Klimaforscher Prof. Hans von Storch im SPIEGEL-Interview

Das v. Storch-Interview (im Internet momentan nur in Englisch unter http://tinyurl.com/lq4m869 verfügbar) wurde nicht zuletzt durch die fachkundige Interviewführung der SPIEGEL-Redakteure Olaf Stampf und Gerald Traufetter zu hoher Qualität gebracht. Ohne Umschweife ging es sofort zur Sache. Alle Fragen wurden von v. Storch in bemerkenswerter Offenheit und jedem Alarmismus abhold beantwortet. Fragen und Antworten waren wie bereits erwähnt in der Regel deckungsgleich mit den zugehörigen, wissenschaftlich ausgerichteten EIKE-News. Zu den den Ausnahmen kommen wir weiter unten. Die SPIEGEL-Redakteure hätten durchaus auch ein klimafachkundiges EIKE-Mitglied interviewen können, sie hätten überwiegend Gleiches gehört. Bei den zuerst angesprochenen Themen
– Ursachen von Überschwemmungen,
– Niederschläge und Klimawandelvorgänge,
– Extremwetter,
– Unmöglichkeit bzw. Unsinn von Klimaschutz,
– Klima-Alarmisten,
– Die fragwürdige Rolle Schellnhubers als Klimaberater der Kanzlerin,
– Die Ignoranz von Angela Merkel, Klimafakten zur Kenntnis zu nehmen
– Die Pause in der mittleren Globaltemperatur
passte buchstäblich kein Haar mehr zwischen die Antworten von v. Storch und die entsprechenden EIKE-Verlautbarungen. Die Spiegel-Redakteure können es in unserem News-Archiv überprüfen.
Insbesondere die Antwort v. Storchs auf die Frage, wo denn die Fehlerquellen der Klimamodelle in der falschen Vorhersage der globalen Erwärmung liegen könnten, ist so deutlich, schön und zutreffend, dass sie hier noch einmal wiederholt sei:
Erste Möglichkeit: Sie (gemeint ist die globale Erwärmung) fällt schwächer aus, weil  die Treibhausgase, insbesondere das CO2, eine geringere Wirkung haben als angenommen. Das bedeutet nicht, dass es keinen menschgemachten Treibhauseffekt gibt; nur wäre unser Einfluss aufs Klimageschehen nicht so stark, wie vermutet. Die andere Möglichkeit: In unseren Simulationen haben wir unterschätzt, wie sehr das Klima auf Grund natürlicher Ursachen schwankt".
Danach tauchen freilich die ersten Fragezeichen auf. Mit dem von v. Storch erwähnten Nachweis des Menscheneinfluss am Klimawandel (fingerprint method) kann man nicht mehr ganz einverstanden sein, weil in diesen Nachweis Modellannahmen eingehen (Originalton v. Storch: „die Stärke der Klimaschwankungen richtig einschätzen“). Ob die Methode für die hier in Rede stehenden Anwendungen überhaupt geeignet ist, ist nicht selbstverständlich. Die Fingerprintmethode war ursprünglich ein Verfahren zur Zeichenkettensuche in Computertexten (hier). Vielleicht spielt ja auch bei ihrer Anwendung auf klimatologische Fragen das bekannte Phänomen „rubbish in, rubbish out“ seine bekannten Streiche.
Bei dem von v. Storch ausgesprochenen und zutreffenden Verriss der UBA-Klimabroschüre ist von ihm leider der wichtigste Punkt übersehen worden. Die UBA-Broschüre haben blutige Laien, u.a. eine Kinderbuchautorin und grüne Aktivisten verfasst. Kein Klimaforscher war beteiligt (hier). Die UBA-Broschüre kann daher, wie v. Storch befürchtete, auch nicht das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Klimaforschung verspielen. Sie verspielt nur das Vertrauen ins UBA und da ist bekanntlich schon seit langem nichts mehr zu verspielen.
Das Vertrauen in die Klimaforschung verspielen ganz andere Leute, in Deutschland im Wesentlichen maßgebende Mitarbeiter des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). So etwa Stefan Rahmstorf mit seinem, einem Wissenschaftler unangemessen aggressiven Verhalten gegenüber denjenigen Kollegen und Medien, die nicht seiner Meinung sind. Aber auch Hans-Joachim Schellnhuber, dessen 2 °C Ziel bei vielen Fachleuten, leider nicht bei der auffallend blind-faktenverweigernden Politik, nur noch unter der Rubrik „Humor“ läuft. Das 2 °C Ziel ist in keinem begutachteten paper aufzufinden.
Gegen Ende des Interviews gibt es dann weitere Fragezeichen in den Interview-Antworten. V.  Storch sagt „Wir haben weiterhin überzeugende Hinweise auf einen menschgemachten Treibhauseffekt“. Genau dies darf füglich bezweifelt werden. Zumindest dem Autor sind keine ÜBERZEUGENDEN Hinweise aus der Fachliteratur bekannt. Nichts, aber auch gar nichts (die aktuell ansteigenden CO2-Konzentrationen ausgenommen) ist im Vergleich mit der Klimavergangenheit ungewöhnlich oder gar "noch nie dagewesen".
Überhaupt nicht kann man mit der Aussage von v. Storch einverstanden sein „Ja zwei oder drei Grad mehr werden wir wohl kriegen – bis Ende des Jahrhunderts wohlgemerkt. Das sagt mir mein Instinkt, weil ich ja nicht weiß, wie sich die Emissionen entwickeln werden“. „Instinkt“ zu bemühen erscheint hier nicht ganz angebracht, weil es ausreichend viele begutachtete Publikationen gibt, welche die von v. Storch angesprochene Problematik sehr gründlich behandeln. Sogar in den EIKE-News ist Einschlägiges zu finden. Zufällig erschien wenige Tage zuvor eine EIKE-News zum zukünftigen CO2-Anstieg der Atmosphäre (hier). Die dort vorgenommene Abschätzung kann zwar nur sehr grob sein, sie ist aber zuverlässig. Der Löwenanteil allen zukünftigen CO2 ist in den Kohleressourcen gespeichert. Werden diese VOLLSTÄNDIG verbrannt (was die Menschheit nicht machen wird), erzeugt man damit noch nicht einmal die doppelte CO2-Konzentration von heute. Es ist schwer vorstellbar, dass diese Abschätzung den Fachleuten nicht bestens bekannt ist. Laut geäußert hat sie freilich noch kein Klimaforscher, zwei Mal darf man raten, warum.
Weiterhin ist die berühmte Klimasensitivität des CO2 nur mit der Wasserdampfrückkoppelung auf Werte über 1 °C zu steigern. Entsprechende begutachtete Klimapublikationen (basierend auf MESSUNGEN) haben aber gezeigt, dass es diese Rückkoppelungen in der Realität nicht gibt. Im Gegenteil, alle Messungen deuten auf Gegenkoppelungen hin, die dann die angegebenen Standardwerte der Klimasensitivität zwischen 0.45 °C (hier) und 1.1 °C (IPCC) noch verringern [2] bis [8]. Eine rein statistische Publikation [1] findet sogar überhaupt keinen Einfluss des anthropogenen CO2.
Auch hier ist nur schwer vorstellbar, dass v. Storch diese Veröffentlichungen unbekannt sind, ihr vollständiges Ignorieren erstaunt daher. Man hätte sich in seiner Antwort ein dem heutigen Stand der Messungen und der begutachteten Fachliteratur angemesseneres Caveat und keine Instinktaussage gewünscht. Nimmt man die hier zitierten Publikationen [1] bis [8] ernst, ist man mehr oder weniger gezwungen die zukünftige globale Erwärmung bis zum Jahre 2100 zumindest als UNMAßGEBLICH einzuschätzen. Schaut man sich auch noch die zum Teil heftigen Temperaturoszillationen der letzten 2000 Jahre an und nimmt zudem die seit Jahren beunruhigend fleckenfreie Sonne zur Kenntnis, liegt sogar eine kräftige Abkühlung (neue kleine Eiszeit) nahe. Nur die Zukunft kann uns die Realität zeigen. Immerhin ist v. Storch hoch anzurechnen, dass er deutlich auf die vom IPCC abweichenden Meinungen von Klimaexperten hingewiesen hat und damit die oft zu vernehmenden Unsinnsbehauptungen von einem wissenschaftlichen Konsens falsifizierte.
Was den Schutz gegen die Folgen von Klimaänderungen (natürliche oder menschgemachte, sei einmal dahingestellt)  angeht, besteht wieder volle Übereinstimmung von v. Storch mit EIKE.
Fragwürdig wird es dann wieder am Abschluss des Interviews, wenn v. Storch seiner Besorgnis zur "Meeresversauerung" Ausdruck verleiht. Er schränkt dabei allerdings ein, dass er vom Thema zu wenig verstehe. So ist es. Wer versteht schon etwas von diesem Spezialgebiet der Chemie. Auch der Autor gesteht hier seine Unkenntnis ein. Es gibt aber ausreichend viele Fachpublikationen, die sich mit dem Thema der "Meeresversauerung" durch CO2-Aufnahme beschäftigen. Nach Studium dieser paper kann zuverlässig Entwarnung gegeben werden. Das Meer ist und bleibt basisch. Die wohl gründlichste Zusammenstellung, nicht zuletzt, weil in ihr die zahlreichen maßgebenden begutachteten Paper zitiert werden, ist auf dem Blog von Vahrenholt/Lüning zu finden (hier). Leider unterstellte v. Storch seinem Chemie-Kollegen unwissenschaftliches Verhalten und brachte dies durch demonstratives Verlassen des ACATECH-Gremiums, das von Vahrenholt geleitet wurde,  zum Ausdruck (hier). Dies ist bedauerlich, stellt doch das Buch „Die kalte Sonne“ einen Meilenstein bester wissenschaftlicher Populärliteratur dar.
Die leider immer noch medienwirksamen Kuriositäten, die vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) der breiten Öffentlichkeit ungerührt angedient werden, hatten immerhin zur Folge, dass Fachleute unter der Hand äußern das PIK nicht mehr ernst zu nehmen. Daher wäre eine politisch stärkere Gegenposition gegen das PIK wünschenswert und kein Streit unter den Klimarealisten. Eine gute Idee könnte vielleicht sein, dass sich v. Storch und Vahrenholt bei einem guten Glas Wein einmal persönlich aussprechen. Beide würden von der Expertise des Gegenüber profitieren. Und beide sind respektable Wissenschaftler, keine Ideologen. Auf dieser Basis sollte man sich verstehen.
Résumée: Trotz der hier geschilderten Vorbehalte nicht nur ein sehr gutes Interview von ALLEN drei Beteiligten sondern auch ein Meilenstein in der deutschen Medienberichterstattung zur Klimafrage. Vergessen wir nicht, dass uns eine völlig unrealistische, überzogene und wissenschaftlich überaus wackelige Klima-Scheinproblematik die verhängnisvolle, Deutschland schwer schädigende Energiewende beschert hat. Daher soll hier größter Respekt für den Mut von v. Storch ausgesprochen werden, sein Institut ist schließlich auf öffentliche Forschungsmittel angewiesen. Großen Respekt auch für die respektlosen Fragen des SPIEGEL. Wenn das Blatt DIESEN kritischen und auf die wissenschaftlichen Fakten (nicht auf grüne Ideologien) hinzielenden Weg fortsetzt, wird es wieder DAS kritische Qualitätsperiodikum in der BRD werden. Mit grüner Ideologie durchtränkte Blätter wie die Süddeutsche Zeitung oder die ZEIT könnten sich daran ein Beispiel nehmen. Unser Land hat kritischen Journalismus bitter nötig.
Quellen:

[1] M. Beenstock, Y. Reingewertz, and N. Paldor: Polynomial cointegration tests of anthropogenic impact on global warming, Earth Syst. Dynam. 3, 173-188 (2012)

[2] R.P. Allen: Combining satellite data and models to estimate cloud radiative effect at the surface and the atmosphere, Meteorol. Appl. 18, 324-333 (2011)

[3] R.W. Spencer, and W.D. Braswell: Remote Sensing 3(8) (2011),http://tinyurl.com/9cvuz32

[4] R.W. Spencer, and W.D. Braswell: Journal of Geophysical Research, Vol. 115 (2010), tinyurl.com/8kd694d

[5] G. Paltridge et al.: Theor. Appl. Climatol. 98 (2009), www.drroyspencer.com/Paltridge-NCEP-vapor-2009.pdf

[6] F. Miskolczi: The stable stationary value of the Earth’s global average atmospheric Planck-weighted greenhouse-gas optical thickness, E&E, 21, No. 4 (2010)

[7] R.W. Spencer and W.D. Braswell: On the misdiagnosis of surface temperature feedbacks from variations in Earth’s radiant energy balance, Remote Sens. 3, 1603-1613 (2011)

[8] R.S. Lindzen and Y-S. Choi: On the Observational Determination of Climate Sensitivity and Its Implications, Asia-Pacific J. Atmos. Sci. (47(4), 377-390 (2011), tinyurl.com/3mbresk