Das EEG ist ideologisch und teuer – Interview mit Michael Limburg
Update 20.2.13 FAZ vom 20.2.13: Energiewende könnte bis 1 Billion Euro kosten
Umweltminister Altmaier gibt erstmals zu, dass die Energiewende 1 Billion € kosten könnte. Dass das noch lange nicht das Ende der Fahnenstange ist, werden wir jedoch noch leidvoll erleben.
Das Interview führte Daniel Fallenstein von der Internetzeitschrift Freie Welt
Freie Welt: Das EEG gerät immer stärker in die öffentliche Kritik. Inzwischen beginnen sogar Regierungsmitglieder, sich von dem Gesetz zu distanzieren. Was regt die Menschen so auf?
Michael Limburg:
Es ist offensichtlich die neue reale Erfahrung, dass die fälschlich „erneuerbar“ genannten alternativen Energieträger – anders als von allen Politikern, voran den Grünen- versprochen, nicht nur nicht zum Nulltarif zu haben sind, sondern richtig schwer ins knappe Geld gehen. Und zwar bei allen Stromverbrauchern. Besonders spüren ist das natürlich die Haushalte mit geringem Einkommen. Bis dahin konnten die Politiker diese drastische und sich verstärkt auswirkende Strompreiserhöhung entweder klein reden, oder den „gierigen“ Versorgern in die Schuhe schieben, denn die geschickte Konstruktion des EEG verlangt ja von denen, dass sie erst die volle Menge des alternativen Stroms, völlig unabhängig davon, ob er gebraucht wird oder nicht, ob er verkäuflich ist oder nicht, zu stark überhöhten Preisen von den Erzeugern die NIE´s (Neue Instabile Energien) abkaufen müssen. Die dafür gezahlten Gelder dürfen dann nach Abzug des evtl. mickrigen Erlöses an der Strombörse, beim Verkauf dieser NIE auf die Verbraucher umgelegt werden. Für den Unbedarften erscheint das dann erst mal als gierige Willkür der Versorger bzw. Netzbetreiber. Das ist auch beabsichtigt.
In Wirklichkeit hat der Staat dieses teure Verwirrspiel angezettelt und lässt die Verbraucher zahlen. Bis zum Ende des vergangenen Jahres waren das bereits 98 Mrd €. Das ist 10 x die Summe, die der Verkehrsminister dieses Jahr für Investitionen und Reparatur für unsere Verkehrswege ausgeben darf.
Freie Welt: Welche Kritik üben Sie an Photovoltaik und Windkraft im speziellen?
Michael Limburg:
Von allen alternativen Energien sind diese beiden Herstellungsmethoden die teuersten und volatilsten und damit Unbrauchbarsten. Zudem ist die Einspeisevergütung bei der PV astronomisch hoch, und dass bei einer Sonneneinstrahlung hier bei uns, die der von Alaska gleicht. Deswegen laufen diese PV Anlagen im Mittel des Jahres auch nur mit 8 % ihrer Nennleistung, speisen deswegen nur 3 % der Strombedarfes ein, kassieren aber absolut rd. die Hälfte aller Gelder.
Wind ist zwar von der Qualität und Volatilität des Stroms auch ein unbrauchbares Produkt, aber von seiner Verfügbarkeit etwas besser und die Subvention dafür – obwohl immer noch zigmal höher als konventionell erzeugter Strom- liegt mit 9 bzw. 15 ct/kWh deutlich niedriger. Aber allen – bis auf die Wasserkraft- also incl. des sog. Biostroms, ist gemeinsam, dass sie riesige Flächen benötigen, die der Landwirtschaft oder dem Naturschutz entzogen werden müssen. Dieser riesige Flächenverbrauch ist bedingt durch die naturgesetzlich vorgegebene extrem geringe Energiedichte, deshalb braucht man riesige Flächen um diese Energie einzusammeln und zu verdichten. Konventionelle Energien sind auch darin unendlich überlegen.
So benötigt man, um ein konventionelles Kraftwerk mit 1400 MW Leistung auch nur rechnerisch durch Windkraft zu ersetzen, ca. 3000 WKA´s der 2,3 MW Klasse an Land. Aneinander gereiht würden die von Berlin bis fast nach Madrid reichen. Auf See – wie das Beispiel von Baltic 1 zeigt- bekommt man zwar doppelt soviel Strom wie auf Land, hat aber sehr viel höhere Investitionskosten und sehr viel größeren Verschleiß.
Man bräuchte dann „nur“ 1400 Windmühlen der Baltic 1 Klasse, die würden knapp 500 km2 bedecken – das ist die halbe Fläche von Hamburg- und ca. 13 Mrd. € kosten. In beiden Fällen käme aber noch einmal ein unbedingt notwendiges konventionelles Pufferkraftwerk mit 1400 MW Nennleistung hinzu, das würde noch mal rd. 2,6 Mrd € kosten. Zusammen -abgeleitet aus den Daten von Baltic1 – also 15,6 Mrd € für Strom, den ein konventionelles Kohlekraftwerk für nur 2,6 Mrd € liefern würde. Von der Netzanbindung noch nicht geredet.
Das ist ein 6 x höherer Preis für ein und dasselbe Produkt, nur von wesentlich schlechterer Qualität: Kein Mensch, der bei Verstand ist, würde das jemals kaufen. Nur unser Staat zwingt uns dazu.
Genau so schlimm ist die damit einher gehende Zerstörung der – wie viele meinen- weltbesten Elektro- Infrastruktur unseres Landes, durch die unplanbare aber massive Einspeisung dieses Zufallsstromes in unsere Netze. Die werden dadurch außer Takt gebracht, damit letztendlich zerstört und die konventionellen Kraftwerke wg. des erforderlichen ständigen Ausregelns auf Verschließ gefahren.
Freie Welt:Welche Rolle spielen die fossilen Brennstoffe für die Energieversorgung in Deutschland?
Michael Limburg:
Nach dem unsinnigen Atomausstieg ist deren Bedeutung drastisch gestiegen. Wg. der Schiefergasrevolution wird Kohle sogar am Weltmarkt deutlich billiger. Zudem hat Deutschland selbst riesige Braunkohlevorkommen, deren Verstromung daher zunimmt. So sind derzeit wg. der oben geschilderten Vorrangeinspeisung, nur noch die Braunkohlewerke rentabel zu betreiben. Wir können sehr froh sein, dass wir diesen Schatz in großer Menge haben.
Freie Welt: Wo liegen die Gefahren in der derzeitigen Lage des Stromnetzes und der Stromerzeugung?
Michael Limburg:
Die Gefahr ist nicht nur, dass wir aus rein ideologischen Gründen eine extrem teure (s.o.) aber zusätzliche Strom-Infrastruktur aufbauen, die den Strom so verteuert, das sehr viele Haushalte ihn nicht mehr bezahlen können, und sich Energiearmut ausbreitet. Aber viel schlimmer ist, dass auch die Werte erzeugende Industrie, angefangen bei der energieintensiven Grundstoff-Industrie (Saurier Industrien, die zum Aussterben verurteilt sind, wie Ex-Umweltminister diesen Vorgang kommentierte) das Land mitsamt ihren Arbeitsplätzen verlässt, dicht gefolgt von den Industrien, die entlang der Wertschöpfungskette auf die Zulieferung der Grundstoff-Industrie angewiesen ist. Deren Arbeitsplätze, die hoch wertschöpfend sind, gehen damit auf Nimmerwiedersehen verloren. Damit wird das Land und damit wir alle, wirtschaftlich ruiniert.
Freie Welt: Was müsste sich ändern?
Michael Limburg:
Das EEG müsste komplett und sofort abgeschafft werden, die bereits zugesagten, zukünftigen Einspeisevergütungen ersatzlos gestrichen. Anzufangen ist mit der Streichung der Vorrangeinspeisung. Gefolgt von der gesetzlichen Verpflichtung der Erneuerbaren Besitzer, dann Strom zu liefern, wenn er gebraucht würde. Nur dann gibt es ein Vergütung. Das würde sie zwingen, auf eigene Rechnung Strom-Speicher zu installieren und diese Kosten nicht der Allgemeinheit aufzubürden. Das Problem dabei ist, dass es solche Stromspeicher nicht gibt und auch nicht geben wird, von Kleinstlösungen mal abgesehen.
Ohne diese Maßnahmen summiert sich die Einspeisevergütung auf gewaltige Summen, die zudem exponentiell jedes Jahr ansteigt. (Details dazu hier, http://www.eike-klima-energie.eu/energie-anzeige/wind-und-sonne-schicken-keine-rechnung-was-uns-kostenlose-energie-wirklich-kostet/). Im Jahre 2015 belaufen sich die dann bereits gezahlten und noch gesetzlich festgeschriebenen Summe schon auf 570 Mrd €. Und das alles für ein völlig unbrauchbares und damit wertloses Produkt. Eben Zufallsstrom.
Da das bei der derzeitigen Parteien- und Zustimmungslage leider unrealistisch ist, anbei eine moderater Vorschlag („Energiewende light“), der aber auch wohl erst nach Erreichen des Unbezahlbaren Chancen auf Umsetzung hat.