Kurzberichte zu Fukushima Daiichi (9): Die aktuelle Falschmeldung bei „Spiegel-Online“; diesmal Extraklasse (Stand: 23.3, 13.30 Uhr und 24.3.)
Update: n-tv am 24.3. morgens: Liveticker 5.52 Uhr+++ Strahlenwerte um Fukushima leicht gestiegen +++
+++ 5.52 Strahlenwerte um Fukushima leicht gestiegen +++In der Umgebung des havarierten Atomkraftwerks Fukushima wurde eine leicht erhöhte Strahlung festgestellt. In der 75 Kilometer nordwestlich gelegenen Stadt Fukushima wurde ein Wert von 5,43 Mikrosievert pro Stunde gemessen, wie der Fernsehsender NHK berichtete. In Minamisoma, rund 30 Kilometer nördlich des Kraftwerks, waren es 1,42 Mikrosievert und in Iwaki, 50 Kilometer südlich, wurden 1,68 Mikrosievert registriert.
+++ 5.52 Strahlenwerte um Fukushima leicht gestiegen +++In der Umgebung des havarierten Atomkraftwerks Fukushima wurde eine leicht erhöhte Strahlung festgestellt. In der 75 Kilometer nordwestlich gelegenen Stadt Fukushima wurde ein Wert von 5,43 Mikrosievert pro Stunde gemessen, wie der Fernsehsender NHK berichtete. In Minamisoma, rund 30 Kilometer nördlich des Kraftwerks, waren es 1,42 Mikrosievert und in Iwaki, 50 Kilometer südlich, wurden 1,68 Mikrosievert registriert.
Kommentar:
Der jährliche Grenzwert für Piloten und Stewardessen beträgt 20 000 Mikrosievert, das sind pro Stunde etwa 2,28 Mikrosievert*. http://www.helmholtz-muenchen.de/fileadmin/EPCARD-Portal/PDF/FLUGS_EPCARD.pdf In der "verseuchten Zone" herrschte (siehe nebenstehendes Diagramm mit den aktuellen Daten aus dem KKW Fukushima) also kurzzeitig gut das Doppelte.
Die Exposition des fliegenden Personals während eines Hin- und Rückfluges Frankfurt Main- San Franzisco (gem. o.a. Studie) liegt bei 100 µS bis 200 µS. Das sind zwischen 5 – 10 µS/h. Dh. bei nur 50 Flügen dieser Strecke im Jahr, bekommt das fliegende Personal eine Strahlenexposition von 50 x 100 = 5000 µS bis 50 x 200 = 10.000 µS. Beim fliegenden Personal ist bisher nichts von einer erhöhten Krebsneigung bekannt. http://www.spiegel.de/reise/aktuell/a-228101.html
Welche Mengen Strahlung sind eigentlich in welchem Zusammenhang unterwegs: http://xkcd.com/radiation/
Ein Deutscher in Japan meint: http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article12930698/Deutsche-in-Japan-fuehlen-sich-verhoehnt.html
Interessant:
"The granite in Grand Central Station and the uranium-laced stone used to build the U.S. Capitol Building supposedly give off enough radiation that if they were nuclear power plants they wouldn’t pass licensing."
Quelle: http://blogs.forbes.com/christopherhelman/2011/03/16/what-are-millisieverts-and-should-tokyo-be-scared-of-them/
Mit Dank an Leser OK. 24.3.10:55 Uhr: * Dank Leser Knauer korrigiert.
Fortsetzung Text…
Als ich las, daß das AKW komplett evakuiert worden sei, ist mir doch einen Augenblick der Schreck in die Glieder gefahren.
Man muß sich ja erst immer wieder klarmachen, daß man es mit einem Medium zu tun hat, dem journalistische Sorgfalt ungefähr so schnurz ist wie einem Schimpansen die Frage, wie man die Existenz von Antimaterie nachweisen kann. Auch ich falle oft wieder für einen Augenblick auf die Unwahrheiten bei "Spiegel-Online" herein.
Ich dokumentiere jetzt vollständig die aktuelle Meldung des japanischen Senders NHK zu diesem Thema. Sie ist datiert mit 19.13 Uhr japanischer Zeit, also 11.13 Uhr MEZ:
TEPCO: Black smoke rises from No.3 reactor
The Tokyo Electric Power Company, or TEPCO, says black smoke was seen rising from the No.3 reactor building at the quake-damaged Fukushima Daiichi nuclear plant at around 4:20 PM on Wednesday. TEPCO told reporters that it received a report 1 hour later that the smoke had gradually cleared.
The company said that the level of radiation near the main gate of the plant, 1 kilometer west of the No.3 reactor, was 265.1-microsieverts-per-hour at 5 PM. They added there had been no major change in the levels after the smoke was observed. On Monday afternoon, gray smoke was seen rising from the same reactor building. TEPCO said that the plumes turned white before disappearing.
The power company evacuated workers from the control room of the No. 3 reactor, as well as firefighters from Tokyo and Yokohama preparing for a water-spraying operation. The firefighters had to abandon their planned water spraying operation for the day.
TEPCO: Vom Reaktor 3 steigt schwarzer Rauch auf
Das Tokioter Stromunternehmen (TEPCO) meldet, daß am Mittwoch gegen 16.20 [8.20 MEZ; Zettel] über dem vom Erdbeben beschädigten KKW Fukushima Daiichi schwarzer Rauch zu sehen war, der vom Reaktorgebäude 3 aufstieg. TEPCO erklärte gegenüber Journalisten, daß es eine Stunde später den Bericht erhielt, daß sich der Rauch langsam wieder aufgelöst hatte.
Das Unternehmen teilte mit, daß die Höhe der Strahlung in der Nähe des Haupteingangs des Werks, einen Kilometer westlich des Reaktors 3, um 17.00 Uhr [9.00 MEZ; Zettel] 265,1 Microsievert/Stunde betrug. Wie es weiter heißt, hatte es keine wesentliche Änderung gegeben, nachdem der Rauch aufgetreten war. Am Montag Nachmittag war grauer Rauch gesichtet worden, der von demselben Gebäude aufstieg. TEPCO teilte mit, daß die Rauchfahnen weiß wurden, bevor sie verschwanden.
Das Stromunternehmen zog die Arbeiter aus dem Kontrollraum des Reaktors 3 ab; ebenso die Feuerwehrleute aus Tokio und Yokohama, die sich auf eine Operation zur Einbringung von Wasser vorbereiteten. Die Feuerwehrleute mußten die für heute geplante Aktion zur Einbringung von Wasser einstellen.
Die Rauchfahne war also nach bereits einer Stunde wieder verschwunden.
Nicht das KKW wurde "komplett evakuiert", sondern Arbeiter wurden aus dem Kontrollraum eines der sechs Blöcke abgezogen, und Feuerwehrleute stellten eine an diesem Reaktor geplante Operation ein.
Es gab keine "erhöhte Radioaktivität"; sondern die Werte am Hauptmeßpunkt lagen bei rund einem Viertel Millisievert pro Stunde. Das ist in der Größenordnung, die dort seit Tagen gemessen wird; es ist sogar ein eher niedriger Wert. Sehen sie sich dazu diese Grafik bei der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) an, die fortlaufend aktualisiert wird.
Schlamperei? Sensationsmache? Agitprop? Vielleicht alles das, zusammengerührt. Es ist die Vertazung der Medien, die man bei "Spiegel-Online" besonders krass beobachten kann. Meinungsmache, nicht Berichterstattung. Verkommener Journalismus.
Nachtrag um 18.00 Uhr: In Zettels kleinem Zimmer hat Meister Petz jetzt darauf aufmerksam gemacht, daß der Artikel zwar nicht mehr die Schlagzeile liefert, aber im Angebot von "Spiegel-Online" auch jetzt noch zu lesen ist. Unverdrossen mit der Falschmeldung von der "kompletten Evakuierung des AKW".