US Klimaforscher Hansens hat neue „Studie“ eingereicht!

Normalerweise bevorzuge ich es heutzutage, nur mit wissenschaftlichen Studien zu arbeiten, was natürlich Traktate wie Hansens Zeug ausschließt. Aber in diesem Falle möchte ich eine Ausnahme machen. Mein alleiniger Grund, dies hier zu posten, ist Folgender (Hervorhebung von mir [Eschenbach]):
Die Präzision, die inzwischen durch die fortschrittlichste Generation von Satelliten zur Messung des Strahlungshaushaltes erreicht wird, ist gekennzeichnet durch das planetarische Energie-Ungleichgewicht, gemessen durch die noch laufenden CERES-Messungen (Ceres = Clouds and the Earth’s Radiant Energy System) (Loeb et al. 2009). Dabei stellt sich ein gemessenes Ungleichgewicht im 5-Jahres-Mittel von 6,5 W/m² heraus (Loeb et al. 2009). Weil dieses Ergebnis nicht plausibel ist, wurden Kalibrierungsfaktoren bei den Instrumenten eingeführt, um das Ungleichgewicht auf ein Niveau zu reduzieren, wie es die Klimamodelle berechnen, nämlich 0,85 W/m² (Loeb et al. 2009).
Ich bringe das hier, weil es sich dabei um Klimawissenschaft vom Feinsten handelt. Die Beobachtungen entsprechen nicht der erwarteten Größenordnung, aber anstatt herauszufinden, warum die Ergebnisse falsch sein könnten, verdrehten sie die Stellknöpfe zu „Das [gemessene] Ungleichgewicht zu dem von den Modellen berechneten Ungleichgewicht zu reduzieren“.
Und komischerweise stammt der Wert des „von den Modellen berechneten Ungleichgewichts“ von etwa 0,85 W/m² aus Hansens früherer Studie. Diese seine frühere Studie, zufälligerweise mit dem Titel „Energie-Ungleichgewicht der Erde: Bestätigung und Implikationen“ (hier) zeigte diese 0,85 W/m² als Ergebnis von Hansens eigenem GISS-Klimamodell… aber all dieses inzestuöse Schulterklopfen ist möglicherweise nur ein weiterer Zufall.
Natürlich wissen Sie, was all das bedeutet. Schon bald werden die Modellierer behaupten, dass die Ergebnisse der CERES-Satellitenmessungen verifizieren, dass GISS und andere Klimamodelle akkurat die Beobachtungen duplizieren…
Daran können Sie erkennen, warum Hansens „Wissenschaft“ nicht mehr auf meiner Agenda steht.
Willis Eschenbach
den Originalbeitrag finden Sie hier
P.S. Nach weiteren Nachforschungen fand ich heraus, dass sie Loeb et al. (2009) zufolge nicht einfach die Stellknöpfe der CERES-Messungen verdrehten, um die von ihnen gewünschte Antwort zu erhalten, wie ich dummerweise zu Anfang gesagt habe.
Nein, das haben sie mitnichten getan. Stattdessen verwendeten sie…
…einen objektiven einschränkenden Algorithmus, um SW- und LW TOA-Flüsse [?] innerhalb der Bandbreite von Ungewissheit anzupassen, um die Inkonsistenz zwischen dem mittleren globalen TOA-Fluss und der Wärmespeicherung im System Erde – Atmosphäre zu beseitigen.
Ich werde heute Nacht besser schlafen, wenn ich weiß, dass es nicht einfach ein Verdrehen der Stellknöpfe war, sie haben tatsächlich einen einschränkenden Algorithmus verwendet, um es an ihr Prokrustes-Bett anzupassen…*
[Zu Prokrustes-Bett siehe hier. A. d. Übers.]
Link zu Hansens Artikel, auf den Eschenbach sich bezieht: “Earth’s Energy Imbalance and Implications
Übersetzt von Chris Frey für EIKE




Aktion Kernkraftstrom erfolgreich!

Zusammen beziehen diese Interessenten mehr als 3 Millionen kWh im Jahr. Nach Auskunft einiger Stadtwerke ist diese Menge für einen Stromversorger sehr interessant.
Die potentiellen Bezieher sind über ganz Deutschland verteilt, Schwerpunkte sind aber zu erkennen, jedoch noch nicht ausgewertet.

Preisvorstellungen:

Naturgemäß würden  46 % den KK-Strom gerne billiger beziehen, weitere 42 % würden ihn auch dann beziehen wollen, wenn er gleich teuer wie heute wäre. Immerhin noch 12 % ist das egal und sie würden auch dann KK-Strom kaufen, wenn er teurer wäre.
Leider ist unsere Datenbank nicht so gut organisiert, dass jegliche Äußerung z.B. in den Kommentaren zum Thema, auch sofort gefunden werden kann.

(Mit Dank an G. Wiedenroth)

Nächste Schritte:

Um die ganze Sache voranzutreiben, habe ich daher die Fachleute für Firmengründung und Bezug von Strom im Ausland gebeten, Kontakt aufzunehmen um weitere praktische Schritte zu verabreden. Zu gegebener Zeit werde ich wieder darüber berichten. Ich danke allen Lesern für die Vorschläge und Unterstützung. Das neue Jahr wird spannend!

Update 7.1.12

Warum ist Strom aus Kernenergie nicht viel billiger?

Einige Leser wundern sich, warum Kernkraftstrom nicht sehr viel billiger angeboten werden könne, wenn man ihn denn beziehen könnte. Diese Frage wurde umfassend im Vorlaufartikel beantwortet. Kurz gesagt: Der Grund ist, dass die Herstellkosten (also der Preis der Stromherstellung je nach Kraftwerkstyp) nur 10 bis 20 % des vom Verbraucher zu zahlenden Endpreises betragen. Den Löwenanteil kassiert inzwischen der Staat über Steuern und Abgaben, aber auch andere betriebswirtschaftlich notwendige Zuschläge müssen bezahlt weden. 
Zum besseren Vergleich wiederholen wir deshalb hier diesen Beitrag vom 19. November 11 in Teilen

….Allerdings sollten sich unsere Leser keine allzu großen Hoffnungen machen, bald sehr viel billigeren Kernkraftstrom beziehen zu können. Denn neben den möglicherweise bestehenden rechtlichen Hürden, die es zu überwinden gälte, hat der eigentliche Erzeugerpreis fast den kleinsten Anteil an den gesamten  Stromkosten.

Aus Wikipedia z.B. kann man unter http://de.wikipedia.org/wiki/Strompreis die folgende Tabelle entnehmen:

0,1023

Jahr

Stromerzeugung,
-transport,
und -vertrieb

Konzessions-
abgabe

KWK-Umlage

Stromsteuer

EEG-Umlage

Umsatzsteuer

Strompreis
Brutto

Anteil
Steuern, Abgaben und Umlagen [%]

1998

0,1289

0,0179

0,0000

0,0000

0,0008

0,0237

0,1713

24,7 %

1999

0,1159

0,0179

0,0000

0,0077

0,0010

0,0228

0,1653

29,9 %

2000

0,0862

0,0179

0,0013

0,0128

0,0020

0,0192

0,1394

38,1 %

2001

0,0860

0,0179

0,0020

0,0153

0,0023

0,0197

0,1432

39,9 %

2002

0,0971

0,0179

0,0025

0,0179

0,0035

0,0222

0,1611

39,7 %

2003

0,0179

0,0033

0,0205

0,0042

0,0237

0,1719

40,5 %

2004

0,1082

0,0179

0,0031

0,0205

0,0051

0,0248

0,1796

39,7 %

2005

0,1122

0,0179

0,0034

0,0205

0,0069

0,0257

0,1866

39,9 %

2006

0,1175

0,0179

0,0031

0,0205

0,0088

0,0268

0,1946

39,6 %

2007

0,1219

0,0179

0,0029

0,0205

0,0103

0,0329

0,2064

40,9 %

2008

0,1301

0,0179

0,0019

0,0205

0,0116

0,0346

0,2165

39,9 %

2009

0,1412

0,0179

0,0024

0,0205

0,0131

0,0371

0,2321

39,2 %

2010

0,1390

0,0179

0,0013

0,0205

0,0205

0,0378

0,2369

41,3 %

2011

0,1357

0,0179

0,0003

0,0205

0,0353

0,0398

0,2495

45,6 %

 

Sie sagt zwar viel über den ständig steigenden Staatsanteil samt EEG Umlage aus , aber wenig bis nichts über die eigentlichen Gestehungskosten . Diese sind – man glaubt es kaum- sehr schwer zu ermitteln. Aus verschiedenen Quellen kenne ich einen Gestehungspreis für Kernstrom um 2,5 ct/kWh.  Vergleichbar dem aus Braunkohle. Das macht gerade mal 10 % des heutigen Gesamtpreises aus.  Unterstellt, dass in den 13,57 ct/kWh, die uns im bisherigen Mix in Rechnung gestellt wird – ohne die zwangsweise und immer zu zahlende EEG Umlage mit gut 3,5 ct/kWh – ein Gestehungs-Preis von 5 ct/kWh enthalten ist, dann wäre reiner Kernkraftstrom – wo immer er herkäme- um ca. 10 % oder 2,5 ct/kWh  billiger. Für einen normalen Haushalt mit ca. 3500 kWh pro jahr wäre das eine Einsparung von knapp 90 € pro Jahr. Nicht sehr viel, aber ich würde es trotzdem machen. Sie auch?

Hier noch einmal der Link zur Registration

PS. Übrigens verbraucht ein abgeschaltetes Kernkraftwerk immer noch und auf Dauer eine erhebliche Kühlleistung. Beim Kernkraftwerk Unterweser sind das 6 MW Leistung rund um die Uhr. Und das Land Niedersachsen muss gleichzeitig auf einen "Kühlwassercent" für das Weserwasser in Höhe mehrerer Millionen Euro verzichten. (Mit Dank an Hinweisgeber Prof. Dr. Appel)

Michael Limburg EIKE




IPCC Klimakonferenz 2011 in Durban – war da was? Eine Pressenachlese!

FAZ, 12.12.2011, S. 1; "Farce von Durban" ;

"Es darf nämlich bezweifelt werden, ob es (Anm.: DURBAN) das Prädikat "historisch" verdient, denn das Ergebnis von Durban fällt mager aus. Es hält den schleppenden Verhandlungsprozeß zwar in Gang – das war es aber auch."

"Von einem ‚rechtlich bindenden Abkommen‘, wie es die Europäer gerne gesehen hätten, ist in dem Beschluß nicht mehr die Rede. Jetzt redet man bestenfalls über ein ‚vereinbartes Ergebnis mit Rechtskraft‘ ".

"Wenig besser steht es um das Kyoto-Protokoll" … "Die EU will das Kyoto-Protokoll weiter als Faustpfand in den Verhandlungen nutzen. Doch der Vertrag leidet an Schwindsucht: Japan, Russland und Kanada haben ihren Ausstieg angekündigt, die USA waren von Anfang an nicht dabei. Damit emittieren die verbliebenen Industrie-Staaten unter den Kyoto-Mitgliedern, vor allem die EU, am Ende gerade 15% der global ausgestoßenen Treibhausgase."

"Das zeigt: Wer seine klimapolitischen Hoffnungen vor allem auf "Kyoto" setzt, hat schon verloren."

"Die Weltklimakonferenz ist am Ende, der Ertrag ist mager…".

"Auf der Seite der Blockierer saßen auch in Durban die USA, China, Indien. Alles wie gehabt also. So werden die Klimakonferenzen zur Farce. … Ein Brummkreisel, der sich schneller dreht, kommt trotzdem nicht vom Fleck."

 

FAZ, 12.12.2011, S. 2; "Die Ergebnisse der Weltklimakonferenz" ;

"Weltklimafonds wird eingerichtet."er soll dazu beitragen, daß ab dem Jahr 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar zur Verfügung stehen. Woher das Geld kommt, ist offen."

 

FTD, 14.12.2011, S. 9; "Kanada prellt die Klima-Zeche" ;

"Ein Kyoto-Nachfolger soll ab 2020 erstmals Industrie- und Schwellenländern Emissionsziele auferlegen. Christoph Görg, Klimapolitikexperte am Helmholz-Zentrum für Umweltforschung, glaubt, daß Kanadas Kyoto-Ausstieg die Verhandlungen dazu erschweren könnte: Nach Durban haben wir weder konkrete Emissionsziele, noch sind wir sicher, inwieweit die Vereinbarung rechtlich verbindlich ist. Wenn dann beim einzig verbindlichen Vertrag die Schlupflöcher genutzt erden, macht es das noch einmal schwieriger."

 

DER SPIEGEL, 17.12.2011, S. 38-39;  "Riskante Wette" ;

"Nach dem UNO-Gipfel von Durban steht die EU mit ihren CO2-Zielen allein da. Die anderen Volkswirtschaften setzen auf fossile Energie."

 "Hedegaard will im Ergebnis von Durban festschreiben lassen, daß auch Indien, China und die USA bis 2015 einem verbindlichen Weltklimavertrag beitreten. … Die Gegenwehr ist groß. ‚Wir wollen diese Frage offen lassen‘, zischt die Beraterin der indischen Ministerin."

"Anschließend feiert Europa das Ergebnis von Durban als Durchbruch. Bundesumweltminister Norbert Röttgen sieht alle Länder an Bord für einen Weltklimavertrag, der 2020 in Kraft treten soll. Doch das ist eher eine vage Hoffnung."

"…Klimapolitik der USA … im Kongreß würde ein Weltklimavertrag in tausend Stücke zerrissen werden, weil die Mehrheit der US-Politiker Eingriffe von außen in ihre Energiepolitik grundsätzlich ablehnt. Republikaner bezeichnen den Klimawandel als einen Schwindel…"

"China hält sich alle Optionen offen. Kurz nachdem die Konferenz zu Ende war, attackierte die kanadische Regierung den globalen Klimaschutz frontal. Sie erklärte, daß sie aus dem Kyoto-Protokoll aussteigt…". "Japan und Russland sind zudem nicht bereit, im Rahmen des Kyoto-Protokolls neue Reduktionsziele zu akzeptieren."

"Europa steht nach dem UNO-Klimagipfel in Wahrheit ziemlich allein da. Was von Durban bleibt, ist vor allem die Zusage der EU, als einzige Wirtschaftsmacht in den kommenden Jahren neue Reduktionsverpflichtungen im Rahmen des Kyoto-Protokolls einzugehen. Der Rest der Welt kann ungebremst Kohle, Öl und Erdgas verbrennen. Hat die EU in Südafrika zu hoch gepokert und verloren?"

"Ökonomisch ist die Wette der EU durchaus riskant: an eigenen Klimazielen festzuhalten, während andere ihre Wirtschaft mit billigem Kohle- und Atomstrom wachsen lassen."

Zusammengetragen von Klaus E. Puls EIKE




Die beiden Koreas, 1950 – 2008: Ein ungeplantes Experiment wirtschaftlicher Systeme, der Kohlenstoffabdruck und menschliches Wohlergehen

 
 
Ostasien des nachts, das obere Foto von 1994/95, in dem Nordkorea klar hervor tritt, stammt von: http://photoblog.msnbc.msn.com/_news/2011/12/19/9564314-satellites-document-north-koreas-dark-ages?pc=25&sp=25.
Das untere Foto stammt aus dem Jahr 2009. Quelle: http://agora. ex.nii.ac.jp/~kitamoto/research/rs/stable-lights.html.en.
Die Fotos illustrieren nicht nur das Fehlen jeglicher ökonomischer Entwicklung in Nordkorea, sondern sie zeigen auch, dass Nordkorea den schwächsten Kohlenstoff-Fußabdruck der Welt hat. Und die verschiedenen Indikatoren menschlichen Wohlergehens spiegeln diese dunkle Realität, wie die folgende Tabelle zeigt.

So war es nicht immer. In den frühen fünfziger Jahren, so lange Daten verfügbar sind, lagen beide Länder hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung und des menschlichen Wohlergehens etwa gleichauf. Der Weltbank zufolge war die Lebenserwartung in Nordkorea 1960 etwas höher als im Süden (55,2 Jahre <-> 53,0 Jahre). Natürlich können die Daten aus dem Norden von der Regierung etwas aufgeblasen worden sein, bevor sie von der Weltbank übernommen worden waren, aber da bin ich nicht sicher.
Aber mit der Zeit ist die Lebenserwartung durch das freiere ökonomische System in Südkorea immer weiter gestiegen. Dann hat der Verlust von äußerer Unterstützung durch den Zusammenbruch der Sowjetunion Nordkorea in einen hoffnungslosen Fall verwandelt, und zwar seit den neunziger Jahren (siehe folgende Abbildung). Schließlich ist der Süden noch demokratischer und die wirtschaftlichen und sozialen Systeme immer transparenter geworden. Die Folgen davon sind in den obigen Fotos und der folgenden Abbildung eindrucksvoll erkennbar.

Bruttoinlandsprodukt und CO2-Emissionen, jeweils pro Kopf, von 1950 bis 2008. Quellen: Maddison (2008) und Weltbank (2011).
Die Bilder und die Tabelle sind unter Anderem eine eindrückliche Warnung vor den Gefahren einer übereifrigen Reduzierung des Kohlenstoff-Fußabdrucks eines Landes.
Indur Goklany
Den Originalartikel finden Sie hier
Übersetzt von Chris Frey für EIKE

Update 5.1.12

Die Nahezu-Stromausfälle und richtigen Stromausfälle nehmen auch bei uns dramatisch zu. U.a. der zunehmend kritischer werdende Daniel Wetzel von „Die Welt „hat das heute mal wieder thematisiert:
Glückssache Versorgung
Österreich rettet die deutsche Stromversorgung




Klimawissenschaft und das Ungewissheitsmonster

Ungewissheit in Verbindung mit der Klimawissenschaft und der Wissenschaftspolitik zeigt besondere Herausforderungen, geschuldet einmal der Komplexität des Klimasystems selbst, dem Potential für ungünstige sozio-ökonomische Auswirkungen der Klimaänderung und der politischen Durchsetzung von Maßnahmen zur Reduktion der Verwundbarkeit der Gesellschaft durch den Klimawandel. Die Herausforderungen beim Umgang mit der Ungewissheit im Spannungsfeld Wissenschaft – Politik werden durch den Rahmen einer ‚Monster’-Metapher beschrieben, und Maßnahmen zur Zähmung des Monsters werden vorgeschlagen. Ein Lexikon der Ungewissheit wird angeboten, das die Art und das Niveau der Ungewissheit beschreibt und das Wege aufzeigt, wie man Ungewissheit repräsentieren und dazu Überlegungen anstellen kann. Ungewissheiten der Klimamodelle wird im Zusammenhang mit der Unzulänglichkeit der Modelle sowie deren Eingangsparameter und den Anfangsbedingungen interpretiert. Wir untersuchen die Herausforderung der Bildung von Vertrauen in die Modelle, und im Besonderen das Vertrauen in Simulationen des Klimas im 21. Jahrhundert. Die Behandlung der Unsicherheit in den IPCC-Zustandsberichten wird untersucht, einschließlich der Schlussfolgerung aus dem 4. Zustandsbericht hinsichtlich der Klimaentwicklung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Gedanken zur Zähmung des Monsters werden diskutiert, für Institutionen, individuelle Wissenschaftler und Gemeinden.
Einführung
Zweifel ist keine vergnügliche Sache, aber Gewissheit ist absurd 1” Voltaire
Während des gesamten Verlaufs der Geschichte wurde etwas, das einer Generation unerforschlich und unvorstellbar erschien, für nachfolgende Generationen mehr oder weniger nur noch zu einer technischen Herausforderung. Die „endlose Grenze“ der Wissenschaft (Bush 1945) kommt immer weiter voran, wenn Wissenschaftler immer mehr ausreizen, was möglich ist, sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. Zweifel und Ungewissheit über unser gegenwärtiges Verständnis sind an der Wissensgrenze inhärent. Während die Erweiterung der Wissensgrenze die Ungewissheit oft reduziert, führt sie unweigerlich zu größerer Unsicherheit, wenn unerwartete Komplexitäten entdeckt werden. Die Perspektive eines Wissenschaftlers hinsichtlich der Wissensgrenze wird von Feynman (1988) beschrieben: „Wenn ein Wissenschaftler die Antwort auf ein Problem nicht kennt, ist er unwissend. Wenn er eine Ahnung hinsichtlich des Resultats hat, ist er unsicher. Und wenn er sich ziemlich sicher ist, wie das Resultat aussehen könnte, hat er immer noch einige Zweifel. Wir haben herausgefunden, dass es von höchster Bedeutung ist, dass wir, um Fortschritte zu erzielen, unser Nichtwissen erkennen und Raum für die Zweifel lassen müssen. Wissenschaftliche Kenntnis besteht aus einer Anzahl verschiedener Aussagen mit verschiedenen Niveaus der Gewissheit – einige höchst unsicher, einige fast sicher, aber keine absolut sicher“.
Wie man die Ungewissheit in der Klimawissenschaft verstehen und damit umgehen soll, ist ein Thema, dem zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt wird, sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der philosophischen Literatur. Eine solche Untersuchung ist von höchster Wichtigkeit, weil die Herausforderungen der Klimawissenschaft mit dem Spannungsfeld Wissenschaft – Politik sowie deren sozioökonomischer Bedeutung zusammen hängen, wie es in den Zustandsberichten des IPCC zum Ausdruck kommt.2
Das ‚Monster der Ungewissheit’ ist ein Konzept, das 2005 von van der Sluijs in eine Analyse der unterschiedlichen Wege eingeführt worden war, mit denen die wissenschaftliche Gemeinschaft auf Unsicherheiten reagiert, die zu zähmen sehr schwierig ist. Das ‚Monster’ besteht aus der Konfusion und der Doppeldeutigkeit in den Gegensätzen Wissen gegen Unwissen, Objektivität gegen Subjektivität, Tatsachen gegen Schätzungen, Vorhersage gegen Spekulation und Wissenschaft gegen Politik. Das Monster der Ungewissheit sorgt für aufsteigende Unbequemlichkeit und Furcht, teilweise auch hinsichtlich unserer Reaktionen auf Dinge oder Situationen, die wir nicht verstehen oder kontrollieren können einschließlich der Vorahnung von gänzlich unbekannten Gefahren.
Eine Anpassung der Strategien van der Sluijs’, mit dem Unsicherheitsmonster im Spannungsfeld Wissenschaft – Politik umzugehen, wird im Folgenden beschrieben.
Verstecken des Monsters: Das Verstecken der Ungewissheit oder die „niemals Fehler zugeben“-Strategie kann durch eine politische Agenda oder durch die Angst motiviert sein, dass ungewisse Wissenschaft in der Außenwelt als ärmliche Wissenschaft beurteilt wird. Unabhängig von den ethischen Dingen, Monster zu verstecken, könnte das Monster zu groß sein, um es zu verstecken; oder das Verstecken könnte das Monster erzürnen.
Vertreibung des Monsters: Der Exorzist des Ungewissheitsmonsters konzentriert sich darauf, die Ungewissheit durch Förderung von noch mehr Forschung zu reduzieren. In den neunziger Jahren kam ein wachsendes Gefühl über die Undurchführbarkeit der Modellierung des Klimas auf, und zwar wegen des fortgesetzten Auftauchens immer neuer Komplexitäten und Unsicherheiten. Van der Sluijs stellt fest: „Die Monstertheorie sagt voraus, dass (die Reduktion der Ungewissheit) sich langfristig als vergeblich herausstellen wird: für jedes Haupt des Unsicherheitsmonsters, das die Wissenschaft abschlägt, tauchen wegen unvorhergesehener Komplexitäten mehrere neue Häupter auf“, analog der Hydra der griechischen Mythologie.
Vereinfachung des Monsters: Die Vereinfacher versuchen, das Monster zu transformieren, indem sie es subjektiv quantifizieren und den Zustand der Ungewissheit vereinfachen. Die Vereinfachung des Monsters findet sich explizit in den IPCC-Zustandsberichten 3 und 4 in Form von Richtlinien, die Unsicherheit durch die Annäherung an einen Konsens von Expertenbeurteilungen zu charakterisieren, und zwar im Zusammenhang mit einer subjektiven Bayesianischen Analyse (Moss und Schneider 2000).
Aufspüren des Monsters: Der erste Typ eines Ungewissheits-Detektivs ist der Wissenschaftler, der die bestehenden Thesen in Frage stellt und daran arbeitet, die Wissensgrenze zu erweitern. Ein zweiter Typ ist ein Auditor als Wachhund, dessen wichtigste Sorge darin besteht, die Verantwortlichkeit, Qualitätskontrolle und Transparenz der Wissenschaft zu überwachen. Ein dritter Typ ist der Händler des Zweifels (Oreskes und Collins 2010), der Unsicherheiten verzerrt und aufbauscht, und zwar als Rechtfertigung für Untätigkeit aus finanziellen oder ideologischen Gründen.
Assimilation des Monsters: Bei der Assimilation des Monsters geht es darum zu lernen, mit ihm zu leben und der Unsicherheit einen expliziten Platz in der Betrachtung und dem Management von Umweltrisiken einzuräumen.
Die Abschätzung und der Umgang mit Ungewissheit und Unkenntnis zusammen mit einer erweiterten ebenbürtigen Gemeinschaft sind bei der Assimilation des Monsters unabdingbar. Die Herausforderung hinsichtlich dessen Assimilation besteht in der ewig sich ändernden Natur des Monsters und der Geburt weiterer Monster.
Diese Studie erforscht Wege, Unsicherheit in der Klimawissenschaft zu verstehen, sich ihrer anzunehmen und darüber zu diskutieren, und zwar mit spezieller Applikation zum IPCC-Prozess der Zustandsbeschreibung. Abschnitt 2 beschreibt die Herausforderungen des Verstehens und der Charakterisierung der Ungewissheit in dynamischen Modellen komplexer Systeme, einschließlich der Herausforderungen, das Ensemble der Simulationen für das 21. Jahrhundert zu interpretieren, wie es in den IPCC-Zustandsberichten gemacht wird. In Abschnitt 3 werden einige Dinge hinsichtlich des Umgangs mit Ungewissheit angesprochen, und es wird beleuchtet, wie das IPCC in seinen Zustandsberichten mit diesen Unsicherheiten umgeht. In Abschnitt 4 geht es um die Unsicherheit hinsichtlich der Entdeckung und Zuordnung der anthropogenen Klimaänderung. Abschnitt 5 schließlich führt einige Gedanken und Strategien ein, das Ungewissheitsmonster zu zähmen, und zwar auf dem Niveau von Institutionen, individuellen Wissenschaftlern und Gemeinden.
1 Quelle: http://www.quotationspage.com/quote/33103.html
2 Alle IPCC-Zustandsberichte sind online auf
http://www.ipcc.ch/publications_and_data/publications_and_data_reports.htm#1. Die vier Zustandsberichte werden hier als FAR, SAR, Tar und AR4 plus den bevorstehenden AR 5 bezeichnet. Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich Zitate im Text auf Berichte der Arbeitsgruppe I.
Judith Curry und P.J. Webster
den gesamte Text finden Sie unter diesem Link: http://journals.ametsoc.org/doi/pdf/10.1175/2011BAMS3139.1
Übersetzt von Chris Frey für EIKE
Hinweis des Übersetzers: Es folgt die 38-seitige Abhandlung zu diesem Thema. Aus Zeitgründen wird diese hier nicht mit übersetzt.