CDU MdB Arnold Vaatz: Bemerkungen zur Energiepolitik in Deutschland

Be­mer­kun­gen zur Ener­gie­po­li­tik in Deutsch­land

von Ar­nold Vaatz

1                 Das Er­neu­er­ba­re-Ener­gi­en-Ge­setz  (EEG) – Gen­esis und Wir­kungs­wie se

2                 Die Kos­ten des EEG (all­ge­meiner Teil)

3                 Die Kos­ten des EEG (spe­zi­el­ler Teil)

4                 Zur Grund­last­fä­hig­keit von Son­nen- und Wind­strom

5                 Zu­sam­men­fas­sung 

6                 Quel­len 

Die Bun­des­re­gie­rung stellt in ih­rem Ener­gie­kon­zept von 2010 an die Ener­gie­ver­sorgung drei An­for­de­run­gen: Sie soll wirt­schaft­lich (so­wohl aus der Sicht der Wirt­schaft als auch der Ver­brau­cher), si­cher und um­welt­scho­nend sein.  Um dies zu er­rei­chen, soll bis 2050 60 % des Brut­to­ener­gie­ver­brauchs und 80 % der Strom­er­zeu­gung von so­ge­nann­ten Er­neu­er­ba­ren Ener­gi­en ab­ge­deckt wer­den. Am 30. Juni 2011 prä­zi­sier­te der Deut­sche Bun­des­tag die­se Plä­ne durch die For­de­rung, bis zum 31. De­zem­ber  2022 vollstän­dig auf die Strom­er­zeu­gung aus Kern­ener­gie zu ver­zich­ten. Die Un­ter­neh­men RWE und E.on reich­ten da­rauf­hin Kla­ge beim Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt ein, Vat­ten­fall rief das in­ter­na­ti­o­na­le Schieds­ge­richt für In­ves­ti­ti­ons­strei­tig­kei­ten in Wa­shing­ton an. Die Ent­schei­dun­gen in die­sen Fra­gen ste­hen aus.

Wohl wis­send, dass die Strom­er­zeu­gung nur etwa 15 % des Ener­gie­ver­brau­ches in Deutsch­land aus­macht, möch­te ich mich in mei­nen Aus­füh­run­gen aus­schließ­lich auf die Strom­be­reits­tel­lung kon­zen­trie­ren, da ich hier den größ­ten Kor­rektur­be­darf sehe.

Ich möch­te mich mit fol­gen­den Fra­gen be­fas­sen:

•  Sind die ener­gie­po­li­ti­schen Zie­le ver­nünf­tig und er­reich­bar?

•  Be­wirkt die im­ple­men­tier­te Ge­set­zes­la­ge eine den ge­nann­ten An­for­de­run­gen entspre­chen­de Ener­gie­be­reits­tel­lung?

Po­li­tik be­ginnt mit der Be­trach­tung der Re­a­li­tät und setzt sich fort mit der Wahl der Wor­te. Die­se kön­nen die Re­a­li­tät  kor­rekt be­schrei­ben oder auch ver­ber­gen – je nach po­li­ti­scher Ab­sicht. Der Ter­mi­nus Er­neu­er­ba­re Ener­gie ge­hört zur letz­te­ren Ka­te­go­rie. So wie der Be­griff Gen­mais sug­ge­riert, ge­wöhn­li­cher Mais habe kei­ne Gene und der Be­griff CO2-freie Ge­sell­schaft es sei mög­lich ohne die Ab­ga­be von CO2 in die At­mo­sphä­re zu le­ben, ist auch der Be­griff Er­neu­er­ba­re Ener­gie ein Ap­pell an den phy­si­ka­li­schen Anal­pha­be­tis­mus der Ge­sell­schaft – denn dass Ener­gie nicht er­neu­ert son­dern verschie­de­ne Ener­gie­for­men le­dig­lich in­ei­nan­der um­ge­formt wer­den kön­nen, lernt man be­kannt­lich im ers­ten Jahr des Phy­sik­un­ter­rich­tes. Ich ver­mei­de den Be­griff Er­neuer­ba­re Ener­gi­en oder des­sen Ko­se­form "Die Er­neu­er­ba­ren", in­dem ich statt­des­sen von al­ter­na­ti­ven Strom­er­zeu­gungs­for­men spre­che -es sei denn, ich muss ihn zi­tie­ren – etwa im Kür­zel EEG für Er­neu­er­ba­re Ener­gi­en Ge­setz.

Ei­nes der all­ge­gen­wär­ti­gen neu­en po­li­ti­schen Prin­zi­pi­en des 21. Jahr­hun­derts – oder we­nigs­tens sei­ner ers­ten bei­den Jahr­zehn­te – ist die um­fas­sen­de Öko­lo­gi­sie­rung al­ler po­li­ti­schen Dis­zip­li­nen. Ins­be­son­de­re die Ener­gie­po­li­tik in Deutsch­land und der Eu­ro­pä­i­schen Uni­on ist heu­te fak­tisch eine Un­ter­dis­zip­lin der Kli­ma­schutz­po­li­tik. Die wie­der­um be­ruht auf der An­nah­me von der Kli­ma­schäd­lich­keit ei­ner er­höh­ten CO2-Kon­zen­tra­ti­on in der At­mo­sphä­re. Ge­gen die­se An­nah­me meh­ren sich Zwei­fel. Ich ver­wei­se auf das 2012 er­schie­ne­ne Buch „Die Kal­te Son­ne“ von Fritz Vah­ren­holt und Sebastian Lüning [1]. Die Vermutung, eine erhöhte CO2-Konzentration in der Atmosphäre bewirke eine gefährliche Temperaturerhöhung auf der Erde, stützt sich auf Prognose-Modellrechnungen. Eine empirische oder experimentelle Verifikation steht aus.  Für die seit mehr als 10 Jahren stagnierende  Erdtemperatur bei rasant ansteigender CO2-Konzentration haben die Behaupter des CO2-getriebenen Klimawandels keine plausible Erklärung. Bohrkernanalysen aus der Antarktis zeigen zudem, dass bei Klimaveränderungen in der Erdgeschichte in der Regel die CO2-Konzentration in der Atmosphäre der Temperaturveränderung folgte und nicht vorausging – was wenig überraschend ist, weil dies exakt die Veränderungen der Phasenveränderungen im Meer bei sich ändernden Temperaturen abbildet.  Es stimmt allerdings, dass die Mehrzahl der Klimaforscher noch immer der CO2-Erderwärmungsthese anhängt. Nur entscheiden eben über physikalische Gesetzmäßigkeiten und Sachverhalte keine Mehrheiten. Fällt die Kli­ma­prä­mis­se, dann ver­kehrt sich die von Deutschland re­kla­mier­te ener­gie­po­li­ti­sche Vor­rei­ter­rol­le in der Welt in eine Vor­rei­ter­rol­le bei his­to­risch wohl bei­spiel­lo­sen Fehl­al­lo­ka­ti­o­nen, die die kom­men­den Ge­ne­ra­ti­o­nen von ei­ner völ­lig an­de­ren Sei­te als er­war­tet be­las­ten wer­den. 

Aber auch, wenn das CO2 der all­ge­mein be­haup­te­te Kli­ma­kil­ler sein soll­te, er­hebt sich die Fra­ge, ob die er­bring­ba­ren deut­schen oder eu­ro­pä­i­schen Bei­trä­ge zur Emis­si­ons­minde­rung an der Welt­si­tu­a­ti­on et­was än­dern und ob nicht die – in Deutsch­land frei­lich er­folg­reich ta­bu­i­sier­te – Dis­kus­si­on über eine An­pas­sung  an die Kli­ma­verän­de­rung mehr Er­folg ver­spricht als die Dis­kus­si­on um de­ren Ver­mei­dung.

Und schließ­lich: Wenn das CO2-Min­de­rungs­ziel in der Tat dem Kli­ma­schutz die­nen soll­te, er­hebt sich die Fra­ge, in­wie­weit der ener­gie­ge­setz­li­che Rah­men dazu bei­trägt, es zu er­rei­chen. Ord­nungs­po­li­tisch sinn­voll und aus­rei­chend hier­zu ist der eu­ro­päische Em­mis­si­ons­han­del. Je­der da­rü­ber hi­naus­ge­hen­de Ein­griff macht die Sta­tik des Sys­tems über­be­stimmt und führt zu subop­ti­ma­len Re­sul­ta­ten. Hier­zu ver­wei­se ich auf ein­schlä­gi­ge Li­te­ra­tur: Die Kli­ma­po­li­tik Ka­ta­stro­phe von Jo­a­chim Wei­mann [2] und Das grü­ne Pa­ra­do­xon von Hans-Wer­ner Sinn [3]. Mit der dem Kern­ener­gie­aus­stieg ver­wei­gert sich Deutsch­land zu­dem ei­ner CO2-neu­tra­len Strom­er­zeu­gung und de­ren Wei­ter­ent­wick­lung.

1. Das Er­neu­er­ba­re-Ener­gi­en-Ge­setz (EEG) – Gen­esis und Wir­kungs­wei­se

Um der Strom­er­zeu­gung aus Wind, Son­ne, Was­ser und Bi­o­mas­se eine Chan­ce zu ge­ben, hat­te der Bun­des­um­welt­mi­nis­ter  Töp­fer im Jahr 1990 ein Strom­ein­spei­se­ge­setz ent­wor­fen, das per 1. Ja­nu­ar 1991 in Kraft trat und die kon­ven­ti­o­nel­len Ener­gie­versor­ger ver­pflich­te­te, al­ter­na­tiv er­zeug­ten Strom ab­zu­neh­men und pro Ki­lo­watts­tun­de mit 75 – 90 % je­nes Er­lö­ses zu ver­gü­ten, den sie selbst im be­tref­fen­den Ka­len­der­jahr pro Ki­lo­watts­tun­de aus dem Ver­kauf ih­res ei­ge­nen Stro­mes nach ei­nem be­stimm­ten Mess­ver­fah­ren er­zielt hat­ten. 

Die seit 1998 – 2008 am­tie­ren­de Rot-Grü­ne Ko­ali­ti­on un­ter Bun­des­um­welt­mi­nis­ter Trit­tin mach­te aus dem Tür­öff­ner für den Netz­zu­gang eine Geld­druck­ma­schi­ne für Wind-, Bio­gas-, Was­ser­kraft- und So­lar­an­la­gen­be­trei­ber (Ta­bel­le 1). Das Ge­setz er­hielt den Na­men Er­neu­er­ba­re-Ener­gi­en-Ge­setz und ver­sah die Lie­fe­ran­ten von Strom aus al­terna­ti­ven Quel­len mit ei­ner auf zwan­zig Jah­re gel­ten­den Ver­gü­tungs­ga­ran­tie ab dem In­be­trieb­nah­me­zeit­punkt, die sich bei So­lar­strom zu­nächst auf eine DM/kWh be­lief

– zu ei­nem Zeit­punkt, als der Her­stel­lungs­preis ei­ner Ki­lo­watts­tun­de aus kon­ven­tionel­len Quel­len etwa 5 Pfen­ni­ge be­trug.

 

Tab. 1: Das Er­neu­er­ba­re-Ener­gi­en-Gesetz vom 1. Ap­ril 2000

Der Aus­bau­grad mit EEG-pri­vi­le­gier­ten Strom­er­zeu­gern nahm nun ra­sant zu. Gleichzei­tig zeig­te sich die Wir­kung der Vo­la­ti­li­tät von Wind- und So­lar­stromdar­ge­bot: Es kam zu Netz­über­las­tun­gen und es muss­te aus Grün­den der Netz­sta­bi­li­tät Strom ab­ge­wie­sen wer­den. Die Kon­se­quenz war eine Re­gu­lie­rung der hier­aus er­wach­senden Er­trags­schä­den. Die­se ge­schah mit der EEG-No­vel­le von 2009 in der Ägi­de des Bun­des­um­welt­mi­nis­ters Gab­riel und trat in der fol­gen­den Le­gis­la­tur­pe­ri­o­de in Kraft.

Das EEG vom 1. Ja­nu­ar 2009

§ 12: Wird die Ein­spei­sung von EEG-Strom we­gen ei­nes Netz­eng­pas­ses re­du­ziert, sind die von der Maß­nah­me be­trof­fe­nen Bet­rei­be­rin­nen und Be­trei­ber für 95 Pro­zent der ent­gan­ge­nen Ein­nah­men zu ent­schä­di­gen. Über­stei­gen die ent­gan­ge­nen Ein­nah­men in ei­nem Jahr ein Pro­zent der Jah­res­ein­nah­men, sind die Bet­rei­be­rin­nen und Be­trei­ber zu 100 Pro­zent zu ent­schä­di­gen.

Bet­rei­be­rin­nen und Be­trei­ber von EE-An­la­gen sol­len künf­tig spä­tes­tens am Vor­tag vom Netz­be­trei­ber über den er­war­te­ten Zeit­punkt, den Um­fang und die Dau­er des Ein¬spei­se­ma­na­ge­ments (Anm.: ge­meint ist z.B. das Stop­pen der Ein­spei­sung in sein Netz ) in­for­miert wer­den.

Da­mit war die völ­li­ge Ri­si­ko­be­frei­ung der EEG-Pri­vi­le­gier­ten er­reicht. Wind- und Son­nen­strom wur­den von nun an auch dann be­zahlt, wenn sie gar nicht ins Netz ein­ge­speist wur­den.

Die­ses Ge­setz war der Ab­schied von den Prin­zi­pi­en der Markt­wirt­schaft in Ener­giepo­li­tik:

•  Der Staat tritt als Vor­mund der Wirt­schaft  auf. Er über­lässt die Wahl ge­eig­ne­ter  Tech­no­lo­gi­en nicht der Wirt­schaft und der tech­ni­schen Ent­wick­lung son­dern trifft selbst eine Vor­aus­wahl. Für eine breit an­ge­leg­te, au­ßer­halb der staat­li­chen Pri­vile­gie­rungs­sche­ma­ta  an­ge­leg­te For­schung und Ent­wick­lung gibt es kei­nen An­reiz mehr, wir er­le­ben eine Eng­füh­rung der Ener­gie­for­schung. In der DDR war dies als das Rin­der­of­fenstall-Prob­lem aus der Rin­der­zucht be­kannt.

• Die we­sent­li­che markt­wirt­schaft­li­che Ka­te­go­rie der Nach­fra­ge  als be­gren­zende Grö­ße für das An­ge­bot und da­mit die Pro­duk­ti­on ist dau­er­haft sus­pen­diert. Nicht die Nach­fra­ge nach Grün­strom be­stimmt die Pro­duk­ti­on von Wind­rä­dern oder So­lar­ele­men­ten, son­dern die vom tat­säch­li­chen Be­darf ent­kop­pel­te staat­liche Ab­nah­me­ga­ran­tie. Als Kon­se­quenz ent­steht ein Zau­ber­lehr­ling-Ef­fekt: Das Grün­stromdar­ge­bot wächst über alle Gren­zen und muss in zu­neh­men­dem Maße

–  nach­dem es dem Er­zeu­ger ver­gü­tet wur­de – vom Netz ab­ge­wie­sen oder un­ter dem Her­stel­lungs­preis ver­kauft wer­den. In der DDR ist als das Brot­ver­füt­te­rungs­prob­lem in der Schwei­ne­zucht be­kannt.

• Das un­ter­neh­me­ri­sche Ri­si­ko des In­ves­tors ist sus­pen­diert. Es wird auf die Stromkun­den ab­ge­wälzt. Er al­lein über­nimmt die vollstän­di­ge Haf­tung für Fehl­al­lo­ka­tionen von In­ves­ti­ti­ons­ka­pi­tal.

• Das Ge­setz be­straft die öko­lo­gisch  er­wünsch­te spar­sa­me Ver­wen­dung des Stro­mes durch Preis­an­stie­ge: Schrän­ken die Strom­kun­den ih­ren Ver­brauch um 50 Pro­zent ein so müs­sen die EVUs die Um­la­ge auf die ver­brauch­ten 50 % ver­dop­peln.

• Das Ge­setz macht die Er­zeu­ger wett­be­werbs­re­sis­tent und be­raubt da­mit die              techno­lo­gi­sche Ent­wick­lung ih­res wich­tigs­ten An­triebs. Es ini­ti­iert mas­sen­wei­se In­vesti­ti­o­nen in Be­kann­tes.

Das Ge­setz ist fak­tisch kaum kas­sier­bar.  Es be­grün­det markt­frem­de Be­sitz­stän­de.               

Die Ei­gen­tü­mer wer­den ihre Ge­win­ne  zur Ver­tei­di­gung ih­rer Ein­nah­me­quel­le ein­set­zen.  Erst die so­zi­a­len Fol­gen der mas­si­ven Um­ver­tei­lung von un­ten nach oben durch die­ses Ge­setz wer­den Än­de­run­gen er­mög­li­chen.

2. Die Kos­ten des EEG (all­ge­mei­ner Teil)

Um die Kos­ten zu er­mit­teln, die das EEG dem Strom­kun­den auf­er­legt, habe ich die jährli­chen Ver­öf­fent­li­chun­gen der Netz­be­trei­ber he­ran­ge­zo­gen [4]. Ent­las­tend wur­den die ver­mie­de­nen Netz­ent­gel­te, die dann wirk­sam wur­den, wenn der Strom vom Er­zeu­ger zum Ver­brau­cher nicht das Über­tra­gungs­netz pas­sie­ren muss, von den Ge­samt­kos­ten ab­ge­zo­gen. So­dann wur­de an­ge­nom­men, dass die in je­dem Jahr neu hin­zu­ge­kom­me­ne Er­zeu­gungs­leis­tung von die­sem Jahr an 20 Jah­re lang an­fällt d.h. die neu­en An­la­gen eine Nut­zungs­dau­er von 20 Jah­ren ha­ben, also die EEG-Pri­vi­le­gie­rung voll aus­nut­zen.

 

Abb. 1: Be­reits fäl­li­ge EEG-Kos­ten, Sum­me: etwa 400 Mil­li­ar­den Euro (Zu­bau 2012 ge­schätzt)

Quel­le: http://www.eeg-kwk.net/de/ EEG_Jahresabrechnungen.htm

Als Re­sul­tat er­gibt sich (bei Schät­zung ei­nes Zu­wach­ses von etwa 3,5 Mrd. in 2012 – für das die Zah­len noch nicht vor­lie­gen) eine in­zwi­schen durch das Ge­setz ga­ran­tier­te Ge­samt­ver­bind­lich­keit von 400 Mil­li­ar­den Euro. Da­von wur­den in den Jah­ren bis 2013 etwa 90 Mil­li­ar­den EUR ab­ge­gol­ten, für die Jah­re bis 2032 wer­den wei­te­re 310 Mil­li­arden EUR fäl­lig. Haf­tungs­leis­tun­gen für un­ter­blie­be­ne Ab­nah­men – dazu spä­ter –, Re­fi­nan­zie­rungs­leis­tun­gen für den Lei­tungs­bau und stei­gen­de Kos­ten für Re­ge­le­nergie­ab­fra­gen oder Im­por­te da­bei nicht ent­hal­ten, sie sind, so­bald sie an­fal­len, hin­zuzu­ad­die­ren.

In di­ver­sen Stu­di­en – wie z.B. auch eine neu­e­re des DIW [5] – wird in der Re­gel da­rauf ver­wie­sen, dass al­ler­dings beim Ver­gleich der Kos­ten des EEG mit kon­ven­ti­o­nel­len Strom­er­zeu­gungs­tech­no­lo­gi­en de­ren ex­ter­ne Kos­ten zu be­rück­sich­ti­gen sei­en, da­run­ter fik­ti­ve Ver­si­che­rungs­kos­ten für Atom­un­fäl­le u.ä. Die­se wer­den dann aus will­kür­li­chen An­ga­ben zu­sam­men­ge­tra­gen und ad­diert. Bei al­ter­na­ti­ven Tech­no­lo­gi­en un­ter­blei­be­nin der Re­gel der­ar­ti­ge Über­le­gun­gen. Die Kos­ten der man­geln­den Ver­füg­bar­keit des Grün­stroms blei­ben ge­ne­rell un­be­rück­sich­tigt. Ich hal­te der­ar­ti­ge Vor­ge­hens­wei­sen für un­se­ri­ös.

 

Abb. 2: Kos­ten für 100 % al­ter­na­ti­ve Strom­er­zeu­gung bis 2050: 1,42 Bil­li­o­nen Euro

Quel­le: Sach­verstän­di­gen­rat für Umwelt­fra­gen, Son­der­gut­a­chen Jan. 2011 Wege zu 100 % er­neu­er­ba­rer Stro­merzeu­gung 

Die ge­nann­te Stu­die will be­wei­sen, dass der aus­schließ­li­che Ein­satz von al­ter­na­ti­ven Strom­er­zeu­gungs­for­men wirt­schaft­li­cher ist als Strom aus nuk­le­a­ren und fos­si­len Ener­gie­quel­len. Hier­für exis­tiert aber schon eine Aus­sa­ge des Sach­verstän­di­gen­ra­tes für Um­welt­fra­gen [6].

Die viel­fach kol­por­tier­te Aus­sa­ge von Bun­des­mi­nis­ter Pe­ter Alt­maier, wo­nach die Kos­ten der Ener­gie­wen­de bei etwa ei­ner Bil­li­on EUR lie­gen, wird also selbst dann von der Aus­sa­ge des Sach­verstän­di­gen­ra­tes noch über­trof­fen, wenn man da­von aus­geht, dass es bei dem avi­sier­ten Ziel der Bun­des­re­gie­rung bleibt, wo­nach nicht die ge­sam­te Strom­er­zeu­gung, son­dern nur 80 % bis 2050 aus al­ter­na­ti­ven Quel­len kom­men sol­len.

3. Die Kos­ten des EEG (spe­zi­el­ler  Teil)

Die all­ge­mein dar­ge­stell­ten Kos­ten des EEG-Stroms sa­gen je­doch noch nichts da­rü­ber aus, wie hoch kon­kret die Mehr­kos­ten für den Ver­brau­cher durch das EEG wer­den und auf wel­cher Wei­se sich die­se er­ge­ben. Dies soll nun an ei­ner Fall­stu­die er­läu­tert wer­den. He­ran­ge­zo­gen wird hier­zu die Ein­spei­se­gang­li­nie des EEG-Stroms im Mo­nat De­zem­ber 2012 (Ab­bil­dung 3) nebst Preis­ent­wick­lung (Ab­bil­dung 4).

 

Abb. 3: Ge­samt­ein­spei­sung von Wind- und So­lar­strom für De­zem­ber 2012 in das deut­sche Netz

 

Abb. 4: Ge­samt­um­satz: etwa 780 GWh (Ta­ges­be­darf in Deutsch­land etwa 1.600 GWh)

Quel­le: EEX Leip­zig Eu­ro­pe­an Energy Ex­change am Mitt­woch 26.12.2012

Am 26. De­zem­ber, dem 2. Weih­nachts­fei­er­tag  gab es eine gute Wind­strom­aus­beu­te, aber  fei­er­tags­be­dingt nur eine ge­rin­ge Ab­nah­me des Stroms. Die Ge­samt­bi­lanz er­gibt sich wie folgt:

• Kos­ten durch Ein­spei­se­ver­gü­tung an Er­zeu­ger (nur Wind­strom ge­rech­net):

• durch­schnitt­li­che Ver­gü­tung: etwa: 85.000 EUR/GWh

• Ver­lust aus Ein­spei­se­ver­gü­tung: etwa: 66 Mio. EUR

• Er­lö­se aus dem Strom­ver­kauf an den Im­por­teur:

•                  ver­kauf­te Ener­gie­men­ge: etwa: 780 GWh

•                  durch­schnitt­li­cher Ver­kaufs­preis: etwa: – 45.000EUR/GWh

•                  Ver­lust aus ne­ga­ti­ven Strom­prei­sen: etwa: 34 Mio. EUR

•                  Ver­lus­te für den Strom­kun­den an ei­nem Tag: etwa:        

100 Mio. EUR

Nun ist die­ser Ver­lust am zwei­ten Weih­nachts­fei­er­tag nicht sym­pto­ma­tisch für das ge­sam­te Jahr. Aber auch die Jah­res­rech­nung liegt vor und die be­sagt (Ta­bel­le 2):

 

Tab. 2: Ge­samt­ver­lus­te aus Strom­ex­por­ten im Jahr 2012

Quel­le: Sächs. Zei­tung v. 3. Ap­ril 2013

Dies ist ein Ver­lust von etwa 23 Mil­li­o­nen Euro pro Tag.

4. Zur Grund­last­fä­hig­keit von Son­nen- und Wind­strom

Aber leis­tet das EEG bei al­le­dem we­nigs­tens, was von ihm er­war­tet wird?                   Es soll­te die Sub­sti­tu­ti­on von un­er­wünsch­ten Strom­quel­len durch Grün­strom er­mög­li­chen.

Tut es das?

Die Ab­bil­dung 5 zeigt die schon aus Ab­bil­dung 4 be­kann­te Ein­spei­sungs­gang­li­nie in Deutsch­land für Wind (grü­ne Flä­che) und  So­lar­strom (klei­ne gel­be Spit­zen) im Mo­nat De­zem­ber 2012, ei­nem re­la­tiv win­drei­chen Mo­nat. Da­rü­ber ist eine Kur­ve mit der drei­fa­chen Or­di­na­ten­grö­ße ab­ge­tra­gen. Sie soll die (hy­po­the­ti­sche) Aus­stat­tung Deutsch­lands mit der drei­fa­chen Wind­verstom­ungs­ka­pa­zi­tät ge­gen­über dem Sta­tus quo mar­kie­ren. Das Re­sul­tat zeigt, dass dies zwar über gro­ße Ab­schnit­te die ver­minder­te Last­ab­ga­ben oder Ab­schal­tun­gen bei den grund­last­fä­hi­gen Strom­er­zeu­gern (Flä­che tür­kis) und schließ­lich Netz­ent­las­tun­gen zu ne­ga­ti­ven Strom­prei­sen (Flä­che gelb) er­zwingt, aber gleich­wohl dem Netz noch im­mer auch Un­ter­ver­sor­gungs­zei­ten (vi­o­let­te Flä­chen) be­schert, in de­nen die ge­sam­te oder na­he­zu die ge­sam­te Grund­last auf kon­ven­ti­o­nel­lem Weg be­schafft wer­den muss.

Abb. 5: Wind 12/2012 (real und bei hy­po­the­ti­scher drei­fa­cher in­stal­lier­ter Wind­strom­leis­tung)

Die Offs­ho­re-Wind­ener­gie könn­te hier die Ret­tung brin­gen.  Hier­zu gab es ehr­geizige Aus­bau­zie­le: bis 2013 soll­ten 3.000 MW Ma­xi­mal­leis­tung in­stal­liert oder im Bau sein. Zu er­war­ten sind beim ge­gen­wär­ti­gen Sach­stand bis Ende 2013 ma­xi­mal 305 MW, etwa 10 % des Plan­ziels.

Fol­ge: Enor­me Ein­nah­me­ein­bu­ßen der In­ves­to­ren, ein hef­ti­ger Haf­tungs­streit, da ei­ner­seits der the­o­re­tisch lie­fer­ba­re Strom man­gels Um­rich­ter-Platt­for­men und Zu­lei­tun­gen nicht ins Netz ab­ge­ge­ben wer­den kann und mit der bal­di­gen Fer­tig­stel­lung der be­nö­tig­ten Ein­hei­ten nicht kurz­fris­tig zu rech­nen ist, jedoch an­de­rer­seits der Ka­pi­tal­dienst für die In­ves­ti­ti­on zu er­brin­gen ist. Am 29. 8. 2012 be­schloss das Bun­des­ka­bi­nett ge­gen die Stim­me von Bun­des­ver­brau­cher­schutz-mi­nis­te­rin Ilse Aig­ner, die Haf­tung für die ent­gan­ge­ne Ein­spei­se­ver­gü­tung ab dem 11. Tag der Nicht­ein­spei­sung den Netz­be­trei­bern auf­zu­er­le­gen, die die­se dann auf die Strom­kun­den ab­wäl­zen kön­nen.

Aber wenn die Offs­ho­re-Win­dan­la­gen  der­mal­einst  in­stal­liert und zur Zu­frie­den­heit funk­ti­o­nie­ren: Wer­den sie dann den Grün­strom  zum prak­ti­kab­len Sub­sti­tut der kon­ven­ti­o­nel­len Ener­gie­er­zeu­gung ma­chen? Aber­mals Nein. Weil die Strom­aus­beu­te pro­por­ti­o­nal zur drit­ten Po­tenz der Wind­ge­schwin­dig­keit wächst und fällt, os­zil­liert der Offs­ho­re-Strom noch in viel kür­ze­ren Pe­ri­o­den von null auf Ma­xi­mal­leis­tung, so dass sich ein na­gel­brettar­ti­ges Aus­beu­te­pro­fil er­gibt (Ab­bil­dung 6).

Last­gang­li­nie beim Drei­fa­chen der in­stal­lier­ten Wind­strom­leis­tung Zu­schuss­be­darf zur De­ckung der Grund­last durch kon­ven­ti­o­nel­le Er­zeu­ger Un­ter­be­las­tungs­zei­ten der kon­ven­ti­o­nel­len Kraft­wer­ke Über­last­strom (Ver­kauf zu ne­ga­ti­ven Prei­sen)

 

Abb. 6: Offs­ho­re-Wind: wirk­li­che Gang­li­nie ver­sus ge­mel­de­te Leis­tung Quel­le: http://de.scribd.com/doc/109406767/Das-Offs­ho­re-Cha­os,Ten­net,Dar­stel­lung: Rolf Schus­ter

Da­ten­quel­le: Trans­po­wer / TEn­neT:Tat­säch­li­che ein­ge­speiss­te Leis­tung der Offs­ho­re-WE-An­la­gen

Dena-Chef Koh­ler sah sich des­halb be­züg­lich Offs­ho­re-Wind­strom  zu der Aus­sa­ge ver­an­lasst, dass von der ho­hen in­stal­lier­ten Leis­tung sei­en ge­ra­de ein­mal sechs Pro­zent wirk­lich ver­läss­lich ver­füg­bar sei­en.

Die Aus­sa­ge "Grund­last ist Den­ken von ges­tern" scheint da­her we­ni­ger mit be­last­ba­ren Prog­no­sen als mit Pfei­fen im Wal­de ge­mein­sam zu ha­ben. Dies gilt nicht ganz für jene Stim­men, die sa­gen, auch auf das Spei­chern von Strom käme es hin­fort nicht an. Als Aus­druck der Zu­ver­sicht sind sie frei­lich ver­fehlt. Die Aus­sa­gen sind rich­tig, wenn sie mei­nen, dass die zu spei­chern­den Ener­gie­vo­lu­mi­na – woll­te man die Wind­spit­zen spei­chern und in den Wind­sen­ken ein­spei­sen – so ge­wal­tig sind, dass sie für ef­fek­ti­ve Spei­cher­ar­ten wie Pump­spei­cher­wer­ke oder adi­a­ba­te Druck­luft­spei­cher ab­ge­se­hen von den ge­o­lo­gi­schen und ge­o­gra­phi­schen Gren­zen im ers­te­ren Fall nicht dar­stell­ba­re In­ves­ti­ti­ons­sum­men er­for­der­ten, an­de­re Spei­cher­prin­zi­pi­en aber im sta­tus nas­cen­ti ver­wei­len oder im Kos­ten-Wir­kungs­grad­ver­hält­nis nicht viel bes­ser sind, als den Strom weg­zu­wer­fen.

Der Strom­ver­brauch in Deutsch­land liegt bei etwa 1,6 TWh pro Tag. Bei aus­schließ­lich voll ge­füll­ten obe­ren Be­cken liegt die ma­xi­ma­le Ab­ga­be­leis­tung un­se­rer Pum­peicher­wer­ke über ganz Deutsch­land bei etwa 0,04 TWh. Das sind etwa 35 Mi­nu­ten Black­out-Re­ser­ve. Das Vier­zig­fa­che an Pump­spei­cher­ka­pa­zi­tät wäre etwa nö­tig, um ei­nen Ta­ges­ener­gie­be­darf bei Aus­fall des Grün­stroms zu kom­pen­sie­ren. Dies ist im groß­tech­ni­schen Maß­stab bis auf Wei­te­res nicht mög­lich. Man wird also in die­sem Fall ent­we­der auf Im­por­te zu­rück­grei­fen oder dras­ti­sche Ein­grif­fe bei den Strom­kun­den vor­neh­men müs­sen. Ers­te­res kann nur ge­lin­gen, wenn un­se­re eu­ro­pä­i­schen Nach­barn dann un­se­ren Be­darf zu de­cken imstan­de sind – was nur dann zu­ver­läs­sig mög­lich ist, wenn sie – an­ders als Deutsch­land – ihre grund­last­fä­hi­gen Strom­er­zeu­ger nicht ab­ge­schal­tet ha­ben und ge­nü­gend Über­schüs­se pro­du­zie­ren. Letz­te­res  aber ist nur un­ter In­kauf­nah­me grö­ße­rer wirt­schaft­li­cher Schä­den mit ent­spre­chen­den Haf­tun­gen denk­bar. Will man bei­des ver­mei­den, so er­for­dert dies die Vor­hal­tung von Strom­er­zeugungs­ka­pa­zi­tä­ten aus kon­ven­ti­o­nel­len Ener­gie­quel­len – das heißt:  Aus Kern­kraft oder fos­si­len Ener­gie­trä­gern. Da das Auf­kom­men an Wind-oder So­lar­strom über Stun­den und Tage ganz aus­fal­len kann, ge­nügt zur Vor­hal­tung die­ser Re­ser­ve­ka­pa­zi­tät auch nicht ein klei­ner Teil der jet­zi­gen Grund­laster­zeu­gungs­ka­pa­zi­tät, son­dern es muss die Fä­hig­keit zur Be­reits­tel­lung der vol­len Grund­last ste­tig im stand-by-mo­dus ge­hal­ten wer­den. Wenn für die­sen Zweck kei­ne Kern­kraft­wer­ke mehr zur Ver­fü­gung ste­hen, müs­sen die­se Auf­ga­be an­de­re fos­sil ge­feu­er­te Kraft­wer­ke (Gas oder Koh­le) über­neh­men, die zu die­sem Zweck er­for­der­li­chen­falls neu zu er­rich­ten sind.

Mit stei­gen­dem Ein­spei­se­an­teil an EEG-Strom steigt je­doch nicht nur das Vo­lu­men der EEG-Ver­gü­tun­gen ins­ge­samt an und er­höht den Strom­preis. Mit der rück­läu­fi­gen Nach­fra­ge nach Strom aus fos­si­len Quel­len bei der un­be­ding­ten Not­wen­dig­keit seiner Vor­hal­tung müs­sen die fos­si­len Kraft­wer­ke ent­we­der man­gels Wirts­chaft­lich­keit schlie­ßen oder ihre Prei­se um die stand-by-Be­triebs­kos­ten des ge­sam­ten Jah­res – ver¬teilt auf die im be­tref­fen­den Jahr an­ge­ge­be­ne Strom­men­ge er­hö­hen – und dies gilt für den ge­sam­ten grund­lastre­le­van­ten Kraft­werks­park. Will man dies ver­mei­den, so bleibt nur des­sen Vers­taat­li­chung, wo­mit die Mehr­kos­ten statt auf den Strom­kun­den auf den Steu­er­zah­ler ent­fie­len.

5. Zu­sam­men­fas­sung

Sind die ener­gie­po­li­ti­schen Zie­le ver­nünf­tig und er­reich­bar?

Die ener­gie­po­li­ti­schen Zie­le sind ver­nünf­tig. Si­cher­heit und Wirts­chaft­lich­keit sind un­ver­zicht­ba­re An­for­de­run­gen an jede Ener­gie­ver­sor­gung. Eben­so muss eine Ener­giever­sor­gung auch um­welt­scho­nend sein. Dies gilt ins­be­son­de­re für die Scho­nung der na­tür­li­chen Res­sour­cen, denn eine Ener­gie­ver­sor­gung, die Res­sour­cen auf­braucht, die sich nicht in der glei­chen Zeit re­ge­ne­rie­ren, ist stets li­mi­tiert. Da­her ist es nö­tig, hier­zu Al­ter­na­ti­ven zu er­for­schen und zu im­ple­men­tie­ren. Nur ent­spre­chen die da­für vor­ge¬ge­be­nen Zeit­ho­ri­zon­te will­kür­li­chen An­nah­men, die kei­ner Mach­bar­keitsüber­prü­fung stand­hal­ten. Der auf­ge­bau­te Zeit­druck ist un­ver­nünf­tig und führt zu un­aus­ge­reif­ten Ak­ti­vi­tä­ten. Über den Res­sour­cen­schutz hi­naus ist je­doch der Be­griff um­welt­scho­nend kon­kre­ti­sie­rungs­be­dürf­tig. Hier ist die prak­ti­sche Po­li­tik an will­kür­li­chen Pa­ra­me­tern aus­ge­rich­tet. Der Atom­aus­stieg und die Kli­ma­schutz­ab­sicht fal­len nicht zwin­gend in die Rub­rik um­welt­scho­nend – wohl aber die An­for­de­run­gen der Ener­gie­öko­no­mie.

Be­wirkt die im­ple­men­tier­te Ge­set­zes­la­ge eine den ge­nann­ten An­for­de­run­gen ent­spre­chen­de Ener­gie­be­reits­tel­lung?

Die im­ple­men­tier­te Ge­set­zes­la­ge steht der Er­fül­lung der ener­gie­po­li­ti­schen Zie­le im Weg und macht das mit­tel­fris­ti­ge Schei­tern der deut­schen Ener­gie­po­li­tik un­aus­weich­lich.

Sie be­wirkt eine un­wirt­schaft­li­che, un­si­che­re und öko­lo­gisch un­ver­tret­ba­re Vers­chwendung von Res­sour­cen.

• Sie ori­en­tiert sich nicht an zwei­fels­frei­en um­welt­po­li­ti­schen Zie­len (wie            Ressour­cen­schutz, Um­welt­öko­no­mie, Wir­kungs­grad­ver­bes­se­rung, Mi­ni­mie­rung des Ener­gie­ein­sat­zes), son­dern an ide­o­lo­gisch vor­ge­ge­be­nen und da­mit frag­wür­di­gen um­welt­po­li­ti­schen  Zie­len wie Kli­ma­schutz und Atom­aus­stieg.

• Sie hat den Markt eli­mi­niert und ist po­li­tisch au­ßer Kon­trol­le.  

•  Sie un­ter­bin­det die freie Er­for­schung nach­hal­ti­ger Strom­be­reits­tel­lungs­lö­sungen, in­dem sie eine Vo­raus­le­se vor­nimmt und mit ide­o­lo­gisch be­grün­de­ten Ta­bus (Nu¬kle­a­re Quel­len) und Prä­fe­ren­zen (Wind und So­lar) die Va­ri­a­ti­ons­brei­te ein­schränkt.

• Sie führt zu ei­ner mas­si­ven Kos­ten­stei­ge­rung des Strom­kon­sums ohne zum Stromspa­ren an­zu­re­gen.

• Sie ver­sucht grund­last­fä­hi­ge Vers­trom­ungs­tech­no­lo­gi­en durch nicht grund­last­fähige zu substi­tu­ie­ren, was miss­lin­gen wird und

• den Be­trieb zwei­er na­he­zu kom­plet­ten Strom­er­zeu­gungs­pa­ral­lel­struk­tu­ren erzwingt,

• die Kos­ten den aus der  Re­ser­ve­hal­tung von Grund­last­fä­hig­keit stän­dig er­höht,

• sie er­for­dert ein Netz­re­gi­me, das Deutsch­lands Netz in­kom­pa­ti­bel und zu ei­nem Fremd­kör­per im eu­ro­pä­i­schen Ver­bund macht.

• Sie er­zwingt eine so­zi­al un­er­träg­li­che Um­ver­tei­lung von Mit­teln zu Las­ten                   der all­ge­mei­nen Strom­kun­den und zu Guns­ten der Al­ter­na­tiv­an­la­gen­be­sit­zer

• Sie wird die Wett­be­werbs­fä­hig­keit Deutsch­lands we­gen der durch sie  ent­ste­henden sin­gu­lär ho­hen Ener­gie­prei­se und der ge­stei­ger­ten Ab­hän­gig­keit vom Aus­land mas­siv be­ein­tächti­gen

Gibt es Lö­sun­gen?

Die gibt es si­cher. Aber für ener­gie­po­li­tisch ver­nünf­ti­ge Ent­schei­dun­gen gibt es lei­der in Deutsch­land bis auf Wei­te­res kei­ne de­mo­kra­ti­schen Mehr­hei­ten. Ein übermäch­ti­ger me­di­al aus­ge­üb­ter Kon­for­mi­täts­druck hat die Ener­gie­de­bat­te in von ei­ner wis­sen­schaft­li­chen De­bat­te in eine mo­ra­li­sie­ren­de De­bat­te über gut und böse ver­wan­delt. Die­ser Zu­stand ist durch eine von öf­fent­li­cher Zu­stim­mung ab­hän­gi­ge de­mo­kra­tisch ge­wähl­te po­li­ti­sche Füh­rung kaum überwindbar, weil schon der Versuch, dies zu tun, im gegenwärtigen Meinungsklima mit hoher Wahrscheinlichkeit für jede politische Kraft, die dies wagt, den Entzug die­ses Füh­rungs­auf­tra­ges nach sich zieht. Wirt­schaft und Wis­sen­schaft scheu­en den Auf­wand des Strei­tes und ar­ran­gie­ren sich mit dem Sta­tus quo. Trotz mög­li­cher par­tei­über­grei­fen­der Ein­sicht wird auch die ei­gent­lich not­wen­di­ge Au­ßer­kraft­set­zung des EEG wird nicht ge­lin­gen. Statt­des­sen wird man mehr oder we­ni­ger um­ständ­li­che Scha­den­sbe­gren­zun­gen ver­su­chen. Wei­ter­ge­hen­de Ein­grif­fe wer­den an der Kraft zur Be­sitz­stands­ver­tei­di­gung der EEG-Pri­vi­le­gier­ten schei­tern.  Über wirk­li­che Aus­we­ge aus dem Di­lem­ma der Ener­gie­po­li­tik wird man erst re­den kön­nen, wenn die ge­genwär­tig ge­pfleg­ten Il­lu­si­o­nen begraben und die damit verbundene Umverteilung zu einem politischen Ärgernis geworden sind.

6. Quel­len

[1]              Vah­ren­holt, F.; Lün­ing, S.: Die kal­te Son­ne

[2]              Wei­mann, J.: Die Kli­ma­po­li­tik­ka­ta­stro­phe – Deutsch­land im Dun­kel der Ener­gie­spar­lam­pe

[3]              Sinn, H. W.: Das grü­ne Pa­ra­do­xon – Plä­doy­er für eine il­lu­si­ons­freie Kli­ma­po­li­tik

[4]              http://www.eeg-kwk.net/de/EEG_Jahresabrechnungen.htm

[5]              von Hirsch­hau­sen, C.; Kem­fert, C.; Kunz, F.; Men­de­le­vitch, R.: Stu­die: Eu­ro­pä­i­sche Stro­mer¬zeu­gung nach 2020: Bei­trag er­neu­er­ba­rer Ener­gi­en nicht un­ter­schät­zen. Wo­chen­be­richt des Deut­schen In­sti­tuts für Wirt­schafts­for­schung (DIW), Nr. 29.2013, 17. Juli 2013

[6]              Sach­verstän­di­gen­rat für Um­welt­fra­gen: Wege zu 100 % er­neu­er­ba­rer Strom­er­zeu­gung. Son­der¬gut­ach­ten, Jan. 2011

[7]              Keil, G.: Das Offs­ho­re-Cha­os. http://de.scribd.com/doc/109406767/Das-Offsho­re-Cha­os

Hinweis: Der Vortrag kann als pdf heruntergeladen werden. Diese Version weicht von der pdf Version geringfügig ab, denn die hier gezeigte

1. ist die aktuellere 

2. entspricht der gesprochenen Version

Mit Dank an Herrn A. Vaatz für die Korrekturen und an Leser Dr. E. Franz für den Hinweis auf diese Rede.

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