„SchwarmStrom für die Energiewende“ Die Geschichte einer Öko-Utopie

Blockheizkraftwerke (BHKW)

Die Ökoideologie sieht die Zukunft der Energieversorgung im Ersatz der Großkraftwerke durch eine „dezentrale“ Stromerzeugung. Die „Erneuerbaren Energien“ sollen mit virtuellen Kraftwerken aus tausenden Kleinst-BHKW mit gleichzeitiger Strom- und Wärmeerzeugung kombiniert werden.

Das Schwarmstromkonzept ist „eine ideale Ergänzung zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien“.

In der Realität gibt es aber einen massiven Systemkonflikt zwischen dem Ausbau der „Erneuerbaren Energien“ und dem Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Gerade die kleinen BHKW weisen zusätzlich die spezifisch höchsten Kosten auf und sind wenig effizient. Die behaupteten Energieeinsparungen treffen nicht zu.
Die Politik verfolgt mit dem in 2012 novellierten Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz weiter das Ziel, den KWK-Anteil bis 2020 auf 25% der Stromerzeugung zu verdoppeln und hat die Subventionen erhöht. Im aktuellen Energiekonzept der Bundesregierung wurde das Ziel einer Primärenergiereduzierung bis 2020 um 20% und bis 2050 um 80% im Gebäudebereich gesetzt. Dies hat dann den gegenläufigen Effekt und bedeutet in der Konsequenz das Ende der KWK im Heizungssektor.
Subventioniert werden die BHKW mit dem KWK-Zuschlag, dem Wegfall von Energiesteuern, ggf. der Stromsteuer sowie einem Investitionszuschuss. Die gekoppelte Erzeugung von Kraft und Wärme ist Voraussetzung für den Erhalt der Subventionen und die bedingte Wirtschaftlichkeit für den Betreiber.
Im Kraftwerksbereich und bei industriellen Anlagen ist die KWK sicher meist sinnvoll. Hintergrund sind die bei Großanlagen weitaus günstigere Anlagen-, Betriebs- und Energieträgerkosten, die mögliche Flexibilität in der Strom- und Wärmerzeugung und der höhere elektrische Wirkungsgrade (z.B. 60 % GUD gegenüber 33 % Gasmotor).

„SchwarmStrom mit dem ZuhauseKraftwerk“

Das „ZuhauseKraftwerk“ besteht aus einem VW-Motor mit einer elektrischen Leistung von 19 kW und einer thermischen Leistung von 36 kW gekoppelt mit Pufferspeichern von meist 2.000 l Volumen (technisches Datenblatt und Beschreibung).
Bei den üblichen BHKW erfolgt die Auslegung auf die Wärmegrundlast, um hohe Benutzungsstunden (möglichst > 5.000 h/a) der teuren BHKW zu erzielen. Erforderlich ist dann ein Spitzenlastkessel.
Das „SchwarmStrom“-Konzept beinhaltet eine monovalentes und überdimensioniertes BHKW, welches mit etwa 1.500 Betriebsstunden wie ein Heizkessel betrieben wird.
Durch den Speicher kann die sonst zum Wärmebedarf synchrone Stromerzeugung zeitlich entkoppelt werden. Bei einer angenommenen Temperaturspreizung von 30 K ist der 2.000 l Speicher ohne Wärmeentnahme bereits nach rund 2 Stunden vollständig geladen.
Die übliche Stromvergütung eines Klein-BHKW liegt aktuell bei rund 10 bis 11 ct/kWh und setzt sich zusammen aus dem BaseloadPreis (KWK-Index), dem KWK-Zuschlag und dem Konstrukt der vermiedenen Netzentgelte.
Das Lichtblickkonzept basiert auf der möglichen Verlagerung der Stromerzeugung im Tagesverlauf. Die Anlagen werden zu einem virtuellen Kraftwerk gebündelt und zentral gesteuert. Der Strom kann dann am Spot- und Regelenergiemarkt vermarktet werden. Über die erhofften Mehrerlöse gegenüber dem BaseloadPreis soll die Wirtschaftlichkeit des aufwändigeren Anlagenkonzeptes erzielt werden.
In der Darstellung von Lichtblick findet man die Aussagen, dass der „SchwarmStrom die beste Ergänzung zur schwankenden Windenergie darstellt“ und das mit den geplanten 100.000 Anlagen „zwei mittlere Atomkraftwerke ersetzt werden“ können. Dies ist angesichts fehlender Langzeitwärmespeicher und der nur 1.500 Betriebsstunden realitätsfern.

Innovationspreis für Klima und Umwelt

Das ideologisch korrekte „SchwarmStrom“-Konzept wurde folgerichtig ausgezeichnet:

Bundesumweltministerium und BDI zeichnen ZuhauseKraftwerke mit Innovationspreis aus

(16.03.2011).

Das Ende der Geschichte

Bereits ein Jahr später kosteten die Probleme mit dem Projekt den Lichtblick-Preisempfänger Dr. Christian Friege seinen Posten.
Offensichtlich wurde auch die Entwicklung der Märkte falsch eingeschätzt. Die Erdgaspreise sind im Zeitraum um rund einen Cent/kWh gestiegen. Die möglichen Erlöse am Spotmarkt sind durch die volatile PV- und Windeinspeisung gefallen. Eine Teilnahme am Regelenergiemarkt scheidet bei den aktuellen Vergütungen eher aus.
Das „ZuhauseKraftwerk“ wurde ursprünglich von Lichtblick zu einem Rundum-Sorglos-Paket (Wärme-Contracting) mit 5.000 EUR Baukostenzuschuss und einem an den Gaspreisindex gekoppelten Wärmepreis angeboten.
Im September 2012 wurde von Lichtblick der Baukostenzuschuss auf mindestens 9.900 EUR angehoben und dann der Vertrieb vorübergehend ausgesetzt.
Im Oktober 2012 wurde von Lichtblick das Contracting-Modell aufgegeben. Nun kann der Interessent das „ZuhauseKraftwerk“ für nur 27.990 EUR netto zzgl. Installationskosten kaufen. Unter den benannten Bedingungen rechnet sich dies nur, wenn das BHKW in der Grundlast mit möglichst hohen Benutzungsstunden eingesetzt wird. Der ursprünglich vorgesehene monovalente Heizungsbetrieb wird vollkommen unwirtschaftlich.
Damit wurde in der Konsequenz auch der „SchwarmStrom“ beerdigt. Der erforderliche zeitlich variable Betrieb der Anlagen ist praktisch nicht mehr möglich.
Von den geplanten 100.000 „ZuhauseKraftwerken“ wurden bisher 600 Anlagen installiert.
Gastautor Michael Clemens, für EIKE; Oktober 2012
Quellen:
SPON: Energiewende Vorwärts in die Schwarmstrom-Revolution vom 01.10.2009
Bündnis 90/Grüne:  Energie 2050: sicher erneuerbar vom 10.09.2010
TU Berlin: KWK Studie vom März 2010
http://www.kwkg-novelle.de
Lichtblick: Technisches Datenblatt ZuhauseKraftwerk
BHKW Prinz:  ZuhauseKraftwerk
BHKW-Infozentrum: Grundlagen Planung
Lichtblick: Broschüre
http://www.eex.com/en/
IKU-Innovationspreis für die Lichtblick AG
FAZ: Oekostrom Lichtblick und VW fehlen Kraftwerkskunden vom 25.07.2012
BHKW-Infothek vom 01.10.2012
BHKW- Infothek vom 11.10.2012