ZEIT Online Journalist Staud kritisiert „Die kalte Sonne“. Was ist dran?

Die Zeit hat sich in der Vergangenheit bereits ausführlich mit unserem Buch „Die kalte Sonne“ auseinandergesetzt. Dabei positionierte sich die Zeitung ganz klar auf der Seite des Weltklimarats und wischte die von vielen Seiten durchaus berechtigte Kritik an dieser UN-Organisation stets eilfertig vom Tisch. Jedes Mal haben wir uns der Diskussion gestellt, die Vorwürfe geprüft und entsprechend entkräftet.

•   Kommentierung der ZEIT-Artikel “Störenfritz des Klimafriedens” und “Skeptiker im Faktencheck” (10.2.2012)

•   Kommentierung des ZEIT-Online Artikels “Alarmismus its mindestens genauso schlimm wie Skeptizismus”  (21.2.2012)

•   Kommentierung des ZEIT-Artikels “Beweise bitte!” (23.2.2012)

•   Treppenstufen ins Abseits: Wie ‘Die Zeit’ ihre Leser verschaukelt (10.2.2012)

•   Die Zeit nahm sich nicht die Zeit, um auf ‘Die kalte Sonne’ zu warten (6.2.2012)

Anfang März 2012 erhielten wir dann endlich die Gelegenheit, den Zeitlesern unsere Argumente zu erläutern:

•   Unser Artikel in der ZEIT: “Hier irren die Klimapäpste” (4.3.2012)

Die Reaktion auf den Artikel war erschreckend: Es gab nämlich keine. Offensichtlich waren unsere Argumente schlüssig und man zog es daher vor, sich nicht weiter mit unseren Gegenargumenten zu beschäftigen.

Zu den treibenden Kräften der Zeit-Kampagne gegen unser Buch gehörte damals der freie Journalist Toralf Staud (siehe Foto oben rechts), der interessanterweise regelmäßig für das Greenpeace-Magazin schreibt. Ist mit einem solchen Hintergrund eigentlich eine unvoreingenommene Bewertung der wissenschaftlichen Fakten zu möglich? Hier müssen ernsthafte Zweifel angemeldet werden. Aus seinem Wikipedia-Lebenslauf wird weiterhin klar, dass er offensichtlich keinerlei universitäre naturwissenschaftliche Ausbildung vorzuweisen hat, was jedoch im datenintensiven Klimastreit von großem Nutzen wäre.

Nun ist seit der ersten Diskussionsrunde mit der Zeit ein halbes Jahr vergangen, da meldete sich Staud plötzlich erneut und wollte einen langen Fragenkatalog zu unserem Blog www.kaltesonne.de beantwortet haben. Er plane einen kritischen Beitrag auf Zeit Online und würde uns gerne die Möglichkeit einer Kommentierung von strittigen Punkten geben. Sebastian Lüning beantwortete diese Fragen bereitwillig. Der entsprechende Artikel ist heute (10.8.2012) auf Zeit Online erschienen („Forscher fühlen sich von Klimaskeptiker Vahrenholt instrumentalisiert“), und wir wollen die Vorwürfe von Staud hier diskutieren und prüfen.

Manfred Mudelsee und die Tropfsteinhöhlen im Sauerland

Im Juni besprachen wir in unserem Blog eine Arbeit Manfred Mudelsee, bei der es um die Klimageschichte im Sauerland anhand von Tropfsteinuntersuchungen ging (siehe unser Blogartikel „Mittelalterliche Wärmeperiode und Kleine Eiszeit in Höhlentropfsteinen des Sauerlandes“). Wir berichteten damals, dass es in den untersuchten Höhlen Hinweise auf bedeutende klimatische Schwankungen im 1000er-Jahresmaßstab gibt. Hierbei bezogen wir uns auf eine Abbildung in Mudelsee’s Paper (Abbildung 1). Die beschriebenen Schwankungen sind im Rohdatensatz klar erkennbar.

 

Abbildung 1: Sauerstoffisotopen-Daten für drei verschiedene Stalagmiten (rot, grün, blau) für die vergangenen 9000 Jahre. Abbildung aus Mudelsee et al. (2012).

Manfred Mudelsee war zudem als Co-Autor an einer anderen Publikation beteiligt (Fohlmeister et al. 2012), in der zum Teil sogar die gleichen Tropfsteine untersucht wurden (siehe unser Blogartikel „Klimatanz in der Bunkerhöhle während der letzten 10.000 Jahre im Takte der Sonne“). In dieser zweiten Studie erklären die Autoren nun kurioserweise genau das, was Mudelsee nun seltsamerweise versucht abzustreiten: Ja, es gibt Klimaschwankungen im Millenniumsmaßstab, genau wie in der Pionierarbeit eines Teams um Gerard Bond aus dem Nordatlantik, wo sie in einem Science-Artikel 2001 explizit beschrieben worden sind und mit solaren Aktivitätsschwankungen in Verbindung gebracht wurden. Zitat aus Fohlmeister et al. (2001, S. 1704):

“Therefore, climatic-related signals from the North Atlantic (e.g. the hematite-stained grains (HSG) record; Bond et al., 2001) and the Bunker Cave delta18O record are expected to show similar variations (Fig. 5). Cold periods as indicated by increased percentages of HSG indeed coincide in most cases with colder phases in Western Germany (high delta18O values in speleothem calcite).”

Frage zur Plausibilität: Wie konnte Mudelsee die Millenniumszyklen-Interpretation im Fohlmeister et al.-Paper explizit als Co-Autor offensichtlich mittragen, während er nun anscheinend nichts mehr davon wissen will? Wie passt dies zusammen? Was steckt wirklich hinter dieser Kritik?

Ebenso mysteriös ist die im Zeit Online Artikel berichtete Reaktion von Jürg Beer, seinerzeit Co-Autor der wichtigen Nordatlantik-Studie des Bond-Teams:

Einer seiner damaligen Mitautoren aber, der Schweizer Umweltphysiker Jürg Beer, sagt zu den Schlussfolgerungen, die Vahrenholt und Lüning aus der Studie ziehen: “Das ist unseriös. Das kann man nicht machen.”

Mit solch einer pauschalen Kritik ist beim besten Willen nicht viel anzufangen. Weder nennt Beer einen plausiblen Grund, warum die Schlussfolgerungen „unseriös“ wären, noch scheint sich Beer an den Text seines eigenen Abstracts zu erinnern, in dem sowohl die Klimazyklik im Millenniumsmaßstab, als auch die Steuerung durch Sonnenaktivitätsschwankungen ausdrücklich genannt sind (aus Bond et al. 2001):

A solar forcing mechanism therefore may underlie at least the Holocene segment of the North Atlantic’s “1500-year” cycle. The surface hydrographic changes may have affected production of North Atlantic Deep Water, potentially providing an additional mechanism for amplifying the solar signals and transmitting them globally.

Wodurch könnte das Erinnerungsvermögen möglicherweise getrübt worden sein? Hat es vielleicht damit zu tun, dass Jürg Beer mittlerweile als Autor am 5. Klimazustandsbericht des IPCC beteiligt ist?

Meeresspiegelanstieg

Dann schwenkt Toralf Staud zur Frage des Meeresspiegelanstiegs um und wirft uns vor, wir hätten Simon Holgate und Jens Schröter falsch zitiert. Dabei übersieht Staud, dass wir uns hierbei auf Äußerungen beziehen, die schwarz auf weiß in einem Spiegelartikel von Axel Bojanowski vom 25.8.2011 stehen:

“Ob wir seit 1993 eine Beschleunigung haben, ist nicht klar”, sagt John Church vom australischen Klimaforschungsinstitut CSIRO. “Ich halte es für unwahrscheinlich, dass sich der Meeresspiegel-Anstieg ausgerechnet in dem Jahr beschleunigt haben sollte, als Satelliten in Dienst gestellt wurden”, ergänzt Simon Holgate, Meeresspiegel-Forscher am National Oceanography Centre in Liverpool.

In der Tat wurden Satellitenrohdaten nachträglich kräftig bearbeitet werden, um die angebliche Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs in den letzten Jahrzehnten zu erhalten (siehe unser Blogartikel „Nachträgliche Korrekturen der Satelliten-Meeresspiegeldaten: Was nicht passt wird passend gemacht?“). Pegelmessungen können interessanterweise die postulierte „Beschleunigung“ des Meeresspiegelanstiegs nicht nachvollziehen (siehe unsere Blogartikel „Beschleunigte Meeresspiegelanstiege gehören schleunigst in die Mottenkiste“ und „Fallstudien aus aller Welt belegen: Keine Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs während der letzten 30 Jahre“).

Auch der Vorwurf, wir hätten Jens Schröter vom Bremerhavener Alfred Wegener Institut falsch zitiert ist schwer nachvollziehbar. Wiederum diente ein Spiegel-Artikel als Vorlage, diesmal von Markus Becker vom 21.6.2011. Damals ging es um eine neue Studie von Stefan Rahmstorf, der einen beschleunigten Meeresspiegelanstieg an der Küste von North Carolina beobachtet haben will (siehe unser Blogartikel „Senat von North Carolina erteilt Rahmstorfs beschleunigtem Meeresspiegel eine Absage“). Becker schrieb damals auf Spiegel Online:

Doch genau das bezweifeln andere Fachleute. Sie sehen ein Hauptproblem der neuen Untersuchung darin, dass sie letztlich nur auf den Funden von der Küste North Carolinas beruht – was für eine Aussage der globalen Entwicklung zu wenig sein könnte. “Diese Studie eignet sich deshalb überhaupt nicht für Vorhersagen”, meint Jens Schröter vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung.

An dieser Stelle wird besonders gut erkennbar, dass Toralf Staud in der fachlichen Diskussion kaum drinsteckt und mehr Verwirrung als Hilfe zur Klärung leistet. Er zitiert Schröter in seiner Zeit Online-Kritik:

“Es gibt natürlich Landhebungen und -senkungen”, bestätigt Schröter, wenn man ihn anruft. “Aber die können die Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs in den letzten Jahrhunderten nicht erklären.”

Offenbar merkt Staud gar nicht, dass sich die Diskussion nicht um die Beschleunigung des Meeresspiegels „in den letzten Jahrhunderten“ sondrn „vielmehr „in den letzten Jahrzehnten“ dreht. Denn diese ist klar erkennbar und plausibel zu erklären. Während der Kleinen Eiszeit war es so kalt, dass Gletscher und Polkappen ordentlich zulegten und der Meeresspiegelanstieg aus diesem Grunde zum Stillstand kam, zum Teil sogar sinkende Meeresspiegel zu beobachten waren. Im Übergang der Kleinen Eiszeit zur Modernen Wärmeperiode begannen die Eismassen dann wieder zu tauen und der Meeresspiegelanstieg zog wieder an. Bis etwa 1940 nahm die Geschwindigkeit des Anstiegs immer weiter zu, blieb dann aber ab 1940 ziemlich konstant. In den letzten Jahrzehnten ist daher keine weitere Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs mehr zu erkennen, wenn man verlässliche Pegelmessungen heranzieht und die in fragwürdiger Art und Weise „korrigierten“ Satellitendaten“ einmal außen vor lässt.

Drohende Sonnenflaute

Staud kritisiert in der Folge die Aussicht, dass die Sonnenaktivität in den kommenden Jahrzehnten bis etwa 2030/2040 abnehmen könnte. Eine solche Entwicklung nimmt die Mehrheit der Astrophysiker als wahrscheinlich an, wie wir ausführlich auf den Seiten 298-308 in unserem Buch „Die kalte Sonne“ darlegen und auch in unserem Blog geschrieben haben.

Wieder verdreht Staud die Situation nach Belieben und schreibt:

In Die kalte Sonne bauen die Autoren ihre Argumentation darauf auf, man könne belastbare Prognosen über die solare Aktivität der Zukunft abgeben. Vahrenholt und Lüning verweisen mehrfach auf Sami Solanki vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. Spricht man mit ihm, sagt er, es sei “völlig unmöglich, über den nächsten elfjährigen Sonnenzyklus hinaus in die Zukunft zu schauen”. Aussagen über mehrere Jahrzehnte, wie Vahrenholt und Lüning sie treffen, könne er “nicht unterstützen”.

Staud übersieht hierbei zwei Dinge. Zum einen zitieren wir Solanki lediglich im Zusammenhang mit seinem Nature Artikel von 2004, in dem er zeigen konnte, dass die letzten Jahrzehnte zu den solar aktivsten der letzten 10.000 Jahre gehörten. Zum anderen steht Solanki mit seiner überaus pessimistischen Sichtweise zur Vorhersagbarkeit ziemlich alleine in der Fachwelt dar. Wenn man die Fachliteratur etwas verfolgt hat, wird dies schnell klar. Staud hat es vorgezogen, den Zeit Online Lesern diesen Sachverhalt vorzuenthalten, obwohl ihm mehr als zehn Literaturzitate zu den entsprechenden Publikationen im Vorfeld des Artikels von Lüning alle zur Verfügung gestellt wurden.

Kosmische Strahlung

Schließlich kritisiert Staud noch unseren Umgang mit den Arbeiten von Benjamin Laken. Im Buch gehen wir auf Seite 258 ausführlich auf eine Arbeit von Laken ein, die den bezeichnenden Titel trägt „Cosmic rays linked to rapid mid-latitude cloud changes“. Hier steckt schon im Titel drin, dass in der Studie offensichtlich ein Zusammenhang zwischen kosmischer Strahlung und Veränderung der Wolkenbedeckung gefunden wurde. Über genau diesen Zusammenhang berichten wir in unserem Buch.

Die Erforschung der Wolkenbildung und der mögliche Einfluss von kosmischer Strahlung befindet sich derzeit in einer heißen Phase. Hier besteht noch viel Forschungsbedarf. Da wundert es nicht, dass in anderen Studien von Laken, der Zusammenhang zwischen den beiden Faktoren nicht nachgewiesen werden konnte. Auf den Seiten 260/261 unseres Buches gehen wir auf diese Diskrepanzen ein und diskutieren basierend auf Diskussionen mit Henrik Svensmark mögliche Fehlermöglichkeiten. Diesen Teil hat Staud offenbar überlesen.

Toralf Staud teilt in seinem Zeit Online Beitrag kräftig aus und verwendet allerlei unschöne Begriffe und Floskeln. Am liebsten hätte er, wenn die zahlreichen Kritiker des IPCC einfach abgeschaltet werden könnten. Zusammen mit Manfred Mudelsee träumt Greenpeace-Magazin-Autor Staud schon davon, dass den unbequemen Klimarealisten einfach der “Anspruch auf Teilhabe am wissenschaftlichen Diskurs” aberkannt werden könnte. Ein netter Gedanke. In Nordkorea und Kuba wäre dieses Vorhaben sicher auch durchführbar.

Der Faktencheck zeigt, dass Stauds Kritik wenig stichhaltig ist. Kann es sich eine ansonsten renommierte Redaktion wie Die Zeit eigentlich leisten, solch einen schwachen und persönlich aggressiven Artikel fachlich weitgehend ungeprüft zu veröffentlichen?

Das Foto oben rechts zeigt Toralf Staud. Quelle: Wikipedia

Zuerst erschienene unter Kritik an der kalten Sonne auf Zeit Online: Was ist dran an den Vorwürfen?




Eine Fledermaus ist eine Fledermaus, ist eine Fledermaus, ist ein…! Oder?

FAZ, 09.08.2007:
Fledermaus stoppt Brückenbau
Der für Montag geplante Baubeginn der umstrittenen Waldschlösschenbrücke durch das Unesco-Erbe Dresdner Elbtal ist gestoppt. Das Verwaltungsgericht Dresden gab einem Eilantrag von Naturschutzverbänden statt, die sich um eine bedrohte Fledermausart sorgen. Hier lesen.

FAZ, 09.08.2012:
Fledermaus-Studie: Platzgefahr in der Nähe von Windrädern
Mindestens 200.000 Fledermäuse aus Nordosteuropa lassen jedes Jahr an deutschen Windrädern ihr Leben. Der starke Luftdruck hinter den Rotorblättern zerreißt die Organe, wenn die Tiere nur in die Nähe kommen. Hier lesen.

Zuerst erschienen auf ACHGUT

(Vielen Dank Dr. S.G. für den Hinweis)




Es ist eine Katastrophe, dass ‚Peak Oil’ keine Katastrophe ist

„Die Fakten haben sich geändert, jetzt müssen wir uns auch ändern!” erklärte Monbiot vor Kurzem in einem op-ed für den Guardian mit dem Titel: „Bzgl. Peak Oil lagen wir falsch. Es gibt genug davon, um uns alle zu braten“.

Dass die Tatsachen sich geändert haben, sind Nachrichten für jene von uns, die nie geglaubt haben, dass der Welt die Ressourcen ausgehen. Für Monbiot und seine Mitalarmisten waren steigende Preise jedoch ein Zeichen für die bevor stehende Katastrophe. Es bewies, dass die Verknappung zunahm und zeigte, dass das Öl bald versiegen würde.

Der Fehler der Peak Oil-Alarmisten lag in ihrem Unverständnis, dass die Medizin gegen hohe Preise hohe Preise sind. Wenn die Preise steigen, könnte das tatsächlich ein Signal der Verknappung sein, aber wenn das so ist, bedeuten sie auch Investitionen, Einfallsreichtum und Bemühungen, das Problem zu lösen. Mehr noch, ein hoher Preis für einen Gebrauchsgegenstand macht Alternativen durch Vergleich wettbewerbsfähiger.

Wie ich schon vor zwei Jahren geschrieben habe: „Das Problem ist nicht, dass uns die Ressourcen ausgehen. Dies kann man verlässlich aus der Tatsache schließen, dass selbst wenn eine bestimmte Ressource wirklich besonders knapp werden würde, der Mechanismus des Preisdrucks unabänderlich eine Einschränkung beim Verbrauch wirtschaftlich macht, oder die Suche nach Alternativen befeuert – oder beides.

„Das Ersetzen von Ressourcen gab es schon immer, und es wird wieder geschehen, aber noch öfter geschieht das Gegenteil: verbesserte Produktivität und neue Erfindungen sorgen in Kombination für eine Anpassung an die steigende Nachfrage“.

Genau das war passiert. Wissen schläft nie, und Herausforderungen bzgl. der Versorgung erzeugen einfach ökonomische Anreize für Fortschritt. Wir haben nicht deswegen die Pferde als Transportmittel aufgegeben, weil es plötzlich kein Heu mehr gab. Wir haben sie aufgegeben, weil wir Motorfahrzeuge erfunden haben.

Es war eine vom Belfer Centre for Science and International Affairs an der Harvard Kennedy  School veröffentlichte Analyse der globalen Ölreserven von Leonardo Maugeri, das zu Monbiots Sinneswandel geführt hat. Maugeri macht seinen Punkt bereits im Eröffnungssatz klar:

„Im Gegensatz zu dem, was die meisten Menschen glauben, wächst die Ölkapazität weltweit auf ein so hohes, noch nie da gewesenes Niveau, dass es den Verbrauch überkompensieren könnte. Dies kann zu einer erheblichen Überproduktion und einem steilen Abfall der Ölpreise führen“.

Maugeri zufolge reicht die Kapazität aus, um die im Jahr 2011 geförderten 93 Millionen Barrel pro Tag um die Hälfte zu steigern. Bis zum Jahr 2020 erwartet er eine Ölerzeugung um 111 Millionen Barrel pro Tag und auch dann immer noch eine weitere Steigerung.

Die „Peak Oil”-Theorie, zum ersten Mal 1974 von Marion King Hubbert populär gemacht, einem für Shell arbeitenden Geologen, hat sehr viel für sich, wenn man im Bereich Erkundung, Extrahieren und Verkauf von Petroleum-Produkten tätig ist. Seine Mitarbeiter haben viel zu tun angesichts der Menge neuer Entdeckungen, wie schnell existierende Ressourcen austrocknen und welche Technologie erforderlich ist, um das Produktionsniveau auf einen bestimmten Preis hin festzulegen. Er wies warnend darauf hin, dass leichte Erschließungen immer seltener und die Produktion aus verbleibenden Reserven immer teurer werden, was zu einer Glockenkurve der Produktion mit der Zeit führt.

Hubbert selbst projizierte einen Gipfelpunkt der Ölproduktion, wenn neue Entdeckungen weltweit abnehmen, für das Jahr 1995. Es geschah nicht.

Jedoch wurde die Hubbert-Theorie, passend vereinfacht, unter Umweltaktivisten und linken Antikapitalisten populär, die schrien, dass wir demnächst an irgendeinem Tag einen Gipfelpunkt der Ölproduktion erreichen werden. Danach würden die Preise in den Himmel schießen und wir alle mit dummen Gesichtern herumsitzen, weil wir uns wundern, was mit all den Autos passiert ist. Und das „Zu-Ende-gehen von Ressourcen“, wie sie es sehen, würde dem gierigen Rest von uns gerade recht kommen.

Matthew Simmons, ein Berater der US-Regierung, Mitglied des National Petroleum Council und Mitglied des Council of Foreign Relations, sagte Peak Oil für 2005 vorher. In einer Ironie der Geschichte ging er eine Wette um 5000 Dollar mit dem Journalisten John Tierney ein, dass der mittlere Tagesölpreis im Jahr 2010 200 Dollar betragen würde. Nachdenklich holte Tierney Rita Simon, die Witwe des Ökonomen Julian Simon, mit ins Boot. Wenn Simmons das Jahr 2010 erlebt hätte, würde er 10 000 Dollar verloren haben aus genau den gleichen Gründen, aus denen Paul Ehrlich seine infame Wette mit Ritas letztem Ehemann über die Erschöpfung von Ressourcen verloren hatte.

In einem Bericht aus dem Jahr 2005 für das US-Department of Energy von Robert Hirsch hieß es ebenfalls, dass es zu Peak Oil kommen würde und dass es abrupt dazu kommen würde. Die meisten seiner Experten sagten den Höhepunkt vor dem Jahr 2010 vorher. Darunter waren der zuvor erwähnte Spieler (gambler) Matthew Simmons; Ali Samsam Bakhtiari von der National Iranian Oil Company und Berater des Oil Depletion Analysis Center (ODAC); Chris Skrebowski, ein Gründungsmitglied der Association for the Study of Peak Oil and Gas (ASPO), ein Kollege von Bakhtiara bei der ODAC, Berater der Regierung von UK und Direktor von Peak Oil Consulting; Kenneth Deffeyes, ein Kollege Hubberts bei Shell und emeritierter Professor in Princeton; David Goodstein, ein Physikprofessor am California Institute of Technology und Colin Campbell, ein weiterer Gründer der ASPO und Autor des Entwurfs zum Rimini-Protokoll, worin drakonische Kontrollen der Produktion, Stabilisierung der Importe und Verbrauchsobergrenzen gefordert worden sind.

Der Hirsch-Bericht erschien zusammen mit einem Haftungsausschluss (a disclaimer): „Weder die USA-Regierung noch irgendeine von deren Agenturen noch irgendeiner ihrer Mitarbeiter leistet irgendeine Form der Garantie, wörtlich oder implizit, oder übernimmt irgendeine legale Haftung oder Verantwortung für die Genauigkeit, die Vollständigkeit oder die Brauchbarkeit irgendwelcher Informationen…“

Das war genauso voreilig wie der ganze Bericht. So weit es die bisherigen Vorhersagen [des Zeitpunktes] von Peak Oil betrifft, wählten die meisten Experten Zeitpunkte vor 2012, und bisher haben sie sich alle als falsch herausgestellt.

Der berühmte texanische Ölmann T. Boone Pickens hat im Jahr 2008 vor dem US-Kongress ausgesagt: „Ich glaube wirklich, dass der Höhepunkt mit einer Förderung von 85 Millionen Barrel pro Tag weltweit überschritten ist“.

Auch das war falsch.

Im Jahr 2005 sagte Douglas Reynolds, Professor für Öl- und Energiewirtschaft an der University of Alaska in Fairbanks, Peak Gas für das Jahr 2007 voraus, nach welchem Zeitpunkt die amerikanischen Reserven anfangen würden zurückzugehen. Ironischerweise wählte er genau das Jahr, in dem der große nordamerikanische Schiefergas-Boom begonnen hat. Die technischen Entwicklungen, die den Abbau von Schiefergas ermöglichten – nämlich horizontales Bohren und hydraulisches Brechen – waren nicht neu, und ein Professor mit diesem Fachbereich hätte das wissen müssen.

Dieser Boom war so gewaltig, dass niedrige Ölpreise die größte Sorge von Raffinerien waren, die nicht aus den USA stammendes Öl verarbeiteten.

Früher in diesem Jahr hat Reynolds ungestraft vorhergesagt, dass die Ölpreise innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre über 200 Dollar steigen werden. Ihnen wird vergeben, wenn sie nicht augenblicklich mit Kanistern hinaus gerannt sind, um Öl zu bunkern.

Dem Maugeri-Bericht zufolge erwartet man von keinem einzigen Öl erzeugenden Land, dass im Jahr 2020 weniger Öl erzeugt wird als im Jahr 2011, mit Ausnahme von Norwegen, UK, Mexiko und Iran. Diese Ausnahmen, wobei erwartet wird, dass sie etwas weniger als heute erzeugen, unterstreichen nur die Gesamtmasse der desaströsen Vorhersagen bzgl. Peak Oil.

„Das Öl ist nicht knapp”, schlussfolgert Maugeri. „Aus rein physikalischer Sicht gibt es riesige Vorkommen konventioneller und nicht konventioneller Ölfelder, die darauf warten, erschlossen zu werden; und kein Peak Oil ist in Sicht. Die wirklichen Probleme hinsichtlich der zukünftigen Ölproduktion liegen oberhalb der Oberfläche, nicht darunter, und stehen im Zusammenhang mit politischen Entscheidungen und geopolitischer Instabilität“.

Und dabei sind die gewaltigen nicht konventionellen Ölreserven noch nicht einmal eingerechnet, die im Moment technisch oder ökonomisch noch nicht erschließbar sind, dies aber genauso abrupt werden können wie das Schiefergas explosionsartig die Bühne betrat. Jene, die heute schon ausgebeutet werden – in Schiefer und gepressten Sanden, sehr ähnlich dem nicht konventionellen Erdgas – sind ökonomisch machbar zu einem Preis zwischen 50 und 65 Dollar pro Barrel, was deutlich unter den heutigen Preisen liegt. Dies, sagt Maugeri, macht sie ausreichend belastbar, um einen signifikanten Rückgang der Ölpreise hervorzurufen“.

Aber nichts davon sind für Monbiot gute Nachrichten. Er gibt zu, dass er falsch gelegen hat, beeilt sich aber hinzuzufügen, dass dies die Wahrheit in keiner Weise weniger bedrohlich macht: „Hier also stehen wir jetzt. Die automatische Korrektur – die Erschöpfung der Ressourcen – die viele Umweltaktivisten an die Wand gemalt haben, wird nicht eintreten. Das Problem, dem wir gegenüber stehen, ist nicht zu wenig, sondern zu viel Öl“.

Lassen Sie sich das mal auf der Zunge zergehen. Jahrzehnte lang haben Umweltaktivisten und Bürokraten der Regierung uns erzählt, dass sie sich vor dem Konsens der Experten verbeugen, um nicht den industriellen Kollaps zu erleben. Jetzt entdecken wir, dass wir in genug Öl schwimmen, um den Planeten zu rösten. Egal wie, unser Untergang steht fest.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Um seine Behauptung zu rechtfertigen, dass die Nicht-Katastrophe von Peak Oil jetzt zur Katastrophe der globalen Erwärmung führt, bemüht er einen Konsens der anderen Art.

Aber auch dieser Konsens steht auf Treibsand. Das IPCC klammert sich mit Zähnen und Klauen an seine Ergebnisse, trotz vieler verschiedener Skandale, die Zweifel an der Ehrlichkeit der Mitglieder geweckt hat. Das tut auch der innere Zirkel der Klimawissenschaft, trotz der bekannt gewordenen E-Mails, die zeigen, dass dieser sich mehr darum kümmert, eine konsistente PR-Geschichte zu erzählen und Skeptiker ruhig zu stellen als darum, ihre eigenen schlechten Daten aufzuräumen und die ziemlich großen Schwaden der Klimawissenschaft zu untersuchen, die sie noch nicht erklären können.

Wahrscheinlich habe ich noch mehr zu sagen zur jüngsten Serie des Klimaänderungs-Alarmismus in einer künftigen Kolumne, aber das ist auch nicht sehr überzeugend.

In jedem Fall scheint es so, als ob Wetten gegen den „Konsens“ der Linksaußen-Akademiker, regelwütiger Staatsbürokraten und antikapitalistischer Aktivisten ein ziemlich profitables Nebeneinkommen garantieren.

Zuerst die Kernkraft, und jetzt Peak Oil. Mit der Rate, mit der Monbiot seine Meinung ändert, werden wir alle bald zustimmen, dass die Katastrophe der Nicht-Katastrophe von Peak Oil keineswegs eine Katastrophe ist.

Ivo Vegter

Link: http://dailymaverick.co.za/opinionista/2012-08-07-its-a-disaster-that-peak-oil-is-not-a-disaster

Übersetzt von Chris Frey EIKE




Wie die Klima-Wissenschaft ihre Unschuld verlor

Als Politologe befasse ich mich weniger mit dem wissenschaftlichen Streit um ‘climate change’, obwohl der mir sehr wichtig ist, sondern mehr mit ‘Interessen’, interest groups, die daran beteiligt sind. Das heisst ich analysiere: wer glaubt wem, wer unterstützt wen und was aus welchen Gründen?  Auch die Wissenschaft – jetzt ‘big business’- hat Interessen die man analysieren kann und soll.

In den neunziger Jahren (des letzten Jahrtausends!) habe die Forschungspolitik (science policy) des ‘climate change’ mit besonderem Blick of den IPCC, den International Panel on Climate Change, erforscht. All das im Rahmen globaler und europäischer Energiepolitik.

Mein Argument ist, dass es nicht die Wissenschaft war, die ihre Unschuld verlor, sondern die durch öffentliche Gremien organisierte und finanzierte Klimaforschung. Dannn muss man fragen: Warum? Hier habe ich Probleme. Denn eine Beweisführung braucht mehr Worte, als mir zu Verfügung stehen. Ich muss oberflächlich bleiben. Mein Beitrag ist von Zitaten – auf Englisch – unterstützt.

Forschungspolitik und Klimaschutz

Die Forschungspolitik durch ihre dem Staat engverbundenen Institutionen und besonders die Bürokratien der EU und UN haben sehr dabei geholfen, die Hypothese der menschlich verursachten Klimakatastrophe als feste Wahrheit zu verkünden und begründen.

Das hat dann vielen Interessenten ermöglicht, die Klimabedrohung als Legitimation für viel Politik, besonders im Energiebereich, zu benutzen und um mehr Macht und Kompetenz (durch Umweltschutzregeln, staatliche Investionen und Subventionen) an sich zu bringen.[1] Viele Wissenschaftler haben auch tüchtig mitgeholfen, oft mit gutem Gewissen. Wissenschaftler sind menschlich und so anfällig wie wir alle: beeinflusst von Zeitgeist und Mode und herrschendem Glauben.

Ich beginne mit Hoffnung : einer Pressemitteilung aus Kanada (Juni 2012) von einem klima-skeptischen Journalisten:

The tide of scientific opinion is changing and is about to swamp the proponents of Anthropogenic Global Warming.

Ist das überall wahr? Oder ist es nur Hoffnung? Der Glaube an die kommende Klimakatastrophe ist nicht gleichmässig auf Länder, politische Parteien oder soziale Schichten verteilt. In der naturwissenschaftlichen Forschung, sagt man mir, ist das Klima schon fast ‘old hat’. Der neue Hut ist ‘ecological services’, was nur den weiteren Forschritt der z. Z. beliebten ‘Vermarktung’ der Natur‘ bestätigt.

Jedoch,  in der Finanzindustrie und in Brüssel wird noch tüchtig ‘carbon’ gezählt, gehandelt und geregelt. Profite werden erwartet. Manches hat sich aber geändert:  z.B. treibt man immer mehr Anpassungsforschung (adaptation research) in England;  die noch  ansteigende Zahl von ‘wind mills’ wird immer lauter kritisiert und man hört etwas mehr von den ‘climate sceptics’, wie Fritz Vahrenholt und James Lovelock.

Viele fragen jetzt, ob sich ‘reiche’ Länder mit verschuldeten Staaten, die Nachhaltigkeit und damit eine grüne Energiepolitik, überhaupt noch leisten können. Die Kernkraftindustrie macht sich wieder Sorgen. ETS (Europeam emission trading) ist in der Krise. Und der Oil Refining Industrie, als erstem Industriezweig, hat Brüssel kürzlich versprochen, für sie ein Impact Assessment ihrer decarbonisation Politik anfertigen zu lassen, dem ersten ‘fossil fuel’ Industriezweig, dem dies gelungen ist.

Mein Fazit: Das Schicksal des Klimaschutzes als Energiepolitik wird wohl weiter vom Ausgang politischer Macht und Ideologiekämpfe abhängen, nicht von der Wissenschaft. Diese Kämpfe werden weltweit ausgetragen warden, könnten noch bitterer werden, abrr werden auch weiter hauptsachlich von wirtschaftlichen Interessen und Hoffnungen gesteuert.  

Wahrheit oder Lüge?

Für viele es bleibt daher ein Problem zu entscheiden, ob die drohende Klimakastrophe Wahrheit oder Lüge ist? Oder ist sie nur stark übertriebene Wahrheit?  Dieser Klimastreit ist nicht neu, er fing in der Politik Ende der 80ziger Jahre an. In der Wissenschaftspolitik schon viel früher: aus einem 1979 veröffentlichem Buch – ein report of the energy project at the Harvard Business School (p.108) wies ganz klar auf Klima und Kohle hin. (Quotation 1)

In 1977the National Academy of Sciences warned in a report that the warming of the earth’s temperature due to the ‘greenhouse effect’ from increase carbon dioxide emissions might pose a severe, long-term global threat,…The climatic effects of carbon dioxide release may be the primary limiting factor on energy production from fossil fuels. (R Stobaugh and Daniel Yergin ‘Energy Future’ – a heroic..a truly magnificent book’ said the Wall Street Journal)

Die Klimabedrohung war von Anfang an ein starker Antrieb fúr der der Forschungspolik  allgemein, nicht nur der wissenschaftlichen Forschung. Durch immer schnellere Supercomputer konnte das Klima nicht nur erforscht werden, sondern auch prognostisiert werden. Und diese Ergebnisse – Verkündigungen einer schrecklichen Zukunft – wurden dann von anderen Forschungsgebieten als gegeben angenommen. Fast alle Disziplinen haben bald mitgemacht, und die meisten haben die zukünftige, vom Menschen verursachte Katastrophe des ‘global warming’ als gegeben angenommen. Woher kam der Druck dazu?

Viel Druck kam  von der Wissenschaft selbst – verständlicher Forschungsdrang. Aber der Druck , das Mögliche als feste Wahrheit hinzustellen kam von Aussen,  von den ‘policy-makers’  mit Unterstützung von ‘neuen’ Teilen der Energiewirtschaft, sowie natürlich auch der sich ausbreiteten Umweltschutzbewegung.

Ein mächtiger, weltweiter Interessenverband – keine Verschwörung – entwickelte sich vom Ende der 1980ziger Jahren an: eine unheilige Allianz von Interesse, Glaube und Erwartung.

Die UNEP, die Rio Konferenz der Agenda 21, der 1992 den Klimavertrag mit seinem Kyoto Protocol (1997) verabredete, und natürlich  der IPCC (seit 1988) waren die Haupterfolge dieses ‘Verbandes’. Über den IPCC habe ich noch  mehr zu sagen.

Der Internationale Klima Panel (IPCC)

Er wurde gegründet als Őlpreise stark fielen nach einer langen Zeit hoher Preise. Viele Teile der Energiewirtschaft sahen darin ein Bedrohung. Man suchte nach Gründen, den neuen, ‘sauberen’ , ;high tech’ Energiezweigen zu helfen.

Aus der politischen Analyse dieser Hilfe stammen zwei  Fragen:

1.   Wer brauchte die Klimabedrohung, wer benutzte sie in der Energiepolitik, in der Weltpolitik, im Wahlkampf…. wer glaubte an die Klimabedrohung als wissenschaftliche Wahrheit und wer bekämpft sie in der Őffentlichkeit. Wer blieb kritisch im Privaten?

2.   Und woher kam die Wahrheit, die angeblich die Grundlage des Klimaschutzes ist, eigentlich her?

Die Antwort zu der zweiten Frage ist wichtig:  nicht von der etabiliertenWissenschaft, sondern von der Forschung, Forschung über zukünftige Klimas, die ‘dedicated’ war die Klimagefahr zu beweisen. Hier haben wir, ganz kurz gefasst, die Rolle des IPCC. Bestehende Lösungen brauchten ein Problem.

Wissenschaft und Forschung, das sind meiner Meinung nach unterschiedliche, wenn auch engverbundene Begriffe. Das war meiner eigenen Forschung nach der Fall mit dem Klimaschutz, der eine bestimmte Antwort – eine grosse Bedrohung – suchte und fand. Die ‘policy-makers’ –  gewöhnlich höhere Beamte,  stellten die Frage an die Forschung: Wie können wir das Erwärmen der Erde vehindern? Wie können wir die wirtschaftliche Entwicklung der Welt zu unserem Gunsten beeinflussen? Welche Technologien sollen wir fördern? Wie können wir ‘den Markt’ regulieren damit……und wie können wir die Menschen überreden da mitzumachen, d.h. zu zahlen?

Die Rio Konferenz in 1992 hat daher – ehe wir genug wussten – das Klimaproblem (als Erwärmung) als lösbar angesehen. CO2 wurde schuldig erklärt. Ein ausgezeichnetes internationales Problem, das die Menschheit zusammen lösen müsste und kann, wurde erst erdacht und wissenschaftlich bewiesen. Die Grossmächte hatten schon ‘responses’, d.h, Lösungen bereit hatten, zumindestens im Labor und auf Papier. Kernkraftwerke und solar panels gab es schon.

 Der IPCC und seine Unterstützer

So wurde die Klimaforschung, mit Hilfe von WMO und UNEP, schnell zum ‘Big Business’ des globalen Forschungsbetriebs (the research enterprise), ein wachsendes und stark vernetztes Unternehmen, das auf dem Verlangen noch immer stärkere Computers aufgebaut war und von Angstmachen uber die menschlische Zukunft begleitet war. [2] Dieses Klimaschutzforschungsunternehmen ist fast völlig vom Staat oder Staaten abhängig und ist besonders eng in Meterologiebüros verbunden.  

Dazu kamen nun die ehrgeizigen und schell wachsended Umweltschutzämter, stark von den Vereinigten Nationen, der EU Commission und Umweltschutzverbänden, unterstützt. Diese staatlichen Ämter formulieren ‘science policy‘ für den Klimschutz und so bestimmen die Forschungsfragen und Methoden.

Science policy – wie immer – diente der Politik (science should be ‘on tap and not on top’ sagt man in Whitehall) und auch der Macht, und d.h. auch wirtschaftlichen Interessen und Wünschen, z.B. Vorsprung durch Technik und Steuereinkommen durch Emissionshandel.

Wenn wir verstehen wollen, warum die Klimaforschung so schnell auf katastrophales Erwärmen bestand,  müssen wir daher besonders nach politischen und wirtschaftlichen Gründen suchen. Und bis vor Kurzem gab sehr viele solcher Gründe: innenpolitische, aussenpolitische, Wahlkampf, Steuereinnahmen, Wettbewerb in Industrie und Handel, Entwicklungs-hilfe, Innovationsdruck …und, ganz besonders, schwerwiegende Gründe aus der Energiepolitik.

Aber ob die Energiepolitik die Klimakatastrophe noch lange weiter brauchen wird, darüber sollte man jetzt nachdenken. Dazu mehrere Zitate, fast alle von Mai-Juni 2012.

Since 1950 global energy consumption has increased fivefold and CO2 emissions from the intensive use of oil have increased more than fourfold. The rapid growth in energy consumption and emissions is in conflict with the concept of sustainable development.  (José Antonio Vargas Lleras who will be representing the WEC at the Rio+20 Summit this month. Vom newletter des WEC (World Energy Council ‘ Inside’ 1 June)

Das Wort ‘Nachhaltigkeit’ (sustainability, nicht völlig gleich in Bedeutung), wenn es überhaupt noch Bedeutung besitzt, deuted auf Konflikts zwischen Energietträgern, Gesellschaft und den weltweiten Zielen der Umweltpolitik. Beruht das Verlangen nach Nachhaltigkeit auf Wissenschaft oder auf Glauben?

Meiner Forschung nach beruht die ökologische Modernisierungsidee (deutsch),  oder die der Nachhaltigkeit (UN, international durch Anglo-Saxon translations), auf  ausgewählter Wissenschaft, die von gelenketer Forschung  bedient wird. Die Idee beruht  aber auch auf dem uralten und politisch so nützlichem Glauben, dass die Welt am Menschen zu Grunde geht. Es sei denn, die Menschheit ändere sich und  folge den Mächtigen. Diese Angst vorm Ende der Welt ist nichte Neues. Angst und Rettung (in diesem Fall durch Technik und/oder Enthaltsamkeit) gehen nebeneinander her, besonders im Umweltschutz und ganz besonder im Klimaschutz.

Da die Menschheit leider nicht an einen Gott glaubt, brauchten Weltpolitiker und Umweltschützer etwas Anderes, dass die Wahrheit verkünden und die Menschheit zur Zusammenarbeit überreden kann. Diese zweifelhafte Ehre ist dann der Klimaforschung zugefallen, und besonders dem IPCC, dem auch bald gelang, in 1992, carbon(dioxide) im Völkerrecht als Hauptschuldigen zu erklären und damit auch die Industrieländer zu quasi Verbrechern abzustempeln. Diese sollten dann die Welt wieder retten, mit ‘technology transfer’ und Entwicklungshilfe. Das hat aber nicht ganz geklappt, wie wir jetzt nur zu gut beobachten können.

Der IPCC wurde zur Quelle des Wissens, das diese Globalisierung rechtfertigen sollte. Wenn man genauer  hinschaut sind fast alle die ‘consensus’ Wissenschaftler des Panels von einigen Staaten bezahlte Forscher, viele gehörten oder gehörten Organisationen wie WWF und Greenpeace an. Die IPCC besteht aus Glaubensbrüdern und ausgewählten Wissenschaftler, auch ‘epistemic community’ genannt.  Das ist ja in Ordnung, was aber nicht ‘in Ordnung’ war und ist, ist dass die Verkünder (the ‘users’ des IPCC consensus in Politik und  Wirtschaft), diese Glaubensgemeinschaft als einstimmige (consensus) Wissenschaft darstellten. [3]

Es wird oft vergessen, das der Panel aus 3 Gruppen besteht, working groups 1 und 2  erforschen die wissenschaftlichen Probleme (Klimaveränderung und deren Auswirkungen, alles ‘model based’);  WG 3 aber (‘responses’) arbeite von Anfang an, and den technischen und politischen Lösungen.  Hier sassen die policy-makers; die ökologischen Őkonomen und Techniker, sowie Umweltschützvereine. Hier wurde Policy geplant. Und wie schon erwähnt, die Polik suchte nach einer starken Bedrohung. Die ist dann auch von WG 1 mit Hilfe von (übertriebenen) emission scenarios von WG 3  geliefert worden, mit Hilfe von Computer Modellen, die eigentlich nicht anders als gefährliche Erwärmung vorhersagen konnten. So jedenfalls hab ich den IPCC erlebt und erforscht und könnte noch viel mehr darüber erzählen.

Beweismaterial aus der jetzigen Energiepolitik für den politsichen Nutzen der CO2 Bedrohung

Despite shrinking credibility, rising criticism and increasing politicisation, the European Union goal of cutting carbon emissions within 8 years remains officially in force.  The main official goal of reducing carbon emissions at least 20% below 2005 emissions levels (40% for Germany) deflects attention from the real goal of this radical energy plan: abandoning all fossil fuels, starting with oil and coal, and nuclear power in the case of Germany. (A McKillop, June 2012,)

The US government must step in to finance clean energy R&D as the private markets continue to shy away from such investments, experts said. (EF Online 24 May)

Warum will die EU fossile Energieträger abschaffen? Warum ist der Őlpreis so wichtig? Warum brauchen grüne Investoren in Amerika und auch in Europa, staatliche Hilfe?  

Das kann ich hier nicht im Einzeln behandeln, ich möchte nur darauf hinweisen, dass der IPCC gegründet wurde als Őlpreise scharf fielen nach einer langen Zeit hoher Preise. Während der 70s Jahre und der ersten Hälfte der 80s, konnten  erneuerbaren Energies und die Kernenergie wirtschaftlich Fuss fassen und sich verbreiten, mit relative weniger staatlichen Hilfe, oder wenigsten in der Hoffnung, bald billiger und wettbewerbsfähig zu werden.

Diese Hoffnung wurden Ende der 1980s durch fallende Ől und Kohlepreise vernichtet.  Je ‘stronger the alarmism’, desto leichter ist es ‘giving carbon a price’ zu rechtfertigen, d.h. die fossilen Brennstoffe zu verteuern. Bedrohung erlaubt staatliches Handeln unter dem Vorsorgepinzip und das war von Anfang an mit dem  Glauben verbunden, dass Technik und Politk die Klimakatatrophe verhindern konnte.

 Kurz gefasst, der Staat und die Forschung waren nicht die einzigen wichten Akteure in der Klimapolitik, im Hintergrund und viel wichtiger meiner Meinung nach, stehen die Energiewirtschaft (auch das Verkehrswesen) und besonders deren Innovationshoffnungen. Heute ist daher die wichtige Frage: braucht die EU, braucht die Weltpolitik, noch die Klimakatastophe, um ihre Pläne für Energie und Steuerpolitik durchzusetzen?  Wird der IPCC noch gebraucht?

Wie kurbelt man die Wirtschaft am besten wieder an: durch Sparen und weniger Arbeit, oder durch den  ökologischen Keynesianism? 

Die Grünen wollen jetzt die ganze Welt durch nachhaltigen Entwicklung wirtschaftlich retten, was naturlich zuerst vom Staat bezahlt werden soll. Viel Energiesparen wird wohl notwendig werdan, denn Energie würde viel teuerer. Viele Arbeitsplätze würden geschaffen werden, und die Armut wird weltweit bekämpft. Ob diese Vision verwirklicht werden kann? Menschen, die dies versuchen, würden wohl eine gosse Klimabedrohung nötig haben um ihren Traum zu verwirklichen.  Für diese Idealisten und viele andere, glaube ich, bleibt die Klimabedrohung ein sehr erwünschtes Argument.

Man könnte auch argumentieren, dass der politischer Ehrgeiz der UN und EU Bürokraten, und vieler nationals Politiker, sich Ende der 1980ziger Jahre mit den neuen politischen Kräften der Umweltschutzbewegung verband, um durch staatliche geschaffenen Innovationsdruck,  dem Kapitalismus und der Weltentwiklung unter die Arme zu greifen, d.h. neue Märkte zu finden und Profite zu erarbeiten. Neue lösbare Probleme sind Anreize fur Innovation und Investionen. Innovation könnte durch Vorsprung zum wirtschaftlichen Erfolg führen. (first mover advantage) Die Angst vor der Klimakatastrophe gab vielen Interessen die erwünschte Antwort – innovate, invest and proper, and pay for it by giving carbon a price!

Das ist  ja Theorie der ökologischen Modernisieren, der nachhaltigen Entwicklung, die bis jetzt noch nicht ganz geklappt hat, die aber im Westen noch sehr gepredigt wird.

Die folgenden Zitate aus der heutigen Energiepolitk sollen diese Behauptung unterstützen.

Vom UK Energy Bill kürzlich vorm Parliament und noch nicht in Kraft:

UK Government claims that there ‘will be no blank cheque for nuclear’ but approves eight new nuclear power sites, all on old sides WWF-UK complained ‘the process has been rigged for nuclear’, EDF says more nuclear is ‘crucial for the low-carbon investment the country needs.’ (Financial Times 23 May 2012)

Die Kernenergies ist ein interessantes Beispiel fur die Verflechtung von Wissenschaft und Energiepolitik. Die Kernenergie war und bleibt vom  Anfang an, und mit internen Schwierigkeiten, ein höchst wichtiger  öffentlicher Unterstützer der Klimaangst

With more vision and less caution, the UK could lead the world in marine renewables (wave and tidal) equipment, according to the UK Select Committee on Energy and Climate Change. (Energy World April 2012)

Hier bemerkt man wieder die Hoffnung auf die nächste ‘industrial revolution’ die sich viele Britten, wie z. B. Nicholas Stern, noch vor wenigen Jahren wünschten. Heute hört man nicht mehr so viel davon, doch die Idee , dass grüne Energie uns in der der jetzigen Wirtschaftskrise helfen wird, hört man noch oft.

Auch was man mit dem vielen ausgestossenen CO2 machen soll, beschäftigt viele Forscher.

Whitmarsh’s hypothesis that CCS may become characterised by ‘reluctant acceptance’ in the same way as nuclear power – intrinsically undesirable but a lesser evil, lesser evil  that  catastrophic climate change. (E&E 23 issues 2 and 3,  whole issue on CCS research in UK and Germany, p 345  June 2012. From paper about procedural justice by Duncan McLaren)

Und noch ein Beispiel:

Scottish Widows Investment Partnership, an  investor in BP and Shell, ExxonMobll , Chevron and Total, worried about ‘shareholder disquiet about the environmental impact of ‘fracking’ called for changes in the production of shale gas , i.e. it wants to see the elimination of  the emission of methane because of climate warming. (FT May23, 2012)

Hier erscheint der Umweltschutz wieder als wirtschaftlicher Retter.

Meiner Meinung nach ist das  Investionsproblem jetzt das Hauptproblem mit der nachhaltigen Energiepolitik, aber wer hat so viel Geld? Die Wissenschaft wird in der Finanzpresse kaum erwähnt, man glaubt an die Klimakatatrophe, weil man sie braucht um Geld anzulocken.  Der Wettkampf zwischen verschiedenen ‘decarbonisation’ Technologien wird wohl weiter gehen, wenn auch langsamer. Es ist schon viel Neues gebracht wordenvon vielen Zweigen der Energieforschung. Und die Umwelt braucht doch Schutz!

 Der Klimakampf ist noch nicht vorüber, er könnte sogar noch schlimmer warden.

 In his recent Forbes article, alarmist Steve Zwick, apparently inspired by Hansen’s tirades, wants the scientifically unpersuaded to be hunted down and their homes burned. Daniel Souweine of the Soros-funded Citizen Engagement Lab demands that TV weathercasters who disagree that man is the prime cause of climate change be persecuted until they repent. … Then, in language reminiscent of Mao Tse-tung’s education camps for the non-compliant … Oregon professor Kari Norgaard already argues that scientific disagreement on the cause of climate change is an aberrant sociological behavior that must be treated. (Cornwall Alliance News letter, GW resistance group of Evangelical Christians; 6 June 2012)

Zusammenfassung

Also hatten wir einen ‘gravy train’ zu dem auch sehr viele Forschunggruppen gehören, und der soll jetzt schnell stoppen? Das wird nicht leicht sein! Das Verlangen nach staatlichem Schutz (und dem Schutz durch grüne Ideologie) wird zur Zeit erstmal grösser, schon wegen der Bedrohung durch unkonventionelles  Erdgas und neuen Erdoilquellen, Kohle gibt es sowie so noch genug.

Aber was könnte diese Klimabedrohung ersetzen? Was sonst könnten wir im Westen an die ‘emerging’ Entwicklungsländer verkaufen wenn nicht ‘Nachhaltiges’?

War die Wissenschaft jemals unschuldig? Kann sie das denn, wenn sie staatliche Gelder annehmen muss und wenn sie ‘policy relevant’ sein will?  Trotzdem, in der Geschichte hatten die Skeptiker oder Kritiker am Ende oft das letzte Wort. Doch im Fall Klimaschutz  könnten die Folgen dieser Schuld der westlichen Forschungselite schwerwieged sein, vielleicht nicht für die Welt, about fur die eigene Zivilisation. Ich geben ihnen den Eisenhower zu bedenken, der in 1961warnte:  

"The prospect of domination of the nation’s scholars by federal employment, project allocations, and the power of money is ever present and is gravely to be regarded. … We must also be alert…that public policy could itself become the captive of a scientific-technological elite." (ibid)  

Ich selbst habe zu meiner Überraschung in 1995 die folgende Warnung veröffentlicht:  

The links between science, innovation, and environmental   protection are ambivalent and certainly not linear.  Combined they may reinforce each other. ….. they may turn into a new political force – which may push us blindly towards a kind of globalisation that, by increasing inequality and poverty, may make the world less governable and more violent. …” (Sonja B-C:  The Politics Linking Science, Environment and Innovation, Innovation  8,3, 1995)


[1] Die Politik ist  nicht an zukünftigen Problemen interessiert, die nicht schon lösbar erscheinen. Also muss die Forschung auch auf Lösungen (reponses) ausgerichted sein. Gglobal cooling in 1970 has niemanden besonders interessiert und daher der Forschung keine Mittel verschafft.)

[2] Ich have als novice an dem ersten Treffen dieses Forschungsbetrieb in London teilgenommen. Die empiricists verloren ganz am Anfang ihren Streit mit den computer modellers.

[3]  During a meeting with then IPCC chair Bob Watson in 1995, we discussed the possibility of IPCC reports  including minority  reports from those scientists with doubts and queries, For political reasons this did not happen. Consensus reports are politically more effective, a lesson learn from British domestic politicisation meeting in Washington. The objective of IPCC bureaucrats (chairs and various group leaders) thus became the creation of consensus by means of selection (of contributors and sources) and what  is called in German ‘Formellkompromisse’. This peaked  of course in the Policy-Makers summary, the main IPCC documents used by policy-makers and NGOs.

Sonja Boehmer-Christiansen, Editor Energy& Environment (Multi-Science0; Reader Emeritus University of Hull; formerly senior research fellow, Science Policy Research Unit, University of Sussex

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In den Sand gesetzt. Der Fall Desertec

Knies brachte seine Vision, die ihn schon seit 1995 verfolgte, damals bei etlichen Medien unter, gab zeitweise zehn Interviews pro Woche. Er war der Darling nicht bloß aller Grünstromenthusiasten, sondern aller Gutmeiner überhaupt. Sollte der brennend heiße Wüstenssaft doch nicht nur Atomkraftwerke überflüssig machen, sondern nebenbei auch noch jede Menge Jobs und Wohlstand über die Länder ausschütten, in denen die riesigen Spiegelpanele aufgestellt würden.

Jetzt ist Desertec, so meldete der Print-Stern, welcher mit den so genannten Renewables grundsätzlich sympathisiert, de facto wohl erledigt: „Die Idee, die ganze Welt mit billigem Strom aus der Sahara versorgen zu können, erweist sich zunehmend als marktferner Spleen.“ Die Fata Morgana aus dem Reich der 1001 erneuerbaren Energiemärchen, an der bezeichnenderweise auch der für seine punktgenauen Prognosen bekannte Club of Rome beteiligt war, hat sich verflüchtigt, und das nachhaltig.

Zwar, eine Zeitlang werden noch etliche Gestalten, die sich seit Jahren von dem aus Spenden und Steuergeldern (z.B. deutschen, 2003 vom damaligen Bundesumweltminister Trittin locker gemacht) lebenden Projekt gut alimentieren, weiterhin „Aufwandsentschädigungen“ und Gehälter absahnen, kräftig Spesen machen und teure Dienstwagen bewegen, was der eigentliche Sinn dieser und ungezählter ähnlicher Unternehmungen ist.

Aber die Vision ist perdue. Bis zu Wikipedia, dessen Desertec-Eintrag von harten Fans des Ventures mit kühnen Vorschusslorbeeren vollgejazzt wurde, hat sich dieser Umstand noch nicht herumgesprochen. Kann man auch nicht erwarten, denn bei Wikipedia selber handelt es sich ja um ein sozialdemokratisch-ökologisches Projekt, dessen Informationen mit Vorsicht zu genießen sind.

Die Gründe für das Desertec-Desaster sind laut Stern mannigfaltig. Technische Riesenhürden und Einsicht in mangelnde Wirtschaftlichkeit spielen eine Rolle, ferner das Abspringen von potentiellen Investoren wie Eon, fehlendes Interesse von Staaten wie Tunesien, die Desertec beglücken wollte, und so fort.

Die Einzelheiten des Scheitern sind uninteressant. Interessant und höchst beunruhigend ist, wie es Desertec gelingen konnte, über Jahre von energiepolitisch engagierten Bürgern, von Politikern, Konzernen und Finanzgruppen ernsthaft als Chance begriffen zu werden. Dass der Ex-Umweltminister und spätere UN-Umweltgrüßaugust Klaus Töpfer dafür schwärmte, ein Mann, der sich von seinem Sprung in den 1988 noch ziemlich verschmutzten Rhein offenbar nie wirklich erholt hat, ist kaum verwunderlich. Töpfer geht es, wie so vielen elder blödmen, einzig und allein um ein Plätzchen in den Geschichtsbüchern, und möge es bloß eine Fußnote sein. Auch die Beschirmung des Unterfangens durch Hans Joachim Schellnhuber vom „Potsdam Institut für Klimafolgendorschung“ ist nur eine Murmel mehr in der Schale mit den üblichen Alarmisten.

Doch wie konnte eine gemeinnützige Stiftung entstehen, in der auch viele Großfirmen mitmachten, wie Siemens oder die Münchener Rück? Warum dachten Manager, die ansonsten ihre Alltagsgeschäfte einigermaßen erfolgreich besorgen, länger als fünf Sekunden über Desertec nach?

Fünf Sekunden genügen nämlich, um die Karte der Region zu erfassen, wo Desertec-Spiegel, -Umspannwerke und –Stromleitungen stehen sollten. Die Spanne reicht von den Maghreb-Ländern sowie Ägypten und Jordanien bis tief in den Mittleren Osten, sogar bis zum Jemen. Länder mithin, von denen jedem politisch auch nur mäßig Interessierten schon vor den arabischen Bürgerkriegen bekannt war, dass sie extrem explosiv sind und über eine junge, ständig erregungsbereite Bevölkerung verfügen, die dem Westen und seiner Lebensweise ressentimentgeladen gegenüber steht. Dass diese Länder ideale Basen für radikale Islamisten, Muslimbrüder und Terroristen jeglicher Couleur bilden und also dem Bedürfnis nach stabilen Stromlieferungen einigermaßen zweckundienlich sein dürften.

Energieerzeugungsanlagen, Umspannwerke und zehntausende Kilometer lange Stromtrassen in gewaltige, fast menschenleere Räume legen zu wollen, wo ein paar mit Sprengstoff hantierende Wüstensöhne den ganzen Laden nach Belieben lahmlegen könnten, ergo zu jeder Erpressung der mit Wüstenstrom Belieferten imstande wären – ein derartiges Vorhaben ist ungefähr so smart, als baute man das zentrale Auslieferungslager für Oberklasse-Wagen der Marke Mercedes in Tirana auf oder als verlegte man die US-Notenpresse ins Hauptquartier der kolumbianischen Drogenmafia. Die Erzeugung von Strom, Lebenssaft der Industrienationen, ausgerechnet in den arabischen Raum verlegen zu wollen, das ist etwa so verantwortbar, als bäte jemand den Türsteher eines Wanderarbeiterpuffs in Ciudad Juárez, ein Weilchen auf die 15jährige Tochter aufzupassen.

Das, und nicht irgendwelche Kalamitäten technisch-finanzieller Art, die Desertec wohl letztendlich den förmlichen Garaus machen werden, ist das Beunruhigende an dem Fall. Dass eine selbst ernannte Elite aus Politik und Wirtschaft, noch verliebter in ihren Öko-Wahn als Tom Cruise in seinen Scientology-Quatsch, sich über Jahre hinweg mit einer Idee befasste, die so unfassbar hirnrissig ist, dass man es gar nicht glauben möchte. Dass die Energiedebatte in diesem Land also, mindestens zu Teilen und zeitweise, von vollkommen inkompetenten Leuten geführt wird, die von Energie oder Geopolitik nicht den Schimmer einer Ahnung haben.

Diese Leute kommen einem vor wie jener Steuermann der Cessna Citation 750, der im März auf dem Landeplatz Egelsbach seinen Co-Piloten kurz vor der Bruchlandung bass erstaunt fragte: „Terrain?!“

Anschließend ist auf dem Voice-Recorder ein sehr lautes Geräusch verzeichnet.

Wolfgang Röhl, zuerst erschienen bei ACHGUT