Der Mythos vom wissenschaftlichen Konsens: Faktencheck von Schellnhubers „Drei bequeme Unwahrheiten“
Artikel von Schellnhuber aus den Salzburger Nachrichten
Die Angriffe der „Klimaskeptiker“erfordern fächerübergreifende Solidarität. Sie wollen am System der Wissenschaft rütteln und sind von einem Geist der Antiaufklärung getragen.
Die Hassmails sind das Geringste. Als Betrüger und Lügner werden Klimawissenschafter tagtäglich beschimpft; jedenfalls die unter ihnen, die in den Medien sichtbar sind. Schon gravierender sind manche Drohungen: Bei einem Vortrag in Australien reckte mir jemand eine Henkersschlinge entgegen, und Forscherkollegen an der Universität Canberra wurden vor Kurzem in sogenannte sichere Büros umgesiedelt.
Vollends bizarr aber ist, wie in der öffentlichen Debatte über die Erderwärmung sogenannten Klimaskeptikern Raum gegeben wird. Dabei werden etwa Ansichten von Kohle-Lobbyisten oder von eifrig-eifernden Pensionisten, die in ihrem Berufsleben möglicherweise tüchtige Ingenieure waren, gern mit den nach den Regeln des Wissenschaftssystems gewonnenen Erkenntnissen auf eine Stufe gestellt.
Um drei bequeme Unwahrheiten geht es dabei.
Die erste: „Es gibt keine vomMenschen verursachte globale Erwärmung.“
Dabei ist gerade in diesem Fall das SystemWissenschaft so einig wie sonst selten. Von 13.950 zwischen 1991 und 2012 veröffentlichten Studien, deren Erkenntnisse im bewährten Verfahren der peer review – der Begutachtung durch andere und durchaus konkurrierende Forscher – erhärtet wurden, sehen nur 24 keinen anthropogenen (also vom Menschen verursachten) Treibhauseffekt.
Damit stehen 99,87 Prozent 0,17 Prozent gegenüber; eindeutiger kann freie Forschung nicht sein. Die zweite bequeme Unwahrheit: „Es mag den Klimawandel geben, aber er ist unschädlich, wenn nicht gar nutzbringend.“Die Wissenschaft jedoch zeigt klar auf, wie drastisch die negativen Auswirkungen ausfallen dürften – auch wenn ihr genaues Ausmaß, der Zeitpunkt ihres Eintretens, die regionale Verteilung weiter Gegenstand intensiver Forschung sind.
Die Zunahme von Wetterextremen, der Anstieg des Meeresspiegels, Veränderungen des etwa für arme Reisbauern in Indien lebenswichtigen Monsuns et cetera sind gut belegte Projektionen. Die Weltbank hat erst kürzlich einen Bericht des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung zu einer vier Grad Celsius wärmeren Welt auf die globale politische Tagesordnung gesetzt.
Es ist ein Gebot der Vorsorge, jetzt zu handeln, trotz fortbestehender Unsicherheiten. Die dritte bequeme Unwahrheit: „Es gibt gefährlichen Klimawandel, aber der Kampf dagegen ist längst verloren.“
Aus der Sicht des Physikers ist es jedoch sehr wohl weiter möglich, durch die scharfe Minderung der Emission von Treibhausgasen umzusteuern. Nichts im Erdsystem steht dem dagegen. Auch die Ökonomen rechnen vor, dass es die Welt nur wenige Prozentpunkte Wirtschaftswachstum kosten würde, den fossil-nuklearen Entwicklungspfad zu verlassen – während die Kosten des Klimawandels erschreckend hoch ausfallen könnten.
Nun sagen Skeptiker, dass der notwendige politische Wandel unrealistisch sei.
Das allerdings hat mit Wissenschaft nichts zu tun. Und wer auf die wahrscheinlichen Folgen der ungebremsten Erwärmung blickt, kann solch bequeme Resignation nur zynisch finden.
Verblüffenderweise löst all dies keinen Aufschrei aus. Nicht in der Öffentlichkeit, wo so manche in Politik und Medien es „unterhaltsam“ finden, wenn die Erkenntnisse der Wissenschaft diffamiert werden.
Auch nicht bei den Forschern anderer Fächer, obwohl von den Klimaskeptikern das System derWissenschaft als solches angegriffen wird.
Der US-Wissenschafter Benjamin Barber hat die Attacken auf die Klimaforschung als anti aufklärerisch bezeichnet. Sie seien vom gleichen Geist getragen wie der Kampf von bibeltreuen Anhängern der Schöpfungslehre gegen die von Darwin entwickelte Wissenschaft von der Entstehung der Arten. Deshalb ist der Konflikt um die Klimaforschung einer, der alle Geistesarbeiter angeht.
Es wäre somit ein Präzedenzfall für fächerübergreifende Solidarität. Hans Joachim Schellnhuber ist Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und Professor für Theoretische Physik an der Universität Potsdam. Schellnhuber ist Vorsitzender des Wissenschaftliche Beirats der deutschen Bundesregierung Globale Umweltveränderung und langjähriges Mitglied desWeltklimarates (IPCC).
So weit Schellnhuber in den Salzburger Nachrichten vom 2. April 2013. Treffen seine Vorwürfe an die sogenannten Klimaskeptiker zu? Wir machen den Faktencheck.
Vor unserem Faktencheck einige klärende Anmerkungen
Zunächst ist ein Kommentar erforderlich zur Beschwerde Schellnhubers über Hassmails und ein Ereignis anlässlich einer seiner Vorträge in Australien, wo ihm eine Henkersschlinge entgegengehalten wurde. Wir schließen uns der Beschwerde Schellnhubers an. Solche Vorgänge sind nicht hinnehmbar. Die Klimadiskussion darf die Sachebene und angemessene Umgangsformen dem Meinungsgegner gegenüber niemals verlassen. Der Stil von Internet-Veröffentlichungen, wie man sie jüngst hier, hier oder hier auffinden kann, ist nicht tolerabel, selbst wenn man ihren sachlichen Inhalten teilweise zustimmt.
Allerdings können wir auch Schellnhuber Vorwürfe nicht ersparen. Klimaskeptiker als „Kohle-Lobbyisten“ oder „eifrig-eifernde Pensionisten“ zu diffamieren, entspricht nicht den geforderten Umgangsformen. Auch offensichtliche Propagandalügen sind inakzeptabel, so wie: „Vollends bizarr aber ist, wie in der öffentlichen Debatte über die Erderwärmung sogenannten Klimaskeptikern Raum gegeben wird“. In welcher TV-Sendung, welchem Rundfunkprogramm oder welchen überregionalen Zeitungen wird „Klimaskeptikern Raum gegeben„, wo werden sie eingeladen, um ihre Argumente vorzubringen? Eine bewusste Unwahrheit Schellnhubers oder ein Fall von kognitiver Dissonanz?
Schellnhuber als Klimaberater der Kanzlerin Angela Merkel kann sich über zu wenig Raum zur Verbreitung seiner Auffassung in den Medien nicht beschweren. Wäre er ein echter Wissenschaftler müsste er freilich jede Gegenmeinung und jede Diskussion begrüßen, denn für die wissenschaftliche Wahrheitsfindung sind kontroverse Diskussionen das Salz in der Suppe, genauer, sie sind für eine ordentliche wissenschaftliche Kultur unabdingbar. Seine Beschwerde, Skeptikern werde zu viel Raum gegeben, ist nicht nur sachlich falsch, sie bezeugt zudem unübersehbar einen Hang zum wissenschaftlichen Dogmatismus.
„Fächerübergreifende Solidarität“, wie von Schellnhuber gewünscht, wäre das Ende jeder freien Wissenschaft, denn sie entspräche den wohlbekannten Unterdrückungsmethoden in Diktaturen. Tatsächlich ist „fächerübergreifende Solidarität“ die Forderung nach Befolgung eines von selbsternannten Wissenschaftshütern aufgestellten wissenschaftlichen Dogmas. Sie kann nur dazu dienen, „Abweichler“ unter den Kollegen auszugrenzen und in Reihe zurück zu zwingen. „Fächerübergreifende Solidarität“ ist undemokratisch, freiheitsfeindlich, meinungsgleichschaltend und völlig unwissenschaftlich. Man kann solchen Forderungen nur mit allen gebotenen Mitteln entgegentreten. Die Solidaritätsforderungen Schellnhubers sind die Samen der späteren Gewächse von wohlbekannten Welterlösungslehren (Kommunismus), deren Wege bekanntlich Millionen Menschenopfer pflasterten.
Schellnhubers Forderung „trotz der bestehenden Unsicherheiten“ zu handeln, ist verantwortungslos. Sie verhindert wirksamen Naturschutz und ist nur unter einem ideologisch motivierten Drang zur Gesellschaftsveränderung zu verstehen, die nicht zu den Aufgaben eines Wissenschaftlers gehört. Es gibt nämlich unzählige Schädigungen, die die Menschheit verantwortet. So sind wir, um einige stellvertretende Beispiele zu nennen, auf dem besten Wege, den Fischbestand der Weltmeere zu vernichten, die Trinkwasserressourcen in Dürreländern aufzubrauchen, die Tropenwälder zu zerstören und die Artenvielfalt maßgebend zu reduzieren. Welche Remedur soll aber angesichts unserer begrenzten Mittel Vorrang haben? Immerhin gibt es beim Schutz der Weltmeere oder der Tropenwälder NICHT die von Schellnhuber eingestandenen „BESTEHENDEN UNSICHERHEITEN“. Hier ist jeder ausgegebene Euro (Dollar) auf seine Wirkung hin überprüfbar. Vom Schutz der Weltmeere und den weiteren hier genannten Naturschutzmaßnahmen hört man hierzulande freilich nichts mehr. Selbst Greenpeace scheint sich vom Naturschutz (Tiere) inzwischen verabschiedet und auf die lukrativeren Themen „Klimaschutz“, die Bekämpfung von Gentechnik und der Kernenergienutzung verlegt zu haben.
Bei der CO2–Vermeidung kann von Wirksamkeitsüberprüfung nicht die Rede sein. Viele Klimawissenschaftler (siehe „Mythos Konsens“ weiter unten) bezeugen, dass die extrem teuren CO2-Vermeidungsmaßnahmen völlig unwirksam sind. Der Autor schließt sich dieser Einschätzung an. Wir würden daher gerne von Schellnhuber hören, wie er seine apokalyptischen Warnungen und Handlungsdirektiven angesichts der von ihm genannten Unsicherheiten WISSENSCHAFTLICH begründen kann. Von seinem politischen 2 °C Ziel ist jedenfalls in der begutachteten Klima-Fachliteratur nichts aufzufinden.
Ein weiter Beleg, der an der Ehrlichkeit der Motive von Schellnhuber Zweifel aufkommen lässt, ist seine Forderung, „den fossil-nuklearen Entwicklungspfad zu verlassen“. Die Forderung, den fossilen Pfad zu verlassen, können wir zumindest nachvollziehen, denn sie fügt sich in seine AGW-Hypothese ein. Aber den nuklearen Pfad verlassen? Kernenergie ist bekanntlich CO2-frei. Was hat Schellnhuber gegen die nukleare Energienutzung von bekanntlich höchster Wirtschaftlichkeit? Die Welt um uns herum handelt ersichtlich anders, denn der Siegeszug der Kernkraft ist unaufhaltbar. Schellnhubers nukleare Antipathie ist unlogisch und irrational, hier spielen offenbar andere Ziele mit. Der Glaubwürdigkeit seiner wissenschaftlichen Aussagen hilft dies kaum weiter.
Nun aber endlich zu Schellnhubers drei bequemen Unwahrheiten, die seiner Meinung nach die Kernaussagen der Klimaskeptiker bilden!
Unser Faktencheck
Erste „bequeme Unwahrheit“ nach Schellnhuber
„Es gibt keine vom Menschen verursachte globale Erwärmung“. Schellnhuber nennt hierbei 13.950 begutachtete Studien zwischen 1991 und 2012, die seiner Meinung nach das Gegenteil erhärten würden und nur 24 Studien, die keinen vom Menschen verursachte Treibhauseffekt sehen.
Richtig ist….
Gutachter (Peer Reviewer) sind ausgesuchte Experten, die, zumindest im Prinzip, die Kriterien „Neutralität“ und „beste Fachkenntnisse“ erfüllen. Daher müssten selbst 24 BEGUTACHTETE Studien schon zu berechtigter Skepsis an der AGW-Hypothese Anlass geben. Es gibt aber tatsächlich bis heute KEINE EINZIGE begutachtete Publikation, die die Frage nach dem Einfluss des anthropogenen CO2 auf Erdtemperaturen auch nur annähernd beweiskräftig angehen konnte. Dazu ist der Erwärmungseffekt des anthropogenen CO2 zu klein, er geht im Rauschen der natürlichen Temperaturvariationen unter und kann nicht direkt gemessen werden. Wie Schellnhuber auf seine Zahlen (13.950 gegen 24) kommt, bleibt daher sein Geheimnis. Die folgenden Quellen hier und hier, die jede Publikation beim Namen nennen, sagen etwas komplett anderes aus. Schellnhubers 24 ist absurd, allein schon der Autor kann auf Anhieb und ohne nachzusehen bereits mehr als 24 skeptische, begutachtete Klima-Fachveröffentlichungen nennen. Unter diesen skeptischen Publikationen befinden sich sogar zwei aus der Feder SCHELLNHUBERS selber. Eine analysierte die Temperaturentwicklung des 20. Jahrhunderts, die andere übte fachliche Kritik an Klimamodellen.
Schellnhuber hat tatsächlich selber wissenschaftlich gearbeitet, bevor er sich der politischen Agitation mit Hilfe der AGW-Hypothese zuwandte, dies könnte angesichts seiner politischen Aktivitäten leicht in Vergessenheit geraten. In seiner Veröffentlichung
Bild 1: Veröffentlichung mit Schellnhuber als Koautor.
ist in der Zusammenfassung zu lesen
Bild 2: Die Aussage Schellnhubers et al. in der Zusammenfassung der in Bild 1 gezeigten Publikation ins Deutsche übertragen lautet „In der weit überwiegenden Zahl von Stationen haben wir keine Anzeichen für eine globale Erwärmung der Atmosphäre erkennen können„.
Wir können uns nicht erklären, wie solch eine unzweideutig entwarnende Aussage (es ist noch nicht einmal vom anthropogenen CO2 die Rede) nur wenige Jahre später zu dem von Schellnhuber beschworenen Weltuntergangsszenario einer globalen Erwärmung führen konnte. Immerhin ist es global seit über 15 Jahren kühler geworden, so dass man sich zudem fragt, wie Schellnhuber auf seine „ungebremste“ globale Erwärmung kommt. Hat er diesen Winter nicht irgendwann einmal aus dem Fenster gesehen?
Zweite „bequeme Unwahrheit“ nach Schellnhuber
„Es mag den Klimawandel geben, aber er ist unschädlich, wenn nicht gar nutzbringend“. Die Wissenschaft jedoch zeigt klar auf, wie drastisch die negativen Auswirkungen ausfallen dürften – auch wenn ihr genaues Ausmaß, der Zeitpunkt ihres Eintretens, die regionale Verteilung weiter Gegenstand intensiver Forschung sind. Die Zunahme von Wetterextremen, der Anstieg des Meeresspiegels, Veränderungen des etwa für arme Reisbauern in Indien lebenswichtigen Monsuns et cetera sind gut belegte Projektionen.
Richtig ist….
Kein vernünftiger Mensch bezweifelt den natürlichen Klimawandel. Das Klima in allen Klimazonen der Erde (polar bis tropisch) hat sich seit Bestehen der Erde stets gewandelt, oft heftiger und schneller als im 20. Jahrhundert, und es wird dies auch zukünftig weiter tun. Konstantes Klima ist unmöglich. Nach seinem ersten Satz werden Schellnhubers Ausführungen dann vollends irreführend. Über die Extremwetterentwicklung der letzten Jahrzehnte bis zum heutigen Tage gibt schließlich das hier wohl unverdächtige IPCC erschöpfende Auskunft. Zum ersten Mal in seinem Bericht vom Jahre 2001, the scientific bais, Chapter 02, Kap. 2.7 S. 155 (hier), danach im Extremwetterbericht von 2012 (hier). Die gesamte meteorologische Fachliteratur bezeugt Gleiches: Es ist bis heute keine Zunahme von Extremwetterereignissen in Klimazeiträumen feststellbar. Schellnhuber spricht formal korrekt zwar nur von „gut belegte Projektionen“, seine Aussage ist aber so konstruiert, dass sie eine Extremwetterzunahme als aktuell gegeben suggeriert. Zufall oder Absicht? Die Begründung für „gut belegt“ bleibt er uns natürlich schuldig. Die Projektionen von Klimamodellen haben sich bekanntlich nicht besser als Kaffeesatzleserei erwiesen (s. unter anderem hier). Zur Frage der restlichen Themen, angefangen von Meeresspiegeln bis hin zu Gletschern bezeugt die Fachliteratur, dass sich bis heute und nirgendwo auf der Erde über das historisch bekannte Maß hinausgehende Veränderungen haben nachweisen lassen. Im Gegenteil, viele Veränderungen der Klimavergangenheit waren ungleich stärker.
Die dritte „bequeme Unwahrheit“ nach Schellnhuber
„Es gibt gefährlichen Klimawandel, aber der Kampf dagegen ist längst verloren.“
Richtig ist….
WER sagt so etwas? Zunächst bestreitet sicher niemand, dass es gefährlichen Klimawandel gibt. Die Historie der Menschheit belegt unzählige Klimakatastrophen – logischerweise ohne die „Mithilfe“ des anthropogenen CO2. Es waren übrigens stets Abkühlungs-, niemals Erwärmungskatastrophen! Falsch ist dann die den Klimaskeptikern in den Mund geschobene Behauptung, der Kampf gegen solch eine zukünftige Katastrophe sei verloren. Deiche gegen Sturmfluten, solidere Häuser in tropischen Regionen gegen die gefährlichen Taifune und vieles weitere mehr sind wichtige Hilfen in einem Kampf, der keineswegs verloren ist. Die Technik gibt uns immer bessere Mittel in die Hände. Von keinem Zeitgenossen oder gar Klimaskeptiker, der einigermaßen klar im Kopf ist, wird man Schellnhubers dritte „bequeme Unwahrheit“ vernehmen.
Zu den weiteren Behauptungen Schellnhubers
Uns ist kein seriöser Klimaskeptiker bekannt, der – so Schellnhuber – „das System der Wissenschaft angreift“. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Klimaskeptiker fordern eine objektive, freie Wissenschaft, so wie es die Aufklärung propagierte. Angegriffen werden lediglich und völlig zu recht wissenschaftliche Vertreter eines Zweiges der Klimaforschung, die mit fragwürdigen Methoden ihre Ergebnisse für politische Zwecke instrumentalisieren und damit in WIRKLICHKEIT die von Schellnhuber zitierte „ANTIAUFKLÄRUNG“ betreiben. Zur Aufklärung und „Antiaufklärung“ Schellnhubers ist eine Anmerkung erforderlich: In der empfehlenswerten Biographie über Voltaire von Jean Orieux ist eine Kernaussage des Vaters der Aufklärung zu lesen. Voltaire schrieb seinem erbittertsten Gegner in einem offenen Brief: „Sire, Eure Auffassung bekämpfe ich, würde aber mein Leben dafür hingeben, dass Ihr sie öffentlich äußern dürft“. Ob Schellnhuber und seine Kollegen vom PIK Rahmstorf, Edenhofer, Gerstengarbe etc. diesen Brief Voltaires verstehen können?
Echte Wissenschaft ist grundsätzlich immer WERTFREI, stellt sich stets in Frage und ist prinzipiell gegen jede, auch die eigenen Resultate SKEPTISCH. Ohne Skepsis gibt es gar keine Wissenschaft. Wissenschaft darf sich niemals außerwissenschaftlichen Zwecken zur Verfügung stellen und mögen diese noch so ehrbar daherkommen. Ohne eine Verbindung mit der AGW-Hypothese herstellen zu wollen, darf an die Biologen und Mediziner des dritten Reichs erinnert werden, die auf der Basis ungesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse eine Rassenlehre zum Dogma erklärten und mit Hilfe der Politik zum Kanon machten. Die in die Millionen gehenden Opfer dieses Irrtums sind bekannt.
Trotz Schellnhubers unzureichender Diskussionsbasis gibt es aber doch Hoffnung auf mehr Substabtielles. Wir ergreifen nun nämlich die Gelegenheit, detaillierter auf seinen Mythos vom wissenschaftlichen Konsens einzugehen. Schellnhuber versteigt sich zu der Behauptung „Dabei ist gerade in diesem Fall das System Wissenschaft so einig wie sonst selten“. Trifft dies zu? Prüfen wir seine Behauptung nach!
Der Mythos vom wissenschaftlichen Konsens
Es ist eine Sache, eine andere Meinung zu haben. Es ist aber etwas völlig anderes, vorzutäuschen, andere als die eigene Meinung würden gar nicht existieren, oder zu behaupten, solche Meinungen verdienten keine Aufmerksamkeit (Zitat Donna Laframboise).
Der Begriff “Konsens der Wissenschaft“ ist mit Vorbehalt zu verwenden. Zunächst sagt er nichts darüber aus, ob eine wissenschaftliche Hypothese oder Theorie zutrifft. Dies haben immer wieder Forscher belegt, die sich – meist unter Anfeindungen – mit anderer Auffassung über Jahrzehnte gegen eine übermächtige Phalanx von Fachkollegen durchsetzten. Oft folgten auf solche wissenschaftlichen Siege die verdienten Nobelpreise. Dennoch würde ein Konsens von vielleicht mehr als 95% aller Forscher eines Fachgebiets eine hohe Wahrscheinlichkeit beinhalten, dass diese Mehrheitsauffassung sachlich zutrifft.
Da es hier nur um die Frage eines maßgebenden Einflusses des menschgemachten CO2 auf Globaltemperaturen geht, können wir die “Konsenfrage“, wie folgt, eingrenzen. Ausgangspunkt ist der heutige Stand der Klimaforschung, dokumentiert in unzähligen Fachpublikationen, die zumindest in folgendem Punkt absolut keinen Zweifel lassen: Die Frage nach einem messbaren anthropogenen Einfluss auf Klimawerte muss bis heute mit einem “noch nicht aufgefunden“ beantwortet werden. Daher verbleiben jetzt nur noch die im hier interessierenden Zusammenhang entscheidenden zwei Fragen:
– Wie viele Klimaforscher teilen den Klima-Alarmismus des IPCC?
– Wie viele Klimaforscher (nennen wir sie “Klimaskeptiker“) widersprechen?
Aber zuerst, welche Naturwissenschaftler sind eigentlich Klimaforscher? Eine Definition könnte sein: Solche, die Klimaforschung betreiben und in begutachteten Fachzeitschriften publizieren. Falls man hiermit einverstanden sein kann, gehört auch der Autor – obwohl nicht von der Pike auf in der Klimaforschung tätig – zur Gruppe der Klimaforscher (hier, hier, hier, hier); Pardon, gemäß Kollegen Schellnhuber ist er allerdings zur Gruppe der „eifrig-eifernden Pensionisten“ zu zählen, denn er befindet sich schließlich im Ruhestand.
Klimaforscher kommen aus vielen Disziplinen, vorwiegend der Physik, denn
Klimawissenschaft, wie die eng verwandte Meteorologie, verwendet das
Handwerkszeug der Physik. Unter den Klimaforschern finden sich
neben den Physikern Meteorologen, Chemiker, Biologen, Mathematiker und Ingenieure. Schauen wir jetzt gemäß unserer Definition zunächst nach, wie viele Klimapublikationen, die dem IPCC widersprechen, in internationalen begutachteten Fachjournalen aufzufinden sind! Sie sind bereits unter der ersten bequemen Unwahrheit von uns in der Richtigstellung genannt worden. Momentan werden über 1100 Publikationen explizit aufgeführt, und es kommen laufend neue hinzu. Infolgedessen sind die Verlautbarungen von Medien, Politik und schlussendlich von Schellnhuber über einen wissenschaftlichen Konsens und die angeblich fehlenden Gegenstimmen falsch.
Die Klimaskeptiker übertreffen die Klima-Alarmisten in Anzahl und wissenschaftlichem Ansehen um Längen. Zu den Skeptikern gehören die beiden Physik-Nobelpreisträger Ivar Glaever und Robert Laughlin, einen Physiker aus dem IPCC-Lager als Nobelpreisträger gibt es dagegen nicht. Ferner sind die weltberühmten Physiker Freeman Dyson, Edward Teller, Frederick Seitz, Robert Jastrow und William Nierenberg Klimaskeptiker, eine ähnliche Reputation ist von den dem IPCC nahe stehenden Forschern unbekannt. Die beiden Links (hier und hier) auf die ausführlichen Zusammenstellungen sind auf unserer Replik zu der ersten „bequemen Unwahrheit“ bereits genannt worden.
Auf Anhieb können 9000 promovierte Naturwissenschaftler und Hunderte fachnahe Professoren der klimaskeptischen Seite benannt werden. Es handelt sich hierbei allein um das Oregon Petitition Project (hier und hier). Betrachten wir nun die Gegenseite! Das IPCC benennt gerade einmal 62 Personen, die das kritische Kapitel 9 des IPCC-Berichts von 2007 “Understanding and Attributing Climate Change“ begutachteten, darunter viele, die nichts anders taten, als ihren eigenen Beitrag zu bestätigen.
Die Unterzeichner der vielen, nachfolgend aufgeführten Petitionen und Manifeste gegen die IPCC-Politik sind freilich nicht immer Klimawissenschaftler. Ist es hier gerechtfertigt, auch andere Naturwissenschaftler als kompetente Skeptiker zuzulassen? Die Antwort muss “Ja“ lauten. Die meisten Klima-Fachpublikationen decken nämlich physikalische Bereiche ab, die auch von physikalischen Nebenfächlern, wie beispielsweise Chemikern oder Ingenieuren, nach entsprechender Einarbeitung verstanden und nachvollzogen werden können. Das physikalische Abstraktionsniveau ist hier in der Regel nicht von einer nur für Spezialisten zugänglichen Höhe, wie etwa in der Quantenfeld-, allgemeinen Relativitäts- oder Stringtheorie. Dies heisst natürlich nicht, dass nicht auch in der Klimaforschung schwer zugängliche Spezialgebiete existieren.
Die historische Entwicklung der klimaskeptischen Verlautbarungen klärt über die wahren Verhältnisse auf. Es beginnt 1992 in Rio de Janeiro mit der ersten großen UN-Umweltkonferenz. Hier haben die Vertreter von 170 Regierungen und weiteren Nichtregierungsinstitutionen (NGO) vor einer gefährlichen globalen Erwärmung durch die steigende Emission von CO2 in der Atmosphäre infolge Nutzung der fossilen Brennstoffe gewarnt. Drastische Maßnahmen, Energiesteuern und Umweltabgaben wurden gefordert.
1) Als erste Antwort auf die Forderungen von Rio de Janeiro haben 425 Wissenschaftler, darunter 62 Nobelpreisträger den „Heidelberg Appeal“ unterschrieben. Sie fordern, die wissenschaftliche Ehrlichkeit nicht dem politischen Opportunismus und einer irrationalen Ideologie zu opfern. Inzwischen sind diesem Appell mehr als 4000 Wissenschaftler, darunter inzwischen insgesamt 72 Nobelpreisträger aus 106 Ländern beigetreten (hier).
2) Das Global Warming Petition Project, auch als Oregon Petition
bekannt, wurde bereits oben erwähnt. Es führt über 30.000 akademische Unterzeichner auf, davon rund 9000 promovierte Personen, meist Naturwissenschaftler. Der Internet-Link wurde oben bereits angegeben.
3) Das „Leipziger Manifest“ ging aus einem internationalen Symposium über die Treibhauskontroverse in Leipzig im November 1995 und 1997 hervor. Es wurde 2005 überarbeitet. Die Unterzeichner, 80 Wissenschaftler aus dem Bereich der Forschung zum Zustand der Atmosphäre und des Klimas sowie 25 Meteorologen, bekunden: “Auf der Basis aller vorhandenen Messungen können wir eine politisch inspirierte Weltsicht nicht akzeptieren, die Klimakatastrophen vorhersagt und überstürzte Aktionen verlangt… In einer Welt, in der die Armut die größte soziale Verschmutzung darstellt, sollte jegliche Einschränkung an Energie, die das ökonomische Wachstum verhindert (in diesen Ländern), mit äußerstem Bedacht vorgenommen werden.“ (hier).
4) Im Dezember 2008 und ergänzt im März 2009 wendeten sich über 700
Wissenschaftler mit dem sogenannten „U.S. Senate Minority Report“ (auch als Inhofe Report bezeichnet) an den Senat der USA. Die Unterzeichner wehrten sich gegen den vorgeblichen Konsens, dass der Mensch für die Erwärmung hauptsächlich verantwortlich gemacht werden kann. Der Report stellt fest, dass die 700 Wissenschaftler die Zahl der an der “Zusammenfassung für Politiker“ des IPCC beteiligten Wissenschaftler (52) um das mehr als 13-fache übersteigt. Sie führten insbesondere Messungen an, die die alarmistischen, von Modellen unterstützten Prophezeiungen widerlegen (hier).
5) In einem offenen Brief vom Juli 2007 an die Physikerin und Kanzlerin Angela Merkel forderten 410 Wissenschaftler und engagierte kompetente Bürger, “die Kanzlerin möge ihre Position zum Klimakomplex gründlich überdenken und ein vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung unabhängiges ideologiefreies Gremium einberufen.“ (hier). Dieser Brief wurde bemerkenswerterweise nicht einmal einer Eingangsbestätigung des Bundeskanzleramts für würdig erachtet, obwohl in §17 des deutschen Grundgesetzes Bürgern ausdrücklich das Recht eingeräumt wird, sich bei drängenden Problemen oder Fragen an die zuständigen Stellen und an die Volksvertretung zu wenden (hier).
6) Gegen die Aussage des US-Präsidenten Barrack Obama “Wenige Herausforderungen denen sich Amerika und die Welt gegenübersieht, sind wichtiger als den Klimawandel zu bekämpfen. Die Wissenschaft ist jenseits aller Diskussion und die Fakten sind klar“ wendeten sich mehr als 150 fachnahe Wissenschaftler mit dem Protest: “With all due respect Mr. President, that is not true“ (hier).
7) In einem offenen Brief an den kanadischen Ministerpräsidenten, am 11.4.2008 in der National Post veröffentlicht, wendeten sich 60 Klimawissenschaftler gegen die Unterzeichnung eines neuen Kyoto Vertrages. Sie heben hervor, dass “es keine beobachtbaren Nachweise gibt, die die Computermodelle verifizieren. Deshalb gibt es keinen Grund, den Vorhersagen der Computermodelle zu vertrauen…. Wir schlagen vor, eine ausgewogene, umfassende, öfentliche Sitzung abzuhalten, um die wissenschaftliche Basis zu Plänen der Regierung in Bezug auf den Klimawandel zu schaffen“ (hier).
8) Im Jahre 2007 veröffentlichten die Klimawissenschaftler Hans von Storch und Dennis Bray (GKSS Forschungszentrum Geesthacht) eine anonyme Umfrage unter ca. 1250 Klimawissenschaftlern, von denen 40% antworteten (hier), was für derartige Umfragen als eine sehr hohe Antwortrate bezeichnet werden darf. Die Frage “Ist der gegenwärtige Stand der Wissenschaft weit genug entwickelt, um eine vernünftige Einschätzung des Treibhausgaseffektes zu erlauben?“ beantworteten nur 69% mit Zustimmung. Die Frage “Können Klimamodelle die Klimabedingungen der Zukunft voraussagen?“ beantworteten 64% ablehnend! Da die Vorhersagen der Klimakatastrophe alleine auf Klimamodellen beruhen und damit ebenfalls ein theoretisches Konstrukt sind, darf dieses Ergebnis für die Vertreter eines Klimakatastrophen-Konsens zutreffend als Schlag ins Gesicht bezeichnet werden. Denn umgekehrt ausgedrückt: Es besteht ein Konsens von 64%, dass die Vorhersage eines die Menschheit gefährdenden Klimawandels durch eine von Menschen gemachte
Temperaturerhöhung infolge der anthropogenen CO2 Emissionen auf der Basis von Klimamodellen wissenschaftlich unzulässig ist.
9) Im September 2008 veröffentlichten Hans M. Kepplinger und Senja Post von der Universität Mainz in deren Forschungsmagazin eine Online-Umfrage unter den 239 identifizierten deutschen Klimawissenschaftlern. 133 (44%) von ihnen nahmen an der Befragung teil. Kepplinger: “Die Mehrheit der Wissenschaftler war der Ansicht, dass die Voraussetzungen für eine Berechenbarkeit des Klimas gegenwärtig noch nicht gegeben ist. Dies betrifft die Menge und Qualität der empirischen Daten, die Qualität der Modelle und Theorien sowie die Kapazität der verfügbaren Analysetechniken. Nur eine Minderheit von 20% glaubt, dass die empirischen und theoretischen Voraussetzungen für die Berechnung des Klimas heute schon gegeben seien“ (hier und hier).
10) Am 30.Nov.2012 veröffentlichte die kanadische Financial Post einen offenen Brief von 125 Wissenschaftlern an den UN Generalsekretär H.E. Ban Ki-Moon. Die FP führt dabei alle Namen, Fachgebiete und Forschungsschwerpunkte der Unterzeichner detailliert auf (hier). Es handelt sich in der weit überwiegenden Anzahl um Klimawissenschaftler. Der Originaltext des offenen Briefs lautet:
On November 9 this year you told the General Assembly: “Extreme weather due to climate change is the new normal – Our challenge remains, clear and urgent: to reduce greenhouse gas emissions, to strengthen adaptation to – even larger climate shocks – and to reach a legally binding climate agreement by 2015 – This
should be one of the main lessons of Hurricane Sandy.“ On November 13 you said at Yale: “The science is clear; we should waste no more time on that debate.“ The following day, in Al Gore’s “Dirty Weather“ Webcast, you spoke of “more severe storms, harsher droughts, greater floods“, concluding: “Two weeks ago, Hurricane Sandy struck the eastern seaboard of the United States. A nation saw the reality of climate change. The recovery will cost tens of billions of dollars. The cost of inaction will be even higher. We must reduce our dependence on carbon emissions.“ We the undersigned, qualified in climate-related matters, wish to state that current scientific knowledge does not substantiate your assertions.
Danach folgt eine ausführlichere sachliche Widerlegung der Behauptungen von Ki-Moon. Auf die Wiedergabe dieses Teils des offenen Briefs wird hier verzichtet.
Alle hier aufgeführten Manifeste, Petitionen und Umfragen wurden von den deutschen Medien bis heute nicht zur Kenntnis genommen, geschweige denn veröffentlicht. Und dies angesichts von Kosten der CO2-Vermeidung, die in Hunderte Milliarden Euro gehen.