Warum es Erdgas künftig im Überfluss gibt!
Update vom 21.3.10 : Scientists find way to make cheap gas from coal
Die Nachricht ging fast unter, sie sah aus wie eine kleine Fußnote in der Geschichte zweier ewiger Rivalen: Mitte Januar gab das amerikanische Energieministerium bekannt, dass die USA im vergangenen Jahr Russland als weltgrößten Erdgasproduzenten abgelöst haben.
Doch hinter dem nüchternen Befund steckt mehr. Viel mehr. Er ist ein erster Indikator dafür, dass sich das Kräfteverhältnis an den globalen Gasmärkten verschiebt. Und das damit verbundene politische Machtgefüge gleich mit.
Bisher gehorchte der internationale Gashandel einer einfachen Mechanik: Steigt die Nachfrage und wird das Angebot knapp, nimmt die Macht großer Förderstaaten wie Russland und Norwegen zu. In schöner Regelmäßigkeit folgen daraufhin die politischen Panikreflexe: Die Nato entwirft Bedrohungsszenarien, die darlegen, welch geostrategisches Gefahrenpotenzial von Russland ausgeht. Und die Europäer zerbrechen sich den Kopf, wie sie sich aus der Abhängigkeit von russischem Gas befreien können.
Ein technischer Durchbruch könnte diesen Automatismus jetzt außer Kraft setzen. Immer mehr Spezialfirmen vor allem in Amerika bohren nach sogenanntem nichtkonventionellem Erdgas – Gas also, das in dichten Ton- und Schieferschichten eingelagert ist.
Die Bergung dieser Vorkommen ist aufwendig. Die Bohrungen müssen erst vertikal tief in die Erde getrieben werden, um dann horizontal zu den Lagerstätten vorzudringen. Anschließend wird das Gestein hydraulisch aufgebrochen (siehe Grafik auf Seite 2). Doch dank der hohen Gaspreise ist diese teure Fördertechnik inzwischen konkurrenzfähig. Und die Funde übertreffen alle Erwartungen.
Mehr als die Hälfte der nachgewiesenen Erdgasreserven der USA entfallen bereits auf nichtkonventionelles Gas. Das Potential Gas Committee der Colorado School of Mines, einer führenden geowissenschaftlichen US-Universität, hob seine Schätzungen über die amerikanischen Gasressourcen jüngst um mehr als ein Drittel an: auf 58?800 Milliarden Kubikmeter.
Die Experten überbieten sich geradezu mit feierlichen Kommentaren. Eine "stille Revolution" nennt Fatih Birol, Chefvolkswirt der Internationalen Energieagentur (IEA), die neuen Fördermöglichkeiten. Daniel Yergin, der Guru der Energieanalysten, spricht von der "wichtigsten Energieinnovation des Jahrzehnts".
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