Rio 20 + Ergebnis: „Nachhaltige Gerechtigkeit” = Umverteilung des Mangels

Gerade diese Woche hat die Civil Society Reflection Group on Global Development Perspectives [etwa: Gruppe der zivilisierten Gesellschaft zu globalen Entwicklungsperspektiven] einen neuen Bericht zum Rio+20-Erdgipfel zur Nachhaltigen Entwicklung veröffentlicht. Die Kurzdarstellung von No Future Without Justice [Keine Zukunft ohne Gerechtigkeit] beginnt mit der Feststellung „Die Welt braucht eine fundamentale Veränderung“. Das Dokument bietet dann „Lösungen“ an, darunter einen „universellen fiskalischen Ausgleich“ und ein „massives und absolutes Abkoppeln des Wohlergehens von Ausbeutung und Verbrauch von Ressourcen“.
In der 18-köpfigen Gruppe sind keine Amerikaner – aber sie verdammt die USA und andere Regierungen wegen ihrer Verpflichtung gegenüber wirtschaftlichem Wachstum und nicht so sehr der Umverteilung von Wohlstand. Die Gruppe verlangt, dass die Regierungen eine Schlüsselrolle bei der Förderung von „Nachhaltigkeit“ und Wohlergehen spielen. Sie besteht darauf, dass alle Regierungen den universellen Zugang zur öffentlichen Gesundheitsvorsorge anbieten sowie garantierte staatliche Zuwendungen für jedes Kind, garantierte staatliche Unterstützung für Arbeitslose und Unterbeschäftigte und grundlegende universelle Pensionen sowie universelle soziale Sicherheit.
Kurz gesagt, sie wollen den totalen Bevormundungsstaat – aber ohne jede Ausbeutung von Ressourcen und ökonomisches Wachstum. Mit anderen Worten, das garantiert nachhaltige Ungerechtigkeit und die Umverteilung zunehmenden Mangels.
Die Gruppe räumt ein, dass die menschliche Zivilisation „immer noch irgendeine Art Wachstum in weiten Teilen der Welt braucht, um die Grenzen der maximal verfügbaren Ressourcen für arme Länder auszudehnen“. Allerdings werden die massiven Investitionen, die für den Übergang zu einer vollständig auf erneuerbaren Energien basierenden Wirtschaft notwendig sind, eine „massive Schrumpfung der Produktion, der Abteilungen und der Aktivitäten erfordern, die den Nachhaltigkeitstest nicht bestehen“ – nach Festlegungen von ihnen sowie mit ihnen verbundener Organisationen und dem Umweltprogramm der UN UNEP.
Finanzielle Schlüsselaspekte zum Anschub hin zu „Nachhaltigkeit“ schließt ein „grüneres“ und „fortschrittlicheres“ Steuersystem ein, darunter eine finanzielle Transaktionssteuer, Aufhebung sämtlicher Subventionen mit Ausnahme für erneuerbare Energie, Kürzung der Militärausgaben und gleichzeitig einen dramatisch zunehmenden „Stimulus“, ein Kompensationssystem, um „Klimaschulden“ bei vermeintlich durch den hydrokarbon-getriebenen Klimawandel geschädigten armen Ländern abzuzahlen, ein neues Rahmenwerk zur Regulierung finanzieller Märkte, eine Sicherheitskommission bzgl. finanzieller Produkte und noch mehr Regulierungen für Hedgefonds und privates Kapital. Die Gruppe verlangt auch eine öffentliche Kontrolle von Rating-Agenturen und die Übernahme von internationalen Bilanzrichtlinien durch die Regierungen.
Um sicherzustellen, dass die „nachhaltige Entwicklung” auch wirklich jeden Aspekt der Gesellschaft durchdringt, schlug die Gruppe die Einsetzung eines „Sherpas“ für Nachhaltigkeit vor (im Rang eines Ministers), ein parlamentarisches Komitee zur Überwachung der Politik, ja an der Nachhaltigkeit festzuhalten, einen UN-Nachhaltigkeitsrat, eine universelle periodische Begutachtung zur Nachhaltigkeit und einen Ombudsmann für Gerechtigkeit zwischen und zukünftigen Generationen vor. Sie befürwortet auch einen zwischenstaatlichen Rat zur Nachhaltigkeit (International Panel on Sustainability), der auf dem „Erfolg“ des IPCC aufbauen soll.
Natürlich würden alle diese Fäden bei der Ersten politischen Institution der Welt und der Bastion für Freiheit, Fairness, Demokratie und Menschenrechte zusammen laufen – dem Generalsekretariat der UN.
Um diese „fundamentale” Verschiebung hin zum Nachhaltigkeits-Paradigma zu leiten, hat die Gruppe acht Prinzipien festgelegt – der Schlüssel dabei ist das „Vorsorgeprinzip“, welches jede Aktivität verbietet, dass ein Risiko enthalten oder „schädlich sein“ könnte. Ihre eigenen Rezepte zu Nachhaltigkeit sind – natürlich – von jeder Bewertung unter dem Vorsorgeprinzip befreit.
Das Ziel, stellen sie fest, ist es, eine Wirtschaft zu bilden, die Kohlenstoffemissionen, den Energieverbrauch, die Ausbeutung primärer Ressourcen, die Wegwerfgesellschaft sowie Wasser- und Luftverschmutzung drastisch begrenzt. Die Gesellschaft muss auch das behauptete und von Computerrechnungen gestützte Aussterben von Spezies und die Zerstörung von Ökosystemen beenden.
All dies wird natürlich verbindliche Änderungen von Verbrauchsgewohnheiten und dem Lebensstil (zumindest für das gemeine Volk) sowie die Erkenntnis erfordern, dass Arbeit (anders als Kapital) kein Produktionsfaktor ist. Tatsächlich, sagt die Gruppe, ist Arbeit nicht einmal eine Handelsware. Mehr noch, nur „vernünftige“ Arbeit ist qualifiziert für das Nachhaltigkeits-Paradigma. (Wobei „vernünftige Arbeit“ niemals definiert wird. Vermutlich ist damit auch die rückenschädigende landwirtschaftliche Arbeit von Sonnenauf- bis
Sonnenuntergang für den Eigenbedarf gemeint, was der Agenda der Gruppe zufolge „traditionelle“ oder „organische“ Landwirtschaft genannt und nicht durch moderne mechanisierte Agrikultur ersetzt werden würde).
Wo liegt die Quelle für all dies Geschwafel? Bei der Agenda 21, dem Kernstück des Original-Rio-Erdgipfels – welches endlos bewahrt, aufbereitet und umdefiniert wird in Parallel-Konferenzen in Belo Horizonte, Brasilien, während die wesentlichen Diskussionen zur Nachhaltigkeit in Rio de Janeiro stattfinden.
In der Agenda 21 heißt es beispielsweise, dass „für das Erreichen der Ziele hinsichtlich Umweltqualität und nachhaltiger Entwicklung… Änderungen des Verbraucherverhaltens erforderlich“ sind. Dies würde ebenfalls unter Schirmherrschaft der UN erreicht werden, weil, wie der Begründer des Erdgipfels Maurice Strong erklärte, die Tage nationaler Souveränität vorbei sind und dass es notwendig ist, weltweit ein System des Wohlstandstransfers einzuführen, um die Umweltsicherheit zu gewährleisten.
Kurz gesagt, „nachhaltige Entwicklung” ist ein System, für das Geschäftsaktivitäten umdefiniert werden müssen, weg vom Verfolgen persönlichen Profits – was auch für Regierungsaktivitäten gilt, weg vom Verfolgen individuellen Glücks und Gerechtigkeit – und hin zum Verfolgen gesellschaftlicher Güte, wie sie von Aktivisten und den UN definiert wird.
Einfach gesagt, wie es Brian Sussman in seinem neuen Buch Eco-Tyranny anspricht, das ultimative Ziel jener, die das Nachhaltigkeits-Paradigma befürworten, ist es, „die wertvollsten“ Rechte auszulöschen, die in der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung festgelegt sind: „dass alle Menschen gleich geschaffen sind, dass sie von ihrem Schöpfer mit bestimmten unveräußerlichen Rechten ausgestattet worden sind, darunter Leben, Freiheit und dem Verfolgen persönlichen Glücks – und dass zur Absicherung dieser Rechte die Regierungen von diesen Menschen bestimmt werden, die ihre Macht aus der Mehrheitsmeinung der Regierten ableiten.“
Die Agenda 21 und das Nachhaltigkeits-Paradigma unterminieren auch den Glauben von Adam Smith, dass das natürliche Streben der Menschen nach Selbstinteresse, Profit und Selbstverbesserung zu größerem Wohlstand, besseren Gelegenheiten, Gesundheit und Gerechtigkeit für alle führt.
Alles in allem ist die Vision der UN/Maurice Strong/Civil Society Reflection Group einfach nur die jüngste Verkörperung von Platos Republik. Platos These zufolge handelt eine gebildete und elitäre, aber wohlwollende und mythische Herrscherklasse in dem Glauben, dass ihre selbst ernannten Philosophie-Oberen immer die richtigen Antworten haben und die Mehrheitsmeinung der Regierten nicht von Belang ist. Der Rest der Menschheit muss dem folgen oder die Konsequenzen tragen; wobei die Ergebnisse jedoch abschreckend sind.
Wie Alexander Hamilton beobachtet hat, sind die Menschen unglücklicherweise keine Engel. Vielmehr trotzt es aller Erfahrung und gesunden Menschenverstand anzunehmen, dass die elitäre UN-, UNEP- und Umweltaktivisten-Gemeinschaft jemals Weisheit zeigen wird, die losgelöst ist von leidenschaftlicher Ideologie – oder Wohlwollen für die Menschen, die zu regieren sie anstreben.
Paul Driessen and Duggan Flanakin
Bemerkung von Anthony Watts dazu: Die Rio+20-Agenda der UN bedeutet jeweils weniger Freiheit, Glück, wirkliche Gerechtigkeit und Fortschritte hinsichtlich der Menschenrechte.
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Paul Driessen is senior policy advisor for the Committee For A Constructive Tomorrow (www.CFACT.org and www.CFACT.tv) and author of Eco-Imperialism: Green power – Black death. Duggan Flanakin is director of research and international programs for CFACT.
Link: http://wattsupwiththat.com/2012/06/19/sustainable-justice-redistribution-of-scarcity/
Übersetzt von Chris Frey EIKE




EU verordnet Strangulation der Wirtschaft: „Energie-Effizienzrichtlinie“ verabschiedet

Die bisherigen Regelungen hätten dafür nicht ausgereicht, heißt es in der Begründung des Richtlinienentwurfs. Die Kraft-Wärme-Kopplungs-Richtlinie (2004/8/EG) und die Energiedienstleistungsrichtlinie (2006/32/EG) sollen deshalb durch die neue Richtlinie aufgehoben werden. Kern der neuen Richtlinie ist eine Senkung des Energieeinsatzes in allen EU-Ländern um jährlich 1,5 Prozent. Sehr detailliert soll den verschiedenen Wirtschaftsakteuren vorgeschrieben werden, wie sie das bewerkstelligen und nachweisen können. Es geht also nicht primär um einen effizienteren Einsatz der Energie, das heißt um eine Steigerung der Wertschöpfung je eingesetzter Energieeinheit, sondern um eine absolute Drosselung des Energieeinsatzes um beinahe jeden Preis. Deshalb handelt es sich bei der offiziellen Bezeichnung der Richtlinie um Etikettenschwindel.
Die neue Richtlinie gilt als Bestandteil der „Strategie Europa 2020 für ein intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum“. Die Richtlinie geht also von einem positiven Einfluss des Energiesparens auf das Wirtschaftswachstum aus. Aber was ist mit Unternehmen der Mineralölindustrie, der Gas- und der Stromversorgung, deren Geschäftserfolg auf dem Verkauf wachsender Mengen von Energie beruht? Sollen diese ihre Produkte künstlich verteuern, um ihren Gewinn bei sinkenden Absatzzahlen zu sichern? Was ist mit energieintensiven Industriezweigen wie die Chemie, die auf dem Weltmarkt besonders erfolgreich sind? Sollen diese freiwillig in die roten Zahlen gehen, um die Vorgaben aus Brüssel zu erfüllen? Zwar ist es möglich, das Wirtschaftswachstum durch effizienteren Energieeinsatz ein Stück weit vom Wachstum des Energieverbrauchs zu entkoppeln. Doch ist der Umfang des Energieeinsatzes und insbesondere des Stromverbrauchs im internationalen Vergleich nach wie vor ein guter Wohlstandsindikator. Die Qualität unseres Lebens beruht zu einem guten Teil auf der Verfügbarkeit bezahlbarer Energie zu jeder Tages- und Jahreszeit.
Da nach den Vorstellungen der Brüsseler Bürokraten die 20-prozentige Energieeinsparung nur ein Etappenziel auf dem Weg zu einer 50- oder gar 80-prozentigen Drosselung des Energieeinsatzes sein soll, wollen sie den Europäern also in Wirklichkeit ein Leben auf Sparflamme verordnen. Das könnte sich als fatal erweisen, sollte sich die Erde in den kommenden Jahrzehnten, wie von Solarforschern vorausgesagt, spürbar abkühlen. Insofern ist es durchaus verständlich, dass Vertreter Berlins die besagte EU-Energiesparrichtlinie nun im letzten Moment zu verwässern suchten. Dafür wurden sie in SPIEGEL online umgehend der Sabotage bezichtigt. Es sieht aber eher danach aus, dass der neue Bundesumweltminister Peter Altmeier sich ein Fünkchen gesunden Menschenverstand bewahrt hat. Wer bislang noch nicht glaubte, dass die europäische "Elite" dabei ist, im Namen des "Klimaschutzes" Selbstmord zu begehen, der braucht nur die neue Richtlinie zu studieren.
Edgar Gärtner EIKE; zuerst erschienen auf eigentümlich frei
 Internet:
Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Energieeffizienz und zur Aufhebung der Richtlinien 2004/8/EG und 2006/32/EG (KOM(2011) 370 endgültig
SPIEGEL online: Deutschland torpediert europäischen Stromsparplan
SPIEGEL online: EU-Richtlinie verfehlt Klimaschutzziel
20. Juni 2012




Vertrauensverlust in die Wissenschaft

Die Öffentlichkeit verliert das Vertrauen in die Wissenschaft

Walter Russell Mead
Wir bei Via Meadia sind uns nicht so sicher, ob das nur in rechten Kreisen gilt. Als wir uns kürzlich damit beschäftigten, ging es darum, dass Umweltschützer weltweit Jahrzehnte sorgsamer wissenschaftlicher Forschung über die Sicherheit genetisch veränderter Organismen anprangerten. mit trüben Aussichten für die Entwicklung in Afrika. Auch haben wir eine ausgesprochene Rechenschwäche bei demokratischen Politikern feststellen müssen, die glauben, dass das Versprechen auf hohe Renten für gewerkschaftlich organisierte Arbeiter ohne dafür Geld zurückzustellen, eine Vorgehensweise ist, die schon irgendwie gut ausgehen wird.
Es gibt für die intellektuellen Eliten nichts Schöneres, als die Narrheiten und Irrtümer der tumben Amerikaner draußen auf dem platten weiten Land aufzuzählen und zu beklagen, dergestalt dass im akademischen Leben und auch anderswo das Gerede vom sinkenden Vertrauen in die Wissenschaft als ein sinkendes Vertrauen in den Verstand überhaupt begriffen wird – als Signal für die ansteigende Flut der Dummheit, gegen die wir aufgeklärte Geister unaufhörlich ankämpfen müssten.
Sind die Dinge aber wirklich so einfach?
Ein Teil des Skeptizismus ist die Skepsis gegen den Journalismus, nicht die Skepsis in die Wissenschaft, das hat sich der Journalismus selbst zuzuschreiben.
Und da gibt es auch das Problem der Schwarmgeisterei: Menschen, die sich einer großen Aufgabe verpflichtet fühlen (oft im Umweltschutz) verdrehen und überzeichnen wissenschaftliche Schlussfolgerungen bis zum Geht-nicht-Mehr. In diesen Zusammenhang gehört der unsägliche Rajendra Pachauri, Leiter des UNO-Klimarats, der bekanntlich Leute als „Voodoo-Wissenschaftler“ bezeichnete, die nicht seine falsche Meinung wegen des Schrumpfens der Himalaja-Gletscher teilten.
Unglücklicherweise ist da noch mehr am Werk.
Im vergangenen Mai 2011 wurde die Harvard University vom Skandal um den Professor Marc Hauser heimgesucht. Hauser war ein hochverdienter Forscher, ständig von den Studenten zu einem der beliebtesten Professoren gewählt, noch dazu Direktor des ‚Herz-Kopf-und-Verstand-Programms‘ der Universität und Vorreiter auf dem Gebiet der Entwicklungspsychologie. Er war aber auch ein Betrüger, der Daten bei Experimenten manipulierte und schließlich von seinen eigenen Doktoranden ertappt und angeschwärzt wurde. Als die Wahrheit ans Licht kam, erhielt er Lehrverbot und wurde unehrenhaft von Harvard entlassen.
Der Fall Hauser ist überhaupt kein Einzelfall. Sieben Monate später hat die New York Times von den Schwindeleien des bekannten holländischen Psychologen Diederik Stapel berichtet, der es schaffte, die führenden Fachjournale und die besten Wissenschaftsjournalisten an der Nase herumzuführen (auch die von der Times), in dem er Artikel auf Artikel mit gefälschten Ergebnissen schrieb:

Der Psychologe Diederik Stapel von der Tilburg University beging akademischen Betrug in “einigen Dutzend” veröffentlichten Papieren, viele davon waren von respektablen Journalen angenommen worden, Journalisten berichteten darüber.

So berichteten am Montag die drei holländischen Institutionen, wo er arbeitete: die Universitäten von Groningen, Amsterdam, Tilburg…
Über ein Dutzend der von ihm betreuten Dissertationen sind also fragwürdig, wie die Untersuchungkomission mitteilte. Sie hatte ehemalige Studenten, Ko-Autoren und Kollegen befragt. Dr. Stapel hat etwa 150 Papiere veröffentlicht, viele davon nur zu dem Zweck, Aufsehen bei den Medien zu erregen.
Die Times hat diesen Vorfall in einen weiteren, verstörenden Kontext gestellt.
Der Skandal betrifft ein ganzes Jahrzehnt von Forschungsarbeit, er ist das letzte Glied in einer Kette von unangenehmen Überraschungen auf einem Gebiet, von dem Kritiker und Statistiker sagen, es bedürfe dringend einer Veränderung bei der Art, wie Forschungsergebnisse behandelt würden. In den vergangenen Jahren haben Psychologen Unmengen von Forschungsergebnissen über Rassenvorurteile, Intelligenz und sogar übersinnliche Wahrnehmungen veröffentlicht, die keiner Überprüfung standhielten. Offener Betrug mag ja selten sein, sagen die Experten, aber sie geben zu, dass Dr. Stapel von einem System profitierte, das den Forschern gestattet, nahezu im Geheimen zu arbeiten und Daten so zu verdrehen, dass sie das hergeben, was gefunden werden soll. Und das alles ohne besonders fürchten zu müssen, das es herauskommt.

“Das große Problem ist, dass es gang und gäbe ist, dass die Forscher ihre Arbeit aufpeppen, um aus dem, was sie wirklich herausfanden, eine interessantere Geschichte zu machen,“ sagte Jonathan Schooler, Psychologe an der University of California, Santa Barbara. “Es ist fast schon so, dass jeder ’doped’. Um dranzubleiben, muss man ’dopen’.”

Korrupte, inkompetente Wissenschaftler? Laxe Forschungsstandards? Systematisch mangelhafte Fachbegutachung? Derartige Problem sind leider alles andere als selten. Vorfälle wie der mit Stapel, die Berichte von Forschungsergebnissen von der evidenz-basierten Medizienbewegung über die Unzuverlässigkeit eines Großteils der medizinischen Wissenschaft, dazu Studien wie die von Leslie John in Psychological Science (Sie enthüllte, das die überwiegende Mehrheit der Psychologen in fragwürdige Forschungspraktiken verwickelt ist, und dass je einer aus zehn die Daten fälscht) – ganz zu schweigen von den vielen alarmistischen Übertreibungen von vielen Klimaforschern – das alles zeigt, dass in vielen Fällen die Wissenschaftler ganz allein selbst dafür verantwortlich sind, wenn das Vertrauen der Öffentlichkeit in ihre Arbeit schwindet. Trägheit, Politisierung der Ergebnisse, glatte Fälschungen: Die in vielen unserer wichtigsten Disziplinen tätigen Wissenschaftler haben ihre eigenen Fächer diskreditiert. Jeder weitere Stapel oder Hauser stärkt die Stimmen der Wissenschaftsskeptiker – zu Recht.
Ach ja, da gibt es ja noch ein kleines weiteres Problem: die Wirtschaftswissenschaften. Von allen Sozialwissenschaften erfreuen sie sich des höchsten Ansehens in der akademischen Welt, wie auch draußen. Doch schon seit 2008 zeigt sich ein fühlbarer Vertrauensverlust in der Öffentlichkeit, dass die ökonomische Disziplin nützliche Erkenntnisse hervorbringen könnte. Zu jeder gegebenen Zeit kann man qualifizierte, berühmte und verdiente Wirtschaftswissenschaftler finden für jede nur denkbare wirtschaftspolitische Empfehlung: Ist Skeptizismus angesichts der großspurigen Behauptungen der Ökonomen wirklich ein Zeichen von geistiger Unbedarftheit?

Ein schlimmer Sachstand, fürwahr. Die Fragestellungen in den sogenannten “weichen” Wissenschaften zielen in die Mitte unserer Selbstfindung als menschliche Wesen – in das Wesen unserer moralischen Urteile – auf die unbewussten, unseren bewussten Handlungen zugrunde liegenden Vorurteile, darauf, wie unsere Weltsicht unsere Umweltwahrnehmungen beeinflusst. Das sind die entscheidenden Fragen für die Wissenschaft.
Wenn aber wissenschaftliche Daten zu Knete werden in den Händen von skrupellosen Forschern, die nicht Erkenntnis sondern persönliches oder politisches Fortkommen suchen, dann wird das Fundament und der Grund unterspült. Und da befinden wir uns heute allzuoft.
Ernsthafte Selbsterkenntnis und Aufräumarbeit sind nötig, wenn die akademische Welt ihr Ansehen wiederherstellen will. Die Standards müssen verschärft werden, die Veröffentlichung der Forschungsdaten muss Pflicht werden, die Fachbegutachtung in den „weichen“ Wissenschaften muss anspruchsvoll sein.
Wir hoffen, dass der offenkundige Verlust des Vertrauens der Öffentlichkeit in die Wissenschaft wie ein herbeigesehntes Fanal für eine Reform wirkt. Eine Lösung ist nur möglich, wenn die Eliten selbst einsehen, dass es ihr eigenes Problem ist. Die Einsicht beginnt mit der Anerkennung der simplen aber tief beunruhigenden Wahrheit:
Marc Hauser war nicht der ganz seltene Einzelfall. Ihn aber hat’s erwischt.
(Original hier)
Zum Autor auszugsweise aus WIKEPEDIA:
Walter Russell Mead ist James Clarke Chace Professor of Foreign Affairs and Humanities am Bard College und externer redaktioneller Mitarbeiter am The American Interest Magazin. Er gilt in der amerikanischen politischen Optik als Demokrat.
Übersetzung: Helmut Jäger, EIKE




CDU-Fraktionsvize Arnold Vaatz: Das EEG ist eine ordnungspolitische Fehlleistung!

Auch nach der Energiewende befürwortet Arnold Vaatz ausdrücklich den Einsatz von Atomenergie. Erneuerbaren Energien steht er überaus kritisch gegenüber, wie er in einem Gespräch mit Joachim Schäfer verdeutlicht.
Der Selbständige: Die Energiewende wird von Politik und Medien, aber auch von weiten Teilen der Bevölkerung, als glorreich für den Umweltschutz und als Strategie zur Abkehr von fossilen Brennstoffen gepriesen. Dennoch stehen Sie der Energiewende kritisch gegenüber. Was sind Ihre Gründe?
Arnold Vaatz: Ökologisch sinnvolle Energiewirtschaft zielt auf Ressourcenschonung. Ein wichtiger Weg dahin ist die Steigerung der Energieeffizienz. Letzterem wirkt die Energiewende entgegen. Der Ausstieg aus der Kernkraft erfordert es, knapp 50 Prozent der Stromgrundlast zu substituieren. Als Substitute stehen – wenn man Stromimporte ausklammert – Gas, Kohle und EEG-begünstigte Energieformen zur Verfügung, von denen Solar- und Windenergie bis heute nicht grundlastfähig sind. Gas und Kohle erzeugen zusätzliches CO2. Wer an die Gefährlichkeit von CO2 für das Weltklima glaubt, hat an dieser Stelle schon Erklärungsbedarf.
Aber auch ohne das CO2-Argument bedeutet ein Mehreinsatz von Kohle oder Gas einen schnelleren Verbrauch endlicher Ressourcen. Setzt man verstärkt auf alternative Energiequellen, so kommt neben dem Materialverbrauch die exzessive Inanspruchnahme der Ressourcen Landschaft sowie land- und forstwirtschaftliche Nutzfläche hinzu.
Schwerer wiegt die durch die Form der Energiewende erzwungene Energieverschwendung. Den Import von „Atomstrom“ als Substitut für die in Deutschland ausfallende Kernenergie hat die Bundeskanzlerin ausgeschlossen. Da man sich die Komponenten des Importstrommixes nicht einzeln aussuchen kann, ist das nur möglich, wenn man auf Stromimporte zur Stabilisierung der Grundlast ganz verzichtet. Beabsichtigt ist deshalb der Ersatz des ausfallenden Kernkraftstroms im Wesentlichen durch EEG-subventionierte Energieträger: Wind, Sonne und Biomasse. Biomasse ist grundlastfähig, scheidet als energiepolitisch signifikanter Lieferant von Grundlaststrom aber wegen des in diesem Fall exorbitanten Bedarfs an Anbaufläche aus. Bleiben Wind und Sonne, die jedoch nicht grundlastfähig sind. Um diese Energieformen bereitzustellen, ist ein weit höherer finanzieller Aufwand nötig als zur Bereitstellung von Kernenergie. Wenn man den Bruttoenergieverbrauch eines Jahres durch das im gleichen Jahr erarbeitete BIP teilt, dann erhält man eine grobe Schätzung der Energiemenge, die zur Wertschöpfung von einem Euro in diesem Land und diesem Jahr nötig war. Damit ist  jede Verschwendung von Geld eine konkrete Verschwendung von Energie. Die Preisdifferenz zwischen dem Kernstrom und seinem Substitut ist also eine exakte Maßzahl der durch dieselbe verschwendeten Energie. Sie könnte sinnvoll genutzt werden, wenn die Energiewende in ihrer jetzt avisierten Form komplett ausfiele.
Der Selbständige: Und wie hoch veranschlagen Sie diese Zusatzkosten?
Arnold Vaatz: Wir unterstellen zunächst, es gäbe einen Weg, Solar- und Windstrom grundlastfähig anzubieten. Die Herstellungskosten zerfielen dann jeweils in zwei Teile: Teil 1 von der Erzeugungsanlage – Windmühle, Solarfläche – zum Netzeingang, Teil 2 vom Netzeingang zum Verbraucher. Die Kosten von Teil 1 hat das EEG definiert, sofern dem Netzeingang kein Speichermedium vorgeschaltet wird. Sie liegen, umgelegt auf den Strompreis, bei gegenwärtig fast 4 Cent/kWh und werden spätestens 2014 die 5-Cent-Hürde nehmen. Die Kosten für Teil 2 entziehen sich bis jetzt einer Kalkulation, daher eine vorsichtige Schätzung: Sie setzen sich zusammen aus den Kosten für den Netzausbau, die Regellogistik und die Regeltechnik, wenn wir die Kosten für etwaige Speicher zunächst ausklammern. Für die ca. 4.500 km Höchstspannungsleitungen und die ca. 310.000 km Mittel- und Normalspannungsleitungen sind bei etwa 1 Mio. Euro/km für den ersten und etwa 100.000 Euro/km für den zweiten Leitungstyp rund 35 Milliarden Euro an Investitionen nötig. Wir unterstellen, dass in diesen Kosten auch die Investitionen in Regeltechnik und Logistik abgegolten sind. Bei einem Abschreibungszeitraum von 20 Jahren und einer Eigenkapitalrendite von 5 Prozent muss der Strommarkt pro Jahr etwa 3,5 Mrd. Euro erwirtschaften, das heißt pro Kopf und Jahr etwa 42 Euro. Mit diesen Aufwendungen ist allerdings der Bedarf an Regelenergie noch nicht abgedeckt und noch keine kWh-Speicherkapazität geschaffen. Ohne Speicher gibt es jedoch keine Grundlastfähigkeit dieses Stromes. Zusätzliche Investitionen in Speicher hätten einen Kostenabschnitt Teil 3 zur Folge, der zwischen den Teilen 1 und 2 zu platzieren wäre und völlig unkalkulierbare Dimension hat. Selbst ohne die Investition in Speicheranlagen schätze ich, dass sich unser Strompreis schon um ca. 30-50 Prozent verteuern wird.
Der Selbständige: Das ist ja gewaltig. Aber benötigt man denn unbedingt grundlastfähigen Strom?
Arnold Vaatz: Es kursiert die Meinung, die Bereitstellung einer Stromgrundlast sei verzichtbar. Als Begründung wird dann gelegentlich gesagt: Der Stromkonsument sei genauso wenig planbar wie die witterungsabhängige alternative Energiezufuhr, und dieser bestimme schließlich den Bedarf. Das ist leider Unfug. Die Belastung des Netzes weist ein mit geringen Toleranzen Woche für Woche exakt wiederkehrendes, mit täglich und jahreszeitlich typischen Belastungen, im Ganzen also völlig kalkulierbares Abnahmeverhalten auf.
Der Selbständige: Die deutsche Wirtschaft – insbesondere der Mittelstand – bezahlt schon heute die zweithöchsten Strompreise in Europa. Viele Unternehmen unterstützen aber die Energiepolitik der Regierung. Wie erklären Sie sich denn das?
Arnold Vaatz: Die deutsche Wirtschaft sucht unter den politisch bereits entschiedenen Randbedingungen zu bestehen. Die hochsubventionierte alternative Stromerzeugung eröffnet für die daran beteiligten Unternehmen zudem enorme Gewinnchancen, die man wahrnehmen will. Allerdings wird dieses Engagement mittelfristig die Energiepreise in Deutschland nach oben katapultieren und zunächst jene Branchen die Wettbewerbsfähigkeit kosten, die in ihre Produkte einen hohen Energieanteil einpreisen müssen. Diese werden Deutschland verlassen oder vom Markt verschwinden. Ferner wird die Energiewirtschaft der Allgemeinheit erhebliche Kaufkraft entziehen, was sich negativ auf die Binnennachfrage auswirken und dann auch die unmittelbar von den Energiepreiserhöhungen nicht betroffenen Branchen schädigen wird. Hinzu kommen nicht beigelegte Fehlentwicklungen verschiedenster Art: Die demografische Entwicklung wird die Sozialsysteme weiter stark belasten,  eine Lohnzurückhaltung, die den Strompreisaufwuchs kompensiert, wird es nach aller Erfahrung nicht geben. Hinzu kommt der Aderlaß, den uns das Übergleiten des Euroraumes in eine Transferunion zufügen wird. All diese Kostenkomponenten muss die deutsche Wirtschaft in ihre Produkte einpreisen. Viele Produktpreise werden deshalb nach oben schießen, viele Produkte nicht mehr nachgefragt werden und vom Markt verschwinden. Mit Hinweis auf die Energiepolitik wird EU-Kommissar Oettinger am 23. Mai 2012 mit der Einschätzung zitiert, die Deindustrialisierung Deutschlands habe schon begonnen. Ich fürchte, er hat recht, und Deutschland verliert seinen gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Rang schneller als mancher glaubt.
Der Selbständige: In einem Beitrag für das Europäische Institut für Klima und Energie haben Sie verlautbart, dass Sie nicht so recht an die vom IPCC propagierten Zusammenhänge der prognostizierten Klimakatastrophe glauben. Was bestärkt Sie in Ihrer Ansicht, zumal die weltbesten Klimaforscher genau diese Katastrophe bei ungebremstem CO2-Ausstoß voraussagen?
Arnold Vaatz: Auf einige dazu relevante Fragen konnte ich bisher nirgends eine Antwort finden: Etwa die Frage, wo der präkambrische Erdkohlenstoff lokalisiert war; auch von den stofflichen und besonders den energietransformierenden Eigenschaften von CO2 auf irgendeine Klimawirksamkeit zu schließen, scheint mir nicht zwingend – zumal dafür jede klassische experimentelle Bestätigung aussteht. Wahr ist hingegen, dass der wesentliche Energielieferant der Erde die Sonne ist, ohne deren Einstrahlung es kein Leben gäbe und deren verringerte Aktivität, zum Beispiel in der Nacht oder im Winter, sofort zu bemerken ist. Von Sonnenereignissen ausgehende Klimaschwankungen auf der Erde kann es jederzeit geben, auch plötzliche Erwärmungen. Dies zu beeinflussen liegt außerhalb menschlicher Möglichkeiten. Eine Klimaerwärmung bewirkt eine höhere Konzentration von CO2 in der Atmosphäre, denn dieses entweicht dann verstärkt aus der Hydrosphäre. Man kann sich daher eine  CO2-Anreicherung auch sehr gut als Folge statt als Ursache einer Erderwärmung vorstellen. Andere klimabedeutsame Effekte sind zudem nicht genügend untersucht, etwa die Wirkung der Aerosoldichte in höheren Atmosphärenzonen, die als Keime für Wolkenbildung dienen. Wolken speichern einerseits wegen der hohen Wärmekapazität von Wasser Sonnenwärme und reduzieren andererseits die direkte Einstrahlung der Sonne auf die Erdoberfläche.
Der Selbständige: Professor Fritz Vahrenholt argumentiert ähnlich …
Arnold Vaatz: Ja, er hat darüber ein sachlich überzeugendes Buch geschrieben, wozu leider inzwischen richtig viel Mut gehört, und ich glaube, er hat recht. Eine ergebnisoffene Klimaforschung könnte alle diese Faktoren untersuchen und bewerten. Eine solche scheint mir jedoch in Deutschland unmöglich zu sein, weil hierzulande in der Regel wissenschaftlichen Auffassungen, die der gängigen Meinung von der Klimawirksamkeit des CO2 zuwiderlaufen, nicht mit wissenschaftlichen Argumenten sondern mit moralisierenden Unwerturteilen widersprochen wird, die an die Praxis des mittelalterlichen Prangers erinnern und der Gesellschaft mit inquisitorischem Eifer eine Einheitsmeinung aufnötigen. Diesem Konformitätsdruck zu widerstehen, kostet enorme Kraft. Viele bringen diese nicht auf. Unter diesen Randbedingungen halte ich die Frage nach der tatsächlichen Rolle des CO2 für nicht beantwortbar.
Der Selbständige: In demselben Aufsatz argumentieren Sie, die deutsche Energiepolitik widerspreche dem Ziel, den Ausstoß von CO2 bei Stromerzeugung zu verringern. Woran machen Sie diese Aussage fest?
Arnold Vaatz: Bereits in diesem Winter mussten alte Kohlekraftwerke wieder angefahren werden. Wenn die Grundlast durch KKW-Abschaltungen weiter reduziert wird, ist zu erwarten, dass sich diese Praxis zum Regelfall entwickelt. Damit ist zunächst mit einem absoluten Anstieg des CO2-Ausstoßes zu rechnen. Ebenso steht es bei einer Substitution der Kernkraft durch Gaskraftwerke, einer wesentlichen Säule des Traums von der Dezentralisierung der Energieversorgung, in denen Methan zu CO2 und Wasser verbrannt wird. Hinzu kommt: Das Einspeiseprivileg des EEG produziert zwingend ein von alternativen Einspeisungen geführtes Netz. Das bedeutet:  Je nach witterungsbedingtem Anfall von Wind- und Sonnenenergie müssen herkömmliche fähige Stromerzeuger wie Kohle, Kernkraft oder Erdgas auf- und abgeregelt werden. Wird z.B. durch Verminderung der Turbinenleistung bei Kohlekraftwerken abgeregelt, ohne dass dabei real im gleichen Maß die Kohlestaubverbrennung reduziert werden kann, so geht die alternative Einspeisung nicht mit einer entsprechenden CO2-Reduzierung einher, und Kohle wird sinnlos verbrannt.
Der Selbständige: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) aus dem Jahr 2000 bezeichnen Sie als „eine der bedeutendsten Gesetzesfehlkonstruktionen der deutschen Nachkriegsgeschichte“. Was beanstanden Sie?
Arnold Vaatz: Das EEG von 2000 ist – ebenso wie sein am 1. Januar 1991 in Kraft getretenes Vorläufergesetz – eine gravierende ordnungspolitische Fehlleistung. Es hat inzwischen auch einen Zauberlehrling-Mechanismus in Kraft gesetzt, der – wie sich jetzt zeigt – nur schwer zu stoppen ist. Am Rande bemerkt: Schon der Name „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ sagt viel über die Autoren. Jeder Mensch lernt ja eigentlich in der Schule, dass Energie nicht erneuerbar, sondern nur in unterschiedliche Formen umwandelbar ist.
Man braucht kein solches Gesetz.  Will man den CO2-Ausstoß tatsächlich verringern, dann genügt das Prinzip des europäischen Emmissionshandels. Die hierdurch bewirkte Verteuerung erzwänge einen Kostendruck auf die Energieversorger, dessen sie sich entledigen können, sobald sie alternative Energiereserven erschließen. Analog dazu könnte ein solcher europäischer Verteuerungsmechanismus auch am politischen Ziel des Ressourcenschutzes ausgerichtet sein und entsprechend wirken. Jeder weitere Eingriff in die Energiewirtschaft macht das System überbestimmt.
Mit dem EEG unterbindet die Politik zunächst die freie Wahl der Technologie, die zur Bereitstellung alternativ erzeugter Energie dienen soll. Damit bevormundet sie die Energiewirtschaft, schränkt die Entfaltungsmöglichkeiten alternativer Stromerzeugung ein und schadet der technologischen Entwicklungsbreite. Gleichzeitig verleiht das Gesetz ineffizienten und damit ökologisch schädlichen Stromerzeugungstechnologien einen wirtschaftlichen Schub, der aus der ökonomischen Situation heraus – anders als bei Innovationen wie Mobilfunk oder Internet – allein nie entstanden wäre. Die geförderten Techniken bewegen sich nicht aus eigener Kraft in den Markt, sondern an den Marionettenfäden der Politik und fallen in sich zusammen, sobald diese gekappt werden.
Der Selbständige: Aber wenigstens sichert doch das Gesetz, dass alternative Energien auch abgenommen werden.
Arnold Vaatz: Das macht es noch schlimmer. Mit dem Einspeiseprivileg richtet die Politik auch noch im bestehenden Energiemix ideologisch darüber, welche eine gute und welche eine schlechte Energieform ist. Sie schützt die EEG-geförderten Stromerzeugungstechniken nicht nur vor einem möglichen Wettbewerb mit potentiellen anderen nichtkonventionellen Alternativen, sondern auch vor dem Wettbewerb mit konventionellen Angeboten. Mit dem Ausfall auch dieses Wettbewerbs gibt es gleich überhaupt keine Kraft mehr, die eine wirkliche technologische Fortentwicklung der Stromgewinnungs- und Stromübertragungstechnologien aus den vom EEG privilegierten Quellen erzwingt. Entsprechend wird bei Wind und Sonne seit Jahren in Bekanntes investiert, die Technologie entwickelt sich in sehr gemächlichem Tempo, und die Zahl der führenden Solarhersteller aus Deutschland unter den Top-10 oder den Top-100 schwindet kontinuierlich.
Die fatalste Wirkung entfalten jedoch die exorbitante, inzwischen außer Kontrolle geratene Höhe und die Dauer der EEG-Subventionen. Dies führt nicht nur zur singulären Risikofreistellung der alternativen Stromerzeuger. Die Zuflüsse unterliegen auch nicht den Schwankungen der Konjunktur. In Zeiten, in denen für optimale Geldanlagen in der freien Wirtschaft bei niedrigem Risiko höchsten drei Prozent Rendite zu erwarten sind, führt die Anlage von Geld in alternative Stromerzeugungssysteme zu Renditen in der dreifachen Höhe. Damit wird im großen Stil Kapital aus Projekten abgezogen, in die ohne dieses Gesetz investiert worden wäre. Die betroffenen Bereiche werden in ihrer Entwicklung beeinträchtigt. Für die alternative Stromerzeugung dagegen ist der Bedarf und damit die ökonomisch wesentliche Kategorie Nachfrage als begrenzende Größe des Investitionsvolumens ausgeschaltet. So entstehen absurde Erzeugungskapazitäten, für die es unerheblich ist, ob sie überhaupt sinnvoll in ein Netz eingespeist werden können oder nicht und welche Schwankungsbreite sie zwischen Über- und Unterangebot erzeugen. Dies wiederum führt früher oder später dazu, dass gewisse Strommengen „weggeworfen“ werden müssen. Andererseits müssen potentiellen Abnehmern für Strom sogar Vergütungen gezahlt werden, damit sie in Hochbelastungszeiten des Netzes Strom abnehmen, um das Netz zu entlasten – negative Strompreise.  Der Strom ist dann sogar zweimal zu vergüten: zum einen dem Erzeuger und zum anderen dem Abnehmer. Der Netzbetreiber zahlt dann an beide und gibt die Gesamtkosten an die EVUs weiter, die diese auf den Stromkunden abwälzen müssen.
Allein für das Produkt Solarstrom ergab sich im Jahr 2011 folgende Bilanz: An Einspeisevergütungen wurden 16,7 Mrd. Euro gezahlt, dazu noch über eine weitere Milliarde aus Verbindlichkeiten des Vorjahres. Der Gegenwert des eingespeisten Stromes lag aber nur bei 4,7 Milliarden Euro, so dass der Stromkunde für die Liebe der Politik zur Photovoltaik 13 Milliarden Euro für nichts gezahlt hat. So wird es viele Jahre weitergehen.
Der Selbständige: Kann diese falsche Weichenstellung nicht korrigiert werden?
Arnold Vaatz: Halbwegs sinnvoll wäre bei aller ordnungspolitischen Fehlorientierung ein solches Einspeisegesetz dann, wenn es nicht die Vergütung einer Kilowattstunde alternativ erzeugten Stroms bereits in dem Moment vorschriebe, in dem diese dem Netz angeboten wird, sondern erst dann, wenn diese Kilowattstunde über einen geschlossenen Zeitraum (einen Monat oder ein Jahr) zu jedem Zeitpunkt kontinuierlich angelegen, sich also grundlastfähig gezeigt hätte. In diesem Fall wären die Investitionen in Windmühlen und Solardächer so lange unterblieben, bis genügend Speicherplatz die Aufnahme volatiler Stromanfälle bei gleichzeitiger Abgabe konstanter, grundlastfähiger Energieströme ermöglicht hätte. Aber mit diesem Gedanken hat sich die deutsche Politik nicht einmal befaßt.
Der Selbständige: Unsere PV-Firmen beklagen auch übermächtige chinesische Konkurrenz. Was sagen Sie dazu?
Arnold Vaatz: Das EEG hat auch einen massiven Kapitalabfluss von Deutschland zu internationalen Exporteuren von PV-Elementen (z.B. nach China) erzeugt: Im Jahr 2010 lag das Importvolumen von Solartechnik aus China bei 5,9 Mrd Euro, der Export von Deutschland nach China im Bereich der alternativen Energietechnologie bei 159 Mio. Euro, das heißt der Import übertraf den Export um das 37fache. Die damit verbundenen enormen Gewinne haben den chinesischen Firmen eine uns drückend überlegene Position verschafft. Für die chinesische Politik war dies eine Form des Gelddruckens: Auf der Sollseite flossen frisch gedruckte Banknoten vom Staat als Lohnsubvention, so dass die ohnehin extrem niedrigen Löhne nicht einmal voll ins Produkt eingepreist werden mussten.  Das Produkt – nennen wir es „Siliziumgeld“ wurde in Deutschland gegen EEG-Euros eingetauscht und auf die Dächer geschraubt, weil es billiger war als die deutschen PV-Elemente. Die heimischen Firmen blieben auf ihren Produkten sitzen und sind dabei, aus dem Markt zu verschwinden. Damit haben sich die chinesischen PV-Riesen einiger Konkurrenz entledigt, die bei der nächsten Etappe gestört hätte: der Erschließung der wirklich wichtigen Solarmärkte die eben nicht nördlich der Alpen, sondern zwischen den Wendekreisen liegen.
Der Selbständige: Das sollten Sie näher erläutern.
Arnold Vaatz: Hiermit hat es eine besondere Bewandtnis: Wir sind ja eine solidarische Gesellschaft. Wir arbeiten auch daran, Entwicklungsnachteile in ärmeren Weltregionen zu beheben. Deshalb betreiben wir Entwicklungszusammenarbeit. Wir wollen dafür demnächst jährlich  0,7 Prozent – das sind 18-20 Mrd. Euro – unseres Bruttonationalprodukts aufwenden.  Im hier interessierenden Fall war es Deutschland, das mit massiven Anschubfinanzierungen das chinesische Solarimperium beim Aufbau unterstützt hat. So überwies das BMU zunächst etwa 9 Mio. Euro, die es vorher in Form von Verschmutzungszertifikaten der deutschen Wirtschaft entzogen hatte, nach China. Sodann flossen mindestens 75 Mio. Euro als billige Kredite von KfW und DEG an Firmen wie die Branchenriesen Yinli, Sunergy, JA-Solar und andere. Dies, so ist in Veröffentlichungen des BMU zu lesen, firmiere unter der Überschrift „Förderung der globalen Klimagerechtigkeit“. Aber die chinesische Solarindustrie ist guter Hoffnung auf noch ungleich gewaltigere Summen aus der westlichen Entwicklungszusammenarbeit. Wenn die internationalen Geber – nicht zuletzt also auch Deutschland – die Energieprogramme im Rahmen ihrer Entwicklungspolitik im großen Stil umsetzen und Solartechnik in Entwicklungsländern finanzieren, dann werden die chinesischen PV-Riesen die Aufträge aquirieren und diese gewaltigen Summen absaugen.
Der Selbständige: Sollte deshalb aus Ihrer Sicht das EEG neu justiert werden?
Arnold Vaatz: Selbstverständlich muss jede Einspeisevergütung reduziert werden, Ökonomisch und ökologisch am sinnvollsten und ohne jede negative Wirkung auf die Sicherheit der Stromversorgung und das Gemeinwohl insgesamt wäre die sofortige ersatzlose Streichung des EEG. Dies ist inzwischen ausgeschlossen, weil das EEG durch die Umverteilung enormer Geldsummen in die Hände der Wind- und Solarstromerzeuger eine neue politische Großmacht geschaffen hat, die ihre Besitzstände rücksichtslos verteidigt. Selbst der richtige Versuch einer Reduzierung der unvernünftigen Vergütungshöhe wurde zu einem politischen Desaster (Anm. der Red.: Ablehnung durch die ostdeutschen Länder im Bundesrat), weil die alternativen Stromerzeuger die existenzielle Notlage der ostdeutschen Solarfirmen, die, siehe oben, durch übermächtige chinesische Konkurrenz entstand und mit der Einspeisevergütungshöhe nichts zu tun hat, für sich zu instrumentalisieren verstanden. Ich fürchte im Gegenteil, dass die „EEG-Denkweise“ Schule machen wird und die Politik mit  Anschaffungssubventionen für Elektroautos den nächsten Schuss auf das Herz der Marktwirtschaft abfeuern wird.  Nichts hat der Entwicklung und Einführung von Zukunftstechnologien in der Energiewirtschaft mehr geschadet als dieses Gesetz, aber es ist unverletzbar, weil es sicher auf mächtigen kollektiven Irrtümern einer verwöhnten Gesellschaft ruht.
Der Selbständige: Die Erdbeben im März vorigen Jahres in Japan und der anschließende Tsunami rings um Fukushima mit über zwanzigtausend Toten und Vermissten ist in Deutschland vor allem als katastrophale Reaktorhavarie wahrgenommen worden, was dann dazu führte, dass die acht sichersten AKWs der Welt – nämlich die deutschen – abgeschaltet werden. Ist dies nicht eine Politik, die von Stimmungsbildern getragen bzw. zur Durchsetzung anderer Ziele instrumentalisiert wird?
Arnold Vaatz: Als zunächst die Gefahrensituation und dann die Explosionen in den Fukushima-Blöcken bekannt wurden, interessierte sich die deutsche Medienöffentlichkeit für die nahezu zwanzigtausend Opfer des Tsunamis nur noch am Rande. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand nun fast ausschließlich die Erwartung schlechter Nachrichten aus Fukushima. Die undichte Schuhsohle eines Unfallopfers aus den Reihen der Interventionskräfte auf dem Kraftwerksgelände hielt die deutsche Gesellschaft mehr und anhaltender in Atem als zehntausende Tote, hunderte ausgelöschter Familien und hunderttausende obdachlos umherirrender Katastrophenopfer. Weniger das Leid der Japaner, sondern die Aussicht auf einen politischen Hebel, der die Kernkraftnutzung in Deutschland zu Fall zu bringen versprach, beschäftigte uns. Ich finde dieses Verhalten abstoßend.
Der weitaus größte Teil der Welt – eigentlich alle Staaten, die Atommeiler betreiben, bis auf Deutschland, die Schweiz und Belgien – hat sich dem deutschen Meinungswandel zur Energieform Kernkraft nicht angeschlossen. Das Argument, wonach die Ereignisse in Japan die Sicherheitslage der jeweils eigenen Anlagen in keiner Weise verändern, ist überall als selbstverständlich akzeptiert worden – außer in Deutschland, der Schweiz und Belgien. Dieser Wertungsunterschied ist sachlich nicht erklärbar. Die apodiktische Art, in der sich Deutschland hier als Lehrmeister der übrigen Welt zeigt, mag jeder auf seine Weise deuten. Auch diesen Gestus finde ich abstoßend.
Der nun beschlossene Ausstieg aus der Kernkraft ist zudem gemessen an den Argumenten, mit denen er herbeigeführt wurde, inkonsequent. Aus deutscher Sicht geht von der Kernkraft eine Menschheitsgefahr aus, die jedes Kostenargument gegen den Ausstieg vom Tisch wischt. In diesem Fall wäre aber – ganz im Sinne entsprechender Äußerungen von Angela Merkel im Wahlkampf 2009 – eine sofortige und vollständige Abschaltung aller Kernkraftwerke erforderlich, egal, was es kostet. Alles andere ist eine minimale statistische Korrektur aber nicht die Aufhebung jenes angeblich nun viel höher zu bewertenden Restrisikos.
Bei allem soll nicht behauptet werden, die friedliche Nutzung der Kernenergie sei risikofrei. Ihre Risiken sind ernst zu nehmen. Ein Reaktorunfall wie der von Fukushima muss in Bezug auf  Erkenntnisse untersucht werden, aus denen Veränderungen oder Nachrüstungen im Betriebs- und Sicherheitsregime abgeleitet werden müssen. Eine Debatte hierüber – die tatsächlich der Risikominimierung gedient hatte – wurde jedoch durch die deutsche Kernkraftphobie erstickt. Das seit Jahrzehnten andauernde Klima der Kernkraft-Ächtung hat darüber hinaus zu einer weitgehenden Stagnation der Kernforschung und Anlagenentwicklung in Deutschland und zur Auswanderung von Fachkräften geführt. Deutschland hat daher seine Technologieführerschaft in diesem Bereich längst eingebüßt und wird aus eigener Kraft zu dem heute möglichen Sicherheitsgewinn durch Modernisierung des Kraftwerkparks nicht in der Lage sein. Fazit: Die Kernkraftphobie in Deutschland hat nicht nur zu unsinnigen energiepolitischen Weichenstellungen geführt, sie hat den Sicherheitsstandard der deutschen Kernkraftwerke hinter die technologisch erreichbare Marke zurückgeworfen. An der Entwicklung der dritten und vierten KKW-Generation sind wir nur noch marginal beteiligt.
Der Selbständige: Sie schlagen den Ausstieg vom Ausstieg aus der Kernenergie vor. Glauben Sie, dass dies politisch durchsetzbar ist beziehungsweise von der Bevölkerung mitgetragen wird?
Arnold Vaatz: Der Ausstieg aus dem Ausstieg aus der Kernkraft ist heute politisch nicht durchsetzbar. Die im deutschen Bundestag vertretenen Parteien sind ausnahmslos überzeugt, in Sachen Atomausstieg auf dem richtigen Weg zu sein. Davon abweichende Auffassungen sind nach dem Schwenk der CDU aus der deutschen Parteienlandschaft eliminiert. Der Ausstieg aus dem Ausstieg wird aber kommen und zwar – wie ich fürchte – erneut überstürzt und ohne eine bei kontinuierlicher Energiepolitik mögliche organische Fortentwicklung der Kerntechnik zu Kraftwerken neuerer Generation vollzogen zu haben, eintreten. Das wird dann der Fall sein, wenn der gegenwärtig beschrittene energiepolitische Weg unsere Gesellschaft in eine so tiefe Krise geführt hat, dass ein anderer Ausweg nicht mehr möglich ist. Heute ist jeder Ruf zur Umkehr zwecklos. Aber ich sage mir auch: Wozu einem Fuhrwerk nacheilen, das soeben von einem 5-Sterne-Kutscher in eine Sackgasse gelenkt wurde? Fest steht: Es kommt genau dort wieder zum Vorschein, wo es zuvor in der Sackgasse verschwunden ist. Die Höhe des Energiepreises in Deutschland ist umgekehrt proportional zur Nähe des Umkehrpunkts. Das Wendemanöver selbst verspricht Unterhaltungswert. Aber es kann ganz der Kunstfertigkeit des Kutschers und der Fügsamkeit der Pferde überlassen werden. Nur muss man sich nicht wundern, wenn derjenige,  der vor dem Irrweg den Tross anführte, nach dessen Korrektur mit einem verlorenen Rad und einem hinkenden Pferd dem Tross hinterher trottet.
Das Interview erschien zuerst beim BST hier
Details zum oben erwähnten Symposium finden Sie hier
Zu Arnold Vaatz:
Der sächsische CDU-Politiker Arnold Vaatz kann auf eine bewegte politische sowie auch private Vita verweisen. Nach dem Abitur absolvierte Vaatz seinen Grundwehrdienst in der Nationalen Volksarmee (NVA) und begann 1976 ein Studium der Mathematik an der Technischen Universität Dresden, das er 1981 als Diplom-Mathematiker beendete. Ende des Jahres 1982 wurde er wegen Reservewehrdienstverweigerung zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten verurteilt, die er bis Mai 1983 in der Strafvollzugsanstalt Unterwellenborn verbüßte. Dort wurde er zur Zwangsarbeit im Stahlwerk Maxhütte verpflichtet. Arnold Vaatz war im Zuge des Mauerfalls maßgeblich an der Besetzung der Bezirksverwaltung Dresden des Ministeriums für Staatssicherheit beteiligt. Im Februar 1990 trat er in die CDU ein. Dem CDU-Bundesvorstand gehörte Vaatz von 1996 bis 2000 und dem CDU-Präsidium von 1998 bis 2000 an. Seit dem Jahr 2002 ist er erneut im Bundesvorstand der CDU vertreten. 1990 wurde der ehemalige Bürgerrechtler zum Staatsminister der Sächsischen Staatskanzlei ernannt und nach knapp einem Jahr ins Umweltministerium berufen, in dem Vaatz bis 1998 als Sächsischer Staatsminister für Umwelt und Landesentwicklung tätig war. Seit 1998 ist der Vater von vier Kindern Mitglied des Deutschen Bundestages. Im Oktober 2002 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gewählt.




Die Auferstehung des IPCC Hockeystickbetruges in Australien

Das Papier mochte wissenschaftlich unhaltbar sein, es war dennoch ein Kassenschlager. Die Schlagzeilen war überall:

“1000 Jahre Klimadaten bestätigen die Erwärmung von Australia” 

tönte die Presseverlautbarung der University of Melbourne. Der Guardian nahm das Thema auf:
“Wissenschaftler haben entdeckt”, dass Australasia die heißesten 60 Jahre in einem Jahrtausend erlebt”. The Age und The Australian machten mit ‚Noch nie dagegewesene Erwärmung seit 1950’. Die Geschichte wurde auf allen Kanälen des australischen Senders ABC 24 und ABC news gebracht. Dort behauptete Frau Gergis: ”In den vergangenen 1000 Jahren gab es keine wärmere Periode in Australasia, als die seit 1950.”  Auf ABC Radio National war man sich zu “95% sicher“!  Auf ABC AM hieß es, “die vergangenen fünf Jahrzehnte in Australien waren die wärmsten.”
Und darüberhinaus gab es Seiten zum Thema in Science Alert,  Campus DailyEco newsThe Conversation, Real Climate und Think Progress.
Skeptiker haben das Papier durchgesehen, und schon nach drei Wochen hat ein Team bei Climate Audit einen so schwerwiegenden Fehler entdeckt, dass die Autoren [um Frau Gergis] ankündigten, ihr Papier wäre auf Eis gelegt. Es verschwand von der Webseite der American Meteorological Society. Bei Bishop Hill steht vermutlich die beste Zusammenfassung, was das alles bedeutet, und wie die Sache ans Licht kam.
Als Steve McIntyre um alle Daten bat, erhielt er sie nicht. Frau Gergis hat eine Vergangenheit als Klima-Aktivistin – das wollte sie kürzlich verbergen. In ihrer Biographie hatte sie stolz  darauf verwiesen, dass ihre Daten von 16 Staaten angefordert worden wären: Anforderungen von Tunesien, Kuba, Brasilien – das stimmt – aber von Kanada? – da ist etwas nicht in Ordnung. Denn offensichtlich schätzte sie die statistische Expertise des Kanadiers Steve McIntyre nicht besonders. Sie verwies ihn wegen der Daten auf die übrigen Autoren und fügte hinzu: ”So ist das in der ‚Forschung’. Wir wünschen keinen weiteren Informationsaustausch in dieser Angelegenheit“.

Ob auch nur eine ihrer medialen Lautsprecher das bringen wird?

(hier die Uni Melbourne news feed).
Im Morgenprogramm des Australischen Radios hat David Karoly von der neuen Studie geschwärmt, weil ihre Stärke darin läge, dass sie mehr auf Beobachtungen als auf Computermodellierung beruhte (So allmählich spricht sich herum, dass letztere keine empirische Beweiskraft haben). Er sagte, er hätte „großes Vertrauen“ in die Ergebnisse. (Hat er ein gleich hohes Vertrauen in die Prognosen von der zukünftigen Erwärmung?)

MATTHEW CARNEY: Professor Karoly sagte, die Stärke der Studie läge mehr in ihrer Abstützung auf direkte Beobachtungen als auf den Klima-Computer Modellen.
DAVID KAROLY: In der Wissenschaft gibt es keine absolute Sicherheit, aber wir können das mit hohem Vertrauen sagen, weil wir die Analyse der Unsicherheit für die sehr ungewöhnliche Erwärmung der letzten 50 Jahre vorgenommen haben, und sie kann nicht –  mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht – mit der natürlichen Klimavariabilität allein erklärt werden. (Anmerkung der Redaktion: zum klaren und deutlich erkennbaren Einfluss der natürlichen Variation lesen Sie bitte auch den Beitrag hier)

Wie halten es diese Menschen mit der Wahrheit? Gefällt es denn solchen Medien, ihren Lesern oder Zuschauern den Eindruck zu vermitteln, dass diese Ergebnisse haltbar, verläßlich und fundiert wären. Und das, wo doch, schon bevor das Papier zurückgezogen wurde, viele investigative Reporter einiges merkwürdig fanden.

Und überhaupt: Hat auch nur ein Journalist harte Fragen gestellt?

Sehen wir mal davon ab, dass das Vertrauen in die Ergebnisse der Studie auf der Verarbeitung von Daten auf tausenderlei verschiedenen Weisen beruht, und auf 27 Proxies, von denen der Großteil noch nicht einmal alle 1000 Jahre abdeckte, auch nicht das kontinentale Australien.

Die Litanei wurde immer wieder in den Medien heruntergebetet und außer Adam Morton in The Age haben die meisten investigativen Journalisten niemals die Frage gestellt:

“Um wieviel ist es heute wärmer als vor 1000 Jahren”. Dann hätten sie nämlich erfahren, dass Frau Gergis gesagt hätte: “um ein Zehntel Grad”.
(Ganz schön viel, oder?) – Genau gesagt: 0,09C.

Die Gewissheit, dass Australien vor 1000 Jahren 0,09 Grad kühler war, stützt sich auf Beobachtungen von einer Baumgruppe in Tasmanien und in Neuseeland.

Wenn wir die regionale Temperatur so genau errechnen können, warum machen wir uns dann überhaupt Gedanken über ein Netzwerk von 100 Thermometern? Wir könnten doch einfach einen max-min-Anzeiger bei diesen Bäumen installieren und alles Übrige interpolieren, nicht wahr?
Warum überhaupt Thermometer? Wir brauchen doch eigentlich nur die Bäume? Sie sind auf ein Hundertstel Grad genau und das für einen ganzen Kontinent und für das Meer.

Wer hat so eine Studie bezahlt?

Die Sache hat $340,ooo gekostet, es kann aber auch fast eine Million Dollar sein (das jedenfalls hat Frau Gergis 2009 vermutet. Ich kann keine offiziellen Angaben finden):
“Dem Australian Research Council’s Linkage zufolge hat das Projekt einen Gesamtwert von $950K und wird von Mitte 2009 bis Mitte 2012 laufen″. [Quelle: Joelle Gergis in ihrem inzwischen entfernten Webblog. Hier ist aber noch eine Sicherheitskopie: Webcite copy]

Geht es nun so in der Politik weiter?

Die Regierung sucht sich minderqualifizierte aktivistische Wissenschaftler, bezahlt sie dafür, dass Papiere produziert werden, die vielleicht einige Wochen der Überprüfung standhalten. Die Medien geben den Dingen gleich einen offiziellen Anstrich und bringen die Geschichte, ohne nachzuhaken. Dann bekommt die Regierung Unterstützung von “dritter Seite” für ihre Politik, anscheinend von der reinsten unparteiischen Art. Für $340,000 ist das doch ein ganz schöner Gewinn, könnte man meinen.
Das Original finden Sie hier
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Auch Fritz Vahrenholt und Andreas Lüning haben sich mit dem Papier beschäftigt.
Hier können Sie die Kritik lesen.
Den akademischen CV von Dr. Joelle Gergis finden Sie hier.
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Übersetzung: Helmut Jäger, EIKE
[Anm. d. Ü: Die folgenden Referenzen sind bis auf einen Kommentar zur Finanzierung im englischen Original belassen.]

Referenzen

Cook, E. R., Buckley, B. M., Palmer, J. G., Fenwick, P., Peterson, M. J., Boswijk, G. and Fowler, A. 2006. Millennia-long tree-ring records from Tasmania and New Zealand: a basis for modelling climate variability and forcing, past, present and future. J. Quaternary Sci., Vol. 21 pp. 689–699. ISSN 0267-8179.  [abstract]
J. Gergis, R. Neukom, S.J. Phipps, A.J.E. Gallant, and D.J. Karoly, “Evidence of unusual late 20th century warming from an Australasian temperature reconstruction spanning the last millennium”, Journal of Climate, 2012, pp. 120518103842003-. DOI.  [ Paper (PDF)]
ARC Funding: ARC Linkage Project Funding Outcomes
[Es ist schwer die ursprüngliche Finanzierung zu finden, diese hier beläuft sich nicht auf die $950k insgesamt. Sie könnte nur ein Teil der Finanzierung sein, oder eine Aufstockung oder vielleicht ist der ursprüngliche Antrag auf $950k nicht durchgegangen?…]
2606 ATMOSPHERIC SCIENCES
The University of Melbourne
LP0990151 Dr JL Gergis; Prof DJ Karoly; Prof N Nicholls; A/Prof DS Garden; Prof CS Turney; Dr AM Lorrey; Dr K Braganza; Dr RJ Allan; Miss G Skelly; Ms RJ Moran; Dr K Tan; Mr RA Neville; Dr NR Lomb
Approved Project Title Reconstructing pre-20th century rainfall, temperature and pressure for south-eastern   Australia using palaeoclimate, documentary and early weather station data.
2009 : $ 65,000
2010 : $ 117,500
2011 : $ 105,000
2012 : $ 52,500
APA(I) Award(s): 1
APDI Dr JL Gergis, Collaborating/Partner Organisation(s), Australian Bureau of Meteorology, Met Office Hadley Centre, Murray-Darling Basin Commission, Department of Sustainability and Environment,
Melbourne Water , National & State Libraries Australasia, National Library of Australia,
State Library of Victoria , State Library of New South Wales, Powerhouse Museum, Administering Organisation The University of Melbourne,
Summary of Linkage Projects Proposals by Primary Class Code for Funding to Commence in 2009
Updated 13 August 2009 Page 14
Project Summary
South-eastern Australia is in the grip of a severe water crisis due to the worst drought in recorded history and increasing temperatures. This landmark project brings together a team of Australia’s leading climate scientists, water managers and historians with the common goal of reconstructing south-eastern Australia’s climate history. The greatly extended record of annual rainfall and temperature variability will allow better planning for water storage and use, and improved testing of climate model simulations. Improving our understanding of the historical impacts of climate extremes on society will assist with planning for life in a hotter and drier future.
Thanks to Geoff Derrick for tadvice.
Australian Broadcasting Corporation, Corporate Communications

AM with Tony Eastley

Austaliens Morgenprogramm: Monday to Saturday from 8:00 am on ABC Local Radio and 7:10 am on Radio National.