Indien öffnet sich der Förderung von Schieferöl und –gas
Bild rechts: Die Bohrplattformen F. G. McClintock und C. E. Thornton der Firma Transocean Sedco Forex wurden im Jahr 2001 aus dem Golf von Mexiko nach Indien verlagert. (Foto: Transocean Sedco Forex).
Unter einer neuen Politik, die darauf abzielt, den heimischen Output fossiler Treibstoffe zu erhöhen, wird es Unternehmen erlaubt, Öl und Gas aus Schiefergestein zu extrahieren aus mehr als 250 Blöcken, die die Regierung bereits vergeben hat, sagte Vivek Rae, die oberste Bürokratin im Ölministerium. Die neuen Regeln werden es ONGC, dem größten nationalen Unternehmen, erlauben, in drei Jahren fast augenblicklich und in „substantieller Quantität“ mit den Schieferbohrungen zu beginnen, sagte der Vorsitzende Sudhir Vasudeva.
Indien, wo die Ausbeutung von Schiefergestein derzeit noch verboten ist, versucht es den USA nachzumachen, wo ein Boom zur Wiederbelebung der Industrie geführt und die weltgrößte Wirtschaft den Weg zur Energie-Unabhängigkeit eingeschlagen hat. Die Technologie, die es den Bohrern ermöglicht, Millionen Liter Wasser und Chemikalien in Risse zu pressen, um Felsen zu brechen, könnte Premierminister Manmohan Singh helfen, sein Ziel zu erreichen, Energieimporte um 50 Prozent in sieben Jahren und auf Null bis zum Jahr 2030 zu senken, selbst wenn die globalen Regulatoren Verschmutzungs-Risiken durch das hydraulische Brechen oder Fracking eintreten sollten.
„Wir wollen, dass der Prozess beginnt, um es Unternehmen zu ermöglichen, mit der Erzeugung zumindest in Feldern zu beginnen, in denen sie schon jetzt konventionell nach Öl und Gas bohren”, sagte Ölsekretär Rae in einem Interview. „Dies ist die erste Phase, und später werden wir noch mehr Gebiete erschließen“.
Genehmigung im Kabinett
Das Ölministerium plant, die neue Schiefergas-Politik in etwa einer Woche dem Kabinett und Premierminister Singh zur Genehmigung vorzulegen. Die Regierung wird später Blocks speziell für die Schieferöl- und –gaserzeugung versteigern, sagte er ohne nähere Erläuterungen.
Die Singh-Administration trachtet danach, die heimische Energieerzeugung wiederzubeleben als Reaktion auf den einen neuen Rekord erreichenden Importpreis von 140 Milliarden Dollar im am 31. März 2012 zu Ende gegangenen Jahr, was etwa 8 Prozent des Bruttoinlandproduktes ausmacht. Die Sicherung der Energieversorgung ist unabdingbar, um das Wirtschaftswachstum auf die angepeilten 10 Prozent zu bringen. In diesem Jahr waren es 5 Prozent, das niedrigste Wachstum in einem Jahrzehnt.
Indien könnte zwar immer noch mindestens drei Jahre brauchen bis zu einer kommerziellen Erzeugung von Schiefergas in großem Stil, untersuchen doch die Forscher noch die Daten aus den Feldern. Aber der Output aus diesen Formationen kürzt Importe in die USA, und Unternehmen wie Royal Dutch Plc und Total SA in Frankreich erkunden den Treibstoff in China.
Klarheit ist notwendig
„Eine Menge Klarheit ist erforderlich hinsichtlich der Gaspreise und der fiskalischen Anreize für die neue Politik”, sagte Mayur Patel, ein in Chennai beheimateter Analyst bei Spark Capital Advisors, der ein Vorkaufsrecht bei ONGC hält. „Während die Erzeugung von Schiefer in den bestehenden Blöcken relativ schneller erfolgt, würden der Landverbrauch und die die Wasserversorgung betreffende Belange die Entwicklung neuer Blocks behindern“.
Die ONGC-Anteile sind in diesem Jahr um 16 Prozent auf 311,40 Rupien in Mumbai gestiegen im Vergleich zu einem Rückgang um 3 Prozent beim Eckpfeiler S&P BSE Sensex.
Frankreich hat Fracking erst einmal geächtet aus Furcht, dass der Prozess die Grundwasserversorgung gefährden könnte, während Deutschland vorschlägt, den Prozess in Landschaftsschutzgebieten für ungesetzlich zu erklären. In den USA machte eine Flutwelle von Schiefergas von Texas bis nach West Virginia die Nation im Jahr 2009 zum größten Erzeuger dieses Treibstoffes, womit noch Russland überflügelt worden ist.
Der amerikanische Chemistry Council schätzt, dass billiges Erdgas 72 Milliarden Dollar an Kapitalinvestitionen erzeugen könnte, wenn petrochemische Unternehmen ihre Ausgaben wieder in den USA tätigen oder deutlich erhöhen.
Zusätzliche Bohrlöcher
ONGC, im Besitz der größten Öl- und Gas-Ländereien in Indien, wird zusätzliche Löcher bohren und mehr Pipelines bauen müssen, um das Gas zu transportieren, sagte Vasudeva. Schieferöl und –gas können in 10 Becken in Indien vorkommen.
Einer Schätzung des US Geological Survey (USGS) im vorigen Januar zufolge verfügt Indien über 6,1 Trillionen Kubikfuß technisch förderbarer Gasreserven in drei Becken. Das waren weniger als 10 Prozent der Schätzung über 63 Trillionen Kubikfuß aus dem Vorjahr durch die US-Energy Information Agency.
„Die USGS-Studie war auf drei Becken in Indien begrenzt, und das wirkliche Potential ist wahrscheinlich größer als das”, sagte Vasudeva. „Wir untersuchen und bewerten das gerade“.
ONGC wurde bzgl. Erdgas in der indischen Provinz West Bengal fündig, wie das Unternehmen am 27. Januar 2011 feststellte. Das Unternehmen unterzeichnete einen Vertrag mit Conoco Phillips im März vorigen Jahres zur Ausbeutung der Schiefer-Ressourcen in Indien und Nordamerika.
Rekorddefizit
Höhere Preise für Ölimporte sind ein Grund für Indiens derzeit beispiellos wachsendem Handelsdefizits von 32,6 Milliarden Dollar innerhalb von drei Monaten bis zum 31. Dezember oder 6,7 Prozent des BIP.
„Wir müssen alles, was wir können tun, um diese Imprtrechnung zu reduzieren und der Wirtschaft zu helfen, wieder Fahrt aufzunehmen”, sagte Ölminister Veerappa Moily in Neu-Delhi am 24. März. „Zunehmende Erkundung zum Auffinden von noch mehr Öl und Gas ist der Anfang“.
Dem zuständigen Ministerium zufolge verfügt China über 25,08 Trillionen Kubikmeter ausbeutbarer Schiefergas-Reserven an Land. Der größte Energieverbraucher der Welt hat sich zum Ziel gesetzt, 6,5 Milliarden Kubikmeter Schiefergas bis zum Jahr 2015 zu fördern und 60 bis 100 Milliarden Kubikmeter bis zum Jahr 2020, jedenfalls der National Development and Reform Commission zufolge.
Höhere Förderung von Schiefergas wird Reliance Industries einen kräftigen Schub verleihen, hat sich dieses Unternehmen doch verzweifelt bemüht, einen fast drei Jahre langen Rückgang der Fördermenge aus dem größten Feld der Nation umzukehren. ONGC trachtet danach, die Fördermenge aus mehr als vier Jahrzehnte alten Feldern in Indien zu erhöhen und zu helfen, den Output des Landes zu steigern, der seit November 2010 jeden Monat zurück gegangen war verglichen mit dem Jahr zuvor. Dies geht aus Daten des Ölministeriums hervor.
Beteiligungen kaufen
Anteile der Firma Reliance, kontrolliert von dem Milliardär Mukesh Ambani, sind dieses Jahr um 7,9 Prozent gefallen. Sprecher Tushar Pania hat auf eine E-Mail nicht geantwortet, in der eine Stellungnahme zu Plänen des Unternehmens verlangt worden war, Schiefergestein in Indien auszubeuten.
Reliance kaufte Anteile von Schieferfeldern in den USA von drei Unternehmen einschließlich Pioneer Natural Resources Co. und Carrizo Oil & Gas Inc. im Jahr 2010. Oil India Ltd., der zweitgrößte Förderer in Staatsbesitz, sowie die Indian Oil Corp., der größte Veredler, haben sich im Oktober letzten Jahres gemeinsam entschlossen, einen Anteil an ihrer ersten Schieferanlage in Übersee zu kaufen, und GAIL India Ltd., der Gastransporteur Nr. 1, stimmte zu, in die Felder von Carrizo im September 2011 zu investieren.
„Diese Unternehmen hätten durch ihre Erfahrungen in den USA alles über Technologie erfahren“, sagte Neelabh Sharma, ein Analyst bei BOB Capital Markets Ltd. in Mumbay, einem Tochterunternehmen der staatlichen Bank of Baroda. „Die Unternehmen werden wissen, welches die beste Schieferformation ist, um sie anzubohren. Wenn die Politik ausländische Investitionen zulässt, könnten sie sogar ihre Partner nach Indien bringen.“
Rakteem Katakey, Bloomberg News
Bloomberg
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Übersetzt von Chris Frey EIKE