Climategate „Aufklärer“ Lord Oxburgh : „wissenschaftliche Erkenntnis war nicht Gegenstand unserer Studie. „

Aus verlässlicher Quelle erfuhr ich von Phil Jones’ Eingeständnis während der Oxburgh-Interviews, dass es wahrscheinlich unmöglich wäre, die tausendjährige Temperaturgeschichte auch nur mit einiger Genauigkeit zu rekonstruieren. Offenbar wäre das ein enorm wichtiges Eingeständnis in dieser Debatte. Doch der Oxburgh-Ausschuss zur wissenschaftlichen "Untersuchung" hat über dieses Eingeständnis nicht berichtet, obwohl die University of East Anglia angekündigt hatte, dass der "Wissenschaftliche Untersuchungsausschuss" die wissenschaftliche Erkenntnis ihres Klimaforschungsinstituts einer "erneuten Prüfung" unterziehen würde. 

Demgemäß habe ich vergangene Woche den folgenden Brief an Oxburgh (an seine Oberhaus-E-Mail-Adresse wie auch an die in der Untersuchung benutzte E-Mail-Adresse) geschickt und auch in Kopie an zwei Mitglieder des Parlamentsausschusses, an zwei Journalisten und an den Muir Russel Untersuchungsausschuss.

Sehr geehrter Dr. Oxburgh,

Ich schreibe an Sie in Ihrer Eigenschaft als Vorsitzender des "Wissenschaftlichen Untersuchungsausschusses", der am 14. April 2010 über die unabhängige externe Untersuchung der wissenschaftlichen Erkenntnis der CRU berichtete, wie von der University von East Anglia im Februar 2010 angekündigt.

Ich habe aus verlässlicher Quelle erfahren, dass während eines der vom "Wissenschaftlichen Untersuchungsausschuss" durchgeführten Interviews Phil Jones (CRU) eingestand, dass es wahrscheinlich unmöglich wäre, auch nur mit einiger Genauigkeit diese [tausendjährigen] Temperaturrekonstruktionen zu machen.

Wenn man bedenkt, dass dies eine der umstrittensten, wenn nicht die allerumstittenste Frage überhaupt im Disput über die Wissenschaftliche Erkenntnis der CRU ist, scheint die Nichterwähnung durch den Wissenschaftlichen Untersuchungsausschuss so erheblich zu sein, dass sie den Untersuchungsbericht verfälscht.

Angesichts dessen fordere ich, dass Sie einen Zusatz nachfolgen lassen, der klar über Jones’ Aussage zur wahrscheinlichen Unmöglichkeit einer auch nur annähernd genauen tausendjährigen Rekonstruktion [der Temperaturgeschichte] berichtet.
Hochachtungsvoll,
Stephen McIntyre

Heute Morgen erhielt ich folgende bemerkenswerte Antwort:

Sehr geehrter Dr. Mcintyre,
Danke für Ihre Nachricht. Was Sie melden,  kann,  muss aber nicht wahr sein. Aber, wie  bereits kürzlich Ihnen gegenüber erwähnt, die wissenschaftliche Erkenntnis war nicht Gegenstand unserer Studie.

Hochachtungsvoll,
Ron Oxburgh

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. "die wissenschaftliche Erkenntnis war nicht Gegenstand unserer Studie". Wieso sollte man denn überhaupt erwarten, dass die wissenschaftliche Erkenntnis Untersuchungsgegenstand des "Wissenschaftlichen Untersuchungsausschusses" sein könnte? Dafür gibt es einen guten Grund. Die University of East Anglia und Muir Russell haben immer wieder betont, dass der wissenschaftliche Untersuchungsausschuss die wissenschaftliche Erkenntnis des [Klimaforschungsinstituts] CRU einer Prüfung unterziehen würde. 

Schauen Sie sich die erste Ankündigung der University of East Anglia vom 11. Februar unter der Überschrift an: 

"Erneute wissenschaftliche Überprüfung der Klimaforschungspublikationen angekündigt".

Dort heißt es: eine unabhängige externe Überprüfung der wissenschaftlichen Erkenntnis in den Schlüssel-Publikationen des Klimaforschungsinstituts der University of East Anglia ist angekündigt worden. Die Royal Society wird die Universität beim Benennen von Beisitzern mit der notwendigen Fachkenntnis, Unabhängigkeit und Reputation unterstützen. 

 "Von der CRU veröffentlichte Papiere sind dem strengen und eingehenden Fachbegutachungsprozess unterworfen gewesen, das ist der Eckstein zur Wahrung der Glaubwürdigkeit der Forschung," sagte Professor Trevor Davies, Vizekanzler der Universität und zuständig für Forschung, Betrieb und Personal. "Dieser Prozess und die Erkenntnisse unserer Forscher waren in den vergangenen Monaten einer beträchtlichen Debatte unterworfen. Kollegen in der CRU haben tatkräftig ihre Vorgehensweisen und ihre Veröffentlichungen verteidigt, und wir glauben, dass eine zusätzliche Überprüfung der wissenschaftlichen Erkenntnis selbst im Interesse aller Beteiligten liegt!

Oder Muir Russells Aussage auf der Pressekonferenz vom 11. Februar:

Unsere Aufgabe ist die wissenschaftliche Sorgfalt zu überprüfen, die Ehrlichkeit, die Offenheit und die gebotene Methodik der CRU, wie auch anderer Angelegenheiten in deren Aufgabenbereich … und die Einhaltung der Regeln. Es ist nicht unsere Aufgabe, die wissenschaftliche Erkenntnis der CRU zu überprüfen. Dazu würden andere Fähigkeiten und Kräfte benötigt. Die Universität erkennt den Bedarf einer derartigen Untersuchung an. Sie hat die Royal Society darum gebeten. Man hat entschieden, dass ein Ausschuss mit der Überprüfung der hauptsächlichen wissenschaftlichen Erkenntnisse der CRU beauftragt werden soll, mit Hilfe der Royal Society beim Finden und Benennen der Personen mit der nötigen Reputation, Expertise und Erfahrung, um dies durchzuführen.

Oder die Presseerklärung der Royal Society vom 11. Februar, in welcher Martin Rees sagte:

Es ist wichtig, dass die Leute höchstes Vertrauen in die wissenschaftlichen Erkenntnisse vom Klimawandel haben. Wenn berechtigte Zweifel über auch nur einen Teil der wissenschaftlichen Erkenntnis geäußert werden, muss dem nachgegangen werden – so wird in der Wissenschaft gearbeitet. Die Royal Society wird die University of East Anglia bei der Auswahl der unabhängigen Beisitzer zur Durchführung der Überprüfung beraten.

Oder den BBC-Bericht vom gleichen Tag:

Die Kommission wird aber nicht die vergangene Forschungsarbeit der CRU überprüfen, weil diese Überprüfung mithilfe einer von der University of East Anglia beauftragten Studie durchgeführt werden wird, wobei die Royal Society einer Beraterrolle einnimmt.

"Kollegen in der CRU haben eifrig ihr Verhalten und ihre Veröffentlichungen verteidigt, und wir glauben, dass es im Interesse aller Beteiligten ist, eine zusätzliche Untersuchung durchzuführen, welche die wissenschaftliche Erkenntnis selbst in Augenschein nimmt," wie Professor Trevor Davies sagte, Vizekanzler der Universität und zuständig für Forschung, Betrieb und Personal. 

Lord Rees, Präsident der Royal Society, sagte, dass es wichtig wäre, dass die Öffentlichkeit absolutes Vertrauen in die wissenschaftliche Erkenntnis vom Klimawandel hätte. "Wenn berechtigte Zweifel geäußert werden über irgendeinen Teil der wissenschaftlichen Erkenntnis, dann muss dem vollständig nachgegangen werden – so ist die wissenschaftliche Vorgehensweise," erläuterte er. "Die Royal Society wird die University of East Anglia bei der Auswahl unabhängiger Beisitzer für die Überprüfung beraten."

Oder die schriftliche Eingabe der University of East Anglia an den Parlamentsausschuss vom 25. Febr.: 

2.3 Parallel zu Sir Muir Russels Überprüfung haben wir uns für eine zusätzliche wissenschaftliche Bewertung der Schlüsselpublikationen der CRU entschieden; für eine externe Überprüfung der wissenschaftlichen Erkenntnis. Die Royal Society ist einverstanden, der Universität bei der Auswahl der Beisitzer mit der erforderlichen Erfahrung, Ansehen und Unabhängigkeit zu helfen.

Oder Muir Russells schriftliche Eingabe an den Parlamentsausschuss.

4. Der Aufgabe der [Muir Russell] Überprüfung enthält nicht den Auftrag zur Überprüfung der wissenschaftlichen Arbeit der CRU. Diese Überprüfung wird getrennt von der University of East Anglia beauftragt mit Unterstützung der Royal Society.

Oder Actons mündliche Aussage vor dem Parlamentsausschuss:

Was die wissenschaftliche Erkenntnis selbst betrifft, habe ich dort keine Anzeichen von irgendwelchen Fehlern bemerkt, aber ich hoffe, dass ich am Ende der Woche den Vorsitzenden eines Untersuchungsausschusses benennen kann, welcher die wissenschaftliche Erkenntnis begutachten und sicher stellen wird, dass da nichts falsch ist.

Oxburgh hat das Eingeständnis von Jones weder bestätigt noch in Abrede gestellt. Unglücklicherweise gibt es keine Aufzeichnung der Befragung von Jones, weil Oxburgh sich über die Empfehlung des Parlamentsausschusses hinweggesetzt hat, die besonders betonte, dass bei der Untersuchung Öffentlichkeit hergestellt werden müsste, um Akzeptanz für das Ergebnis zu erreichen. Oxburgh aber hat auf die Empfehlung des Parlamentsausschusses gepfiffen, indem er weder schriftliche Stellungnahmen, noch Aufzeichnungen von Befragungen, ja noch nicht einmal Notizen anfertigen ließ. Umso schlimmer, dass zumindest einer der Kommissionsmitglieder seine eigenen Befragungsaufzeichnungen bereits vernichtet hat.

Oxburgh sagt, – trotz aller öffentlichen Aussagen der Universität, auch gegenüber dem Parlament in Presseveröffentlichungen und der Bekundung gegenüber dem Parlamentsausschuss von der Pflicht zur "Überprüfung" der wissenschaftlichen Erkenntnisse der CRU – dass "die wissenschaftliche Erkenntnis" nicht Gegenstand seiner "Überprüfung" gewesen wäre.

Angesichts aller gegenteiligen Aussagen gegenüber der Öffentlichkeit und dem Parlament würde man doch erwarten, dass Oxburgh als Vorsitzender der Untersuchung eine klare und schriftliche Aufgabenbeschreibung gehabt hätte, die anders war, als in der Öffentlichkeit und gegenüber dem Parlament behauptet. Und dann auch noch Oxburgh, der bei allen Rätselhaftigkeiten und Ungereimtheiten sagte, seine Aufgabenbeschreibung wäre "mündlich" erfolgt. (Wer hat schon einmal etwas von "mündlichen" Aufgabenbeschreibungen gehört?)

Doch kommen wir noch einmal zu Jones Eingeständnis zurück, dass es "wahrscheinlich unmöglich wäre, auch nur einigermaßen genau eine tausendjährige Temperaturrekonstruktion zu erstellen." Diese Information habe ich aus erster Hand. Wenn sie stimmt, wäre sie ein wichtiges Eingeständnis angesichts der Aussagen des IPCC und anderer, dass man den Spaghetti-Schnörkeln vertrauen könnte. Die Gültigkeit der Information muss festgestellt werden – vielleicht kann ein Mitglied des Oxburgh-Ausschusses dies gegenüber Reportern bestätigen. Vielleicht gibt Jones es selbst zu.

Möglich, dass sich der parlamentarische Untersuchungsausschuss erneut treffen könnte, um herauszubekommen, was zum Teufel in der Oxburgh-"Untersuchung" vorging.

Stephen McIntyre in Climateaudit

Übersetzt von Helmut Jäger EIKE