Der Mythos der Linken vom „grünen Wachstum“

Bild rechts: Erneuerbare: enorm ineffizient © Kim Hansen
Aber jenseits der unmittelbaren politischen Implikationen steht Blairs Entscheidung sinnbildlich für die moderne Linke. Dem französischen Philosophen Pascal Bruckner und seinem Buch The Fanaticism Of The Apocalypse zufolge haben die Linken mit der Übernahme des Umweltaktivismus’ ihre eigenen Ideale aufgegeben. Erneuerbare, vor allem Wind und Solar, tragen nur sehr wenig dazu bei, Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Sie sind enorm ineffizient und erfordern Backups durch Kernkraftwerke oder mit fossilen Treibstoffen betriebene Kraftwerke.
Erneuerbare verkörpern alles, was dem Sozialismus entgegen gesetzt ist. Eine effiziente Energiequelle durch eine weniger effiziente zu ersetzen reduziert das Produktions-Potential der Wirtschaft. Ein brillanter Twitter-Eintrag zur Zeit der Beerdigung von Margaret Thatcher bringt die ideologische Konfusion der Linken auf den Punkt – nämlich für die Kohlekumpel und gegen das, was sie fördern. Kohlekraftwerke werden umgerüstet, um importiertes Holz zu verbrennen. Politische Maßnahmen zur Förderung der Erneuerbaren sind ein klassischer Fall, Wohlstand von Vielen auf Wenige zu übertragen – Landbesitzer und Energieunternehmen.
Zwischen den Weltkriegen war ländliche Nostalgie und Feindseligkeit gegenüber der Industrie tendenziell die Sache der Rechten. Die Klänge von Stanley Baldwins England klangen wie Hammer auf Amboss und wie die Sense auf dem Schleifstein, sagte der Führer der Konservativen auf einem Treffen anlässlich des St. Georges Day im Jahr 1924 nach seiner ersten Amtszeit als Premierminister. Für George Orwell war es das Klappern der Pantoffeln in den Fabrikstädten von Lancaster, der Hin-und-her-Verkehr der Lastwagen auf der Great North Road und das Rattern der Teewagen [pintables] in den Pubs von Soho. Labour war der Champion städtischen Lebens und der Interessen der Arbeiterklasse. Alles in allem stand der Sozialismus für Fortschritt.
Es stimmt zwar, dass es bei den Linken Stimmen gab, die eine Rückkehr zur ländlichen Vergangenheit forderten. Die Umverteiler [distributists], darunter Hilaire Belloc und GK Chesterton, befürworteten die Enteignung von Landbesitzern und der Zuteilung von drei Acres [ca. 12000 m²] und einer Kuh an jede Familie. Die Grünen Hemden, eine Bewegung, die Zurück-zur-Natur-Gefühle mit der Ankurbelung der Wirtschaft [crank economics] verknüpfen wollte, marschierten in den dreißiger Jahren durch London, wurden jedoch 1944 durch den Labour-Abgeordneten Tom Driberg als ein „kleiner, fantastischer Kult von Natur-Wallfahrern“ abgetan.
Die lautesten Gegner der Umweltbewegung nach dem Krieg fanden sich bei den Linken. Die Erfahrungen aus der Arbeit mit Wissenschaftlern, die wegen der angenommenen Unverträglichkeit der industriellen Zivilisation mit den Grenzen der Umwelt alarmiert waren, veranlassten den Ökonomen Wilfried Beckerman, ihnen ein nur minimales Verständnis der Art und Weise vorzuwerfen, in der die Welt der Menschen tickt.
Beckerman war ein Berater von Tony Crosland in der ersten Wilson-Regierung, also in derjenigen, die ein neues Britannien aus der Taufe heben wollte mit der weißen Hitze der technologischen Revolution. Als Sozialdemokraten standen sie in Opposition zum Umweltaktivismus, weil kollektive Maßnahmen zur Verbesserung des Lebens nur den Wohlhabenderen zugute kämen. Crosland warf den Umweltaktivisten vor, wirtschaftlichem Wachstum feindlich gegenüber zu stehen und sich nicht um die Sorgen der normalen Menschen zu kümmern. Er machte sich über sie lustig als „freundliche und engagierte“ Leute, die unbewusst die Leiter unter den Menschen wegstoßen wollten.
Nichts illustriert den intellektuellen Bankrott ihrer Nachfolger von heute besser als ihr Glaube an den intellektuellen Betrug des „grünen Wachstums“ und deren Unterordnung unter eine ökonomische Analyse, der zufolge es keinen Austausch zwischen aggressiven Zielen der Kohlenstoff-Verminderung und steigendem Lebensstandard gibt. Das Vorgehen gegen den Klimawandel, hat Tony Blair ohne Sinn und Verstand einmal behauptet, war die ‚Pro-Wachstum-Strategie’.
Eine Generation zuvor sahen die Sozialdemokraten die Umweltbewegung als eine Bedrohung der Interessen der Arbeiter an. Indem sie vor der Umweltbewegung kapitulierten, hat die heutige Linke den Sozialismus aufgegeben. Zwei Dinge folgen daraus. Erstens, die Linken haben intellektuelle Härte aufgegeben. Zweitens, mit der Herabstufung der Interessen der Arbeiter und dem geringeren Wohlstand, um den Planeten zu retten, hinterlassen die Linken eine breite Spur von Wählern, die nach einem Geländer suchen. Eines Tages wird sie aus ihrem grünen Traum erwachen und feststellen, dass sie missbraucht wurde.
Rupert Darwall is the author of The Age of Global Warming – A History (Quartet Books, 2013)
Link: http://www.prospectmagazine.co.uk/blog/renewable-energy-socialism-rupert-darwall-age-of-global-warming/#.UcrTQ9hmMux
Übersetzt von Chris Frey EIKE