Da haben wir es, bis auf die Tatsache, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. Die andere Hälfte geht so: „Kohleära rollt auf Europa zu“, hieß es in Business Week. Bloomberg berichtet, dass „Merkels grüne Bewegung Deutschland zwingt, mehr Kohle zu verbrennen“. In einem anderen Bericht heißt es unter Hinweis auf das World Resources Institute, dass weltweit 1231 neue Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 1,4 Millionen Megawatt in Planung sind. Climate Wire berichtet: „hinter den größten Verbrauchern – China, Indien und die USA – besteht sehr starker Bedarf an Kohle in Russland, Vietnam, der Türkei und Südafrika. Die USA stehen mit 79 geplanten Kohlekraftwerken an vierter Stelle in dieser Kategorie“.
Diese zwei sich widersprechenden Sichtweisen auf Kohle können nicht lange nebeneinander bestehen, und ein Gambler könnte gut beraten sein, sein Geld in einen bevorstehenden Kohleboom zu stecken. Der Gedanke der sterbenden Kohle scheint zum größten Teil Wunschdenken grüner Aktivisten sowie einiger Politiker und Regulatoren in den USA und Teilen Kanadas zu sein. Ontario hat sich zum Ziel gesetzt, die schmutzige Kohleverstromung zu beenden, und zwar unter immensen Kosten für die Verbraucher, die schon jetzt einen hohen Preis für die vermeintlich sauberen Alternativen Wind und Sonne zahlen. In den USA wurden über die EPA Regeln eingeführt, von denen gesagt wird, dass sie die Kohleindustrie in eine „Sackgasse“ führen.
Aber zurück in die reale Welt. Der globale Verbrauch von Kohle ist einer statistischen Übersicht von BP zufolge im Jahr 2011 um 5,4% gestiegen. Damit ist Kohle der einzige fossile Energieträger mit einem übernormalen Wachstum und die am schnellsten wachsende Energieform außerhalb der Erneuerbaren. Asien führt das Rennen im Verbrauch an. Es scheint außerdem massenhaft Kohle zu geben mit Weltreserven, von denen gesagt wird, dass sie noch für 112 Jahre globaler Erzeugung ausreichen. Das ist das höchste Verhältnis zwischen Reserven und Produktion unter allen fossilen Treibstoffen.
Die Entwicklung riesiger neuer Gasressourcen weltweit könnte ein wesentlicher Konkurrent hinsichtlich Preis und Bedarf werden. Allerdings wäre es fahrlässig wenn nicht töricht zu versuchen, die Preisbewegungen oder Verfügbarkeit und Nachfrage nach fossilen Treibstoffen im Verhältnis zu alternativen Energiequellen vorherzusagen. Vielleicht wird Gas die Kohle auf einigen Märkten mit der Zeit bedrohen, aber das Verhalten der Investoren bzgl. Stromerzeugern und Regierungen legt nahe, dass Big Money nach wie vor in neue Kohlekraftwerke und die Kohleerzeugung fließt.
Selbst in Alberta, welches sich nominell den Anti-Kohle-Bemühungen der kanadischen Zentralregierung angeschlossen hat, werden neue Kohlekraftwerke gebaut. Aber der wirkliche Schub für die Kohle kommt aus Europa und Asien, den Treibhausgasemissionen sei Dank. „Die Wirtschaftlichkeit für Kohle liegt nahe dem Optimum der letzten fünf Jahre, sagte ein  europäischer Fondsmanager im vorigen Monat. Ein UBS-Analyst sagte Bloomberg, dass Betriebe zur Energieversorgung neue Kohlekraftwerke mit einer Kapazität bis zu 10 600 Megawatt in sieben europäische Staaten während der nächsten vier Jahre bauen werden, verglichen mit den 1600 Megawatt aus Gaskraftwerken. Jedes Kraftwerk, wurde mir gesagt, erzeugt das Äquivalent zu vielleicht 100 großen Windparks.
Angesichts all dieser Ausweitung von Kohle in massivem Maßstab in Europa und Asien, warum sollten die USA und Kanada – zumindest offiziell – versuchen, die Generation der Kohlekraftwerke zu schließen? Kohle, wenn man sie ordnungsgemäß und mit Hilfe neuester Technologie verbrennt, kann Energie liefern zu vernünftigen Preisen und minimalen Auswirkungen auf die Umwelt. Hinsichtlich Klimaänderung und Kohlenstoffemissionen wäre es dumm von Kanada [und von Deutschland, A. d. Übers.], Milliarden für die Abscheidung von Kohlenstoff auszugeben, während im Rest der Welt der Kohleverbrauch zunimmt und die Kohlenstoffemissionen steigen. Die globalen Bemühungen zur Kontrolle von Kohlenstoff sind auf allen Ebenen stecken geblieben, von den UN zur EU bis hin zu den USA und Kanada.
Die Präsidentin der WDA Consulting Inc. in Vancouver Aldyen Donnely sagt, dass Kohle für die großen Kohlewerke keinesfalls knapp wird, nicht einmal in den USA, wo es 27,6% der nachgewiesenen Kohlereserven der Welt gibt. In Russland sind es 18,2% und in China 13,3%. „Diese Nationen werden die Kohle als Kern in ihrem Energiemix als nationale Sicherheitsreserve erhalten“.
Kanada verfügt über eine winzige Reserve von weniger als 1% der Weltkohlevorräte, aber die Kohle ist immer noch eine große Sache. Alberta und Saskatchewan sind bzgl. Stromerzeugung von Kohle abhängig. Kohle aus British Columbia [B. C.] gewinnt Frau Donelly zufolge an Bedeutung als Exportartikel. Im Jahr 2002 waren metallurgische [?] Kohleexporte aus B. C. für 5% des Wertes aller Exportartikel verantwortlich, im Jahr 2011 waren es schon 22%. Für jeden Dollar Einnahmen für B. C. aus Gasexporten erhält es 3,72 Dollar für Kohleexporte.
Bleibt also aufgrund dieser Schnellübersicht nur eine Schlussfolgerung hinsichtlich Kohle: Weit davon entfernt, zu Ende zu gehen oder einen Peak zu erreichen, scheint die Inkohlung der Welt in vollem Gange zu sein.
Terence Corcoran
Financial Post, 11 October 2012
Link: http://www.thegwpf.org/terence-corcoran-global-%C2%ADcoalification/
Übersetzt von Chris Frey EIKE
* Im Original lautet der Begriff “Coalification”. Im Übersetzungsdienst LEO wird das mit „Inkohlung“ übersetzt. Im Forum von LEO fügt einer erläuternd hinzu: „Die Bildung von Kohle basiert auf der Anreicherung von Kohlenstoff (C) in den organischen Molekülen einer Pflanze. Man bezeichnet diesen Prozess als ‚Inkohlung’ …“ . Gerade wegen der möglichen Doppeldeutung haben wir ihn mit  „Verkohlung” übersetzt.

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