Arktiseis III:Das Ende der Arktischen Schmelzsaison – Ein Resümee!
Diese Tage genügt ein Blick aus dem Fenster um zu erkennen, dass der Sommer vorüber ist und der Herbst langsam Einzug hält. Und weil in diesem Jahr neben Weihnachten außerdem noch die Weltklimakonferenz in Kopenhagen vor der Tür steht, können wir sicher sein, dass ähnlich wie die Menge an Lebkuchen und Schokonikoläusen in den Geschäften auch die Zahl der Publikationen zum Thema Klimawandel und seine Folgen in der Presse in Richtung Dezember rasant ansteigen wird.
Und ebenso sicher können wir sein, dass sich ein nicht geringer Teil dieser Publikationen mit der Eisentwicklung an den Polen beschäftigen wird. Die Arktis und die Antarktis bergen mit ihren riesigen Massen an gespeichertem gefrorenen Wasser nun einmal die beste Grundlage für Horrorszenarien, welche das Wort Sintflut enthalten.
Der Verlockung, dieses Potenzial auch zu nutzen erliegen nicht nur Klimaforscher. Auch die Medien, welche sich ohnehin begeistert auf alles werfen, was sich irgendwie als Katastrophenmeldung verwerten lässt, finden an Arktis und Antarktis großen Gefallen. Süße Eisbären und Pinguine und die globale Katastrophe in einer Meldung unterbringen zu können, stellt nun mal einen unwiderstehlichen Reiz dar.
Arktiseis als Sommerloch-Füller
Daher haben auch in diesem Sommer wieder verschiedene Horrorszenarien über die Entwicklung des Eises in der Antarktis die Presse erreicht. Zwei Fragen waren dabei besonders im Fokus. Zum einen bis wann das Eis in der Arktis im Sommer ganz verschwunden sein wird und zum anderen ob das Arktiseis in diesem Jahr ein erneutes Minimum erreicht.
Ebenfalls den Weg in die Presse gefunden hat das neue Lieblingskind der Arktisforscher, nämlich die Eisdicke, beziehungsweise das Eis-Volumen. Weil der Rückgang der Eisbedeckung in der Arktis seit 2007 eine Pause eingelegt hat, will man uns alarmistisch bei der Stange halten, indem man uns erzählt, dass aber auch die Eisdicke abgenommen habe und dass das 2008 und 2009 neu gebildete Eis ja noch dünnes schwaches “Baby-Eis” sei, welches dann im Sommer schnell wieder wegschmelzen würde.
Letzteres ist allerdings bislang nicht eingetreten, so dass aus dem Baby-Eis möglicherweise bald ausgewachsenes Eis wird und die Arktisforscher sich ein neues Thema suchen müssen.
Die Geschichte der Nordost-Passage
Als besonders kreativer Beleg für den Klimawandel kann die “erstmalige Befahrung der Nordost-Passage durch zwei deutsche Schiffe” betrachtet werden. Durch das verschwindende Eis wäre diese Route Meldungen zufolge erstmals schiffbar gewesen (hier und hier). Richtig an der Geschichte ist vermutlich nur, dass es die ersten deutschen Schiffe waren die diese Passage genommen haben. Tatsächlich jedoch ist die Nordost-Route eine seit 1935 kommerziell und militärisch genutzte Schiffahrtsroute (hier), durch welche in manchen Jahren über 200.000 Tonnen Ladung bewegt wurden. Man kann sogar Kreuzfahrten buchen.
Auf dem Höhepunkt der diessommerlichen Arktis-Schmelze-Berichterstattung am 11. August schrieb dann der Spiegel: “Forscher befürchten neuen Eisschmelze-Rekord” und die “Welt” titelte gar: “Sommer 2009 ist für die Arktis verheerend”. Anlass für die Meldungen war eine Publikation eines amerikanischen Forscherteams, welches sich mit der Eisentwicklung in der Arktis beschäftigt hatte. Als besonders besorgniserregend sahen die Wissenschaftler das schnelle Abschmelzen des Eises im Juli an. Außerdem betonte der Hauptautor, dass das Eis in der Arktis außergewöhnlich dünn und verwundbar sei. Daher, so warnte er, könnte die Eisfläche bis September noch unter die Tiefstwerte schrumpfen.
Wer schätzt am besten?
Ein ähnliches Unterfangen, nämlich das Vorhersagen der Eisentwicklung anhand von Modellen und Beobachtungen, gab es auch bei uns in Europa. Erinnern wir uns zurück. Im Juni stellte das Alfred-Wegener-Institut in einer Pressemeldung folgende Frage: “Neues Rekordminimum der arktischen Meereisbedeckung?” und gab die Wahrscheinlichkeit dafür damals mit 28 Prozent an.
Die Wissenschaftler vom AWI nahmen im Rahmen eines europäischen Forschungsprojektes, welches ganz unspektakulär DAMOCLES getauft wurde, an einer Art Wettbewerb teil. In diesem gaben verschiedene Teams von Klimawissenschaftlern Prognosen für die minimale Ausdehnung der arktischen Eisbedeckung ab und ermittelten so, welches Modell die beste Prognose produzieren kann. Europa sucht die Super-Modellierer sozusagen.
Im Moment sieht alles danach aus, dass in der Arktis das Minimum der Eisbedeckung für dieses Jahr erreicht ist. Nach zwei Tagen wachsender Eisfläche um diese Jahreszeit erscheint dies sehr wahrscheinlich. Damit bietet sich die Gelegenheit, die Vorhersagen der Wissenschaftler einmal mit der Realität zu vergleichen. Und dabei fällt einem schnell auf, dass das Eis in der Arktis wohl wenig von Modellrechnungen hält. Im August lag die beste Schätzung der Forscher bei fünf Millionen Quadratkilometern. Das echte Eis war 240.000 Quadratkilometer größer. Das ist in etwa die Fläche von Großbritannien.
Eigene Grafik, Datenquelle:http://www.arcus.org/search/seaiceoutlook/2009_outlook/full_report_august.php </dd></dl>
Eisentwicklung zeigt positiven Trend
Wenn man sich den Verlauf der Eisentwicklung in der Arktis der letzten Jahre anschaut, dann kann von einer Abnahme der Eisbedeckung oder gar von einem beschleunigten Abschmelzen momentan keine Rede sein. Ganz im Gegenteil. Das Eis in der Arktis wächst seit 2007. So erleben wir 2009 im zweiten Jahr in Folge einen Zuwachs beim sommerlichen Tiefstand. Im Vergleich zu 2008 hat die Eisfläche in diesem Jahr um über 530.000 Quadratkilometer zugenommen, was ungefähr der Fläche Frankreichs entspricht.
Eigene Grafik, Datenquelle: http://www.ijis.iarc.uaf.edu/en/home/seaice_extent.htm </dd></dl>
Legt der Klimawandel eine Pause ein?
Die zunehmende Eisbedeckung der Arktis wird jedenfalls kaum geeignet sein, den Alarmisten als Munition für die Verhandlungen in Kopenhagen zu dienen. Man darf also gespannt bleiben, welche weiteren “Hot-Spots” uns bis dahin noch präsentiert werden. Und es bleibt auf jeden Fall weiter interessant zu beobachten, wie lange die Prediger des kommenden Erwärmungskollaps noch öffentliches Gehör finden wenn die von ihnen prophezeiten Entwicklungen auch weiterhin ausbleiben.
Einige von ihnen scheinen bereits für einen solchen Fall vorzubauen. So hat Mojib Latif, einer von Deutschlands prominentesten Klimaforschern, kürzlich auf der Weltklimakonferenz der UN in Genf offen von der Möglichkeit gesprochen dass die globale Erwärmung eine 20- bis 30-jährige Pause einlegen könnte. Demnach wäre bis 2020 oder 2030 keine weitere Erwärmung zu erwarten. Latif folgerte daraus: “Die Leute werden sagen das die Globale Erwärmung verschwindet.” Er betonte, er wäre “keiner der Skeptiker… aber wir müssen uns selbst die hässliche Fragen stellen oder andere Leute werden es tun”. (“I am not one of the skeptics,” … “However, we have to ask the nasty questions ourselves or other people will do it.” ) (hier, hier , hier und hier)
Sollte sich diese Prognose als zutreffend erweisen und in den nächsten zehn oder 20 Jahren keine weitere Erwärmung eintreten, dann müssen sich die Klimaforscher in der Tat auf einige “hässliche Fragen” gefasst machen. Nur steht zu befürchten, dass für die Folgen der Klimaforschung ganz andere zu bezahlen haben.
Weiterführende Links:
Arktische Eisausdehnung aktuell (NSIDC)
Eisentwicklung in der Arktis seit 1979 (NSIDC)
Antarktische Eisausdehnung aktuell (NSIDC)
Eisentwicklung in der Antarktis seit 1979 (NSIDC)
Arktische Eisausdehnung 2002-2009 im Vergleich (IARC-JAXA)
Arktische Eisausdehnung aktuell (Arctic ROOS)
AMSR-E sea ice concentration IFM Hamburg
Arktische Eisausdehnung 1978-2009 (Cryosphere Today)
Antarktische Eisausdehnung 1978-2009 (Cryosphere Today)
Temperaturen in der Arktis im Jahresverlauf (DMI)
Global Sea Surface Temperatures (climate4you)
EIKE Gastautor Rudolph Kipp; Der Beitrag erschien zuerst auf Readers Edition