Es ist die Kälte und nicht die Wärme, die wir fürchten müssen
Bild rechts: Unbequemes Leiden: Der Gedanke, dass Menschen (besonders alte Menschen) in ihren Wohnungen durch Wetterbedingungen sterben, die uns allen vertraut sind, scheint relativ langweilig zu sein. Foto: ALAMY
Ziel des Videos war es, die bevormundende, klischeehafte Art und Weise bloßzustellen, mit der der Westen nach Afrika schaut. Norwegen kann es sich leisten, solche Witze zu machen, weil die Leute dort nicht dazu tendieren, vor Kälte zu sterben. In Britannien ist dies jedoch immer noch der Fall. Jedes Jahr wird eine offizielle Schätzung vorgenommen über die „exzessive Wintersterblichkeit“ – das heißt, die Anzahl der Menschen, die vor Kälte oder an mit der Kälte zusammenhängenden Krankheiten sterben. Der vorige Winter war ziemlich mild, und dennoch sind 24000 Menschen gestorben. Es gibt Hinweise, dass dieser Winter, der so lange mit solcher Brutalität gedauert hat, 30000 Todesopfer fordern wird, was ihn zu einem der größten Killer im Lande macht. Und dennoch, niemand scheint sich darüber aufzuregen.
Irgendwann zwischen der Veröffentlichung der Single Band Aid im Jahre 1984 und Al Gores Dokumentation eine unbequeme Wahrheit hat sich die politische Aufmerksamkeit von derartigen Problemen abgewendet. Der Gedanke, dass Menschen (besonders alte Menschen) in ihren Wohnungen durch Wetterbedingungen sterben, die uns allen vertraut sind, scheint relativ langweilig zu sein. Vieles der politischen Aufmerksamkeit gilt immer noch der globalen Erwärmung, und während Programme gekürzt werden, die Britannien auf die Kälte vorbereiten sollen, wird das Budget für Hilfe in Übersee massiv ausgeweitet. Die Rettung älterer Briten ist irgendwie zum geringsten Gegenstand politischer Maßnahmen geworden.
Die Reaktion auf die Hitzewelle des Jahres 2003 war außerordentlich. Sie wurde für 2000 Tote verantwortlich gemacht und als Warnung verstanden, dass Britannien schrecklich unvorbereitet in die kommende Periode schneeloser Winter und Barbecue-Sommer geht. Der wissenschaftliche Chefberater der Regierung, Sir David King, erklärte später, dass die Klimaänderung „sogar noch ernster sei als die Bedrohung durch Terrorismus“ hinsichtlich der Anzahl der möglicherweise auftretenden Todesopfer. Diese Sprache wird niemals verwendet, wenn es um Kälte geht, die in jedem Winter mindestens zehnmal so viele Menschen tötet.
Seit den Mahnrufen von Sir David sind etwa 250.000 Briten durch Kälte und etwa 10.000 durch Hitze umgekommen. Es zeigt sich in erschreckender Klarheit, dass wir uns auf den falschen Feind konzentriert haben. Anstatt sicherzustellen, dass Energie bezahlbar ist, haben die Minister versucht, sie immer teurer zu machen, durch Kohlenstoff-Steuern und Emissionshandel. Treibstoffpreise haben sich innerhalb von sieben Jahren verdoppelt, was Millionen gezwungen hat, sich zwischen Wärme oder Nahrung zu entscheiden – und die Regierung fand sich selbst als einen wesentlichen Teil des Problems wieder.
Allmählich scheint all dies auch Ed Davey zu dämmern, dem Staatssekretär für Energie und Klimaänderung. Er hat versucht, mit dem Finger auf Energieunternehmen zu zeigen, aber seine eigene Abteilung ließ die Wahrheit durchsickern in Gestalt eines kleinen Abdrucks eines Berichtes, der vorige Woche veröffentlicht worden ist. Darin wird der Erwartung Ausdruck verliehen, dass die jährliche Brennstoffrechnung bis zum Jahr 2020 um 70 Pfund gestiegen sein wird. Nimmt man jedoch Daveys versteckte Steuern (Kohlenstoffsteuer, Emissionshandel usw.) aus, würden wir im Mittel 123 Pfund weniger zu zahlen haben. Seine Abteilung hat versucht, das Heizen der Wohnungen billiger zu machen, und in einer geistig gesünderen Welt wäre dies seine einzige Aufgabe: Die Versorgung nicht mit der grünsten, sondern mit der sichersten und preiswertesten Energie sicherzustellen.
Inzwischen wird der Energieminister auch eine andere unbequeme Wahrheit erkannt haben – dass nämlich zumindest in UK die globale Erwärmung mehr Leben rettet als sie bedroht. Man vertiefe sich tief genug in die Vorhersagen der Regierung, und sie spekulieren darauf, dass die globale Erwärmung zu 6.000 Toten weniger pro Jahr führt, im Mittel, bis zum Ende des Jahrzehnts. Folgende Bedrohung steht vor uns: Kinder werden weniger wahrscheinlich Weihnachten im Schnee spielen können, aber wahrscheinlicher Großeltern haben, die sie Ostern besuchen können. Kein schlechter Handel. Die größte Unsicherheit besteht darin, ob die globale Erwärmung, die 1998 zum Stillstand gekommen ist, schnell genug wieder einsetzt, um einen Unterschied zu machen.
Es ist bescheuert, irgendwelche Schlussfolgerungen aus diesem komischen, gefrorenen Frühling zu ziehen. Aber ganz allgemein scheinen die vom Computer simulierten Vorhersagen nicht so zuverlässig zu sein als zu der Zeit, als Al Gore sie benutzt hat, um uns zu Tode zu ängstigen. Vor einigen Wochen haben Wissenschaftler an der University of Washington herausgefunden, dass der menschliche Beitrag zur globalen Erwärmung übertrieben worden sein könnte – um einen Faktor zwei. Der natürliche Zyklus von Erwärmung und Abkühlung, entdeckten sie, spielt eine viel größere Rolle, als sie sich vorgestellt hatten. Mr. Daveys Treibstoffsteuern könnten nichts für den Planeten tun. Aber sie werden mit Sicherheit zu ärmeren, kälteren Haushalten und kürzeren Leben führen.
Unser Verständnis der Klimawissenschaft mag gering sein, aber unser Verständnis für grundlegende Arzneien ist es nicht. Tiefe Temperaturen lassen den Blutdruck steigen und schwächen das Immunsystem, was jedermann anfälliger für Krankheiten macht. Für Ältere kann das tödlich sein. Die Leute sterben tatsächlich nicht an Erfrierungen, wie das norwegische Video herausfordernd zeigte. Sie sterben an Schnupfen oder Thrombose oder unter anderen Bedingungen, die es nicht geben würde, wenn es in den Wohnungen wärmer wäre. Viel weniger Skandinavier sterben im Winter, weil sie herausgefunden haben, wie man die Kälte in Schach hält: Heizungen aufgedreht lassen; Häuser isolieren. Es ist wirklich so einfach.
Was also hindert uns? Seit Jahren haben viele Programme der Regierung danach getrachtet, Dachböden oder Heizkessel zu isolieren, aber nirgendwo auch nur annähernd schnell genug. Als sich Abgeordnete des Parlaments vor drei Jahren näher mit dieser Materie beschäftigt hatten, hörten sie von einem Mr. P. aus Cornwall. „Das Angebot eines Heizkessels ist sehr willkommen“, sagte er. „Wir hoffen, dass wir noch am Leben sind, wenn wir ihn etwa Ende Februar bekommen“. Angesichts dessen, dass im Winter alle sieben Minuten jemand erfriert, war das vielleicht nicht einmal ein Witz. Das moderate Isolierungs-Programm war von Kürzungen betroffen, während Zahlungen für den Wintertreibstoff unangetastet bleiben. Das Wort „Treibstoff“ ist natürlich überflüssig: es ist ein einfacher, an alle Pensionäre gezahlter Stöpsel – die wahrscheinlicher zur Wahl gehen.
Einst kam ich in den Genuss einer Winter Brennstoff Beihilfe. Sie wurde gezahlt an einen Möchtegern-Millionär, der erschrocken darüber war, dass Menschen wie er einen Scheck ausgestellt bekommen, und er hat ihn genutzt, um einen Magnum-Rotwein als Protest zu kaufen. Er war ein eingefleischter Philanthrop, wollte aber seinen Gästen seinen Standpunkt klarmachen: Die Zahlung einer Winter-Heizungshilfe ist ein Skandal, dessen bloße Existenz zeigt, dass es die Regierung nicht ernst damit meint, den Menschen durch den Winter zu helfen.
Niemand würde ein Armband oder eine Brosche am Band tragen für die älteren Opfer der Kälte – und doch tötet das eisige Wetter mehr Menschen als Diabetes oder Brustkrebs. Die Todesursache ist vielleicht zu vertraut und die Rezepte dagegen zu offensichtlich, um viel Aufmerksamkeit zu erregen. Falls das Geld für die Winterhilfe stattdessen benutzt werden würde, um zu helfen, die Häuser zu isolieren, könnten wir – wie Norwegen – in der Lage sein, über den Winter Witze zu machen. Wie die Dinge stehen, bleibt der Kältetod eine schreckliche britische Krankheit.
Fraser Nelson
Fraser Nelson is the editor of ‚The Spectator’
Link: http://www.telegraph.co.uk/health/elderhealth/9959856/Its-the-cold-not-global-warming-that-we-should-be-worried-about.html
Anmerkung des Übersetzers: Über dieses Thema hat sich auch die Journalistin Donna Laframboise aus Kanada Gedanken gemacht. Dabei bezieht sie sich auf diesen Artikel von Fraser Nelson. Sie schreibt:
Neubeginn
Donna Laframboise
Wir haben Frühling. Hier kommt Hoffnung, dass sich uns die Augen zusammen mit den Blüten öffnen.
In dem Teil der Welt, in dem ich lebe, ist Ostern assoziiert mit Frühling. Grüne Schösslinge kommen aus dem Boden. Blumenzwiebeln, Weinstöcke und Bäume erwachen aus der Winterruhe. Dies ist ein Augenblick der Erneuerung, der Hoffnung und der Gelegenheit, in eine neue Richtung aufzubrechen.
An diesem Osterwochenende sehe ich vielversprechende Anzeichen, dass wir unseren eigenen Weg beschreiten, klüger zu werden, wie wir über Umweltdinge denken. Hier folgt daher eine Palette von gründen aus UK, um Hoffnung zu haben:
Bei Spiked hat Rob Lyons eine längere und informative Rezension eines Buches mit dem Titel The Age of Global Warming: A History geschrieben. Es wurde vor Kurzem in UK veröffentlicht und ist in Nordamerika noch nicht erhältlich. Sein Schwerpunkt liegt auf der Geschichte der Gedanken, die die heutige grüne Bewegung ausmachen, und es könnte einen wichtigen Beitrag zu unserem Verständnis leisten.
Lyons Rezension (hier) betont, wie stark die grüne Bewegung derzeit mit reichen Eliten verknüpft ist. Seinen Worten zufolge:
Westliche Politiker und Entscheidungsträger, das Management riesiger Unternehmen wie BP und die Nachkommen der Reichen und Mächtigen wie Zac Goldsmith und Robert F. Kennedy Jr. haben wieder und immer wieder erklärt, wie wichtig es ist, die Klimaänderung zu bekämpfen.
Dass vielen dieser Leute fundamental das Bewusstsein – oder das Mitleid – für die Sorgen und Nöte der allgemeinen Bevölkerung fehlt, die mühsam ihren Lebensunterhalt sicherstellen müssen, ist grell offensichtlich, wenn man untersucht, wie sich die klimapolitischen Maßnahmen, die sie gefördert und propagiert haben, in der realen Welt auswirken.
Fraser Nelson hat dies auf exzellente Weise illustriert in seinem Beitrag mit dem Titel It’s the cold, not global warming, that we should be worried about. [oben]
All die vergeudete wertvolle Zeit und das ganze verschwendete Geld, nur um sich auf eine spekulative heiße Zukunft einzustellen, ignoriert vollständig die Tatsache, dass Zehntausende Menschen in UK hier und jetzt vorzeitig durch die Kälte ums Leben kommen. Wie in aller Welt ist es möglich, dass die heutigen Tragödien weniger besorglich sind als hypothetische Todesfälle irgendwann in der Zukunft? Nelson:
Die Reaktion auf die Hitzewelle des Jahres 2003 war außerordentlich. Sie wurde für 2000 Tote verantwortlich gemacht und als Warnung verstanden, dass Britannien schrecklich unvorbereitet in die kommende Periode schneeloser Winter und Barbecue-Sommer geht. Der wissenschaftliche Chefberater der Regierung, Sir David King, erklärte später, dass die Klimaänderung „sogar noch ernster sei als die Bedrohung durch Terrorismus“ hinsichtlich der Anzahl der möglicherweise auftretenden Todesopfer. Diese Sprache wird niemals verwendet, wenn es um Kälte geht, die in jedem Winter mindestens zehnmal so viele Menschen tötet.
Seit den Mahnrufen von Sir David sind etwa 250.000 Briten durch Kälte und etwa 10.000 durch Hitze umgekommen. Es zeigt sich in erschreckender Klarheit, dass wir uns auf den falschen Feind konzentriert haben. Anstatt sicherzustellen, dass Energie bezahlbar ist, haben die Minister versucht, sie immer teurer zu machen, durch Kohlenstoff-Steuern und Emissionshandel. Treibstoffpreise haben sich innerhalb von sieben Jahren verdoppelt, was Millionen gezwungen hat, sich zwischen Wärme oder Nahrung zu entscheiden… (Hervorhebung hinzugefügt, Backup backed up here).
Wir können uns fragen, welcher Fluch über unsere Gemeinden gelegt worden ist, dass wir gescheitert sind, das Offensichtliche zu erkennen. Lassen Sie uns stattdessen die Tatsache feiern, dass Worte wie diese endlich ausgesprochen werden:
Folgende Bedrohung steht vor uns: Kinder werden weniger wahrscheinlich Weihnachten im Schnee spielen können, aber wahrscheinlicher Großeltern haben, die sie Ostern besuchen können. Kein schlechter Handel.
Andrew Orlowski bei Register hat ebenfalls ein Augen öffnendes Stück geschrieben mit dem Titel The UK Energy Crisis in 3 simple awareness-raising pictures [etwa: Die UK-Energiekrise in drei einfachen, Aufmerksamkeit erweckenden Bildern].
In UK geht das Gas zur Neige. Wirklich sehr schnell. So schnell, dass kurz nach Ostern Einschnitte und Rationierungen eingeführt werden könnten, wobei industrielle Verbraucher und Krankenhäuser bevorzugt bedient werden.
Grüne Politik klingt fast immer wunderbar. Aber sie führt häufig zu schlimmen, unbeabsichtigten Konsequenzen. Das ist eine harte Lektion, die man da lernen muss – und eine teure.
Vielleicht geht unser langer, dunkle Winter zu Ende, und eine ausreichende Zahl von Augen beginnt sich zu öffnen.
Link: http://nofrakkingconsensus.com/2013/03/29/new-beginnings/
Beide Artikel übersetzt von Chris Frey E