Wann wird es schwarz über Deutschland?
Hier die Übersicht:
· Vor dem Moratorium war Deutschland ein Netto-Exporteur von Strom, denn bei Starkwindzeiten – und zunehmend auch bei hoher Photovoltaikeinspeisung – floss ein hoher Anteil des EEG-Stroms ins benachbarte Ausland. Dieses hat sich durch das Moratorium gewandelt, Deutschland wurde zu einem Netto-Importeur von Strom. Die Änderung entspricht etwa einer Dauerleistung von rd. 5.400 MW und damit etwa ¾ der abgeschalteten Kernenergie-Leistung. Der Wegfall der Stromerzeugung aus Kernkraftwerken in Deutschland wird somit überwiegend durch Stromimporte gedeckt (siehe dazu Abb. 19 auf Seite 29 des Berichtes).
· Insbesondere hat sich der Stromimport aus Frankreich durch die Abschaltungen erhöht, im Mittel um ca. 58%. Das entspricht im zeitlichen Mittel rund 1000 MW Leistung und im Maximum 4000 MW. Dieser Stromimport bedeutet, dass ein bis vier französische Kernkraftwerke die Stromversorgung Deutschlands sicherstellen.
· Die Stromexporte in die Schweiz, Österreich und Niederlande haben sich verringert, der Stromexport aus Tschechien hat sich erhöht. Der Stromaustausch mit den übrigen Nachbarn hat sich nur unwesentlich verändert.
· Gleichzeitig mit den Abschaltungen sind die Strompreise an der Strombörse um etwa 0,6 bis 1,2 ct/kWh angestiegen. Die Preise für CO2-Emissionsrechte sind um ca. 10% gestiegen.
· Die Probleme werden sich in Zukunft verstärken, besonders durch die zeitlich stark schwankenden Einspeisungen von Wind- und Solarstrom (siehe dazu Abb. 28 auf Seite 36 des Berichtes). Diese Einspeisungen erreichen im Maximum 30 000 MW, wenn die Spitzen von Wind- und Solarstrom zusammenfallen. Im Minimum tragen Wind- und Solarstrom nur weniger als 1000 MW zur Versorgung bei, so dass zu diesen Zeiten der Strom vollständig von konventionellen Kraftwerken geliefert werden muß.
Was ist in Zukunft zu erwarten?
Da ist insbesondere der Stromverbund mit Frankreich wichtig, über diese Grenze fließt der meiste Strom. Schon bisher floß viel Windstrom nach Frankreich und half dort im Winter bei der Versorgung, denn die Franzosen verwenden sehr viel Strom für Heizzwecke. Frankreich wird bei Kälte seinen Kernkraftstrom selber benötigen, fehlender Windstrom kann das Problem verschärfen. Dann ist auch in Deutschland mit ernsten Engpässen zu rechnen, besonders in den frühen Abendstunden, in denen die Stromspitzen bisher schon von ausländischen Kraftwerken abgedeckt wurden.
Wind- und Solarstrom können kein stabiles Netz gewährleisten, das hat technische Gründe: Sie können den Lastfolgebetrieb des Netzes nicht stützen, denn sie müssen der von Netz vorgegebenen Frequenz von 50Hz folgen. Fehlt diese Vorgabe, greift die Schutztechnik in den Schaltanlagen und es kann zu lawinenartig sich fortsetzenden Abschaltungen von Netzabschnitten kommen. So war es am 4.11.2006, als durch die Schiffsüberführung auf der Ems bei Papenburg Deutschland zur Hälfte dunkel wurde. Weitreichende Stromausfälle machen große Probleme beim wieder einschalten durch hohe Einschaltspitzen in der Stromstärke. Die Gefahr von Netzausfällen besteht im kommenden Winter erhöht, für Deutschland und auch für seine Nachbarn.
Frau Hildegard Müller vom BDEW sagt zu der Absicht der deutschen Politik nach einer „Energiewende“ in der Einleitung im oben zitierten Bericht: „Die Unternehmen der Energiewirtschaft wollen den Umbau der Energieversorgung. Sie sehen deutlicher als viele andere Akteure die Notwendigkeit aber auch die Chancen und Herausforderungen dieses Umbaus.“ – Es ist unbegreiflich, diese Äußerung von einer Fachfrau zu hören. Die politisch gewollte „Energiewende“, nämlich der Ersatz der Grundlastversorgung durch Kernkraft mit Hilfe von fluktuierende Quellen wird niemals möglich sein, denn die Sonne geht abends unter, der Wind hat meistens Flaute, und Stromspeicherung in größerem Umfang ist unmöglich.
Deutschland hat die sichersten Kernkraftwerke, darin waren sich bisher alle einig, und diese Tatsache wurde auch von der IAEA in Wien (International Atomic Energy Agency) bestätigt. Diese Kernkraftwerke werden abgeschaltet, und Deutschland bezieht den Ersatzstrom aus nicht ganz so sicheren Kernkraftwerken jenseits seiner Grenzen – das ist ein nicht zu übertreffender Schildbürgerstreich, genau das Gegenteil von intelligenter Energiepolitik.
Dr. Lutz Niemann, unter Verwendung von Hinweisen von Heinz Eng