Verzerrungen im Begutachtungsprozess: Eine warnende persönliche Abrechnung
Es gibt einen informativen Artikel von Ross McKittrick:
McKitrick, Ross R. (2011) “Bias in the Peer Review Process: A Cautionary and Personal Account” in Climate Coup, Patrick J. Michaels ed., Cato Inst. Washington DC.
Dieser Artikel erscheint in dem Buch:
Michaels, Patrick J., 2011: Climate Coup: Global Warming’s Invasion of Our Government and Our Lives (etwa: Der Klimacoup: Die Invasion der globalen Erwärmung in unserer Regierung und unserem Leben). Cato Institute. ISBN: 978-1-935308447
mit einer Zusammenfassung seines Inhalts:
„Ein erstklassiges Team von Experten erstellt eine überzeugende Dokumentation über den allgegenwärtigen Einfluss, den der Alarmismus der globalen Erwärmung auf fast jeden Aspekt der Gesellschaft hat – von der nationalen Verteidigung über Gesetze, den Handel, der Gesundheitspolitik, Bildung und internationale Entwicklung.“
In Bezug auf das Kapitel von Ross schreibt Pat Michaels:
„Das zweite Kapitel in dieser Ausgabe dringt zum Kern dessen vor, was wir als die Grundregel der Wissenschaft ansehen, nämlich die wissenschaftlich begutachtete, unabhängig beurteilte wissenschaftliche Literatur. Die Belastung und Trauer von McKittrick und mir über die Veröffentlichungen in Zeitschriften teilen wir mit den Erfahrungen vieler anderer Kollegen. Unglücklicherweise haben die Klimagate-emails enthüllt, dass tatsächlich systematisch Druck auf die Herausgeber der Journale ausgeübt wurde, um Manuskripte zurückzuweisen, die nicht der Linie einer katastrophalen Klimaänderung folgen. Sogar noch schlimmer sind meine Erfahrungen und auch die meiner Kollegen, dass sich die Situation in der Zeit nach Klimagate verschlimmert und nicht verbessert hat. Es ist inzwischen fast unmöglich, etwas zu veröffentlichen, das sich gegen die alarmistische Saat richtet. Die Stapel unveröffentlichter Manuskripte auf den Schreibtischen aktiver Wissenschaftler wachsen immer mehr und nehmen allmählich gigantische Ausmaße an.“
Pat hat recht, wenn er schreibt, dass der Prozess der Begutachtung und auch die Finanzierung der Forschung sehr politisch geworden und verzerrt ist.
Der Artikel von Ross beginnt mit den Worten (Hervorhebung hinzugefügt):
„Um dem IPCC nachzuweisen, dass seine Behauptungen ebenfalls falsch sind, bedurfte es einiger weniger statistischen Rechnungen, dann waren die Ergebnisse klar. Waren die Statistiken erst einmal zerlegt, begann ich, diese Arbeiten an wissenschaftliche Journale zu senden. Ich habe schon verschiedene gegen-den-Strom-Beiträge veröffentlicht und habe keinen glatten Durchgang erwartet, doch wurde der Prozess hier schließlich surreal. Am Ende wurde der Beitrag zwar akzeptiert, aber nicht in einem klimatologischen Journal. Zum Glück für mich bin ich Ökonom und kein Klimatologe, und meine Karriere hängt nicht davon ab, dass Beiträge von mir in klimatologischen Journalen erscheinen. Wäre ich ein junger Klimatologe, würde ich die Erkenntnis mitnehmen, dass es meiner Karriere sehr förderlich sein würde, niemals Beiträge zu schreiben, in denen das IPCC in Frage gestellt wird. Die Einseitigkeit in der Literatur (und die davon abhängigen Karrieren) kann nur schlecht sein für die Gesellschaft, die von Wissenschaftlern und wissenschaftlicher Literatur als vertrauenswürdige Basis für kluge politische Entscheidungen abhängig ist.“
Er zieht folgende Schlussfolgerungen:
„Einige Leute könnten versucht sein, die Klimatologie zu verteidigen, indem sie sagen, dass normale wissenschaftliche Verfahren zusammengebrochen sind, und zwar infolge intensiver politischer Kämpfe und politischer Einmischung. Aber nach meiner Ansicht wird dabei Ursache und Wirkung vertauscht. Die politische Klasse hat sich wegen all der Brüche in den normalen wissenschaftlichen Prozeduren aggressiv in die Klimawissenschaft eingemischt. Die Öffentlichkeit hat das Vertrauen in die Fähigkeit der wichtigsten Klimainstitute verloren, einschließlich des IPCC und den führenden Zeitschriften, mit den Beweisen unparteiisch umzugehen. Das muss nicht so sein. Mein eigenes Arbeitsgebiet der Ökonomie befasst sich fortwährend mit politikrelevanten Themen mit grundlegenden öffentlichen Konsequenzen. Natürlich gibt es unterschiedliche Meinungen, und heftige Diskussionen finden zwischen den unterschiedlichen Lagern statt. Aber was derzeit in der Klimawissenschaft passiert, unterscheidet sich davon grundlegend oder folgt zumindest einem viel intensiveren Maßstab. Ich kenne keine Parallelen in der modernen Ökonomie. Es scheint wegen der spekulativen Bedrohung der globalen Erwärmung ein das ganze Fachgebiet übergreifender Beschluss zu sein, die Ethik der wissenschaftlichen Objektivität mit einer Fußnote zu versehen: Es gibt jetzt die zusätzliche Bedingung, dass Objektivität hinter dem Imperativ, eine spezielle Meinung zu unterstützen, zurückstehen muss.
Diese Strategie schlägt furchtbar zurück: Anstatt dass ein echter wissenschaftlicher Prozess entsteht, erscheint die derzeitige Situation mehr wie ein Würgegriff von Indoktrination und intellektueller Korruption. Ich weiß keine Lösung, habe ich doch bisher keinen Fall erlebt, in dem eine Institution oder ein Segment der Gesellschaft in der Lage wäre, sich selbst zu korrigieren, nachdem sie durch das Thema globale Erwärmung unterwandert oder aus dem Gleichgewicht gebracht worden war. Aber vielleicht findet ja die Klimawissenschaft mit der Zeit einen Weg, genau dies zu tun. Das wäre Fortschritt!“
Sowohl Pat als auch Ross haben recht damit, dass es ein Vorurteil in der Gemeinschaft der Klimawissenschaftler gibt, und zwar hinsichtlich von Veröffentlichungen und der Zuteilung von Forschungsgeldern. Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht.
Zu diesem Thema habe ich viele Beiträge eingestellt. Verschiedene Beispiele:
My Comments For The InterAcademy Council Review of the IPCC
Is The NSF Funding Process Working Correctly?
Invited Letter Now Rejected By Nature Magazine
Comments On The Peer-Review Journal Publication Process And Recommendations For Improvement
Es ist wichtig, dass die politischen Entscheidungsträger auf die unsachgemäße Kontrolle des Begutachtungsprozesses und der Forschungsförderung durch die NSF und andere Agenturen aufmerksam werden. Dies habe ich vor Kurzem in meinem Bericht für Politiker zusammengefasst:
Pielke Sr., R.A. 2011: Climate Science and EPA’s Greenhouse Gas Regulation. Feststellungen für das House Subcommittee on Energy and Power
Darin habe ich hinsichtlich des Bewertungsverfahrens des CCSP [Climate Change Science Program der USA] (welches eine der Informationsquellen für den Bericht des IPCC 2007 war) geschrieben:
„Der Prozess, den Bericht des CCSP zu vervollständigen, schloss gültige wissenschaftliche Perspektiven auf Druck des Komitees aus. Der Herausgeber des Berichtes (Tom Karl) verwarf systematisch eine Reihe von Ansichten, wie Temperaturtrends in der unteren Troposphäre zu verstehen und in Übereinstimmung zu bringen sind.
Die Zusammenfassung des CCSP-Berichtes ignoriert kritische wissenschaftliche Fakten und macht auf wackligen Füßen stehende Schlussfolgerungen, die unser gegenwärtiges Verständnis von Temperaturtrends betreffen“.
Der Artikel von Ross und die Erfahrungen von Pat dokumentieren ein weiteres Mal, dass der Ausschluss von Forschungsarbeiten von [der Veröffentlichung in] wichtigen wissenschaftlichen Journalen sowie bei der Zuteilung von Forschungsgeldern durch das NSF und andere Agenturen ein systematisches und ernstes Problem darstellt, das die objektive wissenschaftliche Untersuchung der Klimawissenschaft kompromittiert hat.
Übersetzt und mit einer Einführung versehen von Chris Frey für EIKE