Bild rechts: Autor Matt Ridley
Die zwei Erschütterungen, zu denen es bei einer Bohrung bei Blackpool im vorigen Jahr gekommen war, waren gering. Eine Erschütterung der Stärke zwei ein Erdbeben zu nennen ist etwa so wie den Verzehr einer Haselnuss Lunch zu nennen. Solche Erschütterungen ereignen sich natürlicherweise mehr als 15 mal pro Jahr, werden aber nicht bemerkt, und sie sind eine normale Konsequenz von vielen anderen Arbeiten unter Tage, wie zum Beispiel der Kohleabbau und geothermische Bohrungen. Durch hydroelektrische Projekte ausgelöste Erdbeben (Staudämme, Ölabbau) können viel stärker sein und viel mehr Schaden anrichten. Das Sichuan-Erdbeben, bei dem im Jahr 2008 90 000 Menschen ums Leben kamen, wurde möglicherweise durch den Bau eines Staudamms verursacht.
Können wir also jetzt weiter machen und eine eigene heimische Schiefergas-Industrie ins Leben rufen? Die ökonomischen und umweltlichen Vorteile könnten riesig sein. Man schaue sich nur die Auswirkungen an, die das Schiefergas in den USA gezeitigt hat. Es hat den Preis auf ein Viertel der Höhe in Europa fallen lassen, was zu einer Halbierung der Energiekosten geführt hat; es hat Fabriken erholen lassen, Arbeitsplätze geschaffen, die Ausweitung teurer Kernkraft zum Stoppen gebracht und Kohlenstoffemissionen drastisch verringert.
Die Harvard School of Engineering and Applied Science hat im Februar gefolgert, dass der überraschende Rückgang der amerikanischen Kohlenstoffemissionen – um 7% im Jahr 2009, möglicherweise noch mehr seitdem – zum größten Teil auf das Ersetzen der Kohleverbrennung durch Schiefergas zurückzuführen ist. Dem Leiter der Studie Professor Michael McElroy zufolge „kann eine leichte Verschiebung der Relativpreise zwischen Kohle und Erdgas zu einem starken Rückgang der Kohlenstoffemissionen führen. In ganz Amerika werden Kohle- und Kernkraftprojekte wegen des billigen Gases gestrichen oder eingemottet. (Erklärung: Ich habe in den Kohleabbau investiert; darum ist Schiefergas eine schlechte Nachricht für mich, aber eine gute Nachricht für das Land und den Planeten). Und doch, wenn man der Diskussion in UK über das „Fracking“ lauscht, könnte man sich in einem anderen Universum wähnen. Tony Jupiter, der bevorzugte Grüne der BBC, erklärte gestern, dass Schiefergas zu zunehmenden Kohlenstoffemissionen führen könnte wegen des Eintrags von Methan in die Atmosphäre. Seine Beweise? Eine Studie der Cornell University wurde diskreditiert. Nicht nur, dass die Studie teilweise von einer Anti-Fracking-Gruppe namens Park Foundation gefördert worden ist, sondern auch, dass darin auch eine ganze Reihe elementarer Fehler gemacht worden sind, wie zum Beispiel das Herauspicken eines Kurzzeitrahmens, weil Methan nicht lange in der Atmosphäre verbleibt und den Diebstahl russischen Gases mit einem Entweichen aus Lecks verwechselt.
Unabhängig davon steckt der Beweis in den Daten: Schiefergas hat schon jetzt zu einem Rückgang von Kohlenstoffemissionen in einem Ausmaß geführt, wie es bei Wind-, Biomasse- und Solarkraftwerken nie der Fall war. Mit Wind wird immer noch weniger als 0,5% der Energie erzeugt, und sie hat bisher keine fossilen Treibstoffe ersetzt. Biomasse hat nachweislich zu einer Zunahme der Kohlenstoffemissionen geführt, indem damit die Entwaldung unterstützt worden ist. Und die Sonnenenergie ist trotz ihrer guten lokalen Perspektiven in Wüstenstaaten immer noch global irrelevant und national Zeitverschwendung.
Wie steht es um die Verseuchung von Grundwasser? Das ist auch zum größten Teil Schwachsinn. Da sich normalerweise mehr als ein Kilometer Gestein zwischen den Wasser führenden Schichten und dem Niveau befindet, in dem das Fracking stattfindet, ist die Kontamination von Grundwasser durch Fracking höchst unwahrscheinlich. Mehr als 25 000 Bohrungen wurden inzwischen abgeteuft, und es gab lediglich eine Handvoll von Kontaminierungs-Ereignissen, von denen sich die meisten als natürlichen Ursprungs herausstellten. Natürlich kann es bei den Bohrungen zu Unfällen kommen mit der Folge einer oberflächennahen Verschmutzung, wie in jedem Industriebereich. Aber die beim Fracking benutzten Chemikalien – weniger als 0,5% der Lösung, die man zur Gewinnung des Gases braucht – sind Chemikalien der gleichen Art, die man auch unter dem Abwaschbecken in der Küche findet: Desinfektionsmittel, Tenside und so weiter.
Die Kampagne zum Stoppen von Schiefergas auf dem Markt ist politischer, nicht wissenschaftlicher Natur. Dahinter liegen persönliche Interessen. Die russische Gasindustrie, die durch den drohenden Verlust ihrer monopolartigen Gasversorgung Europas alarmiert ist, hat sich laut gegen Schiefergas geäußert. Auch die Kernkraft- und Kohleindustrie würde dieses Kind lieber noch vor der Geburt stranguliert sehen, waren dabei aber weniger profiliert.
Der stärkste Widerstand kam jedoch von denjenigen mit persönlichen Interessen an der erneuerbaren Energie einschließlich der großen Umweltvereinigungen, die alarmiert sind, weil die fetten Subventionen für Wind-, Biomasse und Sonne in Gefahr sind, wenn das Gas zu billig wird und die Kohlenstoffemissionen zu effektiv verringert werden. Ihre gesamte Begründung für weitere Subventionen, nachgeäfft von ihrem pflichterfüllten Pudel Chris Huhne als Energieminister besteht darin, dass das Gas immer teurer wird, bis sogar Wind- und Solarenergie im Vergleich dazu billig aussieht. Das war Wunschdenken.
Selbst wenn man Kohlenstoffemissionen nicht als höchste Priorität hinsichtlich der Umwelt ansieht, gibt es einen viel triftigeren Grund, warum der Verbrauch von Gas Nahrung für den Planeten ist. Keine andere Spezies braucht oder nutzt es. Jedes Mal, wenn man Getreide für Biotreibstoff anbaut, wenn man Holz für eine Biotreibstoff-Fabrik erntet, eine Wüste mit Solarpaneelen zupflastert oder einen Fluss für ein Wasserkraftwerk aufstaut, stiehlt man der Natur Energie. Selbst der Wind wird gebraucht – von Adlern für den Segelflug und von Fledermäusen (beide werden regelmäßig durch Windräder getötet). Als einzige Gas verbrauchende Spezies gilt: je mehr wir davon verbrauchen, umso mehr andere Energiequellen können wir der Natur übrig lassen.
Matt Ridley
Link: http://www.rationaloptimist.com/blog/opposition-to-shale-gas-is-a-storm-in-a-teacup.aspx
Übersetzt von Chris Frey EIKE

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