Die andere Krise in Europa – Energie
Der ideologisch motivierte Energiefahrplan der EU priorisierte ‚grüne’ erneuerbare Energie, um von russischen Erdgaslieferungen unabhängig zu werden sowie um Energie- und Umweltbelange in Einklang zu bringen. Das Ergebnis: ein verheerendes Energie-Durcheinander mit der Gefahr kontinentweiter Stromausfälle, in Deutschland sogar schon im kommenden Winter, wie Die Welt kürzlich, genauer am 10. Mai, berichtet hat.
Kurz gesagt, die Energiepolitik der EU hat zu einer unhaltbaren, mit Steuergeldern finanzierten und die Märkte verzerrenden ‚grünen’ Energieblase geführt, um eine Politik zugunsten billiger fossiler Energie und realistischen Alternativen zu russischen Gasimporten zu vermeiden. Zusammen hat diese gescheiterte Politik zu einem doppelten Doppel-Pech [original: double double-whammy] infolge rasant steigender Energiepreise geführt, die jüngsten Berichten zufolge die europäische Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt.
Wir wollen diese Dinge hier der Reihe nach betrachten.
Die ‚grüne’ Energieblase war von Beginn an ein zum Scheitern verurteiltes Vorhaben. Energie-Insider und jene, die die Gesetze der Physik verstehen, wussten schon lange, dass die Energiedichte von Wind, Wasser und der Sonne kein Ersatz für Energie aus Kohlenwasserstoff [Kohle?] ist. Darum wurden Segelschiffe durch Dampfschiffe ersetzt, die viel zuverlässiger und kosteneffektiver sind (besonders wenn man nicht will, dass Passagiere und Fracht im Kalmengürtel vor sich hin dümpeln). Nur die Reichen – oder die hoch Subventionierten – können es sich leisten, mit Jachten und Windenergie als Transportmittel herumzuspielen. Jeder, der verstehen möchte, wie die erneuerbare Energierevolution, zumindest mit der derzeitigen Technologie, immer zum Scheitern verurteilt war, sollte William Tuckers ausgezeichneten Artikel ‘Understanding E=mc2’, [auf Deutsch bei EIKE hier] lesen.
In guten Zeiten konnten die politischen Eliten hohe Steuern und Subventionen in einen Markt einführen, von denen sie glaubten, dass sie in unserem besten Interesse seien. Aber die hart unter Druck stehende Wirtschaft in ganz Europa, einschließlich Deutschland, UK, Italien und Spanien, stolpern gerade über sich selbst, indem sie die generösen Subventionen für erneuerbare Energien drastisch kürzen, die es deutlich sichtbar nicht vermochten, ein tragbares Verhältnis zwischen Energieerzeugung und Investitionen zu erzeugen. Sie waren auch nicht in der Lage, die globalen Kohlenstoffemissionen zu beeinflussen, und sie haben oft dort, wo grüne Arbeitsplätze geschaffen worden waren, bewiesen, dass diese auf Kosten realer Arbeitsplätze gehen. Und wenn das alles noch nicht genug war – die USA, die es abgelehnt haben, ihre Wirtschaft mit der Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls zu zerstören, lassen die Europäer um Längen hinter sich hinsichtlich des Zurückfahrens von CO2-Emissionen, und zwar mit Hilfe neuer Technologien und der Hinwendung zu Erdgas (hauptsächlich Schiefergas).
In Deutschland dürften sich die Strompreise während der nächsten zehn Jahre verdoppeln. Deutschen Banken wurden auch von der Finanzierung von Offshore-Windfarmen ausgeschlossen [wurden sie ausgeschlossen, wie es im Original heißt, oder haben sie sich von sich aus zurückgezogen {Tennet}? A. d. Übers.], weil es sich dabei um eine „unerprobte Technologie“ handelt. Die Wahrheit ist, dass wir nur zu genau wissen, wie ineffizient, lückenhaft und unzuverlässig alle Windturbinen sind, nicht zuletzt deswegen, weil sie bei jeder Umdrehung teure Gasturbinen als Back-up brauchen; zwei Einrichtungen – vorher war es nur eine und noch dazu eine viel billigere, die den Job extrem effizient geleistet hatte.
Zusätzlich haben die Klima- und Peak-Oil-Alarmisten konspiriert, um zu versuchen, uns davon zu überzeugen, dass wir keine Alternative zur grünen Revolution haben, da die begrenzten Ressourcen der Erde, vor allem Öl und Gas, zu Ende gehen. Aber, worauf einige von uns schon lange hingewiesen haben, die Ölvorräte der Erde sind für alle Zwecke praktisch unbegrenzt. Das Aufkommen der Fracking-Revolution, um Schiefergas und -öl auszubeuten, hat sich dabei als schlimmer globaler Spielverderber erwiesen. Und noch darüber hinaus zerblasen Methanhydrate auch noch das, was Schiefergas- und -ölquellen bieten. Die Green-River-Formation in den USA allein enthält Ölvorräte noch für 200 Jahre, wenn man den gegenwärtigen Verbrauch in den USA zugrunde legt. Kanadische Ölsande bieten sogar eine noch größere Ausbeute – deswegen machen die USA über die Keystone-Pipeline Furore, um das Öl nach Süden über die Grenze zu transportieren. In China, UK, Argentinien, um nur einige von Vielen zu nennen, gibt es erstklassige Erdgasvorkommen, die der Ausbeutung harren. Noch einschlägiger für unser Thema hier ist jedoch die Ausdehnung europäischer Schiefergasreserven, die mindestens genauso ergiebig sind wie in den USA; ein Faktum, das uns zum zweiten Themenkomplex bringt.
Die europäische Verweigerung seiner heimischen, entwicklungsfähigen und ökonomischen fossilen Treibstoffe. Angetrieben von der irrationalen Angst vor dem harmlosen Spurengas CO2, ziehen es die ideologischen Eliten der EU stattdessen vor, hohe Steuern und umfangreiche Regulierungen einzuführen, um die ‚grüne’ Energie zu fördern. Eingesponnen in den Kokon verschwenderischen Glanzes in Brüssel und Strassburg haben die politischen Eliten kein Problem damit zu sehen, wie immer mehr Menschen in Deutschland, UK und anderswo in die Energiearmut getrieben werden, um ihren grünen Traum zu bezahlen. Inzwischen werden die riesigen Kohle- und Schieferreserven in Europa nicht ausgebeutet, da die Regierungen, schwer unter Druck durch sinnlose und ineffektive Emissionsziele, in einer idiotischen Verzögerungstaktik gefangen sind hinsichtlich des Fracking-Prozesses; eines Prozesses, der für die meisten Bergbauaktivitäten seit über 60 Jahren angewendet wird.
Die EU hat ein Jahrzehnt lang Geld und Arbeit in seine große Pipeline-Hoffnung gesteckt – das Nabucco-Pipeline-Projekt. Nabucco war lange Zeit ein Projekt, um Europa von der Abhängigkeit von russischem Gas abzunabeln, indem man gasreiche Staaten am Kaspischen Meer mit Europa verbinden wollte, was für die Umgehung russischen Gebietes und russischer Kontrolle unabdingbar war. Ein Jahrzehnt später ist Nabucco nicht nur immer noch ein Traum, es gibt auch keine vertraglich gesicherten Gaslieferungen, und die RWE, der zweitgrößte Investor, scheint drauf und dran zu sein, sein Engagement hierfür zurückzuziehen. Mittlerweile ist die konkurrierende russische North-Stream-Pipeline im vorigen Jahr geöffnet worden. Obendrein ist North Stream ein direktes Ergebnis der EU-Politik zur Unterminierung der russisch-deutschen ‘Sonderbeziehung’. Während also die deutsche Bundeskanzlerin damit beschäftigt war, das politische Spiel der EU mitzuspielen, waren frühere Politiker und deutsche Industrielle damit beschäftigt, nationale Interessen über die EU-Interessen zu stellen.
Aber die Kombination der grünen Politik Europas und deren totales Scheitern, Vorteile aus seinen eigenen natürlichen Energieressourcen zu ziehen, während die Schiefergasrevolution in den USA immer mehr Fahrt aufnimmt (trotz, nicht wegen der Bemühungen von Präsident Obama), hat unvermeidlich zu Brüchen geführt. Es wird jetzt darüber berichtet, dass die europäische Industrie den Preis für die brüchige Energiepolitik zahlt, unserem dritten Themenkomplex.
Der Grund ist ganz einfach: Die Energiekosten in den USA sind dramatisch gesunken bis auf etwa ein Drittel der Preise in Europa – eine direkte Folge der frühen Ausbeutung der reichlichen heimischen Schiefergas- und -ölvorräte in den USA. Jean-Pierre Clamadieu, der neue geschäftsführende Direktor des internationalen Chemiekonzerns Solvey, hat in einem Interview mit der Financial Times die steigenden Energiekosten in Europa und die europäische Wettbewerbsfähigkeit mit der Krise der Eurozone gleichgestellt. Das Problem ist, sagt Clamadieu, „dass es kaum eine europäische Koordination gibt“. Die FT berichtet auch, dass der Direktor eines der größten europäischen Energiekonsortien davor warnt, dass die EU „der Wettbewerbsfähigkeit Null Aufmerksamkeit widmet“, wenn es um Energiepolitik geht. Clamadieu beobachtet weiter, dass es „sehr schwierig ist, die Kernkraft, die zu einem Preis von 40 Euro pro Megawatt Strom erzeugte, durch eine Windturbine weit draußen auf See zu ersetzen, die Strom zu einem Preis von 200 Euro pro Kilowatt erzeugt“ [und auch das natürlich nur, wenn der Wind weht! A. d. Übers.] Das hält die europäischen Politiker aber nicht davon ab, sich über die ‚Gesetze’ des Marktes hinwegzusetzen, die sie ganz klar nicht verstehen.
In ihrer Verfolgung ihrer antifossilen Politik nörgeln die Eurokraten gerne über die ‚Exzesse’ der amerikanischen Energieverbraucher. Aber diese oft wiederholte Kritik am Energieverbrauch in den USA basiert auf dem Trugschluss, dass der amerikanische Energiehunger das Ergebnis seines nationalen Wohlstands ist. In Wirklichkeit sind die Nachfrage und der Verbrauch von Energie in den USA der Grund des Wohlstands der Nation – ebenso wie für alle anderen Großverbraucher von Energie. Diese ökonomische Lebenstatsache muss viel besser verstanden werden.
Das Herumfummeln der Eurokraten mit einer ganzen Palette inkohärenter und unrealistischer Energiepolitik riecht nach einem Wiederaufbau der Liegestühle auf der Titanic. Falls ich einen EU-Staat führen würde, würde ich jetzt beginnen, die ‚Rettungsboote klar zu machen’ und das nationale Selbstinteresse an der Energiesicherheit an die erste Stelle zu setzen. Ohne eine realistische EU-Strategie bzgl. Energie, effiziente und billige Kohlenwasserstoffe, mit der die Erde reichlich gesegnet ist, auf Priorität eins zu setzen, könnten sich die demokratischen Regierungen Europas sehr bald ohne jede Macht wiederfinden – in mehr als nur einer Hinsicht.
Peter C Glover, Energy Tribune
Peter C Glover is co-author Energy and Climate Wars (Continuum), Power Politics: The Inside Track On Energy (e-book, HardWired Books). www.petercglover.com
Link: http://thegwpf.org/energy-news/5760-peter-glover-europes-other-power-crisis-energy-.html
Übersetzt von Chris Frey EIKE