Das Problem der Klimaforschung
Ein Berner Team um Professor Thomas Stocker veröffentlichte letzte Woche auf dem Onlineportal der führenden Zeitschrift Nature eine Studie, die noch weit strengere Ziele für die Klimapolitik fordert: Der gesamte CO2-Ausstoss dürfe 250 Milliarden Tonnen nicht übersteigen. Warum?
Die Klimaforscher haben ein Problem. Ab September legen sie den 5. IPCC-Bericht über Ursachen und Wirkungen des Klimawandels vor, die wissenschaftlichen Grundlagen sichtet ein globales Team unter Führung von Thomas Stocker und mit Sitz in Bern. Diese Arbeit stösst auf immer lautere Kritik – um die Erkenntnisse des IPCC foutiert (schweizerisch, sich um nichts kümmern) sich die Politik und neuerdings auch die Natur.
Die Klimapolitik ist gescheitert. Seit der Konferenz von 2009 im eisigen Kopenhagen machen die Schwellenländer klar, dass sie ihr Wirtschaftswachstum nicht einschränken lassen. China erzeugt mit jährlich 9 Milliarden Tonnen ein Viertel des gesamten CO2-Ausstosses von 34 Milliarden Tonnen, es würde also das Kontingent der Berner Forscher in einem Vierteljahrhundert allein aufbrauchen. Die USA mit 6 Milliarden Tonnen liessen sich nie in das Kioto-Protokoll einbinden, jetzt machen auch Japan und Kanada nicht mehr mit. In Australien stürzte Regierungschefin Julia Gillard wegen ihrer strengen Klimapolitik, und in Grossbritannien denkt Premier David Cameron um, nachdem in Nordengland das weltweit grösste Gasvorkommen entdeckt worden ist.
Zu einer Beschränkung ihres CO2-Ausstosses verpflichten sich gegenwärtig noch Länder, die zusammen dreizehn Prozent des gesamten menschengemachten CO2 erzeugen. Dazu gehört auch die Schweiz mit 51 Millionen Tonnen, was einem Achtel des grössten chinesischen Unternehmens oder dem weltweiten Ausstoss eines halben Tages entspricht. Wie das Bundesamt für Umwelt letzte Woche mitteilte, erreichten die Schweizer 2012 das Reduktionsziel nicht, deshalb müssen sie ab 2014 höhere Abgaben auf Brennstoffe bezahlen.
Und die Klimaforschung hat versagt. Seit siebzehn Jahren steigen die Temperaturen nicht mehr, und das Klima könnte sich in den kommenden Jahren sogar abkühlen. Die tatsächlich gemessenen Temperaturen liegen denn auch unter all jenen, die das IPCC mit seinen komplexen Modellen voraussagte.
Seit Jahren zweifeln die Chinesen und die Inder an der westlichen Wissenschaft, jetzt fordern ausgerechnet die Niederlande, die gemäss den Szenarien der Klimaforscher im Meer versänken, das IPCC dürfe sich beim Klimawandel nicht auf den menschlichen Einfluss beschränken, sondern müsse auch natürliche Ursachen untersuchen.
Die Klimamodelle scheiterten so spektakulär, dass sie in jeder anderen Wissenschaft als widerlegt gälten. Deshalb bauten die Berner ein noch komplexeres Modell des gesamten Erdsystems. Und die Drohung mit der Klimaerwärmung macht den Menschen derzeit wenig Eindruck. Deshalb warnen die Berner vor der Versauerung der Meere, also dem Absterben der Korallen – die in 500 Millionen Jahren schon in weit saurerem Wasser überlebten. Hauptsache, die Forscher um Thomas Stocker können, wie sie der Berner Zeitung sagten, «den Status in der Champions League des klimawissenschaftlichen Business festigen».
Der Beitrag erschien unter dem Titel „Schärferer Ton, strengere Ziele“ in der 18. Ausgabe der Schweizer WELTWOCHE am 14.Juli 2013. EIKE dankt der WELTWOCHE für die Erlaubnis, den Artikel ungekürzt wiedergeben zu dürfen.