wie das IPCC anscheinend beflissen versucht hat, die unerwünschte Diskrepanz zwischen den Modellen und den Beobachtungen zu verschleiern; und bei Bishop Hill hat der hervorragende Katabasis ein weiteres Juwel sichtbar gemacht: In schreiendem Gegensatz zu der alarmistischen Botschaft des IPCC auf Pressekonferenzen und in der Summary for Policymakers erzählt der ausführliche Bericht eine ganz andere Geschichte – dass nämlich all die ängstigenden Szenarien, vor denen wir während der letzten beiden Jahrzehnte permanent gewarnt worden sind (vom Auftauen des Permafrostbodens bis zum Kollaps der Eisschilde), von den Wissenschaftlern als irgendwo zwischen „geringes Vertrauen“ und „außerordentlich unwahrscheinlich“ eingestuft werden. Zuletzt gab es das hier von Christopher Booker.

Und es gibt noch viel mehr dergleichen.

Und dann sehe ich natürlich, wie die Klimaalarmisten auf diese Kritik reagieren: genauso wie immer – mit einer Kavalkade von Lügen, persönlichen Angriffen, Ablenkungen, dem Unterdrücken von Umfrageergebnissen, unverhüllten Drohungen, Strohleuten und vielen die Öffentlichkeit in die Irre führenden Konferenzen wie zum Beispiel der, die jüngst bei der Royal Society inszeniert worden ist: Ein Warmisten-Pseudowissenschaftler nach dem anderen trat auf das Podium und versicherte seiner gläubigen Zuhörerschaft, dass alles in bester Ordnung sei und die bösen Leugner nicht noch fälscher liegen könnten.

Nun, wenn das der Weg für sie ist, dieses Spiel zu spielen – nämlich den Kampf, den sie schon verloren haben, bis zum bitteren Ende durchzuziehen wie Werwölfe in Nordeuropa im Jahre 1945 oder fanatische japanische Veteranen auf abgelegenen Pazifikinseln – dann, denke ich, ist das ihr Problem.

Aber wir sollten im gegenwärtigen Status dieses Spieles auf keinen Fall zulassen, dass es auch unser Problem ist. Wie ich hier schon vor einer Woche gesagt habe, gibt es inzwischen mehr als genug stabile Beweise, jedwedem neutralen Beobachter von außen zu zeigen, dass die Untergangsprognosen des warmistischen Establishments, mit denen sie uns während der letzten zwei Jahrzehnte ängstigen wollten, blanker Unsinn sind. Die Angst erzeugende Mär der Gefahr einer vom Menschen verursachten globalen Erwärmung hat nicht einen Schimmer wissenschaftlicher Glaubwürdigkeit. Es ist vorbei! Und während ich nicht glaube, dass die Alarmisten dies in absehbarer Zeit zugeben werden, sollten wir alle damit aufhören, ihre vergiftete Phantasie noch länger zu dulden.

Ich denke dabei zum Beispiel an diesen Spruch im Editorial des Spectator, das sonst ausgewogen, angemessen und fair ist bei der Zusammenfassung des gegenwärtigen Status’ der Klimadebatte:

Die globale Erwärmung ist immer noch eine monumentale Herausforderung…

Wirklich? Mehr eine „monumentale“ Herausforderung als eine globale Abkühlung? Und wo genau findet man den Beweis für dieses Statement? Bitte – ich würde ihn zu gerne sehen! Wo sind die Daten, die belegen, dass die moderate Erwärmung um 0,8°C während der letzten 150 Jahre mehr Schaden als Nutzen gebracht hat?

Es kann sein, dass es unangemessen pedantisch scheint, sich über gerade mal neun Wörter auszulassen in einem ansonsten 800 Wörter starken Editorial. Aber es sind genau diese intellektuell faulen Konzessionen, die nur dazu dienen, einen Propagandakrieg fortzusetzen, der wirklich schon vor langer Zeit hätte beendet werden sollen.

Genauso geht es mir, wenn ich eine dieser einerseits-andererseits-Geschichten lese von jemandem auf der „skeptischen“ Seite der Auseinandersetzung oder ein Editorial in einer Zeitung, die versucht, sich als eine Stimme vernünftiger Autorität zum Thema Klima zu gerieren. Sie wissen schon, was ich meine: Artikel, in denen der Autor zum Zwecke einer demonstrierten Ausgewogenheit und Sympathie gleich zu Beginn einräumt, dass es Fehler und Extremisten auf beiden Seiten gibt und dass es an der Zeit ist, dass sie sich alle in der Mitte treffen und eine vernünftige Lösung finden. (Ich nenne das den Dog Poo Yoghurt- Trugschluss).

Das ist absurd, unehrlich, ungenau und kontraproduktiv. Es ist im Vergleich wie wenn nach einem langen, langen Katz-und-Maus-Spiel zwischen einigen Außenseitern, ins Extreme gehenden privaten Investoren und einem enormen Mafiakartell ein Schiedsrichter von außerhalb eingreift und sagt: „Nun, es gibt Fehler auf beiden Seiten. Ihr Mafiosi wart wirklich ziemlich gemein mit eurem Multimilliarden Dollar-Spaß. Aber ihr privaten Investoren, ihr verdient ebenfalls einen Schlag auf die Hand, weil die Sprache, mit der ihr das Mafiakartell bezeichnet habt , wirklich ziemlich aggressiv und schmerzvoll war. Immerhin habt ihr die Mafiosi ‚stehlende Kriminelle’ genannt“.

„Aber sie sind stehlende Kriminelle”, protestieren die Investoren. „Und haben Sie eine Ahnung, was es uns gekostet hat, diesem Fall nachzugehen? Erkennen Sie, wie hart das Kartell daran gearbeitet hat, uns zu verteufeln, uns zu marginalisieren und uns als verrückte Extremisten hinzustellen? Diese Leute haben Milliarden gestohlen, sie haben gelogen und betrogen, sie sind verantwortlich für zahlreiche Tote, und Sie wagen es, mit dem Einwand daher zu kommen, dass sie spezielles Wohlverhalten verdienen, weil ihre zarten Gefühle mit unfreundlicher Sprache verletzt worden sind?“

Es ist an der Zeit, dass wir in diesem Kampf unsere Handschuhe abstreifen – ihn nicht eskalieren zu lassen, sondern dafür zu sorgen, dass er nicht immer und immer weiter geht; dass wir dieses alberne diplomatische Spielchen zu Ende bringen, in dem wir so tun müssen, als gäbe es auf beiden Seiten Schuld – nicht, weil das in irgendeiner Weise wahr ist, sondern weil der Klimabetrug so gewaltig und allumfassend ist, dass es einfach zu viele Menschen an der Macht gibt, denen man nachsichtig gestattet, ihr Gesicht zu wahren.

Warum?

Um Ihnen nur ein einziges Beispiel zu geben: Vorige Woche wurde zwei Alarmisten Platz eingeräumt, die beim Staatssekretär Owen Paterson von der DEFRA vorstellig geworden waren (hier):

Prof. Kevin Anderson von der Manchester University sagte dem Independent: „Seine Ansicht, dass wir uns durch die Klimaänderung durchwursteln können, ist die Meinung einer kolonialistisch denkenden, arroganten und reichen Person“.

Und Prof. Myles Allen von der Oxford University, einer der Autoren des Berichtes, sagte: „Ich fand es sehr besorglich, dass diese Person damit betraut ist, UK an die Klimaänderung anzupassen. Ich denke, dass jeder, der mit der Planung der Anpassung befasst ist, auf jeden Fall ein realistisches Verständnis dessen haben sollte, was die Wissenschaft sagt“.

Da riss sogar der Geduldsfaden des ansonsten betont friedlichen Blogs Bishop Hill:

Man kommt nicht umhin zu glauben, dass dem Verständnis von Politikern für die Wissenschaft auf die Sprünge geholfen werden kann, wenn Wissenschaftler einschließlich Prof. Allen versucht haben, eine klare Erklärung dafür zu geben anstatt versucht haben, irgendwelche Schwierigkeiten zu verschleiern, die von der Botschaft des Untergangs ausgehen könnte.

[Original: One can’t help but think that politicians‘ understanding of the science might be helped if scientists, including Professor Allen, had tried to write a clear explanation of it rather than trying to obfuscate any difficulty that might distract from the message of doom. Ich weiß nicht, ob ich das richtig übersetzt habe – es macht m. E. keinen Sinn! A. d. Übers.]

Ziemlich genau! Was Paterson über den gegenwärtigen Status der Klimaänderung gesagt hat, ist sowohl demonstrativ wahr und total unakzeptabel:

„Die Menschen werden bei diesem Thema sehr emotional, und ich glaube, dass wir akzeptieren sollten, dass sich das Klima seit Jahrhunderten geändert hat“, sagte er.

„Man vergesse nicht, für die Menschen ist die Winterkälte eine viel größere Ursache für Todesfälle als die Sommerhitze. Außerdem würde sich [bei einer Erwärmung] die Wachstumsperiode verlängern, und man könnte Landwirtschaft auch in weiter nördlich gelegenen, bislang zu kalten Gebieten betreiben“.

Wenn Winkeladvokaten-Professoren, die mit kuscheligen Pfründen in staatlich finanzierten Akademien sitzen, wünschen, derartige Statements des gleißend Offensichtlichen – Statements, die außerdem durch den vollständigen neuen IPCC-Bericht gestützt werden, siehe oben – zu bekämpfen, dann liegt die Beweislast bei ihnen, das zu tun unter Verwendung verifizierbarer Fakten und nicht mit Hilfe von vagen, gefühlsduseligen Schmähungen.

Aber zurück zu meiner bevorzugten Analogie – dem Zweiten Weltkrieg. Die Lage, in der wir uns derzeit befinden, ist vergleichbar mit den Hundetagen [dog days] des Jahres 1945, als der Vormarsch der Alliierten durch kleine Nester fanatischer Widerständler aufgehalten worden war. Die Alliierten hatten die Wahl: entweder jede einzelne Stadt mit hohen Verlusten der Infanterie zu erobern oder einfach abzuwarten und den Bewohnern ein Ultimatum zu stellen – sie hätten eine Stunde Zeit, sich zu ergeben, oder die Stadt würde durch die Artillerie zusammen geschossen.

Wir sollten in dieser Hinsicht standfest bleiben. Eine Seite hat recht, eine Seite hat einfach unrecht und verdient es, gedemütigt und in ihren Grundfesten geschlagen zu werden. Und je schneller das geschieht – für alle diejenigen unter uns, die an Wahrheit, Anstand und Freiheit glauben – umso besser.

Link: http://blogs.telegraph.co.uk/news/jamesdelingpole/100238550/the-climate-alarmists-have-lost-the-debate-its-time-we-stopped-indulging-their-poisonous-fantasy/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

Anmerkung des Übersetzers: Bei diesem Artikel ist mir zunächst nur der Name des Autors aufgefallen, habe ich doch sein Buch Watermelons gelesen. In diesem Buch erscheint mir Delingpole als ein friedlicher, in Frageform auf Missstände hinweisender Autor. Dass er hier derartig vom Leder zieht, steht in starkem Kontrast zum Stil in seinem Buch und zeigt m. E., dass sein Geduldsfaden auch am reißen ist.

Wenn ich mal etwas mehr Zeit habe, werde ich – falls von der EIKE-Redaktion gewünscht – eine Rezension mit einigen übersetzten Auszügen posten.

C. F.




Energiewende wirkt: „Der hauptsächliche Preistreiber ist der Staat“

Wir konnten im Vorfeld der Koalitionsgespräche ein ausführliches Gespräch führen mit Dr. Günter Keil, früherer Mitarbeiter im Bundesforschungsministerium und einer der profundesten Kenner und Analytiker in Energiefragen.

Peter Schmidt: Nach der Bundestagswahl gäbe es eine neue Chance, weniger emotional über die weitere Entwicklung der „Energiewende“ zu sprechen. Sehen Sie eine Chance, dass die Politik die bisherigen Entscheidungen kritischer beäugt ?

Dr. Keil: Es gibt bereits kritische Äußerungen aus der Politik,  interessanterweise fast alle kurz vor der Bundestagswahl, seit man aus Umfragen wußte, dass für die Bürger die Entwicklung der Energiepreise auf Platz 3  der Liste der größten Sorgen steht.
Dabei gibt es eine Ausnahme: Die sächsische FDP kritisiert die Energiewende-Politik seit längerem massiv – als einzige unter den Landesverbänden aller Parteien.
Jetzt nach der Wahl wird man an dieses Thema herangehen müssen, aber die Aussichten für eine wirklich durchgreifende Revision aller Fehlentscheidungen sind schlecht. Alle Altparteien haben das schließlich so beschlossen.  Nun herrscht Angst vor einem Gesichtsverlust.  Zudem hat man mit dem Erneuerbaren Energie-Gesetz EEG eine starke Wind-, Solar- und Biogas-Lobby gezüchtet, die um ihre Privilegien kämpfen wird.  Schließlich gibt es noch den Bundesrat, der alle das EEG betreffende Gesetzesvorlagen, seien sie auch noch so schwach formuliert, stoppen kann – und vermutlich auch stoppen wird.
Es ist zu befürchten, dass die neue Regierung einen scheinbar einfachen Ausweg aus diesem Dilemma wählen wird: Den bereits begonnenen Weg in die Planwirtschaft und letztlich in die Verstaatlichung des Elektrizitätssektors zu Ende zu gehen. Zwar würde das die Probleme nicht lösen, sondern verschlimmern, aber man hätte wieder einmal Zeit gewonnen.

Peter Schmidt: Der Preis für Energie ist exorbitant gestiegen, für den Privathaushalt wie das Industrieunternehmen. Was ist denn derzeit der hauptsächliche Preistreiber ?

Dr. Keil: Für den wichtigen Energieträger Erdgas gelten außenwirtschaftliche Faktoren.  Erst wenn Shale-Gas in ausreichender Menge in England, Polen und weiteren europäischen Ländern in größerer Menge gefördert wird, kann mit einem Absinken des Preises gerechnet werden. Die deutschen Verbraucher werden zudem die jahrelangen Versäumnisse aller Regierungen, endlich ein Terminal an der deutschen Nordseeküste für Flüssiggastanker einzurichten, teurer bezahlen, als ihre in dieser Hinsicht klügeren Nachbarn in Westeuropa.
Die Probleme beim immer weiter steigenden Strompreis sind jedoch hausgemacht.
Ohne die preistreibenden Eingriffe des Staates hätten wir noch konkurrenzfähige Strompreise.
Was sich dramatisch verändert hat, sind die vom Staat der Energiewirtschaft aufgezwungenen Steuern, Abgaben und Umlagen – mit dem Ergebnis, dass wir heute gegenüber dem Jahr 2000 eine Erhöhung des Strompreises für Haushalte um 106 % auf 28.73 Cent/kWh erlebt haben. Die Kosten für die Stromerzeugung, den Transport und die Netznutzung stiegen in diesen 13 Jahren von 8,62 auf 14,32 Cent/kWh an, also um 66 %. Aber die Steuern, Abgaben und Umlagen stiegen von 5,32 auf 14,41 Cent/kWh an, also um 171 %.  Damit  bilden die staatlichen Belastungen heute exakt 50% des  Haushalts-Strompreises.
Derzeit sind unsere Strompreise die zweithöchsten in der EU. Der hauptsächliche Preistreiber ist also der Staat, der in Verkennung der Bedeutung des Strompreises diese entscheidende Ressource der Wirtschaft als Goldesel für das Stopfen von Finanzierungslücken im Staatshaushalt mißbraucht. Stadtwerke benutzen seit langem die Einnahmen aus dem Energiegeschäft, um defizitäre Bereiche wie den öffentlichen Nahverkehr damit zu unterstützen. Dies geschieht nicht erst seit heute, sondern hat eine ungute Tradition seit vielen Jahren.
Aus der Sicht grüner Ideologen ist das vermutlich eine sehr begrüßenswerte Entwicklung, weil damit die verhaßte Großindustrie ins Ausland getrieben wird. Der Kampf gegen Kernkraft und auch Kohlestrom soll eine Umwandlung in Richtung auf eine weitgehend von Industrie befreite und Öko-Landbau lebende Insel bewirken. In Bezug auf die Kernkraft ist das Dank des Engagements der Kanzlerin bereits gelungen; bei den Kohlekraftwerken ist der durch das EEG verursachte wirtschaftliche Zusammenbruch im Gange –  wird aber sicherlich mit weiteren Subventionen bekämpft werden.
Man könnte natürlich an die Ursache dieser Fehlentwicklung herangehen. Ob die Politik dazu imstande ist, muss man abwarten.

Peter Schmidt: Wenn man als Laie Meldungen liest wie „große Windparks in der Nordsee, aber das Problem der Trassenanbindung ist nicht gelöst“, dann bekommt man den Eindruck, so manche Milliardenentscheidung sei von Dilettanten getroffen. Täuscht das ?

Dr. Keil: Leider stimmt das. Die Liste unbegreiflicher Fehlentscheidungen wird immer länger.
Einige Beispiele:
1. Das EEG. Man bevorzugt  bestimmte Technologien der Stromerzeugung extrem, die aber zugleich Witterungs- und Tageslichtabhängig und dazu noch sehr viel teurer sind, als konventionelle Methoden.  Zudem stören und gefährden sie durch ihre oft zufälligen Schwankungen die Stabilität des Stromnetzes: Blackouts drohen. Das Ganze mit gesetzlich garantierter vorrangiger Einspeisung in das (dafür nicht vorbereitete) Stromnetz sowie einer 20-jährigen Garantie für die Vergütung dieses Stroms, die weit über dem Börsenstrompreis liegt. Es ist nicht übertrieben, dies als ein Zerstörungsprogramm für die Wirtschaft und als ein Verarmungsprogramm für die Bürger zu bezeichnen – so nicht beabsichtigt, aber leider so wirkend.
Wieder stellt sich die Frage, weshalb ausgerechnet eine schwarz-gelbe Regierung dieses von Trittin und seiner Partei erfundene Gesetz faktisch widerstandslos seine verheerenden Wirkungen entfalten ließ.
2. Der Kernkraftausstieg. An dieser Entscheidung waren alle Altparteien beteiligt. Die damit hervorgerufene Lücke in der Grundlast-Stromversorgung ist nicht mehr zu schließen – auch nicht mit neuen Kohlekraftwerken, weil diese nicht mehr rentabel wären und daher auch nicht gebaut werden.  Notlösung: Stromimporte aus Frankreich und Tschechien, und zwar Kernkraftstrom .
3.  Dass in Norddeutschland die geeigneten Windregionen liegen, aber von dort keine ausreichenden Höchstspannungsleitungen zu den Verbrauchszentren führten, war jedermann bekannt. Dennoch erfolgte der Ausbau ungebremst.
4.  Bei den Nordsee-Windparks ging alles schief: Erst gab es für gebaute Windparks keinen Kabelanschluß an Land – und jetzt gibt es Leitungen zu Windparkstandorten, an denen noch gar kein Windpark existiert.
5.  Man hat vergessen bzw. überhaupt nicht begriffen, dass das viel größere Mittel- und Niederspannungs-Verteilnetz ebenfalls in extremem Umfang ausgebaut werden müßte, weil jetzt zahllose EEG-Stromeinspeiser daran hängen. Dafür sind diese Netze nicht ausgelegt.
6.  Die bedrohlichste Planungspleite betrifft nahezu alle konventionellen Kraftwerke, die durch das Überangebot des weitgehend nicht benötigten, aber per Gesetz eingespeisten „grünen“ Stroms und des deshalb stark gefallenen Börsenpreises die für einen rentablen Betrieb erforderlichen Jahresbetriebsstunden bei weitem nicht mehr erreichen – und deshalb stillgelegt werden müssen. Dies, obwohl sie dringend benötigt werden, um die stark schwankenden Wind- und Solarstromeinspeisungen auszugleichen.
Hier droht die nächste Subventionswelle, Kapazitätsmanagement genannt, und im Klartext die Subventionierung stillstehender Kraftwerke als „Kaltreserve“. Wer das bezahlen wird, ist klar: Die Verbraucher.

Diese Liste katastrophaler Fehler und vollständiger Ahnungslosigkeit ist unvollständig – und schwer zu begreifen.  Denn der für solche Entscheidungen erforderliche Sachverstand ist gerade in Deutschland selbstverständlich vorhanden. Aber die vergangenen Regierungen nutzten ihn nicht. Der Grund war vermutlich, dass nüchterner Sachverstand für große Visionen von Nachteil ist.

Peter Schmidt: Ebenso populär wie populistisch ist ja derzeit die Forderung, die Ausnahmeregelung für die Industrie abzuschaffen. Wie steht es um diese Option wirklich ?

Dr. Keil: Wir haben es hier mit einer Gleichung mit vielen Unbekannten zu tun. Wenn die SPD in die Regierung geht, wird sie vermutlich diese Forderung nicht weiter verfolgen, weil sie von den Gewerkschaften, die sich um die Arbeitsplätze sorgen, Druck bekommt. Für die Grünen wäre es hingegen eine zentrale Forderung, weil das die Industrie träfe. Über alledem schwebt aber das Damoklesschwert der EU-Kommission: Deren Wettbewerbshüter hat ein Verfahren gegen Deutschland angekündigt, weil diese Vergünstigung die EU-Wettbewerbsregeln verletze. Angeblich hat Frau Merkel dringend gebeten, damit bis nach der Wahl zu warten. Wenn die EU damit Ernst macht, könnten sogar rückwirkend riesige Rückforderungen auf die Industrie zukommen. Am Ende der dann beginnenden Schlacht wäre das EEG tot. Zu diesem juristisch-politischem Hickhack sind keinerlei Prognosen möglich.

Peter Schmidt: Hand aufs Herz: Ist die Aussage „Der Industriestandort Deutschland ist massiv in Gefahr“ nicht auch ein populistisches Instrument der Energiewende-Gegner ?

Dr. Keil:  Es ist vor allem die sehr ernst zu nehmende, mehrfach in dringendem Ton vorgebrachte Meinung und Mahnung des EU-Energiekommissars Günther Oettinger.
Die rasant steigenden deutschen Strompreise erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass insbesondere Unternehmen mit hohen Stromkosten eine Verlagerung in andere Länder vornehmen werden. Das betrifft Unternehmen der Grundstoffindustrie – also Stahl, Chemie, Metall, Baustoffe, Papier, Zement, Keramik, Verbundwerkstoffe. Prof. Dieter Ameling, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl a.D. schrieb dazu: „Es ist unwahrscheinlich, dass in Deutschland noch einmal ein neues Stahlwerk, eine große Chemiefabrik oder ein Werk für Karbonfasern gebaut wird.“
Die BASF hat bereits den Ausbau ihrer Kapazitäten in den USA mit den Energiepreisen begründet. Diese liegen dort bei nur 50% der deutschen Industriestrompreise; trotz der oben erwähnten Entlastungen für unsere Industrie. Die mittelständischen Betriebe, die diesen Ausweg nicht haben, geraten in die Schere zwischen höheren Energiekosten und sinkender Konkurrenzfähigkeit gegenüber Wettbewerbern in der EU.
Das deutlich gesunkene Investitionsvolumen in Deutschland und die Steigerung deutscher Auslandsinvestitionen sind deutliche Warnsignale.

Peter Schmidt: Ist die Versorgungssicherheit in Deutschland wirklich in Gefahr ?

Dr. Keil: Wenn man der Bundesnetzagentur Glauben schenken will, dann nein. Dass die Anzahl der regulierenden und akute Probleme behebenden Eingriffe der Netzbetreiber in das Stromnetz in den vergangenen Jahren drastisch angestiegen ist, bestätigt sie allerdings. Zu Zitterpartien entwickeln sich die Wintermonate:  In diesen liegt die Solarstromerzeugung oft in der Nähe des Nullpunkts und bei einer andauernden Flaute (das übliche Rußland-Hoch) und weitaus höherem Strombedarf als im Sommer braucht es vielleicht nur noch eine Kraftwerksstörung oder einen Trafobrand, um in die Gefahrenzone zu kommen. Unsere im Sommer Strom exportierenden Nachbarn benötigen ihn dann selbst. Dann werden wieder alte Kraftwerke in den Nachbarländern für viel Geld angeworfen.
Was viele nicht wissen: Ein Blackout würde mehrere Tage dauern, bevor das Netz wieder steht. Das ist keine schöne Vorstellung. Besonders ärgerlich ist jedoch, dass das Eingehen dieser Risiken überhaupt nicht nötig war.

Peter Schmidt: Bei Licht betrachtet ist ein „Ausstieg aus dem Ausstieg“ ja kaum realistisch. Es geht ja wohl mehr um sinnvolle Korrekturen.

Dr. Keil: Dem ersten Satz stimme ich zu. Beim zweiten Satz habe ich Probleme, denn wie sollen bei einer allein mit Ängsten begründeten völligen Stillegung einer extrem wichtigen und rentablen Grundlast-Stromversorgung sinnvolle Korrekturen aussehen ? Die jahrelange Angstpropaganda der Medien hat in der Tat zu einem durchschlagenden Erfolg geführt: Neue Kernkraftwerke sind in Deutschland nicht vorstellbar. Darauf stellen sich unsere Nachbarländer bereits ein: Tschechiens neue Kernkraftwerke sollen insbesondere Deutschland beliefern. Auch Frankreich rechnet damit.
Eine andere Frage ist, ob es tatsächlich weitere Stilllegungen von KKW geben wird. Insbesondere in Süddeutschland würde die Stromversorgung prekär werden, weil zudem die notwendigen neuen Gaskraftwerke nicht gebaut und bestehende stillgelegt werden. Für die südlichen Landesregierungen wird das zu einem ernsten Problem.
Die bereits existierende bzw. zunehmende Unrentabilität aller Gas- und Steinkohlekraftwerke macht einen weiteren Kernkraft-Ausstieg hochriskant. Seit man das begriffen hat – das hat tatsächlich, obwohl logisch und unvermeidbar,  bis zum Sommer 2013 gedauert – werden wohl die Karten neu gemischt. Aber weil es hierbei wiederum nicht allein um wirtschaftliche Fragen, sondern um Gesichtsverlust, Ideologie, Parteipolitik und Angst vor den Medien geht, sind auch in dieser Frage abermals alle Möglichkeiten gleich wahrscheinlich. Wir haben nun einmal keine rationale Energiepolitik.

Peter Schmidt: Was wären aus Ihrer Sicht die ersten, unumgänglichen Änderungen ?

Dr. Keil: Die vollständige Abschaffung des EEG und der Energieeinsparverordnung (EnEv) mit einer Streichung der Einspeisevergütungen auch für Bestandsanlagen.
Anders wäre die weiter steigende Vernichtung von Volksvermögen – von Minister Altmaier auf eine Billion Euro geschätzt – nicht aufzuhalten.
Ich rechne jedoch mit eher kosmetischen Korrekturen. Die derzeit hochgelobte Quotenregelung nach skandinavischem Vorbild würde dem Unfug der massenhaften Installierung von für eine Industrienation ungeeigneten Stromerzeugungstechnologien nicht Einhalt gebieten, sondern vielmehr deren relativ billigste Form favorisieren: Das ist die Windkraft an Land. In Anbetracht von über 700 Bürgerinitiativen, die schon jetzt gegen die Zerstörung von Landschaften und Wäldern durch Windkraftanlagen kämpfen, wäre es kaum übertrieben, das mit der Eröffnung eines Krieges gegen die Bevölkerung gleichzusetzen.

Peter Schmidt: Die Befürworter der Energiewende sprechen ja immer davon, dass sich Deutschland einen weltweiten wirtschaftlichen Vorsprung mit dem Umbau erarbeitet. Hat dieses Argument Substanz ?

Dr. Keil:  Es gibt in der Technikdebatte ein schönes Beispiel für den Nutzen und zugleich Unsinn gewisser Großprojekte: Man könnte den Mount Everest abtragen und in den USA naturgetreu wieder aufbauen. Eine große Zahl eindrucksvoller Entwicklungen in der Erdbewegung und im Transportwesen wäre zu erwarten. Dennoch wäre das Projekt Schwachsinn und zu 99% eine Geldvernichtung. Die Frage „Was bringt´s ?“ ist die entscheidende. Nachdem bereits die Photovoltaikindustrie kaum noch in Deutschland existiert und auch die Windkrafthersteller immer mehr mit der Auslandskonkurrenz kämpfen müssen und beständig Marktanteile verlieren, bleiben gewiss bestimmte, kleinere Industriebereiche, die von der Energiewende technologisch profitierten und weiterhin Exporterfolge erzielen können. Das war auch bereits die Situation vor der Energiewende. Vergleicht man das jedoch mit dem, was Deutschland in letzter Zeit an wichtigen Industrien verloren hat, ergibt sich ein düsteres Bild:
Die Kernkraftindustrie blüht in den übrigen Industrieländern, aber insbesondere in den Schwellenländern China, Korea und Indien enorm auf; wir schafften sie ab. Die Gentechnik findet hier nicht statt. Energieintensive Produktionen wie Kohlefaserverbund-Werkstoffe – angeblich wichtig für unsere Elektroautos – werden von vornherein nicht in Deutschland etabliert. Sehr wahrscheinlich werden bereits in der Chemie und Metallindustrie Produktionsverlagerungen geplant. Das alles sind Technologiefelder, in denen wir wegen der dafür nötigen hohen wissenschaftlichen und Entwicklungsleistung gut konkurrenzfähig gewesen wären. Die noch vorhandene Grundstoffindustrie ist ein entscheidender Standortvorteil und auch für andere Branchen wichtig. Statt dessen haben wir auf leicht kopierbare „grüne“ Techniken gesetzt. Weshalb sollten wir ausgerechnet bei Umwelttechniken einen Vorsprung erringen und halten ?
Es wäre schön, wenn sich in unserem Lande  diejenigen, die durch ihre Ausbildung und ihre Erfahrungen seriös und fundiert technische Entwicklungen und Projekte beurteilen können, in die Politik einmischen würden, indem sie ihre vornehme Zurückhaltung aufgeben und sich in Parteien engagieren. Sie werden jetzt dringend gebraucht.
Wir bekämen dann eine rationalere Politik.

Peter Schmidt:  Die einzige und damit entscheidende Begründung für die Energiewende war doch der Klimaschutz. Davon hört man nichts mehr. Was ist davon zu halten ?

Dr. Keil: Die für die Energiewende entscheidende Begründung „Klimaschutz“ wird von der Regierung in der Tat nicht mehr benutzt, seit sie erkannt hat, dass die Abschaltung der CO2-freien Grundlast-Kernkraftwerke unweigerlich zu einer verstärkten Nutzung der einzigen anderen in Deutschland verfügbaren Grundlaststrom-Erzeugung, und zwar der durch Kohlekraftwerke, führen mußte. Nun steigt der CO2-Ausstoß zwangsläufig und der Umweltminister zeigt sich bekümmert. Das war´s also mit dem Klimaschutz und das Land, das alle anderen mit seiner Vorreiter-Rolle genervt hat, schweigt nun.
Im Grunde haben wir hier wieder die Antwort zur Frage 3: Nur Dilettanten beschließen Maßnahmen, deren logische negative Auswirkungen sie nicht sehen können. Eigentlich müßte nun die Energiewende wegen des Verfehlens ihres Hauptziels abgesagt werden.

Peter Schmidt: Wir danken Ihnen sehr für diese intensive Bewertung des Themas. Bleibt zu hoffen, dass sich in den kommenden Koalitionsverhandlungen eine „Wende der Wende“ anbahnt.




Das Leben im engen Gehäuse der Klimakatastrophe

Bild rechts: Ein Einsiedlerkrebs. Bild: Wikipedia

Genauso suchen jetzt die Klimaalarmisten nach neuen Schutzräumen vor dem Stress, der ihnen aus einer Öffentlichkeit entgegen schlägt, der immer stärker bewusst wird, dass ihre Untergangs-Prophezeiungen bzgl. des Klimachaos’ auf schludrigen Daten, fehlerhaften Computermodellen oder vielleicht direkten Betrug beruhen. Die alarmistischen Wissenschaftler haben sich selbst in eine Kiste der Klimakatastrophe gesperrt und sind jetzt verzweifelt bemüht, ihren Ruf, ihre Vorhersagen und ihre finanzielle Förderung zu retten.

Trotz des Fehlens einer Erwärmung in den Temperaturmessungen der letzten 16 Jahre und einem Rekord-Minimum der Hurrikan- und Tornado-Aktivität schreien sie immer noch wiederholt „Wolf!“, und sie versuchen, jedes ungewöhnliche oder „extreme“ Wetterereignis mit den menschlichen, die Pflanzen düngenden CO2-Emissionen in Verbindung zu bringen. (Tatsächlich tragen die Menschen nur etwa 4% zum jährlichen CO2-Eintrag in die Atmosphäre bei).

Alarmisten benutzen ihre Vorhersagen der Klimakatastrophe, um die Welt aufzufordern, ihre Energie- und Wirtschaftssysteme zu transformieren, den Gebrauch fossiler Treibstoffe zu beenden und einen niedrigeren Lebensstandard zu akzeptieren – alles als Reaktion auf eine politisch fabrizierte Wissenschaft. Selbst als zunehmende Beweise immer mehr mit ihrem Dogma in Konflikt gerieten, waren das Geld, ihr Schicksal und ihre Macht zu groß, um aus rein ethischen Gründen aufzugeben.

Die Auswirkung auf Energiepreise, nationale Ökonomien, Arbeitsplätze und das Leben der Menschen war umfassend und negativ. Zum Beispiel ist Deutschland aufgrund des unbegründeten Alarmismus’ während der letzten 15 Jahre aggressiv auf Wind- und Solarenergie umgestiegen – sowohl politisch als auch mit finanzieller Unterstützung der Steuerzahler und Investitionen. Man hat sich auch von der Kernkraft verabschiedet. Folge: ökonomisches Schrumpfen, Vernichtung von Arbeitsplätzen bei energieintensiven Unternehmen und Drohungen seitens dieser Unternehmen, nach Übersee abzuwandern. Inzwischen wird in Deutschland mehr Kohle verbrannt und werden neue Kohlekraftwerke gebaut in dem Bemühen, das ökonomische Desaster der „grünen“ und „Klimaschutz“-Maßnahmen umzukehren, aber die Aktionen senden immer noch Schockwellen an Investoren auf der ganzen Welt.

In Spanien hat jeder Arbeistplatz, der durch die dem Klimaalarmismus geschuldeten politischen Maßnahmen geschaffen worden ist, zum Verlust von zwei Arbeitsplätzen in den anderen Bereichen der Wirtschaft geführt, wurde diese doch durch raketenartig steigende Strompreise gebeutelt. Der Niedergang einer spanischen Wirtschaft, die sich so stark der Wind- und Solarenergie zugewandt hatte, führte endlich dazu, dass vernünftige Personen evaluiert haben, warum diese Maßnahmen getroffen worden sind; und die erneuerbaren Subventionen wurden genau wie in Deutschland drastisch gekürzt.*

[*Das steht so im Original! Ich glaube, in diesem Punkt bzgl. D sind die Autoren nicht richtig informiert. Oder gab es hierzulande wirklich auch derartige Kürzungen, die nur noch niemand bemerkt hat? A. d. Übers.]

Wie sieht Brasiliens Zukunft mit Biotreibstoffen aus? Schließlich überwindet die Wirklichkeit gerade die Verzerrungen der Darstellung in den Medien und die politische Korrektheit, das naive Experiment von vor einigen Jahren – als alles, was „grün“ war, als billiger, sauber und überlegen in jeder technologischen Hinsicht angesehen worden ist – und man denkt jetzt rationaler. Brasilien öffnet sich jetzt mehr in Richtung Öl und Gas via konventioneller Förderung und hydraulischem Brechen, an Land und im Meer.

Warum entscheiden sich so viele Staaten dafür, die narrengoldenen Eier von Greentech aufzugeben oder zurückzufahren? Erstens, die Energiegewinnung mit grünen Technologien wurde viel zu übertrieben angepriesen hinsichtlich Verlässlichkeit, Kosten, Kapazität, Schaffung von Arbeitsplätzen und Auswirkungen auf die Umwelt. Für eine stabile Ökonomie sind diese Energie-Charakteristiken eine Voraussetzung! Zweitens, die spekulative Natur des Alarmismus’ bzgl. CO2 ist durch die harten Fakten und Daten der letzten Jahrzehnte offenbar geworden.

Der NIPCC-Bericht Climate Change Reconsidered-II [auf Deutsch beim EIKE hier] präsentiert diese Fakten, so dass jetzt selbst Nichtwissenschaftler die relevante Bandbreite der Klimakomponenten erkennen können – und die Art und Weise, mit der die Leute zu dem Glauben gebracht worden sind, dass wir vor einem vom Menschen verursachten Klima-Armageddon stehen, das sich bis heute nicht manifestiert hat und niemals eine Bedrohung war.

Nichtsdestotrotz besteht die frühere EPA-Administratorin Lisa Jackson darauf, dass das “Klima-Chaos” real sei und jammerte, dass ihre Agentur mindestens 240.000 neue Mitarbeiter bräuchte (von denen jeder Einzelne mit 100.000 Dollar pro Jahr plus Zuschläge zu Buche schlägt). Sie sagte, sie würden gebraucht, um die neuen Vorschriften bzgl. Kohlendioxid zu managen – und nahezu alles zu kontrollieren, was Amerika ausmacht.

Bei der EPA arbeiten derzeit etwa 20.000 Menschen mit einem jährlichen Budget von 8 Milliarden Dollar. Die neuen Einstellungen allein würden den Steuerzahler weitere 24 Milliarden Dollar jährlich kosten – plus die Hunderte Milliarden Dollar durch ökonomische Einbußen, Schließungen von Fabriken und neue Arbeitsplatzverluste, die die EPA-Vorschriften mit sich bringen würden.

Jahr für Jahr haben die Alarmisten ihre Schutzhüllen geändert in Gestalt von immer mehr absurden Antworten auf die Frage, wo denn bloß die Erde mysteriöserweise die ganze Energie gespeichert hat, die die Treibhausgase vermeintlich zurückgehalten hatten. Seit Jahren behaupten die Alarmisten, dass die Ozeane die fehlende Energie speichern würden. Aber nachdem das ARGO-Projekt gezeigt hatte, dass die Wärme dort nicht aufzufinden war, jedenfalls nicht in den obersten 2000 m unter der Oberfläche, sagte ein prominenter Alarmist: „Wir sind über diese Ergebnisse verwirrt“. Wir sind nicht verwirrt!

Wenn die Daten permanent im Widerspruch zur Hypothese stehen, überdenken verantwortungsbewusste Wissenschaftler diese Hypothese. Verstörte Alarmisten-Klimawissenschaftler suchen verzweifelt nach neuen Schutzschalen – und neuen Entschuldigungen.

Die „verwirrenden” Fakten haben die vorhersehbare alarmistische Taktik ausgelöst, die Daten zu attackieren und zu behaupten, dass sich die Wärme in den wirklichen Tiefen der Ozeane verstecke. Sie ignorieren die Physik hinter diesem Problem – wie nämlich die vermeintliche Wärme aus dem atmosphärischen Kohlendioxid durch die Wasseroberfläche und unter die obersten zweitausend Meter transportiert worden sein könnte, ohne entdeckt zu werden – und erwarten von uns, dass die Thermodynamik von Flüssigkeiten Gegen­stand von Zauberei ist.

Das NIPCC hat seinen Bericht des Jahres 2013 Climate Change Reconsidered II veröffentlicht [auf Deutsch beim EIKE hier]. Endlich hat die Welt Gelegenheit, die wirkliche Wissenschaft kennen zu lernen – nicht die Art, die versteckt und durch alle alarmistischen Schalenspielchen gefiltert worden ist.

Unbelastet von politischem Druck und von Mega-Lobbyisten hat diese 1018 Seiten starke Übersicht von 50 ernsthaften und hoch angesehenen Wissenschaftlern den Betrug der Alarmisten bloßgestellt. Diese wirklichen Wissenschaftler haben auch gezeigt, wie unsinnig der mystische „tropische Hot Spot“ der Alarmisten ist. Diese heilige Kuh stellt sich als genauso phantasiert heraus wie die im tiefsten Ozean versteckte planetarische Erwärmung – oder auch den infamen Hockeyschläger von Michael Manns geheim gehaltenen Daten und geheimen Computer-Codes.

Haben wir vergessen, dass das Jahr 1998 den „Kipp-Punkt“ markieren sollte, nach dem sich die Erde unkontrolliert immer weiter erwärmen würde? Die Anhörung im Jahre 1988 in Washington an einem heißen Sommernachmittag wurde von dem stets listigen James Hansen dominiert, der furios seine Brauen bewegte, in einem Raum, der durch den billigen Trick von Senator Tim Wirth, der einfach die Air-Condition ausgestellt hatte, stickend heiß wurde. Politisches Theater und Manipulationen sind an die Stelle ehrlicher Wissenschaft getreten.

Al Gore hat die Verläufe von CO2 und Temperatur so manipuliert, dass es so aussah, als ob der steigende CO2-Gehalt der Atmosphäre zu planetarischer Temperaturzunahme geführt hätte – obwohl in Wirklichkeit Temperaturanstiege dem Anstieg des CO2-Gehaltes immer vorausgegangen waren. Hätte er nicht seinen Fehler korrigieren und seine durch Vorspiegelung falscher Tatsachen ergaunerten Millionen zurückgeben müssen? Hätte er sich den Nobelpreis und das viele Geld nicht mit Irena Sendler teilen sollen, die mit ihm nominiert worden war, weil sie während des 2. Weltkrieges 2500 jüdische Kinder gerettet hat? Hätte nicht sein Komplize, der IPCC-Vorsitzende und Pseudo-Nobelpreisträger Rajendra Pachauri verantwortlich gemacht werden müssen für das Hinausposaunen frisierter Geschichten über die schmelzenden Himalaya-Gletscher?

Wenn man unrecht hat, lügt, schummelt, die Öffentlichkeit in die Irre führt und Arbeitsplätze vernichtet – wenn man Alarmist ist, spricht all das nicht gegen ihn – selbst dann nicht, wenn die vom Menschen verursachte globale Erwärmung im Jahre 1996 aufgehört hat.

Wir haben buchstäblich laut gelacht über eine so genannte „Dokumentation“, die demnächst auf eine arglose Öffentlichkeit losgelassen wird. Sie nennt sich „Do the Math: Bill McKibben and the Fight over Climate Change.” Für McKibben und seine Kameraden ist „doing the math” ein Synonym für „Zählen des Geldes”, mit dem sich die Alarmisten beschäftigen.

Das große Geld ist immer an die Alarmisten gegangen, an schuldbeladene Umweltaktivisten und an nach Kontrolle strebende Regulatoren, und dieses Geld stammt generös und unwissentlich von den Steuerzahlern der Welt. Das ist auch die wirkliche Bedeutung hinter den Begriffen „grüne“ Bewegung und „grüne“ Energie.

Dennis Mitchell, CPA/QEP has been professionally involved in environmental and tax compliance, monitoring and education for over 40 years. David Legates, PhD/CCM is a Professor of Climatology at the University of Delaware and has been studying climate and its changes for 35 years. A version of this article originally appeared in the 10/18/2013 Investor’s Business Daily.

Link. http://wattsupwiththat.com/2013/10/18/life-in-a-climate-cataclysm-box/

übersetzt von Chris Frey, EIKE

Zum Autor:

Williard Anthony Watts ist ein pensionierter US-Meteorologe (von der Amerikanischen Meteorologischen Gesellschaft zertifiziert (AMS seal holder) und der Präsident von IntelliWeather Inc. (hier), Leiter des Blogs Watts Up With That? und Gründer des the Surface Stations Project, eine Initiative von Freiwilligen, die es sich zum Ziel setzt, die Qualität der Wetterstationen in den Vereinigten Staaten von Amerika zu dokumentieren. Weitere Informationen über A. Watts (hier).




Kernreaktor ACP-1000 – Chinas erster richtiger Export

Dies war zwar schon lange angekündigt, aber nicht so schnell zu erwarten gewesen. China will auf dem Kraftwerkssektor unbedingt Weltmarktführer werden. Wird ihm das gelingen, wird sich das für das alte Europa noch zu einem industriellen Albtraum entwickeln. Insofern kann man schon heute allen Politikern und sonstigen Vertretern der "Sozialindustrie und Bio-Bauern-Republik" zu ihrem Erfolg gratulieren.

Der politische Hintergrund

China demonstriert mit seinem Export von Kernkraftwerken nach Pakistan einmal mehr Stärke und imperiales Gehabe im asiatischen Raum. Für China sind internationale Verträge nur so lange gültig, wie sie dem eigen Vorteil dienen. Sieht China auch nur eigene Interessen berührt — siehe die Haltung zum Giftgaseinsatz in Syrien — sind sie nicht das Papier wert, auf dem sie geschrieben stehen. Eine chinesische Grundeinstellung, für die sie bei allen asiatischen Nachbarn bekannt und gefürchtet sind. Eigentlich, verstößt China nicht nur gegen seine Verpflichtungen aus seiner Mitgliedschaft in der IAEA (International Atomic Energy Agency), sondern auch gegen die erst 2005 abgeschlossenen NSG (Nuclear Suppliers Group) Verträge. Dort hat sich China verpflichtet, keine weiteren Reaktoren (Chashma im Punjab mit 2 x 300 MWe) mehr an Pakistan zu liefern. Der Grund dieses Abkommens ist, daß Pakistan selbst ein Atomwaffenstaat ist und sich beharrlich weigert, den internationalen Abkommen zur Nicht-Weiterverbreitung beizutreten. Es hat durch den nachgewiesenen Handel mit "Atomwaffentechnik" wiederholt unter Beweis gestellt, daß es eine ausgesprochene Außenseiterrolle einnimmt. Insbesondere sein Nachbar Indien fürchtet die zunehmende Islamisierung des Landes und weitere Übergriffe und Anschläge. China behauptet in seiner ihm eigen Art, daß es sich keinesfalls um den Bruch internationaler Abkommen, sondern lediglich um die Fortsetzung des Chashma-Projekts (Entfernung über 700 km) handelt. Man kann also davon ausgehen, daß China sich als der bevorzugte Lieferant für Kerntechnik für alle zweifelhaften Regime etablieren wird. 

Die Energiepolitik in China

Zur Zeit hat China 15 Reaktoren in Betrieb und 30 im Bau. Weitere 51 Reaktoren befinden sich im fortgeschrittenen Planungsstadium und 120 in der Vorstudie. Die Ereignisse in Fukushima führten zu einer zwanzig Monate dauernden Bedenkzeit, in der erstmal keine weiteren Projekte in Angriff genommen wurden. Als Folge dieser Verzögerung wurde das Ausbauziel für 2020 von 80 GWe auf 58 GWe gesenkt. Gleichwohl wurde das Ausbauziel für 2030 mit 200 GWe unverändert gelassen. China hätte damit rund doppelt so viele Reaktoren wie die USA und etwa vier mal so viele, wie Frankreich. Wer solche Planzahlen vorgibt, ist dazu genötigt, eine kerntechnische Industrie von bisher nicht gekannter Größenordnung aufzubauen. Selbst wenn China gewillt und finanziell in der Lage wäre, diese Stückzahl zu importieren, wäre der Weltmarkt dazu gar nicht in der Lage — jedenfalls nicht ohne eine Preisexplosion. 

Bisher erscheint das kerntechnische Programm sehr verzettelt. Man hat sich alle verfügbaren Reaktortypen am Weltmarkt zusammengekauft und entsprechende Kooperations- und Lizenzabkommen geschlossen. Andererseits war dies mit einer enormen Lernkurve verbunden. Vorbild war und ist jedoch Frankreich: Man möchte sich möglichst auf einen Reaktortyp beschränken und dadurch die vollen Skalenvorteile nutzen. Dies betrifft vor allem den Betrieb. Anders als in Deutschland, ist das oberste Staatsziel, möglichst viel elektrische Energie, zu möglichst geringen Preisen bereit zu stellen. Dies wird als notwendiges Fundament einer modernen Wohlstandsgesellschaft gesehen.

Der ursprüngliche Plan sah die konsequente Nationalisierung des ursprünglich von Frankreich importierten 910 MWe Reaktors M310+ vor. Er gipfelte in dem als CPR-1000 bezeichneten Reaktortyp, der faktisch ein Nachbau der 34 in Frankreich gebauten Reaktoren mit je 157 Brennelementen war. Von diesem Typ sollten 60 Stück in Serie gebaut werden. Doch Fukushima veränderte die Lage grundlegend. Man kam zum Schluß, in Zukunft nur noch Reaktoren der III. Generation zu bauen und die im Bau befindlichen Reaktoren der II. Generation nach Möglichkeit zu ertüchtigen. Durch diesen Beschluss wurde das Ausbauprogramm etwas durcheinander gewirbelt: Bisher sind nur zwei Typen der III. Generation (AP-1000 von Westinghouse und EPR von Areva) im Bau. Bis zur endgültigen Entscheidung, welcher Reaktor in Großserie gebaut wird, sollen noch erste Betriebsergebnisse abgewartet werden. Neben dem engen Zeitplan ergeben sich auch noch juristische Probleme in Bezug auf die Lizenzabkommen. Wahrscheinlicher Sieger dürfte der in Modulbauweise zu errichtende AP-1000 sein. Allerdings hat man mit Westinghouse erst eine gemeinsame Vergrößerung auf mindestens 1400 MWe (CAP-1400)  beschlossen. Diese Neuentwicklung ist bereits vollumfänglich für den Export durch China freigegeben.

Der ACP-1000

Hier kommt nun der ACP-1000 ins Spiel: Wie ein Kaninchen aus dem Zylinder, erscheint ein vollständig selbstständig entwickelter und vollständig durch eigene Rechte abgesicherter chinesischer Reaktor der 1000 MWe Klasse auf der (politischen) Bildfläche. Unverhohlen läßt man damit drohen, daß mindestens 60 % der ausländischen Firmen ihre chinesischen Aufträge ab 2020 verlieren könnten, wenn China den Weg dieser Eigenentwicklung beschreiten würde. Im Moment könnte man bereits 85% des Reaktors mit eigenen Produkten — ohne Lizenzgebühren — produzieren. Durch den hohen Eigenanteil, könnte man bereits heute 10 % günstiger als der Rest der Welt anbieten. Alles etwas vollmundig. Die zwei ersten Reaktoren überhaupt, sollen als Block 5 und 6 im Kernkraftwerk Fuqing in der Fujien Provinz errichtet werden. Baubeginn soll noch dieses Jahr sein. Im Zusammenhang mit einer angeblich vollständigen Eigenentwicklung ist dies etwas dubios. Bisher braucht in China, jedes als "Nuclear Grade" deklarierte Bauteil (damit sind alle Komponenten gemeint, die für einen sicheren Betrieb ausschlaggebend sind), eine spezielle Zulassung der Genehmigungsbehörde. Um diese Zulassung zu erlangen, muß nachgewiesen werden, daß der Betrieb diese Komponente seit mindestens fünf Jahren produziert und sie in einem Kernkraftwerk erfolgreich eingesetzt wird. Letzteres muß durch den Verwender schriftlich bestätigt werden. Erstes bezieht sich sogar auf Fertigungsstätten ausländischer Firmen in China. Namhafte deutsche Hersteller sind an dieser Klausel gescheitert.

Bisher weiß man über den ACP-1000 nicht sehr viel. Es soll sich um eine Weiterentwicklung der französischen Standardbauweise mit drei Sekundärkreisläufen handeln. Seine Leistung soll 1100 MWe bei 3060 MWth betragen. Der Reaktorkern ist eine angeblich vollständige Eigenentwicklung mit 177 Brennelementen von 3,66 m Länge (Lizenzfrage?). Er ist für ein Wechselintervall von 18 Monaten bei einem Abbrand von 45000 MWd/tU ausgelegt. Ausdrücklich wird die hohe Lastfolgefähigkeit durch eine voll digitale Regelung erwähnt. Durch den Einsatz "passiver Elemente" bei "modernster aktiver Sicherheit" soll es sich angeblich um einen Reaktor der III+. Generation handeln. Einen vollständigen Einblick wird man erst erhalten, wenn dieser Reaktor durch eine westliche Genehmigungsbehörde zertifiziert wird. Angeblich, ist dies demnächst vorgesehen.

Konsequenzen

Die Träume vieler europäischer Konzerne, vom großartigen chinesischen Markt, dürften ausgeträumt sein. Die deutsche Krabbelgruppenmentalität vom "solidarischen Umgang miteinander" ist für chinesische Maßstäbe völlig widernatürlich. Im chinesischen Geschäftsleben gilt ausschließlich das Recht des Stärkeren. Wer nicht stets besser ist, hat nicht einmal ein Recht auf Anerkennung. China hat sich alle Reaktormodelle bauen und erklären lassen. Jetzt kommt die Phase der gnadenlosen Verwertung des erlernten. Wer jetzt noch etwas verkaufen will, müßte schon wieder besser sein. Das unendlich langsame Europa kann dieses Tempo nicht mithalten. Ein radikales Umdenken wäre erforderlich. Dafür fehlt es aber (bisher) am erforderlichen politischen Willen. Für die chinesische Führung sind Rüstungsindustrie, Nahrungsmittel- und Energieversorgung die drei zentralen Staatsbereiche. Zumindest in Deutschland, ist Energieverbrauch inzwischen etwas ganz böses und jede Energietechnik, die über den Stand des Mittelalters hinausgeht, eine beängstigende Vorstellung. Träum schön weiter, Michel!

Dr. Klaus Dieter Humpic, zuerst erschienen bei NUKE-Klaus im Juni 2013